Donnerstag 6. Oktober 2022,
Lac Siri Ali See auf 2070 m, Mittlerer Atlas, Steinwüste vor Errachidia
Moin,
Um 6 Uhr Klingel der Wecker…kurz einen Insta Post absenden…weiterschlafen. Der nächste Alarm sollte um 8:30 Uhr kommen. Doch erlebe ich den nicht. Bin um 7:45 Uhr endgültig wach, schnappe mein Handy und checke die YouTube Kommentare zum gestrigen Video.
Nebenher auch ein Blick raus, weiterhin gutes Wetter, diesig und ziemlich frisch mit gerade mal 6 Grad. Drinnen auch nur 13, daher schnell mal die Heizung an und etwas Wärme in Zottl puste. Das erste mal seit längerem.
Bis es warm ist, bleib ich noch liegen, stehe dann aber gegen halb neu auf, die Sonne kommt über die Berge und ich setze mich an den Rechner und schreiben den Blog von gestern. Was gemacht ist, ist gemacht.
Nachdem das erledigt ist, eine unangenehme Arbeit: Zahlung via Online Banking. Gar nicht so einfach, denn die TANs werden an meine Schweizer Handy Nummer geschickt, doch die Karte ist momentan nicht in einem Handy. Die TANs gehen also ins Leere! Doch zum Glück hab ich noch als Backup Handy ein altes Nexus 5 dabei. Das müsste doch funktionieren mit meiner Swisscom Karte…jap…es tut…cool! Meine TANs kommen wieder an, ich kann mal kurz 10.000 CHF überweisen. Citroen und AHV. Autsch!
Als das erledigt ist, vermeldet mein Nachbar kurz, dass er am See Wasser holen geht. Okay…mach mal. Ich bin hier und noch beschäftigt. Zeit für Frühstück! Heut mal Toast. Zum Essen kommt auch noch besuch...hunderte Ziegen und Schafe...oh je, so viel Toast hab ich jetzt aber nicht dabei!
Die Nachbarn fahren ab gen See, ich esse und lasse im Anschluss Friedrich mit einer Kamera auf den nicht vorhandenen Baum hoch. Co-Pilot überwacht alles. Und kurz vor dem Start schickt mir Julia einen kurzen Text: Kann länger dauern!
Dazu ein Video…ihr Van ist im Sand mit der Vorderachse eingesunken. Oh je… Na dann soll Friedrich sich das mal von seinem Baum etwas aus der Luft anschauen. Klappt gut, leider nicht lange, der Akku von Friedrich’s Kamera ist nicht ganz voll. CO-PILOT….warum ist der Akku nicht voll?
Somit, Friedrich wieder vom Baum fischen, eScooter raus, Schaufel einpacken und Vollgas zu den Havarierten am Strand. Auch der marokkanische Lokal von gestern Abend ist bereits auf dem Weg dorthin. Er hat die Szene wohl von seinem Haus aus verfolgt und kommt ebenfalls helfen. DAS ist Hilfsbereitschaft. Der läuft nen Kilometer um zu helfen!
Als ich vor Ort eintreffe, wird schon schwer geschaufelt. Sandbleche legen, hoffen, dass der Van rückwärts raus kommt. Er steckt ziemlich tief drin. Sieht nicht gut aus! Wir versuchen es, drei schieben, Timo versucht rückwärts zu fahren. Doch…nix. Der Van bewegt sich keinen Millimeter. Die Reifen haben nicht genug Traktion, hängen eher in der Luft. Der Van liegt vorne auf seinem Unterfahrschutz auf. Supergau!
Wir schaufeln 30 Minuten weiter, versuchen den Van untenrum frei zu bekommen. Eine Drecksabreit, wir liegen im feuchten Sand und schaufeln unter dem Van. Der ist verdichtet durch das Gewicht des Kastens und steinhart.
Bevor wir einen zweiten Befreiungsversuch unternehmen können, kommt Hilfe in Form eines größeren Wassertanklasters. Die Füllen ihre LKWs 300 m weiter weg von uns am See. Nutzen dafür einen festen und verdichteten Weg. Sacken also nicht ein wie Timos Van der ans Wasser fahren wollte um Wasser zu bunkern.
Der LKW hält auf uns zu und der Fahrer fragt, ob er helfen kann. Wir hatten zwar den Ehrgeiz, den Van ohne Hilfe frei zu bekommen…aber hey, so what! Ja, Hilfe, sehr gerne!
Der LKW dreht, fährt nah an den im Sand feststeckenden 4x4 Tourne ran, ein Abschleppseil wird befestigt und los gehts. Ohne mit der Wimper zu zucken, zieht der LKW den Van aus dem Sand und auf festen Untergrund. Zack…wieder frei! Uff…die Erleichterung ist groß. Die Action an diesem Morgen vorbei.
Wir schnappen die Sandbleche und waschen sie im See aus, Timo verräumt alles und es geht zurück zu Zottl der da hinten ganz alleine steht. Ich düse mit dem eScooter, Timo und Julia im Van.
Bei Zottl entsande ich mich schnell, dann Zottl fahrfertig machen und los gehts. Wir haben noch 200 km vor uns, 3-4 h Fahrt. Nix wie los.
Co-Pilot und Friedrich sind sauer, dass sie nicht mit uns im Sand „spielen“ durften. Hätten auch gerne ne Sandburg gebaut…aha…und was ist mit dem potentiell vielen Sand im Pelz? Schon vergessen?
Wir fahren von unserem Spot zurück auf die Hauptstraße, dabei steht mir noch ein großes Baustellenfahrzeug im Weg. Zum Glück! Denn es ebnet den eben auf der Straße verteilten Schotter-Erde Mix. Ohne diese Aktion wäre ich wohl in der Mischung stecken geblieben. Glück gehabt!
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Zurück auf der N13 rollen wir nun weiter in südlicher Richtung. Es geht auch sogleich wieder bergan, wir erreichen bis zu 2.300 m, rollen dann bergab nach Zaida und erreiche im Anschluss irgendwann Midelt.
War die Straße bis hier her echt gut, wird sie nun deutlich unebener und ungemütlicher. Parallel zur bestehenden Straße, wird eine neue gebaut.
In Midelte ist momentan Apfelfestival. Gut was los. Auch wieder Polizeikontrollen und auch Radarkontrollen. Alles wie immer! Wer hier übrigens gelasert wird, soll mal besser fragen, ob die Pistolen wirklich geeicht sind. Scheinbar sind sie das häufig nicht. Oder man zahlt und fährt weiter. Uns erwischen sie nicht. Der Gegenverkehr warnt immer freundlich!
Nicht nur hier ist der Apfel allgegenwärtig, auch an den Straßen, überall werden Äpfel verkauft. Als gäbe es kein anderes Obst.
Wir holpern über die Straße, kommen zum nächsten Passanstieg und quälen uns auf 1907 m hoch. Alles begleitet von einer riesen Baustelle. Ganze Berge werden hier aus dem Weg geräumt.
Die Landschaft, wie schon die ganze Zeit, karg und steinig. Oben auf dem Berg stoppe ich kurz. Muss noch Blog und Video für heute Abend klar machen. Danach geht es gleich wieder runter ins Tal. Wir pflügen hier durchs Atlas Gebirge.
Wir folgen der N13, wenig Verkehr nun, Oasen liegen auf unserem Weg, so z.B. Tawahit. Im Anschluss wird es nochmal spannend. Die Goreges du Ziz liegt auf unserem Weg. Kurz verschlägt es uns Landschaftlich in die USA, in den Grand Canyon. Krass! Wir fahren neben dem Fluss am Talboden entlang, eine gewaltige Kulisse.
Ich stoppe an einem leeren Parkplatz, keine Touristen, niemand der was verkaufen will. Doch kaum steh ich vor der Tür und will mit filmen beginnen, steht plötzlich ein fliegender Händler auf dem Parkplatz. Wo kommt der denn jetzt her? Aus dem Boden gestampft? Seltsam!
Freundlich kommt er auf mich zu, fragt wie es geht…bla, bla…und natürlich hat er was zu verkaufen dabei: Steine mit irgendwelchen Kristallen oder so. Keine Ahnung…ich will nur schnell Fotografieren und filmen und dann weiter. Aber nix da, er verwickelt mich in ein Gespräch auf französisch, will das ich was kaufe. Ich sage ihm, ich brauche nix, hab keine Platz im Van für Steine. Bin schwer genug auch ohne Steine! Dann versucht er mir noch einen Turban anzudrehen…nee Danke! Auch kein Bedarf.
Schließlich fragt er, ob ich was zu trinken habe. Bier, Whisky…oder was für seine Kinder… Oh man…naja…wenn das der Ausweg ist, ich suche ihm ne Dose spanisches Bier raus und ein paar Lollies. Er gibt mir einen kleinen Stein…dann verabschiedet er sich und zieht von dannen. Ich mache, dass ich mein Zeug wieder verräume und losfahre.
Und als ich den Gang einlege und davon rolle, sehe ich auch, wo er sich versteckt: in einem kleinen Bretterverschlag auf der anderen Straßenseite. Super getarnt.
Ich lasse den Canyon hinter mir, komme an eine weitere Oase, überquere den Fluss, nochmal über n Berg und schon erhalte ich einen Blick auf den See Barrage-Al-Hassan-Addakhil. Hier wollen wir heut Nacht penne. Als ich jedoch an den Abzweig zum Schlafplatz komme, meint Timo über Funk, er ist den Zufahrtsweg gefahren, ich solle bloss nicht runter fahren. Der Spot sei nix. Nicht erreichbar. Weg zu übel.
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Also fahre ich weiter zu einem zweiten Spot den wir über Funk ausmachen. Praktisch so Funkgeräte!
5 Minuten später setze ich den Blinker rechts und fahre auf einen wenig sichtbaren Weg, große Steine…hm….so ganz stimmt es zwar nicht mit den GPS Koordinaten von P4N überein, aber was solls. Fahrbar wäre der Weg. Ich warte auf Timo und als er erscheint, entscheiden wir: Versuch ist es wert. Nicht steil und der Weg fahrbar.
Im ersten Gang folgen wir dem Weg, ich umkurve immer wieder größere Steine, aber wir kommen voran. An einer Weggabelung wähle ich den linken Weg. Ein Fehler. Kurz darauf eine Art Bachbett mit heftiger Verwerfung. Keine Chance, ich muss zurück. Drehe an einem kleinen, ansteigenden Abschnitt und komme nur mit durchdrehenden Reifen und fetter Staubwolke wieder weg…Alter Schwede…sorry Kupplung!
Von Friedrich spüre ich einen strafenden Blick auf meinem Pelz…jaja, ich weiss…tut mir leid!
Wieder auf dem richtigen Weg, erreichen wir wenig später ein kleines Plateau. Wir schauen es erst zu Fuss an, erobern es im Anschluss mit den Vans. Angekommen. 30 Grad. Wir stehen mitten in der Wüste. 1 km weg von der Straße, Blick auf Berge und Stadt. Cool!
Tisch und Stuhl raus, Getränk in die Hand: Feierabend. Haben wir uns verdient nach diesem Fahrtag. Es ist 18 Uhr, wo ist der Tag hin? Wir genießen die Wärme und Sonne, entspannen und stellen fest: wir sitzen in der Wüste! Prost! Auf die Wüste.
Als es eindunkelt, gibts Abendessen. Ich mache ein paar Nürnberger in der Pfanne, Timo und Julia bauen Pizzateile. Ein etwas zuasmmengewürfeltes Abendessen. Morgen dürfte es besser werden!
Bis 22 Uhr sitzen wir draußen, danach gehen meine Nachbarn pennen und ich an den Laptop und tippe genau diesen Blog. Nicht jedoch, ohne vorher noch schnell ein paar Nachtbilder zu schießen.
Jetzt aber ab ins Bett für alles.
Gute Nacht
Kai
GPS Koordinaten:
morgens: 33.082061, -4.990674
Gorges du Ziz: 32.161616, -4.364107
abends: 31.992457, -4.506645
Unsere Route heute: 200 km
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HorstChris (Montag, 24 Oktober 2022 15:12)
� uff, knapp - aber raus aus dem Sandloch ���. Spannende Angelegenheit!
Viel Glück weiterhin ���
Lieben Gruß, Christine ��♀️����