Mittwoch 5. Oktober 2022, Waldparkplatz, Einkauf Meknes, Ifrane, Affen und See auf 2070 m
Moin,
Es war etwas später gestern Abend und das rächt sich nun am Morgen. Um 9:30 Uhr wache ich erst auf, bis ich aus dem Bett bin, ist es 10 Uhr. Bald darauf öffne ich die Tür und sehe schon die Nachbarn vor ihrem Van in der Sonne sitzen und genüsslich kauen. Aha…Frühstück!
Das Blog schreiben kann ich mir wohl ans Bein streichen, keine Zeit dafür. Zu lange geschlafen. Also gibts ne Nachtschicht heute.
Draußen schon ziemlich warm, immerhin sitze ich in Zottls Schatten auf der Trittstufe, die erste Katze kommt auch schon aus dem Unterholz und maunzt wie blöd. Allerdings nicht mich sondern die beiden an, die da vor sich hin kaufen. Aber es gibt nix.
Die Katze gibt nicht auf, maunzt weiter…nix mehr übrig. Alles gegessen.
Ich mache mir Kellogs und setze mich wieder auf die Trittstufe. Löffle so vor mich hin, genieße die Wärme. Erst will die Katze nix von mir wissen, dann schnallt sie, dass ich nun der potentielle Futterlieferant sein könnte und maunzt mich an. Manchmal hab ich fast das Gefühl, sie will mich sogar anspringen. Etwas rabiat das Ding, dünkt mir. Hunger so groß?
Als ich fertig bin mit Essen, sehe ich, dass die Milchdose fast leer ist, ich leere den letzten kleinen Rest in den runden Deckel, leg ihn auf den Boden…die Katze stürzt sich drauf. Hm…hat echt Hunger!
Ich geh rein und „wasche“ meine Cornflakes Schüssel ab. Währenddessen haben meine Nachbarn ein Einsehen mit der Katze, deren Milch auch fast leer, so schneidet Timo das Tetrapack auf und schon hat die Katze einen Milchnapf mit 3 cm Milchstand. Der ist halt schon echt clever, der Timo!
Das Katzenvieh schlabbert in den nächsten Minuten den Napf komplett leer. Danach macht sie sich von dannen. Ohne einen Blick zurück, ohne ein Danke, ohne irgendwas. Undankbares Pack!
Aber ich glaub, ich kauf nachher in Meknes Katzenfutter!
Und als ich gerade Friedrich mit einer Kamera auf einen Baum schicken will um ein paar Luftaufnahmen zu machen, kommen zwei Leute vorbei. Laut Julia kamen die da oben den Fußweg runter, aus ner Hütte oder so. Parkwächter? Friedrich geht trotzdem auf den Baum, aber ohne Kamera…zurück kommt er leicht verschmutzt.
Abfahrt!
Von unseren 900 m Höhe begeben wir uns in 1 h Fahrt nach Meknes. Mitten nach Downtown. Verkehr aber ziemlich zivilisiert. Kein Chaos oder Alptraum. Alles recht gelassen. Keine Raser, keine Drängler, kein Gehupe . Recht easy. Den Carrefour Parkplatz finden wir auch gleich, parken, einkaufen.
Merke:
In Marokko nicht in einen Carrefour gehen. Sau teuer und unspektakulär. Ein Supermarkt wie in Frankreich. Es gibt alles, zu hohen Preisen. Für die normale Bevölkerung völlig überteuert. Selbst
für mich stolze Preise. Aber nett sind sie und wir finden immerhin alles was wir benötigen.
Die Kassiererin an der Kasse, ein junges Mädel, fragt auf English, wie mir Marokko gefalle. Das überrascht mich erstmal ziemlich.
Zurück bei den Vans…neue Koordinaten, wir wollen Meknes zügig verlassen. Raus aus der Stadt und zu den Affen, Ifrane ist das Ziel. Was ich nicht weiss: Affen gibts da (noch) nicht.
So fahren wir 1,5 Stunden…allerdings überrascht mich Zottl erst noch: AdBlue Füllstand niedrig! Meldet er! Kann nicht sein! Beim Service wurde AdBlue aufgefüllt, hatte extra nachgefragt. 4 Liter gingen rein. Und jetzt annähernd leer? Ich bin nur ca. 2.700 km gefahren. Verbrauche 1 Liter auf 1000 km. Da stimmt irgendwas nicht.
Ich würge uns aus der Stadt und stoppe an der Ausfallstraße an einer Tanke. Vollmachen bitte. Diesel. Ich muss nicht aussteigen. Der Tankwart erledigt alles. Zahlen kann ich mit Mastercard oder Visa. Super. Ich drück ihm 2 Euro Trinkgeld in die Hand und der Tanker freut sich. AdBlue haben sie leider nicht.
So fahre ich weiter und stoppe an der drittnächsten und größeren Tanke. Im Shop sehe ich gleich einen 10 Liter Eimer Adblue rumstehen. Kostet 30 Euro. Puh…autsch…ich lad ihn ein. Ich will nicht in der Wüste stehen und wegen dem bescheuerten AdBlue nicht mehr weiter kommen.
Jetzt aber flott, viel Zeit vertrödelt mit dem AdBlue Quatsch. Ab nach Ifrane zu den Affen….
Unmerklich geht es auf dieser Fahrt immer berghoch, ohne das man Berge um sich sieht. Als ich den Höhenmesser irgendwann checke, sind wir auf 1.450 m Höhe. Wow…krass. Das Land karg, aber irgendwas treiben sie hier mit Zwiebeln. Und die Polizei ist auch immer wieder mit Kontrollen vor Ort. Ich sichte weitere Laserpistolen. Rasen sollte man hier echt nicht!
Was soll ich zur Landschaft schreiben? Wir sind in Marokko. Hier ist praktisch alles steinig, sandig und ziemlich vertrocknet. Die Luft ist diesig, die Sonne nicht voll am Himmel, eben dieser nicht richtig blau. In Meknes noch 30 Grad, ist es nun in der Höhe mit 25 Grad angenehmer.
Wir passieren immer mal wieder Dörfer, drumherum Müll, im Dorf selbst aber sauber. Auch die Städte die wir bisher sahen sind Downtown super sauber. Da liegt kein Müll, kein Hundehaufen, nix. Einfach sauber! Schade bekommen sie das nicht auch mit dem Rest ihrer Landschaft vor den Dörfern hin. Aber vielleicht wird das ja noch.
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Als wir Ifrane erreichen, staunt unser Team nicht schlecht. Breite, zweispurige Straße, lange Alleen, viele Bäume, viel Grün, sehr sauber, kaum Verkehr. Wow! Ein echter Hingucker zum Durchfahren. Schön angelegt und gepflegt.
Für 20 DH dürfen wir nahe des bekannten Löwen parken, dort treffe ich auch wieder auf Timo und Julia. Die hatten Meknes verlassen ohne zu wissen, dass ich noch AdBlue jagen muss. Wir fahren meist getrennt, da jeder seinen eigenen Fahrstiel hat.
So laufen wir nun aber gemeinsam in die Innenstadt. Ifrane gilt als das Davon von Marokko oder so. Wie sie darauf kommen, ist mir allerdings ehrlich gesagt sehr schleierhaft. Hier erinnert praktisch nix an die Schweiz. Weder Baustiel, noch Design, noch gibt es Raclette oder Fondue Stuben. Nicht mal ne Schweizer Fahne hängt rum. Wer also diese Märchen in die Welt gesetzt hat, war wohl noch nie in der Schweiz.
Gut, was evtl. an die Schweiz erinnern könnte, ist der Lebensstandard hier, die Hotelresorts rund um Downtown, die Restaurants und Bars (viele gibt es nicht, einige sind zu) und vermutlich die Preise von alle dem. Und im Winter gibts hier auf 1.550 m evtl. mal Schnee. Aber sonst…nee liebe Leute, nix Schweiz! Nope!
Was aber nicht heissen soll, dass es nicht schön ist! Das ist es nämlich! Und Tauben gibt es auch…die dürfen sogar gefüttert werden.
Wir schlendern durch Downtown, die Stadt der Oberschicht und reichen Marokkaner, ich frag mich, wo hier die Affen sein sollen…und werde aufgeklärt: hier gibt es keine!!!! Die sind nochmal 30 Minuten von hier entfernt!
Oh…naja, dann hole ich halt Geld, beobachte eine Katze bei der Mittagessen Suche und schon sind wir zurück bei den Vans. Ein Bettler kommt vorbei, fragt nach Geld: Alter, ich hab die letzten Tag so viel Geld rausgehauen, dass ich selber bald Bettler bin. Nein, gibt nix Sorry.
Heute kam auch die Rechnung von Auto Heinzer in Schwyz: Zylinderkopfdichtung, Zahnriemen, Wasserpumpe, Schleifen von ZK und Motor, diverse andere Bauteile, Service… Total: 10.000 CHF!
Abzüglich Garage Heinzer Support und Support durch Manfred verbleiben: knapp 9.000 Euro für Friedrich. Großes Autsch für den kleinen!
Doch dank euer aller Support, der dem Team ca. 7.000 Euro eingebracht hat, was uns noch immer sprachlos zurücklässt und wofür wir allen Unterstützern extrem dankbar sind, bleiben für Friedrich 2.000 Euro übrig die er berappen muss.
Nix mehr neue Drohne! Zottl Rechnung zahlen! Das haut ihn kurz wieder um.
Aber somit ist das Kapitel hoffentlich abgeschlossen und weitere Reparaturen an Zottl vorerst nicht notwendig.
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Aufsitzen und weiter zu den Affen. 30 Minuten später und noch etwas höher sind wir da: Berberaffen! Vom Aussterben bedroht, gibt nur noch 10.000 St weltweit. 5.000 rum leben in Marokko. Sie sind klein, herzig, dick und dünn und stehen auf Erdnüsse. Huch…haben wir nicht dabei. Okay, nur in Form von M&Ms..aber die gibt das Team nicht her!
Aber zum Glück ist ein alter Mann vor Ort, der Erdnüsse verkauft. Was ein Zufall. Sachen gibts! Da ich zwei Kameras in der Hand habe, kaufen Julia und Timo einen Beutel Nüsse und schon geht das Fressen los. Die Affen zeigen keinerlei Scheu, kommen nah ran und futtern Erdnüsse. Lustig anzuschauen, süße Tiere, aber irgendwie gibt mir das nicht wirklich den Kick. Ein Elch wäre mir lieber.
Dennoch, in Anbetracht der aussterbenden Lage, ist es dann wohl doch was besonderes die Tiere nochmal zu sehen. In einigen Jahren sind sie ja vielleicht Geschichte.
20 Minuten später sind die Nüsse weg, die Affen nicht, aber wir fahren weiter. Und was nun folgt ist einfach krass. Unmerklich geht es immer weiter hoch, wir erreichen 1950 Meter, ohne Berge um uns zu sehen. Wir sind voll drin im Atlas Gebirge und sehen es nur, in dem wir auf den Höhenmesser schauen. Eine riesen, staubige Hochebene. Hier und da ein paar Büsche, Esel oder ne Hütte. Sonst…nix. Nur eine gut ausgebaute Straße die uns hier durch führt plus ne Polizeikontrolle. Aber wie immer, will man von uns nix wissen.
Nur heute Vormittag hielt ich einen kurzen Schwatz mit einem Polizisten an einer solchen Kontrolle. War sehr nett. Was bin ich froh, hab ich noch etwas Schulfranzösisch auf Lager.
So rollen wir also bei nur noch 20 Grad über diese annähernd 2000 m hohe Hocheben. Gewaltig! Kann man sich schon mal anschauen, flasht mich mehr als die Affen.
Glücklicherweise kommen wir auch unserem Ziel näher, einem P4N Spot an einem natürlichen See. 5 km vor dem Ziel verlasse ich die N13 und komme auf eine üble Nebenstraße auf Schotter. Die wird wohl gerade erneuert. Aber bin ich hier wirklich richtig? Ich checke nochmal Google….doch…sieht gut aus. Also weiter auf der breiten Schotterpiste. Die Strecke mach einen kleinen Linksknick..hallo See und kurz darauf passieren ich, wie aus dem Nichts, ein großes, steinernes Hotelgebäude. Wow…das kommt überraschend, das Atlas Lake Inn. Sieht ziemlich unbewohnt aus. Zwei Buggys stehen davor und ein Mensch scheint an der Rezeption zu sein. Sonst…keine Gäste.
In völliger Einöde baut hier jemand ein Hotel hin! Warum???
Ich passiere es, fahre rechts, und sehe auch schon den mir bekannten silbergrauen Van von Timo und Juli. Parken…angekommen! Wow…frisch hier! Aber ziemlich cool und 2.070 m hoch. Meine Fresse!
Kaum geparkt, kommt ein Einheimischer daher gelaufen mit irgendwas in der Hand. Er begrüsst uns freundlich auf Französisch, er wohnt da drüben, ist zuständig für die Wetterstation und hat Schafe. Eigentlich wohnt sein Vater hier, doch der ist gerade in Frankreich. Er selbst, ein Berber, wohnt eigentlich in Metz in Frankreich, ist aber jetzt gerade hier.
Der See ist normalerweise voller, vor 3 Jahren noch bis da wo die Vans jetzt stehen, momentan sehr leer, aber 33 m tief, also noch genug Wasser drin.
Wir sind hier umbegeben von Vulkangestein, im Winter gibt es nur wenig Schnee und maximal so minus 5 bis minus 10 Grad.
Das Hotel gehört über Umwegen irgendwie zum spanischen Königshaus, hat einen spanischen Chef und soll für Rallyes verwendet werden wenn es offen ist.
All das erklärt er uns auf Französisch, wir fragen, er antwortet oder erzählt einfach so. Und wie kann es anders sein, hat er auch etwas zu verkaufen dabei. Versteinerte Utensilien die er halbiert und verkauft oder aus kleinen Exponaten Anhänger daraus macht. Die Anhänger sehen in der Tat schön aus, wäre was für den Co-Pilot. Aber nachdem wir schon sooo viel Geld ausgegeben haben, passe ich. Timo & Julia nemen zwei Anhänger…gute Wahl ihr beiden!
Anschließend widme ich mich noch etwas den letzten Sonnenstrahlen und Fotos, schreibe Blog und Timo baut seine Außenküche auf und macht ein rotes Curry. Ich erhitze später noch den Reis. Bei einsetzender Dunkelheit und kühlen Temperaturen treffen wir uns zwischen den Vans und essen nen Happen. Lecker!
Länger als 20:15 Uhr halten wir es aber draußen nicht aus. Bei Timo beginnt nun die Prime Time…und ich gehe in Zottl und sichere endlich mal Videos und beginne mit dem Schneiden der Fahrt nach Spanien. Bis 1 Uhr sitze ich am Laptop und schneide, komme gut voran. Draußen stürmt es ziemlich und als es auch in Zottl langsam kühl wird, schnappe ich mir meine beiden pelzigen Gesellen und wir gehen pennen. Zeit, dem Hirn etwas Ruhe zu gönnen.
Gute Nacht und bis morgen.
Kai und der Rest vom müden Team
GPS Koordinaten:
morgens: 34.033713, -5.498604
Ifrane Parkplatz: 33.529892, -5.105009
Affen: 33.406125, -5.184511
abends: 33.081830, -4.990481
Route heute: ca. 170 km
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