Mittwoch, 6. Juli 2022, Fischereimuseum, Reine, Reinbringen?!
Moin,
Wieder mal höre ich morgens nix von meiner Umgebung. Um 11 Uhr wache ich auf, habe völlig andere Nachbarn um mich und nix davon mitbekommen.
Nach dem Aufstehen geht es tatsächlich mal halbwegs flott. Kein Frühstück, keine Arbeit. Parat machen für die Abfahrt. Die Jungs wecken, nach vorne schleifen, Abfahrt. Will hier nicht noch länger den Parkplatz blockieren.
Wir fahren gemütlich zurück zur E10, biegen links ab in Richtung A, über eine Brücke und stoppen dort sofort wieder. Eine Art Steinlagerplatz oder ehemaliger Steinbruch mit Parkgelegenheiten für Camper. Doch steht jetzt um die Mittagszeit keiner dort. Der Platz gehört also uns.
Auf der E10 ist ordentlich Verkehr und kaum stehen wir 15 Minuten und das Frühstück in Form von Burgerbrot mit Induktions-Spiegelei, Käse und Salami steht auf dem Tisch, gesellt sich auch schon der nächste Camper dazu. Weitere werden folgen.
Ich frühstücke, arbeite und die Zeit verstreicht. Immer wieder checke die die Wetter App YR und das Regenradar. Nicht Fisch nicht Bär. Auch hier…mal kurz Sonne, dann Wind, dann Wolken und ein paar Regentropfen. Und wieder von vorne. All das bei 12 bis 14 Grad. Für das was ich heute geplant habe, ein nicht so tolles Wetter.
Nachdem Blog und Video für heute Abend 18:30 Uhr klar sind und ich noch etwas geschnitten habe, kämpfe ich weiter mit einer Entscheidung und mache sie nun davon abhängig, ob ich da, wo ich hinfahre, einen Parkplatz bekomme oder nicht.
Also, Abfahrt. Gen Reine. Parkplatz der anvisiert wird ist jener an der E10, an der Zufahrtsstraße nach Reine.
Das Wetter auf der Fahrt unverändert. An einem Parkplatz stoppe ich noch kurz und will meinen Müll los werden. Doch der Container ist voll. Nix geht mehr. Unverrichteter Dinge fahren wir weiter.
Die Jungs neben mit etwas nervös. Sie wollen, dass ich heute ein paar Stunden den Van verlasse und fürchten nun, wir bekommen keinen Parkplatz und ich bleib im Van.
Als wir Reine nach einigen Kurven, Brücken und Verkehr erreichen, ist der anvisierte Parkplatz voll, das Wetter bewölkt und windig. Das ist dann wohl die Entscheidung.
Doch….da hat einer die Rechnung ohne einen netten Franzosen gemacht. Ich bin schon 3/4 am Parkplatz vorbei in Richtung Reine, als er mir winkt. Ich sehe ihn gerade noch im Augenwinkel.
Er deutet an, dass er jetzt abfährt und ich seinen Parkplatz haben können. Ja leck…wenn das kein Wink des Schicksals ist.
Ich haue den Rückwärtsgang rein, hinter mir niemand, setze 20 Meter zurück, warte bis der Franzose aus der Lücke raus ist, strecke ihm meinen Daumen hoch entgegen und enter die Parklücke. Geil! Vorne raus Blick auf Reine.
Und jetzt soll ich wirklich das machen, wofür ich hier bin?? Das Regenradar sieht nicht gut aus. Immer wieder könnten uns hier Schauer treffen. Ich sitze lange unschlüssig in Zottl. Hadere auch mit dem, was ich anziehen und mitnehmen soll. Bin unschlüssig. Könnte jetzt jemanden gebrauchen, der mir einen Tritt gibt.
Als ich das ausspreche, ist der Co-Pilot sofort zu stelle und tritt mich mit seinem Wattefuß. Da muss ich lachen und er schaut beleidigt. Schnell wuschl ich ihm durchs Well und kraule ihn hinterm Ohr. Alles wieder gut.
Also gut, auch wenn das Wetter nicht optimal ist, ich nehme die Herausforderung an:
ca. 1.600 Stufen
ca. 400 Höhenmeter
Eine lange Sherpa Treppe!
Hoch auf den Reinbringen der eine tolle Aussicht auf Reine und die Umgebung verspricht.
Auch die Klamottenfrage ist entschieden. Kurze Hose, T-Shirt, Kapuzen-Pullover, Windjacke und ein anderes, dünnes langarm Shirt. Sony Kamera, Objektiv, Wasser, Schoggi, 2 Bananen, GoPro Mistding.
Um 16:30 Uhr verlasse ich den Parkplatz und laufe entlang der E10 zum Einstieg des Reinbringen Trails. Ungefähr n Kilometer vom Parkplatz.
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Viele Wanderer kommen mir entgegen, nur wenige laufen in meine Richtung. Beim Trail Einstieg geht es dann los mit den ersten Treppenstufen. Bloss nicht zu schnell angehen das ganze. Es ist ein langer Weg. Langsam und konstant hoch. Nicht zu schnell angehen, Atmung und Puls müssen mitkommen. Also halte ich mich erstmal zurück…schaffe es aber nicht, denn der Anfang des Trails ist wenig steil und so laufe ich dann doch zu schnell an und kommen zu sehr ins schnaufen. Die ersten Schweissperlen bilden sich. Kapuzen Shirt aus. Mütze ab.
Ich laufe langsamer weiter. Teilweise sind die Stufen nummeriert…300 Stufen…immer wieder muss ich auf Gegenverkehr von oben achten. Manchmal kurz stoppen, was den Rhythmus wieder killt. Es wird auch steiler. Die Treppe aus grob behauenen Steinen, Trittabstand allerdings größer als eine Normtreppe und immer wieder etwas unterschiedlich. Augen auf die Treppe. Besser nicht stolpern oder abstürzen. Denn seitlich ist grasiger, steiler Abhang.
600 Stufen…der Schweiss tropft von der Nase. Und das bei gerade mal vielleicht 14 Grad mit etwas Wind. Nicht auszudenken wie es ist, wenn hier die Sonne drauf knallt und es 20 oder 25 Grad hat.
Die Beine machen noch einen fitten Eindruck. Keine Schmerzen, keine Ermüdung, auch die Knie laufen wie geschmiert.
Ich konzentriere mich auf mein Tempo, bleibe alles paar Hundert Stufen mal kurz stehen, schnaufe durch und laufe weiter. Setze mich aber nie ab. Naja…einmal dann doch, bei ca. 1.300 Stufen kommen viele von oben, die Treppe extrem steil und etwas schmaler und ich stehe zufällig an einer Miniausweichstelle mit Sitzplatz für eine Person. Da ich hier im Hang nicht gerne stehe, setze ich mich kurz ne Minute hin.
Danach aber weiter, nicht ab- oder auskühlen. Es ist steil, die Treppenstufen setzen mir zu. Meine Beine laufen aber noch sauber, die Kraft ist ausreichend vorhanden. Es ist eher die Ausdauer die mir etwas mehr zusetzt. Langsam aber stetig setze ich meinen Aufstieg fort.
Die Treppe haben sie hier gebaut, weil soooo viele Leute hier hoch pilgern, dass der Boden damit überfordert war und zu großen Schaden genommen hat. Überall entstanden neue Trails, die Vegetation litt. Daher 2019 die Fertigstellung der Sherpa Treppe bis fast ganz oben.
Und dort bin ich nun fast. Erster Aussichtspunkt, genialer Blick. Aber noch nicht ganz oben. 100 Stufen noch, dann hört die Treppe auf und das Ende eben dieser ist erreicht. Also weiter. Das schaffe ich jetzt auch noch.
Und zack…Erdboden unter den Füssen am schrägen Hang. Kaum eine eben Fläche. Rechts geht es steil und im freien Fall runter. Auf der anderen Seite, jener auf der ich hoch kam, eben schräges Gelände. Einmal stolpern oder die Balance verlieren…nicht gut.
Ein für mich ungemütlicher Ort. Es ginge auch noch einige Meter höher und weiter hoch. Doch wird es echt schmal und vor einigen Tagen ist genau an dieser Stelle jemand abgestützt.
Daher…nein…hier ist Schluss. Mein Ziel hab ich erreicht. Der Blick grandios und ich filme und fotografiere was das Zeug hält.
Allerdings wird mir langsam kalt. Kapuzen-Pulli an und Windjacke . Besser! Der Wind kalt, keine Sonne. Ungemütlich.
Ne Stunde bin ich oben auf dem Berg, hoffe auf etwas Sonne. Doch sie scheint nur hier und da punktuell. Nicht in der ganzen Bucht. Tja…dafür treffe ich noch auf Enrico. Er spricht mich auf Englisch auf mein Kameraobjektiv an…ich antworte ihm auf Englisch…er fragt wo ich herkommen…Schweiz….er aus Deutschland…wir wechseln auf Deutsch.
So stehen wir hier oben aufm Berg und unterhalten uns nett, bis er sich auf den Weg runter macht.
Ich bleibe noch, mache nach ner Stunde Aufenthalt aber auch den Abstieg. 1.600 Stufen bergab. Auch heftig. Geht weniger in die Ausdauer dafür mehr in die Kraft. Denn die Beine müssen immer einiges an Gewicht abfangen.
Eine kleine Pause mache ich auf der Hälfte, aber auch nur, weil ich eine finnische Familie, die am Treppenrand sitzt und pausiert, im Vorbeigehen anspreche und sich daraus eine Konversation ergibt.
Danach geht es ohne weiteren Stopp bis an den Anfang der Treppe. Unten, wo es flacher ist und es mal ein paar Meter keine Stufe gibt, merke ich, dass ich komisch laufe…seltsam. Die Stufen fehlen irgendwie. Auch sind die Beine ziemlich müde.
Dennoch, ich komme gut unten an. Insgesamt hatte ich es mir schlimmer vorgestellt. Dennoch war es besonders hoch verdammt anstrengend aber auch irgendwie cool. Doch ist das hier ne Wanderautobahn. Jede Menge los, immer wieder Gegenverkehr.
Ja, und wen treffe ich unten am Fuss der Treppe an: Enrico. Ich setze mich dazu und wir labern noch sicherlich 45 Minuten über alles mögliche.
Er ist hier mit Rucksack und Zelt unterwegs. Sein morgiger Flug ist gestrichen worden von SAS. Nächste Möglichkeit erst nächsten Dienstag. Dabei wollte er Samstag noch für 2 Wochen nach Island fliegen. Wenn er nicht reist, studiert er und will nächstes Jahr komplett reisen gehen. Mit Zelt und Rucksack. Start in Südamerika.
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Wir futtern noch jeder unsere mitgeschleifte Banane, dann trennen sich unsere Wege. Er muss rechts weiter, ich links. Und wie soll es anders sein, fängt es noch an eklig zu nieseln. Was ein Mist.
Ich aktiviere meine letzten Reserven und laufe flott zu Zottl zurück. Überhole alles was so vor mir läuft und bin froh, als ich im trocknen Zottl bin.
Von Zottl bis oben hatte ich ungefähr ne Stunde gebraucht. Zurück rein die Treppe ca. 30 Minuten. Schneller hätte das keiner aus unserem Team geschafft.
Nach etwas ausruhen, Zeit zu kochen. Es ist schon 20 Uhr. Sahne, Milch, Curry, Thunfisch und Tortellini. Lecker und schnell gemacht. Als Geheimzutat ein Esslöffel Philadelphia. Gekocht wird weiterhin auf meiner Induktion. Die EcoFlow ca. 50% voll.
Ich verputze die ganze Menge, einzig etwas Soße bleibt über, die kann ich morgen noch verwenden.
Der Abend bringt keine Aktivität mehr. Highlight ist eine blöde Möwe die auf dem offene, vorderen Heki landet. Später beginnt es zu regnen und Friedrich beobachtet skeptisch eine Möwe die auf einem Schild gegenüber von Zottl steht.
Eigentlich müssten wir hier auch noch wegfahren, man darf nur 4 h parken. Geht aber nicht, ich hatte zum Abendessen ein Jever. Bin nicht mehr fahrtüchtig. Daher bleiben wir. Das interessiert hier gefühlt ohnehin niemanden. Hier steht alles voll von Wohnmobilen oder PKWs. Und ich bin auch bei weitem nicht der einzige Camper hier auf diesem Parkplatz.
Bis 2 Uhr sitze ich noch am Rechner und arbeite. Dann ist Schluss. Ich muss ins Bett.
Mal schauen was uns morgen erwartet….
Viele Grüsse und gute Nacht
Kai und 1.600 Treppenstufen.
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Rote Zora (Donnerstag, 25 August 2022 10:28)
Hut ab, klasse, wow, das chillige Team ist doch bestimmt auch stolz auf dich gewesen? Ja die Treppe war wirklich leider nötig, hoffe nur alle bleiben schon drauf, sonst gibt es die nächsten Probleme.
HorstChris (Donnerstag, 25 August 2022 18:22)
��� Hallo Kai, wow 1600 Treppenstufen, das ist nicht ohne �����.
Deine Beine haben am nächsten Tag bestimmt ein "Stereo-Hallo" gesagt ����.
Sooo tolle Bilder - das war die Mühe wert ���.
Hat die Bärenbande dich gelobt und dir das Bier gebracht? Und BamseMums zum Nachtisch?
Viele Grüße, Christine ��
omaEdith (Donnerstag, 25 August 2022 21:45)
Hallo Kai, eine bewundernstwerte Leistung! Ich wäre schon nach höchstens 50 Stufen abgeschmiert. Der Ausblick war es allerdings wert und deine Bilder sind mal wieder erste Sahne. Bild 22 ist ja traumhaft und schon wieder den Regenbogen gefunden, super. Ich hoffe du warst inzwischen fit genug um keinen Muskelkater zu bekommen. Hast dir eigentlich auch zwei Bier verdient oder erhebt Friedrich dann Einspruch ;-))
Herzliche Grüße, Edith