Montag, 20. Juni 2022, Stinksauer, Wald bei Svolvaer - Henningsvaer
Moin,
Und, wie ist das wehrte befinden so bei euch? Habt ihr noch Lust und haltet durch, oder wird es langsam stressig, weil zu viel von uns? Oder langweilig, weil zu langweilig bei uns?
Co-Pilot und Friedrich fragen sich, wie lange wir noch in Norwegen bleiben wollen. Fjorde, Berge, Fjorde, Berge….wird ihre Watte langsam müde?
Auch ich frage mich, wie lange es noch hier oben weiter geht und so langsam reift ein Entschluss in mir…
Aber, der Entschluss steht noch nicht fix fest. Daher…erstmal weiter im Text.
Es ist Montag, und als ich aufstehe, liegt der Co-Pilot nicht neben mir. Das gab es schon länger nicht mehr. Hockt er auf dem Klo?
Nee, ich finde ihn in der Dinette. Vor sich sein Tablet. Er schaut etwas mürrisch. Ich begrüsse ihn fröhlich, so wie ich es immer mache. Von ihm: kein Ton.
Oh, oh…irgendwas stimmt nicht. Watteschmerzen? Schlecht geträumt? Hat Friedrich ihn geärgert? Alle möglichen Dinge schießen mir durch den Kopf.
Der Co-Pilot bleibt stumm. Schaut grimmig. Hm…
Was schaut er eigentlich da gerade auf seinem Tablet, frage ich mich und linse auf den Bildschirm. Das mag er normalerweise gar nicht und dreht unter normalen Umständen sofort das Display weg. Doch heute: tut er dies nicht.
Bei mir wächst die Alarmbereitschaft. Da stimmt was nicht. Ganz und gar nicht!
Und als ich dann endlich einen Blick auf seinen Bildschirm werfen kann, mit gebärend Abstand um nicht aus Versehen einen Watteschlag ab zu bekommen…sehe ich: er hat den Kalender offen. Heutiger Tag: Montag! Ups….
Mir schwant böses. Der Co-Pilot hat bemerkt, dass heute Montag ist, somit war gestern Sonntag. Soweit logisch.
Er hat gestern gearbeitet. Am Sonntag. Er arbeitet am Sonntag aber nie. Gewerkschaft und so.
Ich hatte es gemerkt, aber nix gesagt. Er, und auch Friedrich, haben es nicht gemerkt, und somit arbeiteten gestern beide.
Einen grimmig, wissenden Blick ernte ich noch, dann ist er weg. Legt sich hinten auf MEINE Betthälfte, deckt sich schön zu und ist eingeschlafen.
Glaube, den seh ich heute nicht mehr….
FLAUSCHY…heute ist Sonntag…du darfst vorne mitfahren!!!
Zack…Flauschy sitzt vorne…zeigt mir aber nen Vogel, sie weiss genau, dass Montag ist. Arbeitet aber dennoch. Danke, liebe Flauschy.
Und während wir hier von einer Katastrophe in die fast nächste schlittern, ist es draußen windig, grau und immer wieder Nass. Die Berge in den Wolken, an eine Wanderung nicht zu denken.
So sitzen Flauschy und ich im Cockpit. Ich arbeite vor mich hin, mache mir irgendwann was zu essen. Camper und PKW kommen und gehen. Gassigeher kommen und gehen. Jogger, Wanderer…leck ist hier Betrieb. Ein fetter Kipper fährt noch vorbei, die ganze Erde bebt dabei.
Ein Van fährt langsam an uns ran, bleibt kurz stehen und fährt dann an uns vorbei. Wenig später sehe ich auf Instagram: travelcampingliving spotted. Man hat uns erkannt. Freut uns!
Der Tag galoppiert vor sich hin, um 17 Uhr gehe ich das erste mal vor die Tür. Es ist trocken und ich will einen Drohnenflug versuchen. Trotz Wind. Und zu meiner Überraschung klappt es ganz ordentlich. Allerdings ziemlich windig in der Höhe. Die Drohne hat hier und da Mühe und in der Höhe kommen uns dann sogar noch Wolken in den Weg. Ein krasser Flug mal wieder.
Nach der Landung machen ich uns parat für die Abfahrt. Es wird Zeit. Wir haben ja heute noch was vor.
Nein, keine Bunker, heute ist Übertage angesagt. Der schönste Fussballplatz der Welt steht auf dem Program. Den hatte ich bei meinem letzten Besuch hier ausgelassen. Heute ist er fällig.
Wir fahren also nach Henningsvaer. Erst seit 1983 mit dem Auto erreichbar, damals wurden die zwei Brücken gebaut. So verlassen wir unseren Wald bei Svolvaer, erreichen die E10, fahren durch geile Landschaften und biegen irgendwann links nach Henningsvear ab. Wetter weiter grau, leider!
Die Stecke über die 816 ein Gedicht. Einfach geil. Schmal, links heftige Felswand, rechts riesige Felsblöcke und Meer. Und vor uns die Straße. Ist das geil!
Flauschy ist ebenfalls begeistert, doch auch etwas skeptisch…was wenn ein Stein da runterfällt.
Kurz darauf werden wir von einem Krankenwagen mit Blaulicht überholt…Flauschy bekommt große Augen: ein Stein???!!!
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Nein, kein Stein, wir rollen weiter und erreichen die erste und dann die zweite einspurige und ampelgesteuerte Brücke. Kurz darauf sehen wir das 510 Seelen Nest am Ende der Welt. Hier geht es nicht weiter. Wir fahren am großen Parkplatz am Ortseingang vorbei und bis es tatsächlich nicht mehr weiter geht. Zottl steht am Sportplatz. Ein Kunstrasenfeld. Aus Zottl gesehen: nicht unbedingt super schön.
Raus…Kamera mit…ui..windig. Ich schaue aus allen Ecken auf den Fußballplatz, doch warum der Platz der schönste der Welt sein soll, erschließt sich mir nicht. Möwenkacke, Unkraut am Rand, Tore die rumstehen…schön? Nicht wirklich. Ich steige etwas die Felsen hoch…der Platz wird unwesentlich schöner. Hm….
Okay…ich kenn das Bild, das 2017 von National Geographic zum schönsten Stadtbild der Welt gekürt wurde, nicht, vermute aber schwer, es wurde nicht vom Boden aus aufgenommen.
Und was ein Zufall, ich besitze eine Drohne und hab sie sogar dabei. Ausgepackt ist sie schnell, doch kann ich nicht starte. Das Kabel von Controller zum Handy fehlt. Fuck! So verräume ich wieder alles, laufe zu Zottl über das ganze Feld, hole das Kabel, laufe wieder zurück.
Oder war das fehlende Kabel der Hinweis, hier besser nicht Drohne zu fliegen, der Wind ist heftig!
Egal, no Risk no Fun. Zurück am Startplatz geht die Drohen in die Luft und ich merke sofort, das wird nicht einfach bei dem Wind.
Der Aufklärer schaukelt im Wind wie besoffen. Und als ich versuche rückwärts vom Platz wegzufliegen, bleibt die Drohne fast auf der Stelle stehen in 100 m Höhe. Stattdessen fette Windwarnung. Sofort landen!
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Wie schon so häuft ignoriere ich die Windwarnung und versuche mein bestes. Probiere, gegen den Wind zu kreuzen und nicht so weit mit dem Wind zu fliegen. Denn zurück gegen den Wind ist immer schwierig. Vor allem bei dem Sturm.
Ein paar Aufnahmen bekomme ich hin, dann landet die Mavic Pro wieder. Ich atme mal kurz durch.
Was die Drohen bei Wind leistet, Respekt DJI. Das ist schon krass!
Was ich während des Fluges feststelle: von oben ganz nett die Gegend!
Ein wenig klettere ich noch über die Felsen, dann laufe ich zurück zu Zottl und fahre ab. Henningsvaer soll schön sein, ich will noch ne kurze Runde durchlaufen.
4 Minuten später erreichen wir den Parkplatz am Dorfeingang. Parken kostet hier, Easy Park funktioniert. Ich buche eine Stunde für ca. 2,2 EUR. Und ab geht es. Mittlerweile 21 Uhr. Der Parkplatz gut mit Womos beparkt. Nachts von 23-8 Uhr zahlt man hier nix. Kein Camping verboten Schild. Dennoch steht für mich jetzt schon fest: pennen hier? Nein Danke. Morgen früh sicherlich Lärm. Baustelle in der Nähe und sicher fahren die Womos früh ab.
Henningsvaer, das Venedig der Lofoten, ist in der Tat schön. Sogar eine kleine Fußgängerzone gibt es. Für ein Dorf mit 510 Seelen schon beeindruckend. Alles drängt sich an den Kanal der hier entlang führt. Häuser, Restaurants, Boote. Schön. Gepflegt.
Und kaum bin ich in Schwung…ist die Fußgängerzone zu Ende und ich auf der Straße, die ich vorhin befuhr.
Auf einer kleinen Nebenstraße treffe ich auf drei Jungs die einen alten Porsche 944 schieben. Kein Geld mehr für Sprit?
Meine angebotene Hilfe benötigen sie nicht und schieben weiter.
Ich drehe kurz darauf um und latsche zurück zu Zottl. Schön hier…aber in Zottl ist es auch schön.
Einen Abstecher ist Henningvaer auf jeden Fall wert. Ich wünsche euch, falls ihr hier hin kommt, etwas schöneres und fotogeneres Wetter und weniger Wind!
Zurück in Zottl, finde ich Flauschy mit einer M&Ms Tüte in den Tatzen vor. Die hat sie bestimmt für mich geöffnet. Lieben Dank!
So sitze ich noch meine Parkzeit ab, knabbere M&Ms, überziehe etwas und fahre zusammen mit Flauschy davon. Über die erste Brücke und dann gleich rechts. Dort ist ein großer und ziemlich leerer Parkplatz. Hier kann man übernachten, V&E und WC gibt es gegen Geld. Tageskarte ca. 15 EUR. Aber auch Stundenweise zahlbar.
Die meisten Camper stehen vorne direkt an der Straße mit schönem Blick. Ich stelle uns soweit wie möglich weg von der Straße, scheiss auf den Blick. Wir wollen unsere Ruhe von der Straße.
Die finden wir…der Wind schaukelt Zottl leicht hier und da, und ich setzte mich an den Rechner und arbeite. Um 23 Uhr kommt noch für ein paar Minuten sowas wie Sonne durch die Wolken. Um 1 Uhr setzt Regen ein, der Wind nimmt zu. Bis 2 Uhr sitze ich am Rechner und arbeite, dann ist Feierabend. Draußen Regen.
Flauchy und ich verabschieden uns für heute und gehen flauschen…äh…schlafen.
Gute Nacht und bis morgen.
Kai und die Montagsflauschy
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Haui (Mittwoch, 10 August 2022 17:48)
Hallo Kai.
Nein, es wird nicht langweilig. Mach weiter so!
Allerdings bin ich auch schon gespannt auf das, was du vom Caravan Salon berichten wirst. Ich/wir sind erst nächstes Jahr wieder dabei.
Gruß Haui aus dem Truck.
Muss morgen früh beim Wohnwagenwerk Hobby in Fockbek abliefern. Passt doch...;-)
Joachim H. (Freitag, 12 August 2022 19:31)
"gebärend" Abstand :-) herrlich (aber irgendwo auch doppeldeutig)...