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#460 & 461 Vesteralen - Museum der Extraklasse in Stokmarknes

Mittwoch, 15. Juni 2022,  Vor dem Tunnel - Hurtigruten Museum

 

 

Moin,

 

Huch…was ist das für ein komisches Geräusch…eins, das ich echt hasse…ich brauch einen anderen Weckton für mein iPhone. Dieser Ton erinnert mich zu sehr an mein Bergwerksleben. Das ist echt übel. 

 

Ich will nicht behaupten, dass ich wach bin oder funktioniere, aber ich atme immerhin. Es ist 8:15 Uhr. Warum so früh?
Ich will den Tunnel-Baustellen-Konvoi um 9 Uhr erwischen. Um 8:33 Uhr quäle ich mich leicht gerädert aus dem Bett. Meine zwei Mitreisenden weigern sich aufzustehen und bestehen auf ihrer Arbeitspause die mindestens 10 h haben muss zwischen Arbeitsende und neuem Arbeitsbeginn. 

Sonst vielleicht jemand der vorne mitfahren will? Flauschy? 

Sie winkt ab…viiiiiiiiel zu früh. Nicht gut für den Flausch.

 

Na dann…anziehen, kurz durchs Bad, Abfahrt. 

3 km später stehe ich als Dritter an der Schranke für den Konvoi. Vor mir ein LKW, davor ein PKW. Wir warten. Von hinten kommen immer mehr Fahrzeuge, die Schlange wird länger und länger. 

Um 9 Uhr tut sich nix. Um 9:15 Uhr auch nicht. Von hinten meine ich leises Lachen zu hören. Aber vielleicht hab ich auch Halluzinationen weil es noch so früh ist. 

 

Bis 9:30 Uhr warte ich, als es endlich los geht. Den LKW darf ich noch überholen, meint die Dame des Schlussfahrzeuges des Konvois und so fahre ich als zweiter hinter dem Führungsfahrzeug her. Okay, ein Bus überholt uns noch alle…aber das zählt nicht. Unfair!

Die Sammelstelle für den Konvoi ist ein gutes Stück vor dem Tunnel und in der Ebene. Wurde so gewählt, um im Winter keine Probleme beim Anfahren zu haben. Denn wir erinnern uns, im Winter ist es hier ja gerne mal schweineglatt. Und Leute, ich muss euch ehrlich sagen: ich vermisse es! Sehr! Das Fahren auf Eis und Schnee. Das ein klein wenig größere Abenteuer als hier jetzt auf Asphalt zu fahren. Ich fürchte, das war nicht meine letze Wintertour nach Skandinavien….

 

 




Aber ich schweife ab, durch den Tunnel geht es langsam, übler Fahrbahnbelag, sehr uneben. Draußen den Berg wieder runter und bald darauf wieder freie Fahrt. 

Der PKW vor mir gibt ein gutes Tempo vor, Mietwagen. Ich jage hinterher. Hinter mir verliert sich die langsame Schlange im Rückspiegel. PKW und ich haben freie Fahrt und auf gutem Belag düsen wir nach Sortland. 

Blick auf die Brücke dort…Einkaufen? Ach…scheiss drauf…aber Frühstücksstopp kurz nach der Brücke. Hab Hunger und für Cornflakes reichen die Zutaten noch.

 

Im Anschluss…Müll ade und weiter nach Stokmarknes. Dort steht, weithin sichtbar, das Hurtigruten Museum. Japp…ich wag es mal wieder. Bin ja kein Museums Typ…aber hier meinten so einige zu mir: da musst du rein. Das gefällt dir. 

Also gut!

 

Ich parke Zottl in eine enge Parklücke vor dem Museum. Rechts PKW, links Offroad Van…Zottel rückwärts rein. Was bin ich in dieser Situation froh, ist Zottl ein schlanker Van und nicht was breites Anderes. 

 

Kamera, Ersatzakku, Beleuchtung…und ab ins Museum. Es geht auf 13 Uhr zu. Bis 18 Uhr ist offen. 22 Euro kostet mich der Eintritt, nicht die Welt wie sich zeigen wird. Denn was es zu sehen gibt, ist schlicht weg phänomenal. 

 

Mit dem Guide, der gerade im Kassenbereich steht, komme ich kurz darauf ins Gespräch. Er fragt mich, ob ich kurz ein paar Infos möchte. Klar…her damit…und so kommen wir ins Gespräch. Und wie wir so reden, frage ich, ob es eine Möglichkeit gibt, in den Maschinenraum zu kommen. Dieser Bereich ist normalerweise nur während einer gebuchten Tour zugänglich. Eine Tour will ich jedoch nicht buchen, weil ich dann nicht gescheit filmen kann. Leute im Weg, dauernd quatscht einer….das funktioniert einfach nicht.

 

Er ist erst etwas verhalten was den Maschinenraum angeht, meint aber am Ende, wir bekämen das wohl irgendwie hin. Wir verabreden, dass ich mich nach meiner Tour in und um das Schiff bei ihm im Kassenbereich melde. 

 

Jetzt aber…rein ins Museum. Und vergesst ganz schnell ein traditionelles Museum. Das Ding hier ist einfach der Hammer! Ein ganzes Schiff, die Finnmarken Stokmarknes steht hier in einem Gebäude! Früher unter freiem Himmel, wurde es vor ein paar Jahren umbaut. Angenehm warm ist es, Jacke braucht es nicht.  

 

 

                 

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Und dann lege ich los. Erst außen rum. Ein paar Aufsteller mit geschichtlichen Infos, Krieg usw. Das Schiff wirkt riesig wenn man davor, daneben oder dahinter steht. Gewaltig. Ich kann sogar unters Schiff kriechen. 

Und es zeigt sich auch wieder, dass ich ein guter Seebär wäre….ich kann Lasso werfen in Perfektion!

 

An der Schiffsschraube treffe ich den Guide kurz wieder. Er erzählt mir, dass dieses 1956 in Deutschland gebaute Schiff sehr modern war für seine Zeit. Die neuartige Schiffsschraube ist ein Zeichen dafür. Die Flügel des Propellers können hier einzeln gedreht werden, um besser manövrieren zu können. 

Und alter Norweger, die Schiffsschraube und das Ruder sind mal echt gewaltig. Krass. Fühle mich irgendwie klein. 

 

Nun folge ich dem Rundgang, komme zur Stokmarknes I. Dem Vorgängerschiff von 1912. Diese überlebte den Krieg, in welchem viele der Hurtigruten Schiffe durch Torpedo oder Bombenangriffe sanken und viele Menschen starben. Was hier im WW2 ablief…absoluter Wahnsinn. Das hatte ich bisher gar nicht so auf der Palette. 

 

Von der Stokmarknes 1 ist nicht mehr viel übrig. Nach dem Krieg, als modernisiert wurde und die Flotte wieder aufgerüstet, wurde sie ausgemustert und nach Holland zur Entsorgung gegeben. 

Dort wurde sie zerlegt, doch blieben Raucher Lounge der 1. Klasse, Damensalon und die Unterkünfte der 1. Klasse am Leben. Wurden vom Verschrotter irgendwohin nach Holland in einen Wald verkauft und dort stand das Zeug 40 Jahre rum und Kinder spielten darin. In den 1990er Jahren kam das heraus und Hurtigruten bemühte sich, diese Bauten wieder nach Norwegen zu holen. Was schließlich gelang und nun stehen sie hier, top renoviert im Museum. Ein Glücksgriff. Vermitteln diese Bauten doch, wie es damals war, zur See zu reisen. Die Lounges mit Wikinger Schnitzereien versehen, eine per Ton eingespielte Geräuschkulisse murmelt im Hintergrund und vermittelt Lebendigkeit. Alles Edel und so, als könnte man sich hier sofort hinsetzen, eine Zigarre anzünden und einen guten Rum oder Whisky schlürfen. Echt geil!

 

Im weiteren Verlauf der Damensalon mit Klavier und ähnlicher Atmosphäre wie bei den Herren. Genial gemacht! 

 

Ein Stock höher dann die Unterkünfte. Aus heutiger Sicht sehr rustikal und eher aussehend wie 2. oder 3. Klasse. 1912 aber wohl das Nonplusultra. Zwei Betten, links und rechts, dazwischen an der Bordwand ein Waschbecken, dass, wenn man ein Holzbrett runter klappt,  zu einem Tischchen wird. Das erinnert mich ein wenig an praktische Lösungen bei Campern. 

 

Von hier verlaufe ich mich nun kurz, finde dann aber den Weg zum Nachfolger der Stokmarknes I, der Finnmark Stokmarknes aus 1956. Aussen ja gesehen, nun innen. 

 

Doch bevor es soweit ist, treffe ich noch auf zwei weitere Camper mit denen ich 20 Minuten ins Gespräch komme.

 

Im Anschluss haut es mir dann schier den Nuggi raus. Wow…ist das geil auf der Finnmark Stokmarknes. Ich hab das ganze Schiff praktisch für mich alleine. Es ist nix los im Museum. Man kann hier sehr viel erlaufen, das Schiff steht praktisch offen. 1. Klasse, zweite Klasse, letzte Klasse, Küche, Funkraum, Brücke, Laderaum, Restaurants, Lounge, Damensalon, Oberdeck…es ist der absolute Hammer! Es gibt so viel zu entdecken!

Das Schiff wirk so lebendig, als könnte es in drei Stunden in See stechen. Die Rezeption noch mit Computer, Telefon ausgestattet. Es sieht wirklich so aus, als wäre gerade nur kurz keiner vor Ort und es ginge gleich weiter sobald der Mitarbeiter wieder am Platz ist. Einfach genial!

 

Aus den verschlossenen Kabinen dringen Gespächsfetzen auf den Gang in verschiedenen Sprachen. Auf Deck steht noch ein alter Ford der mit transportiert wird. Auf der Brücke kann ich Kapitän spielen und im Funkraum…äh…ja…da muss ich mal kurz eingreifen und einer funkt dazwischen.

 

Ich habe richtig Spaß an dem Museum und genieße es. Stoße mir zweimal ordentlich den Kopf, die Decken, Rohre usw hängen teils etwas tief. Stolpern ist auch immer mal drin, also ufbasse!

 

Stundenlang bin ich auf dem Schiff unterwegs….bis ich mich zurück an der Kasse wieder finde. Ab in den Maschinenraum. 

 


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Diese Privatführung kostet mich nichts, ich hab erzählt, was ich mache bei YouTube und ich vermute, dies wohl der Grund für die kostenlose Privatführung. Ich sage auch hier nochmal herzlichen Dank dafür, liebes Hurtigruten Museum. Mein junger Führer, Jakob, macht auch einen top Job. Zeigt mir mit viel Wissen und Leidenschaft den Maschinenraum mit 10 Zylinder Dieselmotor, knapp 3.000 PS, 150 Tonnen Treibstofftank, erklärt mir die unterschiedlichen Farben die bei den Rohrsystemen genutzt wurden um Öl, Wasser, usw zu unterscheiden. 3 fette 240 PS Generatoren zur Stromproduktion stehen hier unten. Die Geräuschkulisse muss gewaltig gewesen sein. Auch sonst stehen noch Kompressoren, Ölfilter usw. rum. Beeindruckend! 

 

Das Schiff kam ohne Getriebe aus. Kommuniziert wurde per Telefon mit der Brücke oder mit Signalanzeigen. Letzteres, weil man hier unten wohl kaum sein eigens Wort verstand, geschweige denn das Wort eines anderen an einem Telefon. 

 

Um Rückwärts zu fahren, mussten die Motoren gestoppt werden, dann der Rückwärtsgang eingelegt werden und im Anschluss lief das ganze System einfach rückwärts. Zum rangieren wohl eher unpraktisch, aber es gab ja die verstellbaren Propeller an der Schiffsschraube, die sicherlich häufiger zum Einsatz kamen als der Rückwärtsgang.

 

Selbst Werkstatt mit Drehbank und Erstzteillager bekomme ich zu sehen und noch die ein oder andere Geschichte erzählt. Toll gemacht alles und auch hier: ich hab das Gefühl, wenn hier einer den Zündschlüssel dreht oder Startknopf drückt, dann können wir ablegen. 

Ich bin selten wirklich begeistert von Museen, aber dieses hier haut mich echt ein wenig aus den Latschen. 

 

Nach der Maschinenraumführung trolle ich mich und laufe noch ein wenig durch das Schiff. Genieße die Räume, die Einsamkeit, die Freiheit überall wo offen ist, reingehen zu können. Einfach cool!

 

Ich glaube es ist 17 Uhr, als ich ziemlich platt aber glücklich das Museum verlasse. Zottl und die Jungs sind noch da wo ich sie zurück gelassen hatte. Wir waren und sind auch nicht der einzige Camper, der hier parkte. Übernachten möchten wir hier jedoch nicht. 

 

So starte ich den Motor, fahre noch 9 km weiter in Richtung Melbu, biege an einer Kirche rechts ab, folge der schmaleren Straße 3 km, dann wieder rechts auf einen einspurigen und wirklich rumpeligen Feldweg und erreiche am Ende einen Parkplatz. Nicht ganz eben aber wen stört das schon…ich parke, genieße noch die letzten Sonnenstrahl zusammen mit meinem www.wattstunde.de mobilen Solarpanel, lasse kurz die Drohne in die Luft und begebe mich dann an den Laptop. Es wird Zeit, heute noch etwas zu arbeiten. 

 

Um 2 Uhr, mit Essensunterbrechung, bin ich fertig und gehe pennen. Ziemlich platt und morgen…morgen fahren wir wieder zum Museum. Dann aber mit einem anderen Plan. Und da drauf freue mich mich schon riesig. Der Rest vom Team auch, denn für die bedeutet meine Abwesenheit: Sturmfrei!

 

 

Gute Nacht und viele Grüsse

Kai und die Sturmfreien

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Kommentare: 3
  • #1

    Reyhan (Mittwoch, 03 August 2022 17:31)

    Nach dem Text bin ich sehr gespannt auf das Video !

  • #2

    Elsbeth M. (Mittwoch, 03 August 2022 21:15)

    Hallo Kai.

    Danke für die eindrücklichen Aufnahmen, auch Deine Kommentare sind wie immer super.
    Ich wünsche Dir eine gute Zeit, bleib gesund.
    Mit freundlichen Grüssen

  • #3

    HorstChris (Donnerstag, 04 August 2022 11:08)

    ���� Alle Daumen hoch! Ich bin auch nicht so scharf auf ein Museum, doch das hier ist genial �. Super tolle Bilder zeigst du uns �. Die vielen Details sind einfach umwerfend. War schon eine irre Zeit damals. Und so wichtig dieses Ganze zu erhalten! Das ist den Eintritt wert ��.
    Mal gespannt was die Bärenbande in dieser sturmfreien Zeit veranstaltet hat �. Vielleicht dein Abendessen angerichtet ? ���.
    Lieben Gruß, Christine ��‍♀️