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#447 Vesteralen - Matind, Wanderung, echt jetzt?

Mittwoch, 2. Juni 2022,   Andöya - Wanderung Matind

 

 

Moin,

 

Es war spät gestern…somit heute auch. 10:30 Uhr wache ich auf. Puh, warm hier drin. Scheint wohl schon wieder die Sonne. Blick raus…jupp…strahlender Sonnenschein.

Im Bett hält es mich da nicht mehr lange. Einfach zu warm. 

 

Aufstehen, Dinette, arbeiten…parallel denke ich darüber nach, wo wir heute hin gondeln könnten. 

Vermutlich der Andöya Küste folgen und dann irgendwann auf die nächste Insel. Super Plan. Doch irgendwie bin ich damit nicht so glücklich und irgendwas anderes spukt mir da noch im Kopf rum. 

Da oben auf dem Pass war doch der grosse Parkplatz. So ein großer Parkplatz, bedeutet: da geht es irgendwo hin. Und das muss cool sein. Sonst wäre der Parkplatz nicht so groß.

 

Ich schmeisse Google an und informiere mich. Finde auf Nordlandblog einen Bericht über eine 3.8 km lange Wanderung auf den 408 m hohen Matind. 3-4 Stunden hin und zurück. Klingt zwar anstrengend, aber das wäre es mir heute wert. Hab da irgendwie Bock drauf. 

 

Auf diese Fastentscheidung erstmal ein ordentliches Frühstück. Ich schmeisse die Induktion an und baue mir aus Brot, Käse, Salami, Philadelphia ein Sandwich. Ein Spiegelei täte dem ganzen auch noch gut…doch daran denke ich in dem Moment nicht. 

 

Gut gestärkt wecke ich meine Mitreisenden, die sind super happy als sie von meinem Plan hören. Bedeutet für sie: 4 h sturmfreie Bude…vielleicht sogar mehr! 

 

Das Wetter passt heute perfekt für eine Wanderung, sonnig…naja und ziemlich Wind. Schwierig wird die Klamotten Wahl. 

 

Aber jetzt erstmal zusammen packen und Abfahrt. Die steile Schotter Rampe hoch, klappt gut, keine Probleme. Auch auf die Straße geht es ohne Bodenkontakt. 

 

800 m später bin ich am großen Parkplatz, der ist wenig beparkt und ich stelle Zottl etwas abseits hin. 

 

Und jetzt heisst es: überlegen was mit muss und was anziehen?

 

 




Wasser, Schoggi, Windjacke, Pullover. Ich entschiede, in kurzen Hosen zu laufen, T-Shirt mit Untershirt. Bloss nicht zu warm, sonst verrecke ich wieder am Berg. 

Ne Power Bank muss noch mit, n zweites GoPro 10 Miststück, Mikro und meine Canon mit allen Objektiven. 

Der Rucksack hat gut Gewicht! 


Jungs, macht keinen Scheiss, ich sehe und merke alles…denke ich zumindest. Denn was hier passieren wird in meiner Abwesenheit…ist eigentlich unfassbar. Aber dazu später. 

 

Ich laufe los, überquere den großen Parkplatz, stehe vor dem Wanderschild. Da lang. Also gut, Herausforderung angenommen. 

 

Erstmal über ein Matschloch, dann 30 m Holzstege die eine matschige Wiese überbrücken. Dann…welch Überraschung…bergauf. Durch ein niedriges Birkenwäldchen. Erst auf Erdboden, dann über große, grobe Steine. Ich muss schauen wo ich hintrete und merke: Kleiderwahl war perfekt! Und froh bin ich über den Wind der schön kühlt. 

 

Ich komme gut vorwärts, der Birkenwald lichtet sich, irgendwann stehen hauptsächlich tote Bäume rum. Der Weg, steil bergauf, gut zu laufen. 

 

Das ich an einer Abzweigung vorbei komme, merke ich gar nicht. steige weiter steil den Berg hoch. Der Weg…hm…etwas indifferent. 

Als ich mal kurz stoppe um Luft zu holen, sehe ich, mehrere Wanderer links von mir auf einem anderen Wanderweg. Der führt rechts am Berg vorbei…hm…komisch. Muss ich auch da lang? Noch mehr Wanderer kommen von dort bergab gelaufen.
Okay, evtl. muss ich ja da auch lang… So stiefel ich am steilen Hang kurz 50 m querfeldein und treffe auf eben diesen Weg. Der führt seitlich dem Berg entlang, erst eben und dann…leck mich am Arsch…fast senkrecht den Berg hoch. Von Serpentinen laufen haben die hier wohl noch nix gehört. Immer wieder muss ich kurz Pause machen, zum Filmen und Luft holen. Es ist ne ziemliche Plackerei. Der Blick dazu auch noch gigantisch. Rüber nach Bleik, auf die groben, zackigen Felsen, den Strand…Hammer!

 

Aber weiter, ich will ja oben ankommen. Der Weg eine echte Tortur für Beine und Atem. Trittsicher sollte man sein und gescheite Wanderstiefel mit gut Halt und Profil haben. 

Ein Minischneefeld liegt auch noch rum, dann bin ich oben und schnaufe durch. Leck…ein Killeranstieg. 

 

Nun geht es über Steine weiter, eben bis leicht ansteigend. Eine Strecke zum Ausruhen und genießen. Nun der Blick links auf die andere Seite der Insel. Und…ich sehe von hier oben den Schlafplatz, auf dem ich vor 4 Jahren stand und mir nachts Burger gebraten habe. Is ja cool…doch fährt soeben ein TI drauf…nur um wenig später wieder abzufahren. Ihr seht, ich lauf hier ne ganze Weile. 

 

                 

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Und was ich nicht merke, ich laufe etwas komisch. Komme unbemerkt vom Weg zum Matind ab. Es geht wieder bergauf, steil aber nicht so mördersteil wie vorher. Schmaler Pfad, Steine, und irgendwann bin ich oben und checke mal auf Google Maps wo ich eigentlich bin. So merke ich, dass ich in die falsche Richtung unterwegs bin. Zum Glück kann ich das noch ohne Probleme korrigieren. Einfach mal 200 m wieder Querfeldein laufen und dann müsste ich auf den Wanderweg zum Berg treffen. Ich laufe momentan  irgendeinem anderen Pfad hinterher…der führt mich aber nicht zum Haufen Steine. 

 

Also, leicht bergauf zum richtigen Wanderweg und weiter. Hochebene. Paar Flechten wachsen hier noch. Sonst nix. Sonnig, der Wind eingeschlafen. Warm. Ich schwitze. Nur gut hab ich meine Kappe dabei, sonst gib das hier noch n Sonnenstich. So gibt’s wohl nur n Sonnenbrand. Hab vergessen, mich einzucremen. 

 

So laufe und laufe ich…irgendwann geht es ein gutes Stück bergab, dann kommt ein Schild. Matind…1 km…da lang…so, die letzte „Meile“ also. Und die geht…wie könnte es anders sein, bergauf. Aber mit immer geiler werdendem Blick auf die angrenzenden Strände im „Tal“. Leck ist das geil. Mit jedem Meter sehe ich mehr…das treibt mich an und den Berg hoch. Bis ich endlich oben bin. 

Auf der ganzen Strecke hab ich nur zwei andere Wanderer getroffen. Hier oben sind nochmal drei. Sehr ruhig und eine coole Wanderung. Teils gut anstrengend. Aber lohnt sich.

 

Die Sicht von hier oben ist phänomenal. Und dann noch dieses geile Wetter. Zwischendurch waren Wolken am Himmel, die verflüchtigen sich immer mehr. Es ist grandios…und beängstigend. Denn hinter mir, geht es 400 m runter bis ans Meer. Senkrecht. Daran muss ich mich erstmal gewöhnen. 

 

Was nun kommt…filmen, fotografieren, genießen. Andere Wanderer kommen und gehen. Je später der Nachmittag, desto mehr ist los. Um 19 Uhr treffe ich auf Lukas und komme mit ihm ins Gespräch. Er kommt aus Bayern und ist seit ein paar Wochen unterwegs. Hat sich hier von Bleik hoch gekämpft. Über einen etwas komischen Wanderweg aber, wie er sagt. Wir unterhalten uns über ne Stunde, dann zieht er wieder los. Ich bleibe.

 

 


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Die Sonne sinkt langsam etwas tiefer, das Licht wird immer besser. Für ne halbe Stund bin ich komplett alleine auf dem Berg. Wow! 

 

Danach wird es „voll“. Immer mehr Wanderer wollen hier den Abend verbringen. Sicher schon 21 Uhr. Ein Pärchen fliegt noch Drohne und telefoniert dann noch per Lautsprecher mit der Gott weiss dem zu Hause. Alle umliegenden können alles mithören. Echt toll…man, man, man….

Und nein, nicht nur ein Telefonat…nein gleich noch eins. Manchmal wäre es doch ganz nett, es gäbe an manchen Punkten kein Netz in Norwegen. 

 

Aber egal…ich hänge hier oben etwas ab, nutze das 4G Netz und baue ne Insta Story, poste sie. Je länger ich hier oben bin, desto mehr Wanderer kommen. 

 

Irgendwann, wird’s mir zu „voll“. Sicher 10 Leute hier oben…ich hau ab. Hab alles genossen, gesehen und gefilmt. Mitternachtssonne muss hier oben nicht sein. 

 

Langsam bekomme ich Hunger, hab zwar Schoggi dabei gehabt und Wasser, aber hätte Bock auf was gescheites. So mach eich mich um 21:30 Uhr auf den Weg. Im Sonnenschein. Auf zu Zottl. 

 

Diesmal treffe ich auch den Weg und bin ne Stunde später bei Zottl. Zurück geht deutlich schneller. Auch wenn ich bei der übel steilen bergab Passage aufpassen muss, nicht ins rollen zu kommen. Wie bin ich hier eigentlich hoch gekommen? Alter Norweger!

 

Um 22:30 Uhr bin ich bei Zottl. Der Parkplatz im Schatten. Und von unterwegs hatte ich gesehen, dass mein Parkplatz von vor 4 Jahren wieder belegt ist, aber der Platz von letzter Nacht nicht. Cool! Dann fahr ich da jetzt schnell mal hin, nochmal ein letztes Mal Mitternachtssonne für die nächsten Tage. Geil!

 

Motor an…aber hey…wer kommt denn da angelaufen? Will der zu uns? Er läuft und schaut in unserer Richtung, hält was in der Hand…und ja, er will wohl zu uns. Außer uns, steht hier niemand. Er grinst…ich grinse…Motor wieder aus. 

 

Kurz darauf stehe ich mit Rolf (japp, Rolf, kein Fehler, nicht Ralf) zusammen und unterhalte mich mit ihm. Und was er in der Hand hat und mir übergibt ist ein Traum und ich muss zweimal hinschauen: 2 Flaschen Jever! 0,3 Liter Flaschen. Meine Lieblingsgröße. Ich kann es kaum fassen. Bin nach dem 8 km Hike eigentlich ziemlich platt, aber das hier lässt mich alles vergessen was heute war! Echtes, leckeres Bier! Am liebsten würde ich es sofort trinken…aber dann könnte ich nicht mehr fahren und eine Flasche von 2 wäre schon weg. Nee, das geht nicht. Die sind zu kostbar um sie einfach im Unverstand zu trinken. 

 

20 Minuten unterhalten wir uns, dann ziehe ich los. Sage Rolf aber noch, wo ich hin fahre, in die Mitternachtssonne, und das sie gerne nachkommen können wenn sie wollen. 

 

Und Abfahrt, 800 m den Berg runter, links in einen schmalen Pfad rein, fahre den Platz heute von der anderen Seite an…streife diverse Büsche und plötzlich…alter…was war das denn? Ich fass es nicht! Hab ich das gerade geträumt? Ich schaue auf die Gopro die nach vorne raus filmt…japp..läuft…GEIL!! Ich hab es also aufgenommen. Wow, alles richtig gemacht.

 

Hoppelt mir da doch ein schöner Elch direkt vor Zottl über den Weg. Wir haben ihn wohl aufgeschreckt. Kein riesen Tier, eher noch Jung und nicht ausgewachsen…springt es hier einmal von links nach rechts über den Weg und verschwindet im Dickicht. Oh man…genial. All das bei Sonnenschein und Einsamkeit. 

Norwegen ist einfach geil! Wieder mal! 

 

Ich parke und feier den Abend, den Tag, den Elch, unser Team, erstmal mit einem kühlen finnischen Bier. Lecker! Tut das gut. 

Ich stehe draußen in der Sonne, das Bier auf dem Vanlett von www.styyl.de, meine Kamera auch und genieße die Sonnenstrahlen und den jetzt doch etwas kühlen Wind. Aber ohne Wind…Mücken. Dann lieber Wind!

 

Jetzt aber mal n Happen Essen. Ich brate mir auf der Induktion 4 Würstli, stecke sie zusammen mit Käse, Gurke, Senf, Ketchup, Philadelphia und BBQ Soße in einen Tortilla und bin gefühlt im Himmel. Lecker!

 

Im Anschluss wird noch bis 1 Uhr gearbeitet. Die Mitternachtssonne vorher noch gefilmt und als sie sich dann hinter einem Berg verabschiedet, gehe ich noch Duschen und dann pennen. 

 

Was für ein Tag…ich bin geschafft. Die beiden neben mir auch. Wobei ich mich frage von was genau die beiden so platt sind. 

An die Biervorräte sind sie nicht gegangen, aber vielleicht waren sie ja auch draußen unterwegs und haben sich die Beinli vertreten. Wer weiss, wer weiss….

Jetzt aber gute Nacht und bis morgen.

 

 

Viele Grüsse

Kai und die Beinlivertreter

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