Montag, 30. Mai 2022, Övre Dividal NP, norwegisch-finnische Grenze
Moin,
Auch wenn heute ungefähr gutes Wetter sein soll, geschlafen wird bis es nicht mehr geht. So ist heute um 10 Uhr Schluss. Das ist gut, denn heute Abend wird es wohl sehr spät werden wenn ich den Plan umsetze, den Co-Pilot und Friedrich gestern ausbaldowert haben.
Der Blick raus zeigt auf jeden Fall, dass der Wetterbericht Recht hatte. Man muss loben, wenn es was zu loben gibt: also, liebe Wetterfrösche, für heute habt ihr Recht: gutes Wetter! Geil!
Einen Katapultstart in den Montag gibt es dennoch nicht. Aufstehen, anziehen, Solar Panel an Zottl, Strom für die EcoFlow sammeln.
Zudem müssen die Klamotten raus. Alles noch leicht geräuchert. Die Säge von www.styyl.de kommt an Zottl und die Jacke wird über Zottl’s rechtes Ohr gehängt. Super! Läuft ja top heute morgen. Schon einiges erledigt.
Jetzt aber Frühstück. Aus Mangel an allem, gibt es Cornflakes und während ich vor mich hin kaue, tippe ich den Blog von gestern.
Trotz Sonne ist es draußen noch nicht wirklich warm. Ein kalter Wind geht, der die Temperatur etwas limitiert. Und als der Blog fertig ist, arbeite ich an der Einkaufsliste für Finnland. Da sollten wir ja morgen sein. Denn, was ich heute noch von Timo erfahre: die Canon ist in Kilpisjärvi angekommen. Das sagt zumindest das DHL Tracking.
Das hebt die Stimmung und in meinem Übermut, binde ich mir die Wanderstiefel, schnappe meine Kamera und latsche in den Wald. Zwei Wanderwege stehen zur Auswahl, 7 km oder 19 km…ist klar welchen ich nehme, oder?!
Erstmal über einen Bach, dann bergauf durch Kiefern und Birkenwald. Kein Mensch, kein Tier, nur das Rauschen des Flusses unten im Tal und als ich den Berg hoch bin, leichter Wind. Was ein Glück, es ist nämlich verdammt warm. Weste und Pullover sind schon aus…der Wind tut gut.
Was nun folgt, erinnert mich mal wieder an ein Jump’n Rund Video Game. Immer wieder Hindernisse. Erst einfach…etwas Matsch den man umgehen muss, dann kleine Bäche mit Brett drüber, später Bäche ohne Brett drüber. Ich muss durchs Unterholz und mir einen Weg zu einer schmalen Bachstelle suchen und drüber hüpfen.
Dann wieder schmale Bretter über unter Wasser stehende Wiesen…dann wieder ein Bach ohne Brett…zudem erste Schneefelder auf dem Weg…Bach mit Brett und Schnee auf dem Brett… So geht das weiter! Test für Test absolviere ich, doch wird mir langsam klar: in den nächsten Level schaffe ich es nicht!
Der Weg wird schmaler und die Hinternisse kommen in immer kürzeren Abständen. Als ich irgendwann nach 2,5 km langsamem Vorankommen an einem langen Schneefeld mit Brett drunter stehe, ist für mich klar: hier endet mein Hike für heute. Der Schnee tief und nicht gut tragend. Das gibt nasse Schuhe und Socken. Da hab ich heut keinen Bock drauf.
Und wer weiss, wie es von hier weiter geht. Also, kehrt Marsch, alle Hindernisse zurück. Damit bin ich schon gut beschäftigt!
Zurück bei Zottl…erstmal die verschwitzten Sachen aus und bei Keksen und Milch erholen.
Im Anschluss, es geht schon auf 18 Uhr zu, ne erholsame Dusche in Zottl und als die Sonne schon etwas tiefer steht, geht auch noch die Drohne in die Luft.
Mittlerweile sind wir auch die Einzigen auf dem Parkplatz. Der Wanderer von gestern ist schon wieder zurück und weg. Wir also völlig alleine hier.
Der Wunsch, noch ne Nacht zu bleiben, ist durchaus vorhanden, doch die Vernunft siegt. Wir werden weiter fahren! Fertig aus! Noch ne Nacht und ich werde hier sesshaft!
Vor 22 Uhr will ich jedoch nicht los, somit ist noch Zeit für ein Abendessen, Thunfisch Sahne Soße mit Tortellini. Die Sahne verfeinere ich mit Curry. Das passt hervorragend zum Fisch und den Tortellini.
Danach noch etwas schneiden und um 22 Uhr…Abfahrt.
Eine Fahrt, die es in sich haben wird, startet. Mit Verkehr rechne ich auf jeden Fall nicht. Doch weit gefehlt.
Bereits nach 3 km erschrecken mich zwei Elche am Wegesrand. Ich glaub aber, sie erschrecken sich noch mehr und verschwinden schnell im Unterholz. Ich stoppe, schaue…doch sie sind weg. Schade. Allerdings meine ich, im Unterholz noch Bewegung zu sehen und halte einfach mal die Kamera drauf, in der Hoffnung, man sieht im Video was.
Nach diesem Event, folge ich der einspurigen Dirt Road bis mich Asphalt empfängt . Immer entlang dem wilden Fluss der knapp Hochwasser führt.
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Der nächste Stopp folgt an den Stromschnellen. Hatte ja auf der Hinfahrt schon dort gehalten, wiederhole dies und mache noch ein paar schöne Fotos und Filmaufnahmen.
Gewaltig was hier an Wasser durch die Engstelle gedrückt wird. Wahnsinn. Ein immenses Getöse und ein wenig mulmig wird es mir schon, dort so dicht am Wasser zu sehen. Aber was macht man nicht alles für gute Aufnahmen.
Im Anschluss…weiter…der Schotter ruft. Doch heute deutlich weniger staubig. Die Feuchte der Nacht hat sich auf Steine und Staub gelegt. Es staubt kaum, somit keine riesen Staubfahne wie bei der Hinfahrt. Hab ich echt clever gemacht!
Die ganz Zeit begleitet mich immer wieder die Sonne. Die steht tief am Himmel, erleuchtet die Berge rosa, den Himmel orange und uns, die wir mit 25-30 km/h dahin kriechen, erfreut sie tierisch. Immer wieder grandiose Ansichten.
Ein Fuchs kreuzt noch in der Ferne unseren Weg, ein Hase wird aufgeschreckt und ne Maus huscht über die Piste.
Als das alles verdaut ist, wartet die 87. Und was nun kommt, ist nicht minder hässlich. Die Qualität der Strecke zwar unterirdisch, wir fahren mit 40-50 km/h und ich muss immer wieder in die Bremsen steigen. Ernte dabei jedes mal kritische Blicke von Master Friedrich.
Rumpeln wir zu schnell über einen Bodenwelle, leidet der Kasten, bremse ich zu stark, leiden die Bremsen. In jeder Hinsicht bin ich schuld…klar! Wer auch sonst! Da droht wieder der Ausfall von
Taschengeld…
Landschaftlich das Ganze aber ein Genuss. Wow! Hohe schroffe Berge, teils Rosa von der Sonne beleuchtet, überall Wasserfälle und die Bäche im Tal sind reißende Wildwasserflüsse.
Auch die Vegetation ändert sich. War im Nationalpark alles am Sprießen, ist hier noch alles im Winterschlaf. Die Birken ohne jegliche Aktivität. Schnee liegt rum. Mit 6 Grad ist es kühl aber immerhin frostfrei.
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Die Fahrt ein großer Spass und auf der Strecke NIX los. Kein Auto…nur ein Reh kreuzt noch meinen Weg.
Von der 87 biege ich später auf die E6 und dann wird es richtig verrückt. Erst noch kurz ein Fotostop mit orangenem Himmel . Dabei kommt ein Truck vorbei gefahren, hubt und winkt. Ich winke zurück…weg ist er.
Danach, weiter dem Fjord entlang…hinter einem Berg hervor und zack…SONNE! Nachts um 1 Uhr! Das ist soooo krass! Ihr macht euch keine Vorstellung. Von Müdigkeit keine Spur. Top fit. Ich könnte so noch Jahre weiterfahren.
PKWs sehe ich weiterhin keine, alle 20 Minuten mal ein LKW…die Straße gehört also praktisch uns. Traumhaft.
Ein Stück weiter biege ich auf die E8 gen Finnland. Erst seicht das Tal hinter, dann ansteigend. Eine geile Strecke. Die Straße in top Zustand, wir düsen mit 80-90 km/h durch die leichten Kurven. Ein echter Spaß.
Ein weitere Fuchs schaut verwundet als er die Straße überquert. Dann ist er auch schon weg.
Wir klettern immer höher und vor lauter Wasserfällen, Bergen, orangenem Himmel hinter uns, rosa Bergen neben uns…verpasse ich die Abfahrt zu unserem angedachten Schlafplatz. Mist! Umdrehen…ach…egal…weiter hoch. Vielleicht kommt ja noch was cooles.
Es kommt erstmal nix. Wir erreichen oben den, ich nenn ihn mal so, Passee. Biege auf einen Schotterweg ab und stehe auf einem ein paar Meter von der E8 zurückversetzten Parkplatz. Hm…wir könnten hier bleiben….aber…ich google kurz…hatte da gerade noch eine interessante Abzweigung gesehen, 500 m vor diesem Spot, auf der linken Seite.
Auf Google Maps sieht das fahrbar aus. Also, ist zwar schon 2 Uhr, aber das erforschen wir noch.
Zurück auf die E8, 500 m in die Richtung aus der wir kamen und dann, rechts. Ja verwirrend, vorhin hätten wir links gemusst, jetzt aber rechts…diese verdammten Himmelsrichtungen!
Kurz irritiert mich ein Einfahrt verboten Schild. Doch das besagt nur, dass der Snowmobile Trail nicht mehr befahrbar ist. Okay…wir sind kein Schneemobil und wollen auch nicht über den See. Dann mal weiter….
150 m über geschwungenen Schotter- und Asphaltweg und zack, stehen wir auf einem großen ebenen Parkplatz. Wow…geil! Zum Glück bin ich nochmal zurück. Hier bleiben wir.
Der direkt an den Parkplatz angrenzende See hat zwar einen verdammt hohen Pegelstand, nur 20-30 cm unter dem Parkplatz. Aber der See wird ja wohl nicht über Nacht steigen wollen.
Zudem: welche Nacht? Die Berge werden schon wieder rosa…oder sind sie es immer noch? Keine Ahnung, aber es ist absolut geil.
Das Problem nun: ich bin so geadrenalint, dass ich top fit bin. Aber eigentlich sollte ich jetzt pennen. Schließlich ist morgen ein großer und wichtiger Tag fürs Team. Wir werden Finnland entern und hoffentlich unsere Canon wieder entgegen nehmen können.
So liege ich um halb drei im Bett und tu mich echt schwer einzupennen. Als ich gerade die Kurve bekommen habe…werde ich wieder wach durch ein Zottl Knacken, die Sonne wärmt ihn.
Immerhin, im Anschluss gelingt das Einschlafen.
Meine beiden wattigen Mitreisenden hatten dieses Einschlafproblem nicht.
Je mehr Tiere sie unterwegs sehen, desto müder werden sie. Die Hektik der Wildtiere macht sie schläfrig. Ja, meine zwei Luxus Mitreisenden.
Und wenn die wüssten, was sie morgen erwartet, dann wären sie wohl kaum ins Bett zu kriegen gewesen…
Aber dazu dann in ein paar Stunden mehr. Jetzt erstmal gute Nacht
Viele Grüsse
Kai und die zwei Unaufgeregten.
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