#437.5 Senja - Ersfjord Alltag und wie man Doppel-Wikinger wird

Sonntag, 22. Mai 2022,  Erstfjord Alltag und wie man Doppel-Wikinger wird

Moin,

Es knackt….im Heck von Zottl. Und noch etwas ist ungewöhnlich…es ist irgendwie…ich weiss nicht wie ich es sagen soll…ne Art von warm. Noch nicht unangenehm. Aber so warm, dass ich denke, mein Federbett kann auch ein ganz klein wenig weiter runterrutschen.

Und das Knacken…meine Gelenke? Bin ich irgendwie über Nacht gealtert? Oder ist das der Co-Pilot der mit den Wattezähnen malmt als würde er ne Kuh verspeisen.

Ich öffne mal die Augen und scanne die Lage. Nix ungewöhnliches. Von draußen scheint aber irgendwie mehr Licht in Zottl. Hm…Verdunklung hoch….ahhhhhhh…verdammt….ist das hell draußen. Meine noch schlaftrunkenen Augen, ohnehin Lichtempfindlich, schrecken überrascht auf ob des vielen Lichts.

Da scheint doch tatsächlich die Sonne. Und zwar voll auf Zottl’s Heck. Kein Wunder knackt es. Zottl dehnt sich aus. Generiert mehr Platz für seine Insassen. Super!

Nächster Gedanke…Sonne…Mobile Solartasche muss raus. Die EcoFlow nur 40% voll. Der eScooter braucht auch noch Strom…also dann. Um 11 Uhr kann man ja auch mal aufstehen an einem Sonntag Morgen. 

Das Solarpanel, es liegt mittlerweile im Fussraum des Co-Piloten, was bin ich froh hat der kurze Füßen, ist schnell angeschlossen und aufgestellt. 90 Watt von 120 kommen rein. Geil. Jetzt noch schnell den eScooter ans Bordnetz, EcoFlow Inverter anstelle und zack fließen 100 Watt in den eScooter. Nochmal geil!

So macht das Spaß!

Als nächstes, denn ich weiss wie das Wetter weiter geht, ab in die Luft. 20 Minuten lasse ich die Drohne kreisen bevor sie wieder landet. Alles eingetütet.

Und da ich ja noch immer weiss, was kommt, verschiebe ich das Frühstück und gehe an den Strand.

Dort findet nun das Wichtigste überhaupt statt. Denn das, was nun folgt, muss man hier in Ersfjord unbedingt machen! Hier, so sagte mir ein Kai, werden Wikinger gemacht! Und was ein Kai sagt, stimmt! Goldene Klo Regel hier…oder so. 

Also, ab an den Strand. Lustigerweise reicht es, hier mit den Füßen ins Wasser zu steigen um ein echter Wikinger zu werden. Genau meine Liga! Das bekomme ich (vermutlich) hin…hoffe ich. 

So stapfe ich los, durch die Düne, an Tischen und Bänken vorbei und schon steh ich am Strand. Hallo Meer?!
Ebbe! Ich muss also 30 m mehr laufen. Bekomme ich hin…vermute ich.

Erstmal aber Schuhe und Socken aus…warmer Sand empfängt mich und ich laufe los. Schnurstracks und ohne Zögern, erst über den nassen Sand dann in die leichten mini Wellen und zack…stehe ich mit den Füßen drin. 

Gar nicht so kalt! Vor 4 Jahren auf den Lofoten war das Wasser kälter. 

Ich zweifel daher etwas an der Wikinger-Produktions Aussage von diesem Kai…aber eben, ein Kai hat immer Recht. 

Und da es gut auszuhalten ist, bleibe ich etwas länger im Wasser, laufe noch etwas tiefer rein, bis zu den Waden! Die leichte Dünung umspült sogar meine Knie und die ein oder andere größere Welle leckt an meiner Hose und den Oberschenkeln. 

So vergehen ein paar Minuten, ich filme vor mich hin, die Hose wird immer nasser. Ganz rein gehen…nee…das wäre jetzt echt übertrieben und vermutlich würde ich die Wikinger Götter damit erzürnen. Vermutlich würden sie meinen, ich wäre ein Angeber! Aber das bin ich nicht!

Und wie ich so am Strand spiele und laufe, sehe ich Unheil aufziehen. In Form von Wolken. Grauen Wolken. Die Luder bilden sich hier und vermehren sich. 

Ja, war zu erwarten, ab 12 Uhr sollte es los gehen. Jetzt ist es 13 Uhr…sie kommen wohl mit DHL und somit verspätet. 

Für mich ein Zeichen, zurück zu Zottl zu gehen und den sonntäglichen Arbeiten nachgehen. Schneiden und so. 

Vorher aber noch im Bach neben Zottl schnell meine Füße entsanden und meine Beine Entsalzen. 

Und ich glaube….HIER werden Wikinger gemacht. Genau in diesem Bach. Der ist soooo affenkalt, dass ich nach 10 Sekunden wieder rausspringe und vermute, soeben sämtliche Zehen verloren zu haben. Leck mich am Arsch ist das Wasser kalt…das kam überraschend!

Mit eisigen Füßen und restlichem Sand ziehe ich mich in Zottl zurück und mache mich an die Arbeit. 

Bei mir fällt auch die Entscheidung: wir bleiben noch eine Nacht! Schön hier. Aber auch gut Betrieb mittlerweile. Autos und Womos kommen und gehen, eine ganze Busladung Hurtigruten Touristen kommt, geht aufs goldene Klo, an den Strand und fährt weiter und auch zwei Deutsche große Integrierte stehen am anderen Ende des Parkplatzes. 

Und wie es so ist, kommt nach ner Stunde Arbeit plötzlich jemand um Zottls Ecke gebogen. Es ist Erik. Aus dem Hymer. Er meint, seine Frau Birgit hätte gemeint, ich sei ich. Sie hätte einen frischen Kuchen gebacken, ob ich auch sein Stück und n Kaffee wolle. 

Da mir Erik auf Anhieb sympathisch ist, sage ich zu, ziehe mir was ordentliches an und laufe rüber.

Dort treffe ich auch auf Christian der mit dem langen 8,8 m Niesmann Bischoff Liner unterwegs ist und eben Birgit, die zu Erik gehört. 

Wir setzen uns in ihren 6 m Hymer Vollintergrierten mit Hubbett und Querbett hinten. Super geräumig. Obwohl sie 40 cm kürzer sind als Zottl ist das Raumgefühl besser: mehr Breite und Höhe machen hier den großen Unterschied. 

Der selbst gebackene Kuchen schmeckt vorzüglich und so sitzen wir zusammen und machen das Beste aus dem wolkig-kühlen Nachmittag. 

Gegen 16 Uhr verabschiede ich mich und bekomme noch zwei leckere Stücke Kuchen mit auf den Weg. Ich muss dringend noch etwas an den Laptop. Blog für heute Abend klar machen und das entsprechende Video timen. 

Das kostet mich heute knappe zwei Stunden weil zwei Blogs live gehen. Und im Anschluss heisst es: Schneiden bis 20 Uhr. 

Danach…das alltägliche Übel…kochen…

Ich hab nicht mehr viel an Bord, so verarbeite ich was ich habe in einen Bolognese mit Tortellini. In 40 Minuten ist die fertig und ich werfe mir einen Teller ein. Der Rest bleibt für morgen. 

Apropos Morgen…eigentlich wollte ich nach Finnsnes doch ist das Wetter von Montag auf Dienstag noch mal super sonnig, so dass ich meine Abfahrt hier verschiebe. 

In Finnsnes will ich mir im Biltema ein OBD Ausleser kaufen und checken, warum Zottl’s Motorlampe orange leuchtet. Von dort dann kurz weiter nach Finnland, meine Canon abholen die hoffentlich dort gegen Ende der Woche eintrifft. So mal der Plan…

Um 21 Uhr hab ich fertig und bin satt. Schnappe mir dann Rum und Whisky Flasche und laufe rüber zu meinen Nachbarn. Die Sitzen schon in Christians Liner und so werde ich von Honey (Christian’s Hund) begrüsst und darf dann auch eintreten. 

Was folgt ist ein schöner Abend in sehr netter Gesellschaft in einem wahrhaft lurosiösen Wohnmobil. Christian gibt mir noch ne kurze Womo Tour….wow! So luxuriös kann man also auch reisen. Platz ohne Ende, riesen Bad mit separater Dusche und WC. Ausmaße wie zu Hause. Wahnsinn!

Aber halt enorm lang und breit und auf engen Straßen eine ziemliche Herausforderung für den Fahrer. Viele meiner Plätze hätte ich mit so einem Liner nicht anfahren könne. Somit also nix für mich aber dennoch ein sehr cooles Fahrzeug. 

Das Wetter wird noch schlechter, es beginnt zu regnen. Umso gemütlicher ist es drinnen bei Sicht auf Berge, Meer und Strand. Immer wieder rumpelt es im Hintergrund. Was sich anhört wie ein aufziehendes Gewittergrummeln ist aber Eis- und Steinschlag. Da kommt schon den ganzen Tag immer wieder einiges runter.

Bis zwei Uhr sitzen wir zusammen und genießen den Abend und das nicht enden wollende Tageslicht. Ein Fuchs macht noch den Parkplatz unsicher und streunert um die geparkten Fahrzeuge. Wird aber vertrieben von einer Tussi mit Fotoapparat, die meint, trotz riesen Tele-Objektiv, super nah ran zu müssen. Man, man, man....

Erst um halb drei liege ich müde im Bett und hab trotz Helligkeit kein Problem, in den Schlaf zu finden. 

Co-Pilot und Friedrich auch nicht…die schlafen schon seit vorgestern durch. Frühjahrsmüdigkeit nennt man das wohl. Morgen ist aber Schluss damit. Erstens soll es sonnig werden und zweitens wollen wir weiter….ach ne, stimmt ja gar nicht. Wir bleiben ja noch n Tag.

Gute Nacht und viele Grüsse

Kai und die Dauerschläfer