Dienstag, 17. Mai 2022, Flakstad eigener Fjord, Wasserfall Gjeskefossen, nach Grunnfarnes
Moin,
Aufwachen um 10 Uhr….es regnet. Aufstehen um 11 Uhr. Es Schneeregnet. Happen essen um 12 Uhr…es schneeregnet weiter!
Heute ist Nationalfeiertag in Norwegen….und es regnet. Immerhin nur einmal. Was für ein Dreckswetter!
Temperatur nahe Null. Was soll ich mit so einem Tag anfangen? Am liebsten würde ich wieder ins Bett gehen. Decke über den Kopf ziehen und schlafen….
Aber…da liegen schon zwei, nämlich Friedrich und Co-Pilot. Somit kein Platz mehr für mich. Und das Geschnarche von den beiden, will ich auch nicht hören. Was dann?
An den Laptop, arbeiten. Oh…die Canon EOS R6 ist verschickt, kommt morgen bei Timo an. Coole Sache. Immerhin ein Lichtblick heute!
Das Regenradar sagt weiterhin Regen, für den Nachmittag sogar starken Regen. Super!
Fragt mich nicht wieviel Uhr es ist, als ich entscheide, Regenhose und Jacke an und vor die Tür.
Die Rentiere, die heute morgen hier noch zu sehen waren, sind weg. Vermutlich nach Hause. Schutz vor dem Regen suchen.
Somit erschrecke ich also auch niemanden, wenn ich nun vor die Tür trete. Raus!
Draußen, Pfützenbildung rund um Zottl. Unter ihm trocken. Dahinter ne kleine Feuchtigkeitsansammlung. Bin aber zuversichtlich, dass wir hier wieder weg kommen. Nicht sonderlich grasig und hinter uns, dann auch fester Boden.
So schau ich mich etwas um…finde hier am Fjorden ein Hinweisschild auf Wanderwege und frage mich dann… Hm…woooo geht wohl der schmale Pfad da drüben auf der anderen Seite der Straße hin? Kein Schild! Keine Markierung! Interessant! Da muss ich mal lang laufen.
Ja, und was dann folgt sind die Wasserspiele vom Fjordende. Immerhin war ich clever genug, meine Gummistiefel anzuziehen. Alles andere…vergesst es. Aussichtslos. Erst laufe ich auf einem ordentlich Pfad durch echten Birkenwald.
Es regnet…btw. schneeregnet. Je weiter ich mich von der Straße entferne, desto matschiger und sumpfiger wird der Weg. Doch ist er unterm Strich noch gut zu laufen. Also weiter.
Irgendwann geht der Schneeregen in Schnee über… Sooo viel höher bin ich hier doch gar nicht. Aber ein Stück weg vom Meer. Das reicht wohl schon. Weiter!
Neben mir rauscht der Fluss, von oben rauscht der Schnee und geradeaus erspähe ich, was ich gestern schon bei der Herfahrt von der Straße aus sah: Wasserfall! Ein recht cooler sogar!
Weiter!
Es geht ein paar Meter bergab, dann hab ich den Salat: Sumpfland vom feinsten. Weg sehe ich keinen mehr. Alles steht irgendwie unter Wasser und ist feucht.
Ich suche mir einen Weg am Hang entlang, gar nicht so einfach. Komme also auch komplett vom Weg ab. Laufe nun mehr oder weniger Querfeldein. Uf…so hatte ich mir das nicht vorgestellt heute. Schon
gar nicht bei dem Wetter. Aber ich will zum Wasserfall! Also: weiter!
Irgendwann muss ich dann doch durchs Sumpfland durch, teils bleiben meine Gummistiefel schier stecken, doch schaffe ich es und treffe wieder auf den Weg. Folge ihm, nur um später wieder anders laufen zu müssen, weil alles unter Wasser steht.
Fehlt nur noch, dass ich einen Fluss durchschwimmen muss. Dann Leute, ist Schluss und ich drehe um.
Doch ich hab Glück, die Bachquereungen haben „Brücken“. Naja…also die eine „Brücke“ besteht aus sau rutschig aussehenden Birkenstämme, ein Stück weiter oben liegen Steine im Bach. Ich wähle die
Steine. Richtige Wahl. Weiter!
Ein wenig komme ich mir wie bei einem Jump n Run Spiel vor. Immer wieder neue Hindernisse die ich irgendwie überwinden muss. Fehlt nur noch, dass ich mich wie Tarzan von Baum zu Baum schwingen
muss. Das ein oder andere mal ist es kurz davor.
Immer wieder fliest mir Wasser in den Weg und ich muss über Abhänge, Steine, Felsen klettern um weiter zu kommen. Den eigentlichen Weg treffe ich immer mal wieder…glaube ich zumindest….verliere ihn aber genauso oft auch wieder.
Die letzten Meter dann irgendwie und zack…da ist er…Wasserfall mit ordentlich Regen- und Schmelzwasser. Cool! Der Kampf hat sich gelohnt! Tropfnass stehe ich vor dem Fall und filme und fotografiere. Gut, hab ich nicht noch ne Mütze auf dem Kopf…die wäre nur nass geworden.
Clever wie ich bin, hab ich auch nix dabei. Kein Getränk, gut, Wasser gibts hier überall genug, kein Essen…n Keks wäre jetzt nett…müsste ich auch nicht tunken, einfach kurz in den Schneefall halten. Letzterer bleibt zum Glück immerhin nicht liegen. Wird aber gefühlt stärker.
Daher treffe ich die einsame Entscheidung: Besser wieder zurück.
Den Wasserfall kennt wohl auch noch niemand, hier war noch nie jemand…ich hab ihn entdeckt heute. Warum? Es gibt keine Bilder von ihm auf Google Maps. Unfassbar! Und was da nicht bebildert ist,
wurde ja sicher noch nie von jemand anderem vorher besucht. Sonst gäbe ja Bilder…oder so!
Manchmal glaube ich, ich übernehme schon etwas die Logik des Co-Piloten… Sollte da etwas aufpassen.
Der Weg zurück ist genauso feucht wie der Hinweg. Doch bin ich diesmal mehr auf dem eigentlich Wanderweg. Allerdings hab ich etwas Mühe, ihn vom Wasserfall her überhaupt zu finden. Erstmal irre ich etwas durch die Gegend und laufe sogar falsch.
Doch dann schlägt mein untrüglicher Pfadfinder Kompass zu und zeigt mir den Weg…
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30 Minuten später stehe ich, begossen wie ein Bär, vor Zottl. Co-Pilot erkennt mich erst nicht und will mich nicht reinlassen, als ich beginne zu schimpfen, macht er jedoch auf. Japp, so wie ich, schimpft sonst keiner! Das erkennt er immer!
Und jetzt…erstmal n leckeren, heissen Kaffee. Wasser in die Kanne, auf den Herd…anstellen…FUCK! Mir ist ja heut morgen die Gasflasche leer gelaufen. So ein Dreck! Und bei dem Regen den halben Keller ausräumen und umstecken…No f**** Way! Und jetzt? Kein Kaffee…oh man…ich könnte jetzt echt fluchen. Tu ich aber nicht.
Ich hole meine Induktionsplatte raus, starte die EcoFlow und ihren fetten Inverser und koche mir so heisses Wasser auf! Geiler Scheiss, man! Allein dafür hat es sich gelohnt, die Induktion tausende Kilometer ohne Nutzung mit rum zu fahren.
Wenig später und 3% Punkte weniger Strom in der EcoFlow, sitze ich bei Kaffee und Keks in Zottl und trockner vor mich hin.
Die nassen Klamotten hängen im Bad und trocknen bei bald 40°C. Geht doch nix über einen Van mit Trockenkammer!
Einfach cool so ein Festbad.
Draußen regnet es nun noch stärker. Die Pfützen um uns rum werden größer. Ich hab da kein gutes Gefühl mehr bei und bereite die Abfahrt vor.
10 Minuten später rollt Zottl rückwärts von seinem Parkplatz, kurz scharren die Hufe, aber alles easy unterm Strich. Wir kommen gut los und weiter. Jagen über verregnete Fjordstraße nach Sifjord. Stoppen zwischendurch noch an nem Müllcontainer und biegen in Sifjord links ab, wir wollen auch die andere Küstenseite noch befahren, bis Grunnfarnes.
Und dann…hört es ENDLICH auf zu regnen. Okay, nicht in echt…aber im Tunnel! Trocken. 1,5 km. Dafür aber auch etwas dunkel.
Kaum raus aus dem Loch…regen. Man…
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Wir zottln durch Medby, danach geht es nochmal Berghoch und zu einem Tunnel…und Plötzlich ist Schneematsch auf der Straße. Das Team macht große Augen und freut sich n Bär wie der Matsch unter Zottl’s Reifen weg spritzt. Im Tunnel, roh in den Fels gehauen, wieder trocken und auf der anderen Seite: noch mehr Schnee! Kurz müssen wir stoppen, sogar zurück setzen weil auf der einspurigen Strecke Gegenverkehr kommt. Dann können wir unseren Weg fortsetzen und erreichen Grunnfarnes. Zur linken ein großer Friedhof, da könnten wir nächtigen laut Google Maps.
Erstmal fahre ich aber noch den ganzen Fjord entlang gen offenes Meer. Praktisch bis es fast nicht mehr weiter geht…und kurz vor dem Ende: Ne Tankstelle! Und wir brauchen Moscht. Also, Rüssel rein und für 2,30 EUR/Liter 60 Liter Diesel rein jagen. Friedrich bekommt dabei einen Wattekasper und ist den Rest des Tages nicht mehr zu gebrauchen, mehr als halb leer verträgt er einfach nicht.
Der Co-Pilot nimmts entspannt, schaut nur grimmig, wenn ich zu lange die Tür offen lasse. Da kommt zu viel Feuchtigkeit rein…sein kostbarer, weisser Pelz…oh, oh, oh…..
Und weiter geht die Fahrt. Ich nehme meine Aufgabe als staatlich geprüfter Pfützen-Leer-Fahrer wieder sehr ernst! Tue was ich kann um den Norwegern zu helfen, das Wasser auf der Straße in den
Griff zu bekommen.
Von denen ist heute übrigens kaum was zu sehen. Wetter wohl zu schlecht. Da sind nur noch die ganz Harten unterwegs….
Und dann ist Schluss. Die Straße endet in einem Wendekreis. Ich stoppe. Ein Schotterweg führt noch weiter zu einem Rastplatz. Doch liegt der direkt neben riesen Fischtrocknungsgestellen. Nein
Danke! Wir bleiben lieber hier etwas stehen.
Da hier der 4G Funkmast direkt steht und wir super Empfang haben, lade ich noch schnell 20 GB hoch. Arbeite an einem anderen Video und mach noch dies und das. Draußen stürm und Regent es weiter
wie doof.
Nach 3 h ist alles fertig und ich fahre die Strecke zurück, bis Fjordende und Friedhof. Parken. Abendessen.
Oh Mist…immer noch kein Gas…verdammt! Es regnet und windet. Keiner im Team will raus und umstecken. Dann…kalte Küche.
Dose Fisch in Tomate, Tortilla und Philadelphia. Grandioses Abendessen. Tja…
Der Abend geht noch bis 2 Uhr nachts. Der Regen lässt nach, der Sturm auch. Irgendwann ab Mitternacht ist es trocken. Um halb zwei stelle ich mich nochmal vor die Tür, laufe bei Tageslicht über den Friedhof. Was haben die Leute nur mit nachts und Friedhof…null unheimlich!!! Heut erschreckt mich auch kein Baum!
Um 2 Uhr liegen wir dann im Bett und um halb drei schließe ich die Augen. Morgen bzw. nachher muss ich entscheiden, wie ich die Canon Camera wieder bekomme…die kommt ja morgen bei Timo an…
Oh…und meine Motorkontrolleuchte…die leuchtet weiter vor sich hin. Auch dieses Thema muss ich angehen in den nächsten Tagen.
Gute Nacht und viele Grüsse
Kai
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HorstChris (Donnerstag, 30 Juni 2022 23:13)
Oh Mann, du hast echt besseres Wetter verdient!
Du schreibst immer mit so viel Witz. "... und dann könnte die Mütze nass werden" ���. Deine gute Laune kommt voll rüber, trotz allen Widrigkeiten �����. Musst auch noch die Bärenbande "aufpäppeln" ���.
Drücke dir die Daumen, dass alles gut läuft - mit Canon, Zottl und Dieselpreise ...
Weiterhin gute Fahrt �
Liebe Grüße, Christine