#426 Senja - Der kleine Teufel

Dienstag, 11. Mai 2022,   Straumsbotn & angeln

Moin,

Um 7:30 Uhr wache ich auf…höre es aufs Dach tröpfeln…schlafe wieder ein.

Um 9:30 Uhr…ich wache auf…tröpfelt, tröpfl ….ich schlafe wieder ein.

Um 10:30 Uhr wache ich auf…und bin wach. Es regnet noch immer. Nicht stark, aber vernehmlich und feucht. Der x-te Tag in Folge mit unbrauchbarem Wetter für Fotos, Videos und Drohnenflug. Langsam Leute, ganz langsam, geht mir das auf den Sack. Ich bin auf Senja, einer der geilsten Ecken Norwegens und hab seit Tagen beschissenes Wetter. Ohne einen Strahl Sonne. Klar, damit muss man rechnen, dennoch, wenn man es dann erlebt, geht es zumindest mir irgendwann auf den Sack. Würde ich nicht YouTuben und schöne Videos machen wollen, wäre es mir egal, aber so…einfach nur Scheisse.

Somit boykottiere ich diesen Tag auch. Zeige nicht viel, arbeite, sitze in Zottl und schneide, tippe.

Was ich noch mache: meine BioToi ist gut gefüllt und braucht einen Wechsel. Somit wird ein Kokosziegel in 600 ml Wasser eingelegt und darf nun 24 h einweichen. Morgen kommt dann der zweite braune Masse Wechsel auf diesem Trip. Bald vier Monate unterwegs. 

Ansonsten…brenne ich noch die Heizung frei und nutze gegen 17 Uhr ein kurz mal trockenes Zeifenster für einen vermutlich miesen Drohnenflug aufgrund des grauen Wetters. 

Co-Pilot und Friedrich schlagen sich mehr schlecht als recht durch den Tag. Co-Pilot verspeist seine Bamsemum und Friedrich erklärt ihm, wieviel jedes einzelner dieser Dinger gekostet hat. Der Co-Pilot versteht jedoch nicht, worauf Friedrich hinauswill, was Friedrich in den Wahnsinn treibt…ich muss hier raus!!

Gegen 21 Uhr, nach Tortilla am Morgen und Keksen am Nachmittag, kommt dann aber doch noch Action auf. Nur noch leichter Nieselregen bis trocken. Es ist Flut! Silvio schnappt die Angel und geht zur einen Kilometer entfernten Brücke um sein Glück zu versuchen. 

Ich bin gerade mitten im Daten sichern und kann nicht sofort los. Beende meine Arbeit, mache den eScooter parat und jage hinterher. 

Brücke fischen heute, weil wir so in die Mitte des Fjords kommen und es dort tiefer ist. Wir erhoffen uns dort mehr Fische. 

Als ich an der Brücke mit quietschenden Bremsen und blockierenden Reifen zum Stehen komme, ist Silvio gerade dabei, die Brückenangel parat zu machen. Senkblei, 5 Angelhaken an der Schnur, runter damit ins Wasser. 

Wirklich tief ist es jedoch nicht wie wir feststellen. Dennoch haben wir die Hoffnung, etwas zu fangen. 

Und so beginnt ein langer Warteprozess. Silvio läuft die Brücke auf uns ab, so dass die Haken in Bewegung bleiben. Ich filme und beobachte. Sehe dabei erst eine dann zwei Robben die immer wieder Neugierig zu uns rüber schauen, dann wieder abtauchen. Die sind hier vermutlich auch auf Fischjagd. Somit gibt es hier wohl Fisch. Mit dabei auch zwei Möwen die sich immer in der Nähe der auftauchenden Robben aufhalten. Jederzeit bereit, ihnen mögliches Futter abzujagen. Sie attackieren die Robben sogar aus der Luft. 

Unser Fischerglück…ist praktisch nicht vorhanden. Eine Stunde lang läuft Silvio auf und ab, ich darf auch mal….und wir fangen nix.
Ebbe setzt ein, das Wasser fließt aus dem Fjord, Wind kommt auf der es deutlich kühler macht. Immer wieder Nieselregen bei 5 Grad. 

Und als Silvio einmal sporadisch die Angel einholt in dem er die Angelschnur um ein großes Plastikteil wickelt, schaue ich runter und sehe….

Ich: Ey, da ist doch ein Fisch dran, du Banane!
Silvio: nee, das sind Algen

Ich: nein, das ist ein Fisch, da ist ein Maul

Silvio: nee, das ist irgendwas anderes

Ich: hm…vielleicht doch Algen

Silvio zieht die Schnur weiter ein.

Ich: das ist ein Fisch!
Silvio: stimmt…wickelt weiter die Schnur auf

Ja, und was soll ich sagen, wir fangen hier wohl den kleinsten Fisch des ganzen Fjordes…einen Mini Seeteufel! Kein Scheiss! Wir haben hier einen Mini See Teufel an der Angel. Die sind extrem schwer zu angeln, weil sie eigentlich in großer tiefe Leben und keine aktiven Jäger sind. Und wir haben hier einen an der Angel…in Miniaturgröße. Die Dinger können riesig werden…und unserer…hä?? Was n das?

Wie hängt der denn an der Angel? Der hat den Haken nicht im Maul, sondern in einer Hautpartie zwischen den AUGEN! Der hat nichtmal zugebissen, er ist einfach…hängen geblieben an dem Haken. Is ja der Knaller!!

Der Seeteufel aber so klein, dass wir entscheiden, essen führt da zu nix. Der Haken wird entfernt, der Fisch zappelt null, und wir werfen ihn behutsam wieder ins Wasser wo er sich auch sogleich auf und davon macht. 

Ein Seeteufel hat 7 Hautschichten, wir vermuten, seine Verletzung durch den Angelhaken auf ein Minimum. 

Durch diesen Fang angespornt, halten wir noch eine weitere Stunde auf der Brücke aus. Aber nix. Kein Fisch. Keine Alge. Gar nix. Nicht mal Müll!

Leicht enttäuscht packen wir gegen 23 Uhr zusammen und ich düse zurück zu Zottl. Setzte Kaffeewasser auf und bis 1 Uhr sitzen Silvio und ich noch zusammen in Zottl und amüsieren uns über unseren riesen Seeteufel Fang.

Schauen noch mal die Rohaufnahmen meiner Kamera und lachen uns tot. So geil!

Und irgendwann siegt dann die Vernunft und wir beschließen den Abend. Ab ins Bett!

Meinen beiden mitreisenden Pappkameraden muss ich das nicht zweimal sagen, die liegen schon hinten und haben sich wieder vertragen. Aber auch nur, weil ich versprochen habe, von meinem Taschengeld dem Co-Pilot neue Bamsemums zu kaufen. Etwas zum Mißfallen des Herren Friedrich…

So, jetzt aber gute Nacht und bis morgen. Wir wollen weiter rollen!

Viele Grüsse

Kai und die zwei Streitbären.