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#414 Watteanhalten am Berg

Dienstag, 26.04.2022,   Kristoffervalen nach Mikkelvik

 

 

Moin zusammen, 

 

Das war ne stürmische Nacht mit einigem an Graupel. Zottl dürfte hinten nun wieder komplett sauber sein. Momentan, um 9 Uhr, aber ruhig. Ich liege im Bett, mache meine Social Media Runde und sinniere über den weiteren Tagesverlauf.
Da ich jedoch zu keinem Entschluss komme, stehe ich erstmal langsam auf.

Begleitet werde ich von Schneesturm. Das geht hier im Halbstundentakt. Ruhig, Sturm, Schneesturm und von vorne. Geiles Wetter! So hab ich mir Norwegen vorgestellt. Dazu minus 4 Grad. Wieder voller Winter. Genial!

 

Anziehen und in einer Sturmpause vor die Tür. Eine blaue Lücke am Himmel begleitet mich und auch die Sonne schaut etwas raus. Am Horizont jedoch schon wieder die nächsten Sturmwolken. Also mal schnell..Fotos…Videoaufnahmen…und schon geht es wieder los. Nix wie rein in Zottl.
Doch einen Shot mache ich noch, auch hier ein Seeadler unterwegs, gefolgt von einer erbost-genervten Möwe. Kein Einfaches Leben als Seeadler hier…so viele nervige Möwen. Doch merkt man ihm keine Verärgerung an, er fliegt einfach davon. Die Möwe dreht ab!

In Zottl setze ich mich an den Rechner und arbeite ein wenig. Draußen filmt meine DJI Osmo Aktion, magnetisch befestigt auf dem Vanlett von www.styyl.de die ganze Action am Himmel. Schneesturm, wieder gut, Schneesturm…usw.

Aber natürlich will ich auch etwas Schneesturm erleben. So ziehe ich Skimaske, Skibrille und sonst so einige warme Sachen an und begebe mich nach draußen. Der Graupel haut mir auf die Nase, der einzige Spot im Gesicht, der nicht bedeckt ist, es stürmt. Die Kamera schwankt im Wind, so wie ich. Geil! Wir stehen hier oben ja auch super exponiert, bekommen den Sturm voll ab. 

 

 




10 Minuten später ist das Spektakel wieder rum und ich zurück in Zottl. Weiter arbeiten. 

30 Minuten später stehe ich wieder draußen…neuer Sturm…aber plötzlich dreht die Windrichtung komplett. Kam der Sturm bisher von hinten, kommt er nun voll von der Seite. Der Wechsel geht so schnell, dass ich schier mit weg geblasen werde (Ist auch auf der Timelaps im Video gut zu sehen!) . Der Schnee fliegt, der Wind legt noch einmal einen drauf. Es ist der Wahninn. Kaum noch Sicht und ich frag mich so langsam, wie der Weg runter zu Straße wohl aussehen mag? Kommen wir da noch wieder runter?

 

Irgendwie überlebt wir auch diese Sturmfront und so langsam denke ich darüber nach zusammen zu packen und abzufahren. Wetter gerade halbwegs gut. 

Co-Pilot und Friedrich scheinen mit der Überlegung d’accord und so räume ich auf und mache uns startklar. 

 

Motor an, Kameras aufstellen und los. Die ersten Meter flach und easy. Kein Matsch mehr. Alles gefroren. 

Dann geht es ins Gefälle…erstmal nur leicht, alles easy. Die Fahrspur mit Schnee bedeckt, aber nur ein paar cm. Das meiste verweht. 

Dann kommt das üble Gefälle mit Schlaglöchern. Wir rollen kaum noch, der Schnee ist tief und bremst. Verwehungen sind zu erkennen auf der rechten Seite. Die Schlaglöcher mit Schnee gefüllt. Wir müssen versetzt rechts fahren um in den ausgefahrenen Spur nicht aus Versehen mit der Hinterachse aufzusetzen. 

 

Die Reifen fahren etwas unwillig durch den verblasenen Schnee. Berghoch wäre hier nicht mehr möglich, doch bergrunter in Schritttempo funktioniert. Wir erreichen ohne Zwischenfall die schneebedeckte Hauptstraße und wenden uns in Richtung Ortsausgang. Vorbei an der Fischfabrik, stoppen nochmal kurz dort wo ich gestern laufen war, werden unseren Müll los und düsen Richtung Fähranleger. 20 km auf verschneiter, eisiger, asphaltiere Strecke. Eine Mischung Buntes. Ich muss immer auf der Hut sein. Es ist zum Teil sau glatt! Immerhin sind die Bodenwellen nun mit Schnee gefüllt und nicht mehr ganz so mörderisch. Mit 40-50 km/h tuckern wir vor uns hin. 

 

Den Fähranleger erreichen wir auf diese Weise problemlos. Die Hinfahrt kostete uns übrigens 8 EUR für einen 6,40 m Van. Rechnung kam per Email und wurde von unserem Prepaid Konto bei www.autopassferje.no abgebucht.

Über diese offizielle Page gibt es 50% vRabatte auf die Fährpassagen in ganz Norwegen. Coole Sache!

Abgerechnet wird über die Erfassung des Kennzeichens.

40 Minuten warten wir auf das Boot. Ich vertreibe mir die Zeit mit Kekse tunken und Sonne genießen. Das Wetter hat sich etwas beruhigt und die Sonne begleitet uns ein wenig. Nett von ihr!

 

                 

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Pünktlich kommt die Fähre, wir düsen drauf, überholen dabei einen Zeitgenossen, der wohl im Auto eingepennt ist und nicht losfährt. Der hätte sich mal besser nen Wecker gestellt. 

 

Die Überfahrt verläuft problemlos und unspektakulär. 45 Minuten später sind wir in Reichweite von Hansnes.

Alle dürfen zurück zu ihren Autos. Und als ich auf Zottl zulaufen, von links, sehe ich das Elend…oh nein…ein verdammtes Jahr war Ruhe, ich hab mich gekümmert, freigebrannt und aufgepasst…und jetzt qualmt hier die Dieselheizung übelst das geschlossene Fährdeck voll. Genau in dem Moment, wo alle zu ihren Autos gehen. Fuck! Und es qualmt heftig. Eine Rauchsäule zieht schon hoch zur Decke des Decks. Unübersehbar für alle! Fuck! Fehlt nur noch, dass gleich einer mit nem Feuerlöscher angerannt kommt.
Schnell rein in Zottl, Heizung runterstellen, so dass der Zündprozess stoppt und das Rauchen aufhört. 

 

Die Rauchsäule wabert über uns und schon kommt auch Fährpersonal gelaufen um zu schauen, was da so qualmt. Ich reisse schnell die Fahrertür auf und erkläre, dass nix schlimmes ist, hier stirbt nur langsam meine TRUMA Dieselheizung Combi D6. Kein Feuer, nur Rauch, ist normal! Stand der Technik bei den Spezialisten von Truma! Muss so!

 

Das beruhigt das Personal, kurz darauf geht das Maul auf und die Fähre spuckt uns aus und lüftet durch. Wir haben Land unter den Puschen, ich bin betrübt über die Heizung und fahre tanken. 

2,25 der Liter Diesel. Zum Glück brauchen wir nur einen halben Tank. 

 

Einkaufen? Ach egal…kein Bock…weiter!


6 km später in Richtung Tromsö biegen wir links ab. Eine verschneite Straße führt hier bei 10% Steigung den Berg hoch. Ein Pass. Ohne groß Schwung…wenn das mal gut geht. Unser Ziel heute: Ein Parkplatz am Skogsfjord. Und um dort hinzukommen, müssen wir hier drüber. Der Schnee sehr platt gefahren, keine Steinschleuder, kein Aufrauer war hier. Sieht eher nach Schneeglätte aus. Uf…

Zweiter Gang 30 km/h…die Reifen kämpfen mit dem Grip, schon gleich hier am Anfang wo es noch gar nicht richtig steil ist. Doch kommt uns etwas Asphalt zu Hilfe, ich drücke das Pedal voll durch und wir beschleunigen kurz, bevor es wieder auf Schnee weiter geht. Aber es ist heftig. Wir werden kaum mehr schneller, es wird immer steiler. Die Reifen drehen immer wieder durch bei zu starker Beschleunigung. So versuche ich einfach, unsere Geschwindigkeit zu halten. 

Das funktioniert…..bis ne Kurve kommt. Ich muss etwas vom Gas…zudem kommt uns genau hier  ein VW T XY entgegen. Kurve schneiden ist also nicht. Wir werden noch langsamer. Wollen ja nicht in der Leitplanke enden. Oh verdammt…wenn das mal gut kommt….

Die Reifen suchen nach halt in der Kurve, ich versuche rauszus wieder zu beschleunige, aber viel geht nicht. Erst ein 10m Stück Asphalt hilft uns, wieder schneller zu werden…und kurz darauf die nächste Kurve, diesmal rechts. Wieder Speed wegnehmen, dennoch am Gas bleiben…beide Räder drehen durch, die Fliehkraft schiebt uns nach links in Richtung Gegenfahrbahn…ich gehe vom Gas, hoffe dass die Reifen sich wieder fangen und so Grip aufbauen können…kurz darauf hört das Rutschen auf, doch werden wir langsamer. Man, bloss nicht zu langsam, bloss nicht stehen bleiben. Anfahren ist hier nicht. Wieder aufs Gas….wieder drehen die Räder durch und wir rutschen über die Vorderachse nach links..fuck…Gas wieder weg…

 

Von Seiten Co-Pilot und Friedrich ist nix zu vernehmen. Absolute Stille. Noch stiller als sonst. Ich muss mich erstmal vergewissern, ob sie überhaupt noch da sind. Starr blicken sie geradeaus. Haben das Watten eingestellt…oh, oh…. Der Berg ist noch lang und geht noch ein weiter…wenn das mal gut geht. Aber immerhin, blau laufen sie noch nicht an…gut…

 

 


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Konzentration wieder auf die Straße. Wir sind durch die Kurve durch…gerade, ansteigende Strecke vor uns. Nicht mehr ganz so steil. Das hilft unserer Traktion. Die Reifen finden wieder Halt, die Situation entspannt sich etwas. Wir gewinnen an Fahrt und ich kann sogar in den dritten Gang schalten. Das schlimmste ist wohl geschafft… Ein paar Minuten später sind wir oben auf der Hochebene. Winter! Tiefster Winter! Geil!

 

Genau dieser Nervenkitzel hat mir die letzten Wochen gefehlt. Fahren auf Asphalt ist ja gut und schön, aber auf Schnee…der Thrill ist ein ganz anderer. Sau geil! Schön, dass wir in den Genuss nochmal kommen dürfen diesen Winter!

Der Rest der Strecke verläuft hügelig und irgendwann stoßen wir an einen Fjord…der aber ein See ist und noch gefroren. Später dann der Fjord…bei einsetzendem Schneefall, schlechter werdender Sicht und minus 4 Grad. Die Straße schon wieder weiss. Rutschig! 

Tempo drosseln, auf der ganze Strecke, ca, 20 km, kam mir übrigens genau ein Auto entgegen und zwei Menschen mit Hund. Hier ist er wohl begraben, der Hund!

Nach weiteren Kilometern auf verschneiter Straße stehe ich plötzlich am Fähranleger zu unserer geplanten Insel, Rebbenesöya. Die Fähre sehe ich weiter hinten auf dem Meer, 18 Uhr…aber wir wollen heute keine Fährfahrt mehr machen. Eine reicht am Tag. 

 

Google sagt, hier rechts, NebenNebenstraße…okay…und weiter. Hier ist umgeräumt, es liegen so 5 cm Schnee, ein paar Fahrzeuge fuhren hier schon. Aber etwas mulmig ist mir schon. Wo geht es jetzt…zack…ups…was ist hier los…noch eins….wow…fuck…ich hau die Bremse rein…wir stehen fast… Leck mich am Arsch, was ist denn hier los??!!! 

Vor mir eine Armada von Schlaglöchern, unter dem Schnee versteckt, schwer auszumachen…Alter! Was geht hier ab!!!


Im Schneckentempo fahre ich über die Tretminen drüber, teils halbe Krater, hoffentlich bleiben wir nicht in einem der Löcher noch Stecken. 1,5 km sind es noch bis zum Parkplatz….und immer wieder halten uns neue Schlaglochpassagen unter Schnee auf. Junger Vadder! 

 

Co-Pilot und Friedrich….erstere…grinst…zweiter schaut grimmig…jaja…ich weiss…wenn ich zu schnell durch fahre und was kaputt geht an Zottl, muss ich die Reparatur von meinem Taschengeld bezahlen. Ist klar…manchmal würd ich ihn am liebsten vor die Tür setzen…..den kleinen, braunen Tyrannen!

Danke Sonja, dass du uns den auf den Hals gehetzt hast… :))

Ohne ihn könnten wir in Saus und Braus leben…mit ihm…immer hart vor der Abmahnung und dem Budget Ärger…

 

Irgendwann…ist Schluss mit Fahrspuren. Die Straße geht zwar weiter, aber gefahren ist hier heut noch niemand. Wir ziehen die erste Line in etwas tieferem Schnee….einige Hundert Meter so, dann sehen wir das erlösende Parkplatzschild. Mit Zusatz…für PKW… 

Ganz ehrlich: drauf geschissen! Ist mir egal! Ich parke hier heute Nacht. Schild hin oder her! Hier ist NIEMAND ausser uns. Keine Sau! Wer soll sich daran stören. Und außerdem: sind wir ja praktisch ein PKW:  Ein fettes SUV ist nur unwesentlich leichter und kürzer als der schlanke und leichtfüssige Zottl. 

 

Ich parke. Angekommen. Alle schnaufen erstmal durch. Friedrich schaut wieder herzallerliebst…ich könnte ihn natürlich nie vor die Tür setzen…

Und was gibt es hier: ne kleine schöne Bucht auf die wir blicken, Schnee, Seevögel und Möwen, Bank und Tisch, Feuerstelle, Infotafel, Schutzhütte und ne abgeschlossene Komposttoilette. 

Der Platz recht eben. Und die Häuser um uns rum ein gutes Stück weg und vermutlich nur Alibi beleuchtet. Wir bleiben! Schöne hier!

 

Kurz vor die Tür, filmen…der lustige Wetterwechsel geht auch hier weiter, kurz mal Sonne, Schneesturm und wieder zurück. 

Die Temperatur sinkt im weiteren Verlauf auf minus 5 Grad.

 

Ich setze mich an den Rechner und schneide. Momentan schaffe ich es, jeden Tag/Abend ein Video fertig zu stellen. Das ist ne gute Pace, die würde ich gerne weiter beibehalten. Also ran an die Files. 

 

Um 22:30 Uhr…hm…Abendessen? Tortilla mit Ei usw. muss es tun. Mehr Zeit hab ich nicht…gegessen wird beim Schneiden der Fahrszenen von Video #391.

Um Mitternacht noch immer gut hell draußen. Um 1 Uhr auch, der Himmel hat aufgemacht, kaum noch Wolken. Aber auch keine Sterne, kein Polarlicht. Zu hell. 

 

Um 1 Uhr bin ich fertig. Rechner zu. Co-Pilot und Friedrich schnappen und ab ins Bett. Durch für heute! Morgen ist auch noch ein Tag.
Um 2 Uhr mach ich das Licht aus, nachdem ich noch einige YT Kommentar beantwortet habe. 


Gute Nacht und bis morgen.

Kai und die zwei Watteanhalter

 

 

Unsere Route heute: so 50 km ungefähr.

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