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#374 Wir hängen fest auf Eis - Polarlicht Show

Freitag, 11.03.2022, einsamer Parkplatz, eScooter Eistour & Polarlicht Show 

 

Guten Morgen,

 

Uff…was für eine Nacht! Das war heftig. Windböen die an Zottl’s Pelz gerüttelt haben, starker Regen und nochmehr Wind. Wir wurden gut durchgeschüttelt. Und auch jetzt um 8 Uhr ist noch immer gut was los an der Wetterfront. 

Aber, und das stimmt positiv, es gibt erst Lücken in der Wolkendecke und es ist trocken. 

 

Da wir keinen Stress haben, ohnehin keinen Plan was wir heute machen wollen, ein entspannter Freitagmorgen. 

 

Etwas weniger entspannt wird es, als ich mit Spikes vor die Tür trete. Der gesamte Schnee am Boden ist weg, was aber geblieben ist, ist eine Eisscholle. Pures, klares Eis. Ohne Spikes könnte ich mich nicht darauf halten. Der Parkplatz ist ja nicht eben sondern leicht abfallend. Junge, Junge, hoffentlich kommen wir hier wieder weg!

Aber das ist vorerst nicht unser Problem. Ich muss überlegen, was nun kommt. Weiterfahren? Die Nordkappinsel verlassen und gen Süden vorstoßen? Wenn ja, wohin?
Oder hier in der Ecke noch eine weitere Nacht verbringen. Ich hab da so ein Gefühl im Bauch….hm…

 

Ich verschiebe die Entscheidung, schaue mich erstmal ein wenig um. Die Straße an der unser Parkplatz liegt, geht weiter den Berg hoch, ist geräumt, aber eine Eispiste. Allerdings war heute morgen schon zweimal ne Steinschleuder hier und hat Split verteilt. Könnte fahrbar sein, allerdings nicht mit Zottl. Ist nämlich Fahrverbot dort hoch…hm…

 

In die andere Richtung geht es zurück an die Straße und ich bekomme einen schönen Blick über die Bucht. Der Himmel macht immer mehr auf, erste Sonnenstrahlen begrüßen uns ebenfalls.
Wenn das mit dem Wetter so weiter geht, ist es heute Abend klar…hm…

 

Zurück bei Zottl erstmal Frühstück. Und im Anschluss etwas Action:
Driveman Offorad eScooter raus, Helm auf, Kameras einpacken und los! Mal schauen ob ich auf der Eispiste bergauf fahren kann. 

 

Ja, es geht. Doch muss ich höllisch aufpassen. Wo keine Steine liegen, und davon gibt es viele Stellen auf der Straße, ist es höllisch glatt. 

Die Flächen mit Schotter sind okay, dank Allradantrieb und genug Leistung schafft der Driveman es locker den Berg hoch. Wirklich Fahrspass kommt aber nicht auf, es ist höllisch rutschig und Fehler enden in einem sofortigen Stutz. Nur gut hab ich meine Schneeketten an den Gummistiefeln, ohne die wäre ich hier total aufgeschmissen. 

 

 




So würge ich mich den Berg hoch, ab und an kommen schnee- und eisfreie Passagen, da läuft es cool und macht Spaß. Aber sobald der Eispanzer wieder geschlossen ist, Speed runter und irgendwie versuchen die Balance zu halten und auf dem Split zu bleiben. 

 

So geht es sicher 3 km den Berg hoch, dazu teils noch heftiger Seitenwind, der das Finden der Balance nicht einfacher macht. Gestoppt werde ich am Ende von einem Schild: Militärgebiet! Drohnen fliegen verboten. Aha…ich stoppe, schaue mich um und mein Blick fällt auf Honningsvag. Wow! Geiler Blick auf das Dorf und die Bucht. Hammer!

Was nun kommt, könnt ihr euch denken: genau, Fotos, Videos und noch mehr Fotos. Alles bei ordentlich Wind. Das gibt wieder kalte Finger! Das Stabilisieren der Kamera bei dem Wind schwierig.

 

Nach ner halben Stunde trete ich den Rückweg an. Und der ist noch übler als der Hinweg. Bergab auf Eis ist richtig scheisse. Einige Passagen muss ich schieben, immer wieder muss ich auch vom fahrenden eScooter abspringen weil die Situation aus dem Ruder läuft. Was bin ich dankbar für meine Spikes!
Danke Katja von www.nacht-lichter.de, dass Du mir gesagt hast, ich solle Spikes mitnehmen! Ohne die wäre ich hier total aufgeschmissen. 

 

Einiges an Gewürge später, das Wetter dabei immer besser werdend, bin ich heil zurück bei Zottl. Kein Sturz, alles überlebt. 

Den eScooter stelle ich in die Sonne zum Trocknen, das Wetter nun echt top und frühlingshaft mild. 

Das bekräftigt meine Tendenz und ich entscheide, wir bleiben noch eine Nacht hier in der Region. 

 

Kurz ausruhen, Video schneiden und um 15 Uhr mache ich uns parat für die Abfahrt. Aufräumen, Co-Pilot und Friedrich wecken, auf gehts!

Motor an, drehen…und dann haben wir den Scheiss! Beim Drehen bleibe ich auf dem Eis hängen. Der Parkplatz nach links leicht abschüssig, ich rutsch etwas zu weit, komme vom gesplitteten Weg ab und stehe mit den Vorderen Reifen voll auf purem Eis am Rad des Weges. 

Das Rückwärtsrangieren endet mit durchdrehenden Reifen und null Fortbewegung! Oh verdammt!
Wir stehen quer zur Straße und blockieren diese komplett. Gut, hier ist jetzt nicht viel Verkehr, dennoch kein schönes Gefühl eine Straße zu blockieren. Jetzt muss es schnell gehen…was machen?

 

Als erstes versuche ich es mit aufrauen. Funktioniert ja auf den Straßen hier auch. Mit meinen Schneeketten an den Füßen, raue ich das Eis vor und hinter meinen Rädern an. 

Der Plan ist, ein paar cm noch vor zu rollen bevor ich im Schnee versinken und dann Traktion finden auf dem angerauten Bereich und zurück setzen, leicht bergauf. 

 

Gedacht, gemacht….es funktioniert nicht. Zottl bewegt sich zwar etwas, aber kommt nicht in Schwung. Mist! Und jetzt???

Ketten aufziehen? Uff….wegen 3 Metern? Nee, da muss es doch eine andere Lösung geben. Ich schaue mich um. Da unten, ist Meer. Dort gibt es Sand. Ich könnte Sand holen mit meiner Mammut Schaufel. Doch liegt noch einiges an Schnee rum und es gibt keinen Weg ans Wasser. 

  

                 

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Ich lasse den Blick schweifen und sehe den Kiesweg. An der Einfahrt von der Hauptstraße sind Eis und Schnee soweit weg, dass der Belag rausschaut. Schotter, Erde Mischung. Das könnte gehen!
Ich hole meine Mammutschaufel, renne vor zur Straße, mache die Schaufel voll, renne zurück, streu die Mischung vor und hinter Zottl’s Räder. Schieb es so gut es geht unter die Reifen. An beiden Seiten. 

Drei volle Schaufeln benötige ich dafür. Jetzt zählts! Wenn das nicht geht, müssen die Sandbleche her und im Notfall die Ketten. 

 

Aber wiedermal haben wir ein sau Glück. Es funktioniert. Die Reifen finden beim Zurücksetzten auf der Dreck und Stein Spur super Grip, keinerlei durchdrehen, wir kommen problemlos frei und können weiter ziehen. Puh..das Team wattet hörbar durch!

 

Die nächsten 15 km rollen wir mal über Asphalt, mal über Eis in Richtung Nordkapp. Ziel ist unser schon bekannter Parkplatz wo wir schon vor zwei Nächten Standen. Schöne Aussicht auf einen Fjord und gute Chancen auf Polarlicht heute. 

 

Der Parkplatz entpuppt sich als genauso Spiegelglatt wir jener von vorhin. Mit etwas Mühe erreichen wir aber unsere endgültige Parkposition. Angekommen. Keiner hier ausser uns. 

 

Bis 18 Uhr arbeite ich an Video #355. Danach lenkt mich ein grandioser Sonnenuntergang und rosa farbener Himmel ab. Im Anschluss mach ich mein Equipment fertig für die erwartete Polarlicht Jagd. Doch bis 20 Uhr tut sich nix. Null. Wolken ziehen vorbei und auch in den Wolkenlücken keinerlei Aktivität. Wir brauchen heute wohl wieder etwas mehr Geduld.

 

 


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Dann um 20:30 Uhr erste Aktivität. Verhalten, leicht, wenig Dynamik. So geht es bis Mitternacht weiter. Mal heller, mal weg aber keine Killerdynamik. 

Dafür aber gut was los hier auf dem Parkplatz. 3 weitere Camper und 2 PKW kamen noch dazu. Fast wie aufm Stellplatz hier. Man merkt, dass Wochenende ist. 

 

Gegen Mitternacht, die meisten haben aufgegeben, nur das französische Pärchen und ich stehen noch draußen, zahlt sich unsere Beharrlichkeit aus. Es beginnt die zweite Show meines Lebens. 

Es geht dermaßen die Post ab, das sich gar nicht mehr weiss, wo ich hin filmen soll. Zum Glück schaue ich auch mal hoch, an den Himmel über mir. Da, so sieht es aus, öffnet sich gerade eine Loch. In Sternformation flackert das Licht über mir. Ich reisse die Kamera hoch und filme direkt an den Himmel über mir. Mehrere Minuten. Ein wahnsinns Spektakel. Auch das französische Pärchen ist komplett aus dem Häuschen. Mit der Entwicklung hatte keiner mehr gerechnet. Alles wabert, bewegt sich, schießt über den Himmel, grün, rot, unfassbar! Einfach unfassbar. Die Show geht sicher 10 Minuten und verglüht danach langsam. 

 

Zurück bleiben 3 völlig perplexe Personen am Ende der Welt die es kaum glauben könne, was sie gerade gesehen haben. 

Und so komme ich mit den beiden dann auch ins Gespräch. 

 

Nach diesem Feuerwerk ist am Himmel die Luft raus. Hier und da flackert es noch ein wenig, das wars aber auch. Wenig hilfreich auch, dass gegen 1 Uhr Wolken aufziehen und dem grünen Licht endgültig den Gar aus machen. 

 

Um 2 Uhr liege ich im Bett, völlig kaputt und müde und noch immer geflasht von der Lightshow. Wow! 

Wie wird das Wetter eigentlich morgen….vielleicht hänge ich doch nochmal einen Tag dran wenn es passt und versuche mein Glück nochmal am Nordkapp…mal schauen.

 

Gute Nacht und viele Grüsse von dem grünen Team

 

Kai und zwei geflashte Bären

 

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