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#372 Fast unheimlich - völlig alleine am Ende!

Mittwoch, 09.03.2022, Middle of Nowhere, Kirkeporten, Nordkapp

 

 

Guten Morgen aus…äh ja…

Wo sind wir eigentlich? Irgendwo zwischen Honningsvag und Nordkapp. Auf einem Parkplatz mit Aussicht auf einen kurzen Fjord. 

Polarlichter wollten wir hier gestern jagen, viel Jagdglück hatten wir nicht, aber ein paar Bilder kamen dennoch bei rum.

 

Heute morgen, 6 Uhr, wach. Blick raus, Himmel rosa gefärbt. Allerdings sehen wir keinen wirklichen Horizont, ein Hügel sitzt vor unseren Augen, weiss wie Schnee…äh…ja, ist Schnee!

 

Ich könnte jetzt aufspringen, Schneeschuhe anziehen den Hügel hoch hecheln und hoffen, dass danach nicht ein weiterer Hügel kommt…oder ich könnte einfach liegen bleiben!

Ich bleibe liegen. Bis 7 Uhr, möglicherweise auch bis 7:30 Uhr. 

 

Aufstehen, Blog schreiben, etwas zu essen machen. Und jetzt? Was sollen wir mit dem heutigen Tag anstellen. Das Wetter recht freundlich, milchiger Himmel mit etwas Sonne. Temperatur knapp unter Null, Wind so 30 km/h.

 

Unschlüssig sitze ich in Zottl, kaue vor mich hin und überlege. Ist glaub Zeit für ne Teamsitzung…

Co-Pilot findet, ich sollte mal wieder vor die Tür…aha…klar..die wollen sich sicher über die letzten zwei Bier im Kühlschrank hermachen. 

Vergiss es Co-Pilot, nur wenn du mitkommst. Da weigert er sich. 

Friedrich, jemand der Angst vor Wind hat, findet auch, dass es für den Co-Pilot zu gefährlich ist draußen. Für sich selbst natürlich auch…aber ich, also Kai, könne mich ruhig mal wieder bewegen. 

 

Ich wittere eine Verschwörung…bin aber machtlos. Bei der folgenden Abstimmung verliere ich 2:1. 

Irgendwas läuft hier falsch im Team… Aber gut, so ist das mit der Demokratie. Ich könnte zwar das Präsidenten Veto einlegen, doch dann wären zwei hier wieder tagelang stinkig, darauf hab ich auch keinen Bock.

So beuge ich mich der Mehrheit. Outoor Action: Kirkeporten in Skarsvag ist das Ziel. Wanderung über den Berg, 2 Stunden total, Ziel ist ein Steinerner Bogen auf der anderen Bergseite. Start in Skarsvag.




Motor an, Abfahrt. Traumhafte Strecke, traumhaftes Wetter, aber irgendwie schwingt da eine Befürchtung im Hinterkopf, das da gleich etwas nicht funktionieren wird. Ich sollte mal über Plan B nachdenken…im Geheimen!

 

In Skarsvag, 3 km vorher kommen wir am Abzweig zum Nordkapp vorbei, folge ich dem Kirkeporten Schild am Straßenrand in Richtung alte und verlassene Schule. Finde dann aber kein weiteres Schild, fahre durchs Wohngebiet und komme Downtown auf der Hauptstrasse wieder raus. Komisch! 

Während der Fahrt schaue ich mir auch den Berg an, über den es drüber gehen soll, keine Spuren, keine Wege, nix. Weiss! Tief verschneit. Hm…

Ich fahre noch eine Runde, die gleiche Strecke, ich neige ja dazu, Schilder zu übersehen. Aber ehrlich Leute, da ist kein weiteres Hinweisschild. Das sehen auch Friedrich und Co-Pilot ein.

 

Kurze Google Suche und Info eines Followers checken…am Campingplatz am Ortseingang geht auch ein Weg nach Kirkeporten. Dort kann man auch parken. Hm…sah mir vorhin nicht nach Parkmöglichkeiten aus…aber gut, fahren wir hin. 

 

3 Minuten später stehen wir auf der Hauptstrasse vor einem total verschneiten Campingplatz Areal. Hier war schon lange niemand mehr. Meterhoch liegt der Schnee. Parkplatz? Vergiss es! Nix geräumt. 

Weg zu sehen? Nicht wirklich! Da hinten stehen zwar Pfosten in einer Reihe, das könnte aber auch ein Zaun sein. Zumal versinken die Dinger irgendwann im Schnee und sind weg. 

 

Leute, ehrlich, alles hat seine Grenzen und hier ist meine. Das ist mir zu heiss und auf einen Kampf im Tiefschnee, selbst mit Schneeschuhen, hab ich keinen Bock, zudem, Triebschnee, Berg…Lawine, es taut. Nope! Zu gefährlich on top.

 

Zu meiner Überraschung sehen Co-Pilot und Friedrich das auch so. Das Risiko, dass ich verschütt gehe, wollen sie nicht eingehen. Dann wäre ja ihr Angestellter weg und sie müssten alles selber machen. 

Da wir hier mitten auf der Straße stoppen, gebe ich Zottl die Sporen und verfolge nun meinen Plan, Plan B!

 

Denn, mal ehrlich, wir haben heute keinen Plan, das Wetter ist top und gleich ums Eck liegt das Nordkapp! Ja, wirklich! 13 km von uns entfernt!

Waren wir schon?

Ja!

Und?

Warum nicht nochmal hin?

Wann hab ich wieder die Chance im Winter hier zu sein?

 

 

                 

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Das Team ist begeistert von der Idee, ich auch, also los! Ab ans Kapp. Ein zweites Mal. Vielleicht heute Abend nochmal Polarlichter und evtl. oben pennen. 

 

Eine, ich kann es nicht anders sagen, grandiose Fahrt später durch Sonne, meterhohen Schnee und einen Stau, japp Stau, Schneemauer eingebrochen, Räumaktion im Gange, nur eine Fahrbahn frei, sind wir oben. Die Traktion der Winterrreifen hat uns super hoch gezogen. Nur hier und da mal etwas durchdrehende Vorderpuschen, aber weit entfernt von grenzwertig. Geile Fahrt! Jeden Meter genossen!

 

Am Kapp ist nicht übermässig viel los. Keine Busse, aber einige PKW aus Holland, Deutschland, der Schweiz, Finnland, Norwegen, Bulgarien, Estland…hier trifft sich die Welt! Friedlich!

 

Das Wetter auch hier oben top. Ich hänge erstmal schnell meine Solartasche an Zottl und schaue, was am Nordkapp im Winter an Strom reinkommt. Wir stehen zwar nicht perfekt in der Sonne, zudem scheint sie milchig durch den Himmel, dennoch: 40 Watt von 120 erreichen meine EcoFlow Delta MAX. Cool! Wenn ich richtig stehen würde, etwas weniger Milch am Himmel, kämen hier sicher 60-80 Watt rein. 

 

Allerdings muss ich die Tasche gut mit www.styyl.de Magneten befestigen, es windet, die Tasche hängt an Zottl’s Bordwand. 

 

Im Anschluss streune ich übers Gelände. Schaue mir das Friedenssymbol der sieben Kinder an die es entworfen haben, laufe entlang der vereisten Klippen, meide die Kugel.
Warum? Weil 3 Busse angekommen sind und es voll ist an dem runden Ding. 

 

Zurück bei Zottl setze ich mich in mein besonntes Zuhause, gönne mir ein paar Kekse und starte den Laptop. Japp, auch am Nordkapp bei schönem Wetter darf die Arbeit nicht vernachlässigt werden. 

 

Draußen zieht die Sonne über den Horizont, Autos kommen und gehen, Menschen streunern umher, der Wind bläst. Ab 15 Uhr wird es draußen deutlich ruhiger. Die Busse abgefahren, auch sonst kaum noch PKW. Um 16:30 Uhr steht noch ein Auto rum. 

Um 17 Uhr sind wir alleine. Komplett. Niemand andres mehr hier. Das Nordkapp Center geschlossen, nur noch unser Team hier!

Ich sag euch, das ist mal ein seltsames Gefühl. Am Ende der Welt, in rauher Umgebung, komplett alleine. Der nächste Mensch… weit weg!

Einzig die 360° Webcam fängt uns noch ein und beamt uns in die Welt hinaus. 

 

Um 18 Uhr fahren zwei PKW auf das Gelände, die waren vorhin schonmal hier, Niederländer, und verschwinden hinter dem Nordkapp Gebäude mit ihren Autos. Und kommen nicht zurück. 

Komisch….

 

Um 18:30 Uhr laufe ich in die Richtung, in die die Autos verschwunden waren…und sehe sie in einer Garageneinfahrt am Nordkapp Center stehen. 

Da geh ich doch mal hallo sagen. Ein wenig fühl ich mich wie der Nordkappwächter dabei….


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Und wie das mit den Niederländern so ist, kommt man sofort nett ins Gespräch. Die 4 Männer, größtenteils Brüder, sind mit den Autos heute aus Alta hergefahren und müssen heute auch wieder zurück. Dort ist ihre Unterkunft. Sie gehören zu einer größeren Reisegruppe von der sie sich abgesetzt habe, weil die ihnen zu langsam unterwegs war. 

Ans Nordkapp sind sie, um Polarlichter hier zu sehen. Gestern in Alta hatten sie Jagdglück, daher heute Nordkapp. 

 

Sie sind hier am grillen, hinter dem Haus, weil windstill. Ja, macht Sinn!

So unterhalten wir uns ne Stunde. 2 Kaffe später und noch immer nix am Himmel zu sehen, gehe ich zurück zu Zottl, halte den ganzen Abend Ausschau, doch passiert am Himmel rein gar nix. 

Tja, mal gewinnt man, mal verliert man. 

 

So arbeite ich bis 21:20 Uhr, mache mir dann eine leckere Suppe, das Hackfleisch muss weg, esse und gehe gegen Mitternacht ins Bett. 

Zottl wackelt immer mal wieder aufgrund des Seitenwindes. Umparken will ich aber nicht mehr. 

Ganz alleine sind wir auch nicht. Die Holländer sind zwar weg, doch gekommen ist noch ein Kastenwagen. So stehen wir hier heute Nacht also zu zweit.

 

Co-Pilot und Friedrich schleife ich mit ins Bett. Der Co-Pilot schaute den ganzen Nachmittag sehnsüchtig zur Nordkapp Kugel. Wollte aber nicht vor die Tür….der Wind…Knoten im Pelz…ihr wisst schon! Ja, so sind sie meine Mitreisenden…haben ihre eigene Watte und lassen sich durch fast nix beirren. 

 

Gute Nacht und bis morgen.

Viele Grüsse 

 


Kai und das windscheue Restteam

 

 

 

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