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#371 Bleiben oder Fahren - Irrfahrt über die Nordkappinsel Magerøya

Dienstag, 08.03.2022, Skarsvag, Gjesvaer, Middle of Nowhere auf Magerøya

 

 

Guten Morgen aus Skarsvåg,

 

Hier haben wir nach unserem Nordkapp Abenteuer von gestern genächtigt, am nördlichsten Fischerdorf der Welt! Krass diese Superlativen immer wieder!

 

Ein Blick raus um 7 Uhr: gar nicht mal so schlecht! Etwas Neuschnee und auch der Himmel sieht nach Sonne aus. Restwolken noch umme, aber das wird schon noch.

Des Co-Piloten Nase, er schläft noch, sonst würde er mir nicht erlauben dass zu filmen, glüht fast rot vom Sonnenaufgang.
Bei dem Wetter hier weiss man jedoch nie so genau, was als nächstes kommt. Daher, jeden Sonnenstrahl genießen und mitnehmen. 

 

Gegen 8 Uhr stehe ich auf uns tappse in die Dinette vor. Vorhang auf, Heizung läuft schon auf 22 Grad, Truma iNet Box von Timo sei Dank!

Nun wieder das morgendliche Ritual: Blog von gestern tippen. Noch ist alles frisch im Kopf. Das ganze Nordkapp Abenteuer will ins MacBook geklopft werden. Damit bin ich 1,5 Stunden beschäftigt. 

Währenddessen überlegt sich die Sonne, bei uns zu bleiben, wird aber auch nochmal von einem heftigen Schneeschauer unterbrochen, strahlt dann aber aus allen Knopflöchern auf unser kleines Fischerdorf am Hang. Herrlich! Es wird warm im Cockpit, ich bin kurz davor das mobile Solarpanel von www.wattstunde.de hervor zu holen, lasse es aber, denn der Wind ist immer noch stark. Außerdem fahren wir heute weiter. 

 

Auch in meiner Nachbarschaft herrscht schon Aktivität. Planen werden abgebaut, Ketten abgezogen und Motoren angelassen. 

Als ich gerade mein Frühstück beginne, bin ich alleine am Platz. Alle abgefahren, die Straße ist wieder offen und frei befahrbar!

 

Gegen 11 Uhr machen auch wir uns auf den Weg. Co-Pilot und Friedrich nach ihrem gestrigen Schlaftag, halbwegs fit und ausgeruht. 

 

Der Plan heute: DIESEL! Halb leer der Tank. Wenn er noch leerer wird, wird die Tankung zu teuer, sagt Friedrich! Also, ab nach Honningsvåg (HV), der einzigen Tankstelle auf dieser einsamen Nordkappinsel. 20 km Fahrt liegen vor uns. Und zwar von der feinsten Sorte! 

Über lange Strecken begleitet uns die Sonne, die Straße in hervorragendem Zustand, wir jagen mit 70-80 km/h über die Eispisten. Was ein Spass! 

 

Co-Pilot und Friedrich sind allerdings etwas pessimistisch was die Straßenverhälntnisse angeht und haben sich, trotz ihrer Abneigung dagegen, heute angeschnallt…bzw anschnallen lassen. Die feinen Herren machen sowas ja nicht selbst!

 

 




Ich habe richtig Spaß an der Fahrt und genieße jeden Kilometer in dieser sagenhaften, kargen und hügeligen Landschaft. Traumhaft schön! Berg hoch, Berg runter, keinerlei Probleme. Ruckzuck kommen wir in Honningsvåg an, Tanken dort für 2,14 EUR/Liter, gehen kurz noch einkaufen. 

Frühling bei Sonne und plus 3 Grad genießen und kurz darauf verlassen wir die Stadt auch schon wieder. Nix wie zurück in die verschneite Hochebene. Da fühlen wir uns zu Hause.

 

Also, wieder die Strecke gen Nordkapp, den Berg hinter Honningsvåg hoch, heute nicht gesplittet, aber für uns super fahrbar. Nur einmal suchen die Reifen etwas Traktion, finden aber sofort das angeraute Eis wieder und wir beschleunigen. 8-9 % hat die Steigung, kein Problem für Zottl und seine Nokian Snowproof C Winterreifen!

Oben angekommen in der Hochebene genieße wir wieder die Weite und den Schnee. Obwohl es hier nix zu sehen gibt, ist es einfach fantastisch! Vor uns die top geräumte Straße, links und rechts davon Leitpfosten und dann….Schnee…Schnee…Schnee…arktisch irgendwie!

 

Auf halber Strecke zum Nordkapp kommen wir zu dem Abzweig nach Gjesvaer. Ein weiteres Fischerdorf am Ende der Welt. Blinker, abbiegen und weiter. Neuland! Absolutes Neuland für uns! Hier war das Team noch nie.

 

Die Straße der Hammer, top geräumt, traumhaft zu fahren, immer entlang der Hochebene, lang gezogene Kurven, etwas hoch und runter, ein zufälliger schneller Blick aufs Meer. Einfach ein Genuss! Diese Strecke MUSS man fahren! Sonst fehlt was!

 

Nach 2/3 der Strecke änder sich die Landschaft, es wird felsiger, die Kurven enger und es geht bergab in Richtung Küste. Dort erwartet uns eine ruhige See, ein Hammer Ausblick auf die Küste, ich stoppe kurz für ein paar Fotos und kurz darauf erreichen wir über einen kleinen Damm die Insel auf der Gjesvaer geduckt im Wind verweilt. 

 

Eine Runde durchs Dorf, bis zur Fischfabrik und zurück, dann links im Dorfkern Richtung Laden und anderes Dorfende. Süßer kleiner Hafen, überall wenig Platz zum parken, die Müllabfuhr ist unterwegs, Dienstags scheint hier auf der ganzen Insel der Müll eingesammelt zu werden. 

 

                 

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Da ich keinen geeigneten Platz zum Parken finde, konsultiere ich Google Maps…finde ein Wendeplatte am anderen Ende des Dorfes, fahre hin, genial! Wir bleiben! Hammer! Blick aufs Meer! Abgeschieden. Das nächste Haus weit genug weg. 

Hier könnten wir auch die Nacht verbringen…hm…aber es gibt da noch einen anderen Plan!

 

Erstmal aber…Laptop auf den Tisch. Schlechtes Wetter ist im Anmarsch, einen Dorfrundgang kann ich unter diesen Bedienungen nicht machen. Also arbeiten!
Video fertig machen, hochladen, japp, das geht hier! Am Ende der Welt, top 4G! Geil! Ich liebe Norwegen!

 

Dann, auf vielfachen Wunsch von euch allen, mache ich mich daran, ein Polarlicht Video zu schneiden.
Daten sichten, auswählen, passende Musik suchen, Videoclips arrangieren, beschleunigen wenn nötig, passend zur Musik schneiden. Einiges an Arbeit, doch das Endergebnis lässt mich fast emotional werden. Wow! Hammer! Nicht perfekt, aber ziemlich geil!

 

Bedenkt man, dass ich ohne Erfahrung begann, Polarlichter zu filmen, ist das Ergebnis ne Wucht. Die Sony Alpha 7S3 eine Kamera, die zwar einen scheiss Ton aufzeichnet mit externem Mikrofon, daher fürs vloggen ausgemustert ist, aber in der Nacht einfach unschlagbar! Es gibt nix besseres! Zusammen mit dem 14 mm Objektiv und den richtigen Einstellung ein absoluter Hit!

 

Während ich also vor mich hin arbeite, zieht ein Graupelschauer nach dem anderen über unsere Köpfe. Es stürmt und rüttelt an Zottl. Das Geräusch von Graupel erinnert mich an mein Hagelerlebnis mit Zottl im Juni letzten Jahres. Nicht schön!

 

Gegen 17 Uhr bin ich soweit fertig für ne Pause und auch das Wetter hat sich beruhigt. Was nun? 

 

Auf der Fahrt von Skarsvåg nach HV hatte ich einen Parkplatz gesehen und kurz gestoppt. Dieser rühmt sich als perfekter Polarlicht Spot. Da würde ich gerne heute noch hin. Wetter könnte klar werden am Abend. Die Wolkenlücken sind jetzt schon deutlich zu erkennen.

 

 


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Ich ringe mit mir. Der Spot hier ist auch schön gelegen und ich würde gerne bleiben. Doch die Chance auf Polarlichter will ich mir auch nicht entgehen lassen. Wobei schon abzusehen ist, dass es nicht sehr intensiv werden wird…dennoch. Klarer Himmel ist hier selten und ich muss jede Gelegenheit nutzen. 

 

Schweren Herzens mache ich mich also auf den Weg. Verlasse die schöne Wendeplatte am Ende der Welt und düse die 20 km zurück zur Nordkappstraße. 

 

Wieder kommen wir alle Berge problemlos hoch, und es geht ziemlich ordentlich hoch von der Küste in die Hochebene. Dann folgen wir mit Abstand einem Schneepflug der 2 km vor uns unterwegs ist. Straße daher in super Zustand. Ich liebe es!

 

15 Minuten später erreichen wir den Parkplatz vom Vormittag, parken irgendwo zwischen HV und Nordkapp, angekommen. Die Dämmerung neigt sich ihrem Ende, ich mache mein Equipment parat und um 18:30 Uhr stehe ich das erste Mal draußen und filme und fotografiere. 

 

Der Himmel ist größtenteils klar, das Polarlicht jedoch schwach und mit wenig Dynamik. Aber die Location cool. Zum Glück wenig Verkehr der die Aufnahmen stören könnte.

Das grüne Licht kommt und geht, somit immer wieder Zeit um sich in Zottl aufzuwärmen. Der Wind bläst hier ordentlich. In Zottl’s Windschatten ist alles prima, aber wehe man verlässt diesen. 

 

Ein ordentliches Hagelschauer scheucht mich später schnell zurück in den Van und so vergeht der Abend wie im Flug. Einige schöne Bilder kann ich schießen, die Videoaufnahmen dürften nicht so der Knaller sein. Das Licht zu wenig intensiv und zu wenig dynamisch heute. Aber egal, der Spot ist cool, die Anfahrt hat sich gelohnt. Und natürlich pennen wir hier oben auch. Mitten im Nirgendwo auf einem Parkplatz entlang der Straße.

 

Um 23 Uhr ist somit Schluss, die Aktivität am Himmel lockt mich nicht mehr vor die Tür heute.
Ich schnappe mir zwei müde Mitreisende und bugsiere sie nach hinten. Co-Pilot will gerade unter mein Federbett kriechen als ich ihn am Beinli schnappe und auf seine Bettseite schleppe. So nicht mein Freund!

 

 

Wir wünschen eine gute Nacht und bis morgen.

Viele Grüsse aus der Einsamkeit.

Kai und Team

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