Hallo zusammen,
eine Woche nach dem Bergün Trip, steigt nun diesmal das Finale. Danach ist Schluss! Ende. Aus. Vorbei. Finito. Feierabend. So ist es halt immer, das Leben ändert sich, hält immer wieder neue Überraschungen bereit.
Wobei, in diesem Fall ist es nicht wirklich eine Überraschung. Eher ein Countdown der seit über 12 Monaten ticket und sich nun dem Ende zu neigt. Wovon ich hier schreibe? Hm… der Reihe nach.
Freitag, 9. August 2019, Zottl steht gepackt zu Hause. Co-Pilot und Friedrich haben bereits eine Nacht alleine in ihm verbracht. Kühlschrank läuft. Alles fix fertig fürs Wochenende. Ich muss aber natürlich am Freitag noch arbeiten, was ich gewissenhaft und mit viel Enthusiasmus mache. Doch gegen mittleren Nachmittag verlässt mich letzteres und ich will nur noch eins: LOS!
Ne Stunde später rolle ich zu Hause auf meinen Polarbear Parkplatz. Hänge schnell die Nummernschilder von Polarbear an Zottl, hol noch kurz eine Handvoll Dinge aus der Wohnung und fahre mit Zottl weiter. Diese Wechselnunmmergeschichte in der Schweiz ist echt eine geile Sache. Danke liebe Schweiz für diese coole Lösung!
Ja, aber wo geht es überhaupt hin….schnell das Ziel ins Navi…als wir die Route sehen, zieht der Co-Pilot die nicht vorhandene Augenbraue hoch, Friedrich der von Navigation wenig Ahnung hat beobachtet weiter den Himmel und die Wolkenbildung, und ich frage mich: What da fuck…..ich glaub ich steh im Wald!
Wir wollen ins Tessin. Reisen nicht alleine. Treffpunkt mit den anderen ist Disentis am Fusse des Lukmanier Passes. Fahren will ich über Brunnen, am Vierwaldstättersee entlang, hoch nach
Andermatt über den Oberalppass. Schnellster und kürzester Weg.
Aber nun zeigt Google Maps: Strecke von Brunnen am See entlang nach Flüelen ist gesperrt. Dunkel erinnere ich mich, dass ich davon was gelesen hatte. Felssturz oder so. Verflucht! Alternative über Luzern: mörder Stau. 1 h Verzögerung laut Google. Verdammt!
Und nu!?
Ich muss anders rum fahren, über Chur, das Rheintal entlang bis Disentis. Ziemliche Gurkerei. Aber hilft nix. Da kann ich ja auch gleich meinen Mitreisenden kontaktieren. So schreibe ich Jens von Vanamericana.ch schnell eine WhatsApp dass ich via Chur anreise. Wir verabreden uns in Chur in der Nähe von Conforama.
Ja, und das ist nun auch der Punkt wo ich es nicht mehr herauszögern kann: Jens verlässt uns!! Japp, ihr lest richtig. Er geht…weit weg…im Oktober 2019. Mitte September übergibt er Oski dem Meer…bzw. einem Schiff, dass ihn nach Buenos Aires fährt. Jens und Freundin...korrigiere, Frau, fliegen einen Monat später nach und sind dann bis Dezember 2020 weg! Panamericana und Canada Querung stehen bei ihnen an.
Das freut uns für ihn natürlich sehr, doch werden wir unseren Reise Buddy sehr vermissen. Auch wenn wir uns noch nicht sooo lange kennen, haben wir doch schon einiges zusammen erlebt und die Touren mit ihm sind immer ein Highlight.
Aber das Leben geht weiter. Und auf dieser Reise tritt einen neue Frau in mein Leben. Naja, das ist jetzt vielleicht etwas theatralisch geschrieben, dennoch stösst auf diesem Tessin Reisli Katja zu unserem Team dazu. Mit Katja hab ich schon einige Emails geschrieben, sie fährt einen Ford Nugget, macht gerade eine berufliche Auszeit, lebt seit einigen Monaten im Kasten und bereist Europa. Als ambitioniert Hobbyfotografin, die auch schon ein Buch über Astrofotografie herausgebracht hat, welches im August 2019 als überarbeitete Auflage neu erschien.
Bin ich schon sehr gespannt, sie persönlich kennen zu lernen. Auch als Bloggerin ist sie im WWW vertreten mit einer Webseite (https://nacht-lichter.de/). Katja werden wir jedoch erst im Tessin treffen, in Malvaglia.
Nach Chur läuft es gut. Jens ist schon da. Nach kurzer Begrüßung geht es schnell weiter nach Disentis. Dort wartet unser kurzfristig Angemeldeter: Silvio! Wir sind also total wieder vier Vans. Eine schöne und noch übersichtliche Menge.
Als wir Disentis erreichen, steht Silvio auch schon dort. Es ist 19 Uhr durch, wir sagen hallo und sitzen wieder auf. Schnell über den Lukmanier und auf der anderen Seite wieder runter. Wollen die liebe Katja nicht zu lange warten lassen. Wir sind ohnehin schon wieder recht spät dran.
Als wir Malvaglia erreichen ist es nach 20 Uhr. Das Tageslicht beginnt so langsam zu schwinden. Es geht auf Herbst zu, die Tage werden kürzer. Wir begrüßen Katja herzlich in unserer Gang und sitzen dann schnell wieder auf. Wollen noch bei etwas Tageslicht die eigentliche Zielregion erreichen. Die liegt im Prinzip direkt hinter uns. Ein Seitental in den Bergen. Da Jens dieses Tal gespotttet hatte, darf er voraus. Ich mache den Schluss.
So dann beginnt eine Hochfahrt die es in sich hat. Sehr eng, gewunden, steil, enge Kehren, viel durch Wald und an einer Seite immer ein Abhang. Dazu deutlich mehr Verkehr als uns lieb ist. Etliche Autos kommen von oben runter. Es gibt kaum Ausweichstellen. Klar ist jedoch, die Autos müssen weichen, denn 4 Vans können sich nicht in Luft auflösen. Doch Autos lösen sich auch nicht in Luft auf uns so zieht sich die Hochfahrt. Aber mit Geduld und Kreativität kommen wir an allen Engstellen vorbei.
Fahrt hier bitte maximal mit einem Kastenwagen hoch. Bloss nicht mit einem TI oder Fahrzeugen die breiter als ein Kasten sind.
Nach einer ordentlichen Strecke bergauf mit engen Kehren geht es auf gleicher Höhe nach hinten in das Seitental, ins Val Malvaglia. Auch hier eng und gewunden, die Straße schmiegt sich an den Berg, rechts Fels, links Bäume und freie Fall.
Und wie aus heiterem Himmel taucht vor uns eine Wand auf! Riesig. Von Menschenhand erbaut. Die Straße führt direkt auf die Mauer zu. Krass! Das man so nah mit dem Auto an den Fuss einer Staumauer kommt ist selten. Die Mauer wächst vor uns hoch wie eine riesige Wand. Davor gibt es Grünflächen die als Parkplätze dienen. Zelten verboten. Direkt vor der Staumauer des Bacino di Val Malvaglia macht der Weg einen scharfen Linksknick und und geht weiter bergauf. Hoch zur Staumauer. Oben, entlang des Stausees kommen zwei Engstellen die für einen TI wohl Kratzer bedeuten würden. Mit Kasten und Nugget kommen wir aber gut durch und fahren weiter bis ans Ende des Sees. Dort ist erstmal Schluss. Denn: da steht ein Zahlautomat! 5 CHF kostet ein Tag in dieser Region. Bevor wir da jetzt jedoch 20 CHF einwerfen, fahren Jens und ich mit Oski kurz den Weg weiter um zu schauen, ob es passende Schlafplätze gibt.
Wir dringen so 1 km in das Gebiet vor (Das Tal ließe sich auch noch einiges tiefer befahren, allerdings gibt es irgendwann eine Limitierung auf 3 T), finden entlang des Baches mögliche Schlafplätze und entscheiden: einer davon wird es werden. So dreht Jens vor der nächsten Häuseransammlung um und wir fahren zur….STOPP…da geht links ein Fahrweg ab, wo geht es da hin? Jens fährt rein, stoppt aber…denn: wo geht es da hin? Kann man drehen? Ist der Weg matschig?
So springe ich mit Kamera bewaffnet aus Oski und laufe den Weg entlang. Der macht eine leichte Linksbiegung und dann sehe ich: Eine Lichtung. Mir ist sofort klar, das ist ein Jackpot Platz.
Locker Raum für 4 Vans. Geschütz und weg von der Straße. Etwas Holz liegt rum. Ich laufe zurück, gebe einen Daumen hoch an Jens und wir machen uns auf den Weg zurück zu Katja und Silvio.
Wir zahlen alle den Obolus, fahren die Strecke hoch, biegen scharf rechts ab. Ein Nugget kommt da ohne Rangieren durch, der Dicke Zottl muss einmal zurückgesetzt werden, und 5 Minuten später stehen wir in einem schönen Wagenviereck auf dem geschotterten und ziemlich ebenen Platz. Mittlerweile ist es dunkel.
Jetzt geht’s schnell. Jeder hat seine Aufgabe. Katja hatte angeboten für uns heute Abend zu kochen. Chili con Carne und Quesadillas. Jens macht ne Guacamole, das Feuer ist eine Gemeinschaftsleistung, wir sammeln Holz, nutzen aber auch das von mir mitgebrachte, pusten, hacken mit dem Beil Holz klein. Alles funktioniert, wie ein eingespieltes Team. Alle packen mit an. Ja, ich auch!!!
Irgendwann ist alles parat. Das Bier steht auf dem Tisch, das Feuer lodert und wir sind alle hungrig. Gut, dass Katja dann aus ihrem Nugget ruft: Essen ist fertig! Juhu!! Topf auf den Tisch, Futter auf die Teller. Essen. Oh, stopp, anstoßen noch! Cheers und en Guete.
Das Essen schmeckt fantastisch. Liebe Katja, herzlichen Dank fürs leckere Kochen. Schon jetzt ist klar, sie passt toll in unsere Gruppe und kann kochen. Darfst sehr gerne wieder mitfahren bei uns J.
Nach dem Chili folgt der zweite Gang. Auch die Quesadillas sind fantastisch. Wir schlagen uns die Bäuche voll.
Die anfänglichen vielen Fluginsekten haben sich gegen später auch verzogen. Silvios Vermutung, dass die alle am Ausgehen waren als wir kamen, komplettiere ich mit der Aussage, dass sie dann jetzt wohl alle in der Disco oder im Club sind. Wo auch immer sie sind, hier nicht mehr! Vielleicht hat auch das Feuer dazu beigetragen.
Immerhin ist es nicht kalt heute Abend. Einer der ersten Abende überhaupt, wo man noch lange draußen sitzen kann, ohne sich den Hintern abzufrieren. Dennoch verlagern wir uns später weg vom Tisch, hin zum Lagerfeuer. Einfach gemütlicher so ums Feuer. Katja hat noch eine handvoll Marshmallows die wir über die Glut halten. Später schmeißt Silvio noch ne Runde Eis. Uns geht’s gut!
Erst gegen 3 Uhr, der längste Abend ever, begeben wir uns so langsam in unsere Kästen. Co-Pilot und Friedrich, die den ganzen Abend aus dem Cockpit Fenster auf der Fahrerseite geschaut hatten, sind auch ziemlich müde und lassen sich ohne Widerstand ins Bett bewegen.
Bei mir ist es ähnlich, nur dass ich mich selbst ins Bett lege und ziemlich schnell einschlafe.
Gute Nacht und viele Grüsse
Kai
GPS Koordinaten:
Übernachtungsplatz 46.429350, 9.042819
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