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#367 Planänderung, Ersatzschlüsse und Nils

Samstag, 05.03.2022, Nordportal Nordkapptunnel, spontane Team Entscheidung

 

 

Guten Morgen,

 

8:30 Uhr…oh wow…ist meine 6 Uhr Periode damit nun endlich gebrochen und ich kann wieder normal lang schlafen? Wir werden sehen…zumindest heute hat es geklappt.

 

Gegen 9 Uhr bewege ich meine müden Knochen in die Senkrechte und begebe mich in die Dinette. Anziehen, Vorhang auf, Heizung bollert schon gut. Hinsetzen…Blog schreiben von gestern. Die Höllenanfahrt hier her! Das gibt eine längere Geschichte!

 

Gegen 10:30 Uhr hab ich die Rohfassung fertig. Das Wetter heute überraschend gut. Kein Wind der um uns stürmt, keine Schnee der auf Zottl’s Pelz fällt. Ich erspähe blaue Lücken am Himmel und die Temperatur liegt bei so minus 3°C. 

Wetter also irgendwie besser als vorhergesagt. Diese Wettervorhersagen hier oben…ich glaub die sind gewürfelt!

 

Ich mache meine Kamera, Stativ und Funkmikro fertig und trete mit beschneeketteten Gummistiefeln vor die Tür. Herrlich! Nix los, die Straße völlig leer, der Parkplatz auch. Nur neben mir steht noch der VW T XY Transporter. 


Und als ich gerade die ersten Shots gemacht habe, kommt Nils aus dem Toilettenhäuschen angeschlendert. Wir begrüßen uns und kommen sofort ins Gespräch. Jeder hat eine Geschichte zu erzählen. Er ist in einem selbstabgebauten VW T YX Transporter unterwegs. Schon seit Weihnachten, ist über Norwegen hoch gefahren, war nun gerade am Nordkapp und stand hier zwei Nächte weil er noch ein Date mit seinem KING CRAB Lieferanten hatte den er hier getroffen hatte. Fangfrisch aus dem Meer sozusagen! Frischer geht nicht.

 

So stehen wir da, zwei allein Reisende, die sich freuen, mal wieder ein Gespräch führen zu können. Es gibt viel zu erzählen, beide haben wir schon so einiges erlebt auf unserem Trip.

Zum Schluss darf ich noch einen Blick in seinen Transporter werfen und bin echt platt. Toller Eigenausbau, 400 AH Lithium, kochen mit Induktion, alles sehr durchdacht.

 

Das Wetter wird immer besser, ich lasse somit dem Aufklärer noch etwas Freiraum und schicke ihn in die Luft. Hier Drohne fliegen zu können, ist ja schon fast ein Privileg, so ganz ohne Wind. 

 

Im Anschluss noch einen Kaffee, meinen ersten seit…EWIGKEITEN und im Anschluss verabschiedet sich Nils. Er will weiter zu den Trollen von Trollholmsund.

 




Nils, hat mich echt gefreut dich hier getroffen zu haben. War ein sehr nettes Gespräche, hätte gerne noch ne Runde Lagerfeuer mit Dir genossen, denn das macht er mindestens so gerne wie ich. 

Leider führen uns unsere Weg in unterschiedliche Richtungen. Aber wer weiss, vielleicht irgendwann mal woanders auf diesem Planet. Würde mich sehr freuen!

 

Ich filme noch seine Abfahrt, dann mache auch ich uns reiseklar. Wir wollen ja nach Honningsvåg. Dort nächtigen und dann morgen ans Kap. Wenn ich wüsste…

 

Die Strecke nach Honningsvåg ist heute easy. Kein Sturm, gute Sicht, schön am Wasser entlang, nicht übermässig glatt. Wir rollen gut, kommen zum Honningsvåg Tunnel und sind plötzlich vor den Toren der Stadt. Huch….das ging jetzt aber schnell. 

 

Am ersten Parkplatz stoppe ich kurz, Blick auf Honningsvåg und den Hafen. Eine fette Aida und ein weiteres Kreuzfahrtschiff liegen dort vor Anker… Und ich dachte, Hurtigruten hat das Monopol auf diese Region…aber ich kenn mich mit sowas auch nicht aus. Schiffsreisen kann ich machen, wenn ich tot bin….meint der Co-Pilot immer!

 

Nach ein paar Bildern, besteige ich Zottl und ein Gedanke poppt hoch in meinem Kopf… Jetzt aber erstmal einkaufen und evtl. tanke. Wobei, wir haben noch 3/4 voll. 

 

Den Lebensmittelladen, Rema 1000, finde ich am Ortseingang. Der Einkauf ist schnell erledigt und so sitze ich um 13:45 Uhr in Zottl und überlege. Was machen?

Der Plan war, nach Honningsvåg Downtown zu fahren und sich die Stadt anzuschauen. Die Alternative dazu…hm… Ich ringe mit mir, bespreche die Idee mit dem Team. 

Das Ergebnis, ich bin selbst überrascht: Zustimmung auf breiter Linie! Keine große Diskussion. Nix.

 

                 

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So lasse ich um 14:20 Uhr Zottl’s 163 Pferdli an, lege den Rückwärtsgang ein und rolle aus unserer Parkbucht und dann vorwärts vom Parkplatz des Supermarktes.
Statts Downtown, fahren wir wieder raus aus der Stadt. Die Beschilderung sagt uns: Nordkapp, da lang! 

 

Wir versuchen heute schon unser Glück, das Wetter ist günstig, Schneefall erst in 3 Stunden angesagt, Sicht gut laut Webcams, das dürfte eine ruhige Fahrt werden. 

 

Und, was soll ich sagen, wir haben ja schon viele Schreckensgeschichten gehört von der winterlichen Anfahrt ans Nordkapp. Doch für uns wird es heute Kindergarten. Die Steigungen sind allesamt gut gesplittet. Nur ab und an kämpft eins der Räder von Zottl mit Traktion. Ansonsten kommen wir die erste Steigung locker hoch.
Auf der Hochebene angekommen, jagen wir mit 70-80 km/h bei guter Sicht über die vereiste und verschneite Straße. Geräumt ist sie jedoch top. Seitlich, wo nötig, gefräst. Breit und auch die Busse die die Touris vom Nordkapp bringen jetzt am Nachmittag, machen uns keine Sorgen. Das ist hier ne Autobahn! So gut geräumt und breit die Straße. 

 

Auch die zweite und dritte Steigung laufen problemlos, die letzte massive Steigung beginnt dann an der Schranke zum Nordkapp, die letzten 13 km.
Aber auch hier, super gesplittet, griffige Straße. Null Probleme. Wir können in Ruhe, ohne Konvoi hoch fahren, filmen, unser Tempo fahren wie wir wollen. Hier ist außer uns weit und breit kein Auto oder Mensch. 

 

Aber Schneemassen! Überall! Wahnsinn. Teil so hoch wie Zottl oder höher. Diese Straße frei zu halten, ist ein Kraftakt für die Menschen und Maschinen, die dafür verantwortlich sind. Meinen Respekt! Das ist ein gefährlicher Job.

Heute jedoch nicht, je näher wir dem Kapp kommen, desto freundlicher wird das Wetter. Fast schaut sogar noch die Sonne raus. Da meint es jemand echt gut mit uns.

 

Die letzten Kilometer wird die Straße dann enger, tief eingeschnitten in die Schneemassen zum Teil. Wobei das auch gut Windschutz gibt bei Sturm, könnte ich mir vorstellen. Zum Schluss geht es nochmal berghoch und dann sind wir da: Eingang Nordkapp! Sieht komplett anders aus als in meiner Erinnerung. Was ein paar Millionen Kubikmeter Schnee doch ausmachen…haha.

 


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Am Gate werden wir freundliche am Nordkapp begrüsst. Zahlen muss ich nix, parken ist kostenfrei. Nur wenn ich ins Nordkapp Center möchte, kostet es 30 Eur. Da ich das heute nicht mehr vorhabe, fahre ich erstmal so auf den Parkplatz, suche mir ein schönes Eck und bin angekommen….mit mir sind hier noch 5 Reisebusse und hunderte von Menschen! Das killt ein wenig den Moment. 

Menschenmassen an so einem abgelegenen Ort vorzufinden, ist einfach irgendwie gewöhnungsbedürftig. Unsereins hat sich über tausende Kilometer her gekämpft, andere fahren einfach mit Boot und Bus her.
Naja, so sind die Wege halt unterschiedlich. 

 

Und kaum stehe ich vor der Tür, werde ich auch sofort erkannt. KAI ruft es aus irgendeiner Richtung…und so treffe ich Andreas Kroh. Follower unserer Kanäle auf YT und Instagram und schon lange dabei. Er selbst Schauspieler und ein sehr netter und aufgeschlossener Mensch. 

 

Gegen 16 Uhr muss er jedoch los, sein Bus fährt. Er ist mit der Aida unterwegs, hatte ne heftige Anfahrt mit 10 m hohen Wellen. Das zeigt mir, auch auf einem Schiff kann so eine Anfahrt heftig sein. 

 

Jetzt aber, mit abnehmender Anzahl Kreuzfahrer, vor an die Nordkappkugel. 

 

Das Gefühl? Ein Wiedersehen, war hier ja schonmal. Man kennt sich also, das Gefühl nicht neu, aber dennoch speziell. Haben wir uns doch über 6 Wochen in diese Richtung gekämpft. Und nun, nach der langen Anfahrt und vielen Herausforderungen, hier zu stehen, ist schon ein wenig das i-Tüpfelchen. Das Nordkapp aber nur ein Etappenziel und bei weitem nicht das Ende unserer Reise. Wir stehen noch immer am Anfang dieses Jahres. Auch wenn wir schon den 5. März schreiben.

 

Das Wetter wird leider nicht mehr besser heute, der Himmel hat wieder sein standardgrau angenommen und gegen Abend wird Schneefall erwartet. 

Nach einer Stunde in der Kälte, begebe ich mich zurück in den warmen Zottl und gönne mir ne Runde Kekse. Danach ab an den Laptop. 

 

Gegen 22 Uhr hab ich auch endlich etwas zu Essen auf dem Tisch stehen. Nudelreste von vorgestern mit ner Art Curry. 

 

Draußen Schneefall, Wind, nichts zu sehen von Polarlichtern. Schade…aber eine Chance haben wir ja noch. Die ist auch noch in Takt. 

Ab morgen Nachmittag sollen die Wolken hier verschwinden und die Nacht klar werden. 

Wir sind sehr gespannt ob es tatsächlich so kommt.

 

 

Gegen 1 Uhr falle ich todmüde ins Bett und freue mich auf eine ruhige Nacht am Nordkapp.

Viele Grüsse

Kai und Team

 

 

Die Route heute, so ca. 60 km...oder so...

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Kommentare: 1
  • #1

    Mar Verkaaik (Sonntag, 10 April 2022 19:28)

    Ziel erreicht. Super anfahrt und es geht noch weiter. Da freuen wir uns. Und wie immer vielen Dank für die tollen Aufnahmen.