Dienstag, 02.03.2022, Trollholmsund - Indre Billefjord
Guten Morgen,
6 Uhr…wach….Alter! Was ist los!?!?
Bis 7 Uhr bleibe ich aus Protest im Bett liegen, beantworte PayPal Unterstützungen, Insta und Facebook Kommentare. Ich schaffe zwar bei weitem nicht mehr, auf alles zu antworten, doch will ich zumindest das Meiste lesen und mit einem Herzchen versehen bei YT wenn es ein Herzchen verdient hat. Was mich sehr freut, ist, dass ich sehr viele Herzen vergeben darf. Vielen Dank an dieser Stelle nochmal für all eure Kommentare. Das motiviert mehr als alles andere, weiter zu machen, den Aufwand zu betreiben und anständige Videos zu produzieren. Trash funktioniert zwar im allgemeinen besser, wie im TV, doch kann ich mich mit sowas nicht identifizieren.
Um 6 Uhr stehe ich auf, Blick raus, kein Schneefall, der Schneepflug war da, Wind geht noch, aber nicht sonderlich stark. Wir sind das einzige parkende Fahrzeug. Alles ruhig. Draußen schon hell, das Meer weg.
Erstmal schnell den Müll weg bringen. Die Zwiebel plus Knoblauch…ihr könnt es euch vorstellen. Kalt ist es nicht sonderlich. Um die Null.
Lange will ich mich hier eigentlich auch nicht mehr aufhalten. Frühstück lasse ich daher ausfallen, wecke stattdessen Co-Pilot und Friedrich, ersterer brauch erstmal ne Pause auf der BioToi….zuviel Schoggi gestern!
Als alle bereit sind, heisst es nur noch, Daumen drücken. Wir müssen hier aus unserem Parkplatz raus sofort einen vereisten Berg hoch. Ohne Schwung.
Gut, ich könnte natürlich 150m zurücksetzten Richtung Bauernhof und dann mit Schwung…aber nee, ich hab kein Bock drauf. Das muss so gehen.
Übermäßig steil ist der Hügel auch nicht, vielleicht 7% oder auch nur 5%. Schwer zu sagen.
Also los, Motor an und Abfahrt. Die ersten Meter kommen wir gut vorwärts, erster Gang, doch je länger wir bergan fahren, desto mehr verlässt uns die Traktion. Hier und da greifen die Reifen kurz mal wieder, aber grundsätzlich verlieren wir mehr als wir gewinnen. Zottl dreht vorne komplett durch, findet aber irgendwie noch etwas Traktion und wir bleiben nicht stehe, doch verschiebt es ihn mit seinen durchdrehenden Rädern leicht nach links.
Es ist ein Ritt auf der Messerspitze…oder so…meint der Co-Pilot. Irgendwann kommen wir nur noch langsamer als Schrittgeschwindigkeit vorwärts, müssen aber noch 30 m weiter um es zu schaffen. Ich feuer Zottl an, Friedrich formt gefühlt mit seinem Mund die Worte „Schneeketten“….aber ich will nicht aufgeben. Das muss so gehen, so kurz vor dem Ziel scheitern, no way. Los Zottl. Kämpf. Wir schaffen das. Wir sind ein Team!
Naja…oder auch nicht…wir werden gefühlt noch langsamer, Zottl findet keine Traktion mehr auf dem eisigen Untergrund. Split gibt es keinen, auch sonst fällt mir nix
ein, die Fahrbahn ist überall gleich glatt. Die Reifen drehen durch, wir stehen fast….doch irgendwie, liegt es daran weil es etwas flacher wird, oder wir rechts etwas Grip finden oder weil ein
Wunder geschieht…Zottl bleibt nicht stehen. Mit durchdrehenden Rädern kämpft er weiter!
Ja, ja, ja…wir schaffen das, weiter!!!!! Das ganze Team ruft und hofft…und am Ende werden wir dann tatsächlich belohnt. Mit der letzten Traktion die Zottl findet,
hievt er uns den Berg hoch!
ALTER, GEILER SCHEISS! Das war arschknapp….ruft der Co-Pilot…oder war ich das? Ich weiss auch nicht mehr! Zuviel Adrenalin in der Watte oder im Hirn. Puh…durchatmen…aber das war erst der erste Hügel…von dreien!
Erstmal können wir aber durchschnaufen und watten. Fahren an kleinen Buchten entlang, an verlassenen Häusern, durch karge, weisse Landschaft. Toll! Super schön.
Und schon stehen wir vor dem nächsten Hügel. Steiler als vorher, dafür können wir etwas mehr Schwung nehmen, doch kommt erst ne ordentliche Kurve und dann das Steilstück. Ich gebe vor der Kurve Gas, nehme es in der Kurve weg und schon geht es bergan…aus der Kurve raus. Ich gebe Zottl die Sporen, zweiter Gang, hochtourig, was geht! Wir fliegen den Berg hoch, keine Traktionsprobleme…nur bei einer Bodenwelle verliert Zottl kurz Traktion beim Ausfedern. Sonst…sind wir ruckzuck oben. Was Schwung doch ausmacht bei so eisiger Fahrbahn.
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Weiter gehts, wir verlieren wieder Höhe, kommen nochmal runter ans Meer, fahren an Felsen rechterhand vorbei und dann….wieder eine 90° Kurve und schon in der Kurve beginnt die Fahrbahn anzusteigen.
Ich gebe vor der Kurve Gas, will durch die Kurve rollen und danach sofort wieder voll aufs Gas…doch macht mir die Post einen Strich durch die Rechnung.
Auf dieser verdammten Nebenstraße fahren wahrscheinlich 5-8 Autos am verdammten Tag. Und Genau jetzt, wo ich da einmal in meinem f***ing Leben entlang fahre, kommt mir von vorne, genau in der beschi****enen Kurve ein VW T XY der norwegischenPost entgegen. Ich muss deutlich vom Gas, verliere massiv an Schwung und seh uns schon am Berg hängen mir durchdrehenden Reifen.
Kaum am VW T XY vorbei, gebe ich Zottl wieder die Sporen. Und tatsächlich, er beschleunigt. Die Reifen finden an dem steilen, mit Eis und Schnee überzogenen Berg,
irgendwie Grip. Und es ist steil, sicher 10%. Ich bleibe auf dem Gas, wir fliegen den Berg hoch, scheiss auf die Bodenwellen die uns schütteln, wir müssen hier hoch. Zottl beschleunigt weiter,
dreht hoch im zweigen Gang, auf halber Höhe wird die Strecke ein paar Prozent flacher, ich schalte in den dritten Gang und nutze das frische Drehmoment für weiteren Geschwindigkeitszuwachs…und
zack…sind wir oben.
Alter, Zottl, unser Held! Was du alles schaffst, ich hätte es im leben nicht erwartet. Mei o mei! Das ganze Team schnauft einmal tief durch, neoeben mir höher ich
die Watte rascheln, und wir fahren in gesittetem Tempo auf Eispiste weiter bis an die E6 vor.
Echt geil hier, was man hier so alles erlebt…ich bereue nix. Gar nix. Es ist der Hammer. Noch nicht mal 9 Uhr und wir hatten schon drei Adrenalin Schocks! Hammer!
Auf der E6 fahren wir bis Indre Billefjord, kurz davor biegen wir aber rechts ab. Ich möchte einen Spot anfahren, auf dem ich 2018 schon mal stand, Mittag machte, aber nicht übernachtete weil ich spontan noch ans Nordkapp fuhr damals.
Ich habe zwar keine Hoffnung, dass ich an diesen Platz im Winter hinkomme, aber vielleicht schaffen wir es ja in die Nähe…oder so.
Zudem…keine riesen Steigungen! War hier ja schon, weiss ich also.
Wir zottln eine vereiste Straße entlang, mehrer Kilometer…war das echt so lang? Hatte ich kürzer in Erinnerung. Aber immerhin das mit den Bergen stimmt. Keine
Nennenswerten!
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Irgendwann teilt sich die Straße, wir fahren links, seicht bergab, ein paar letzte Häuser, dann links das letzte Gehöft, scheinbar unbewohnt, die Straße noch gepflügt….doch dann ist Schluss. Eine 50 cm Schneewehe vor uns. Die Strecke danach unberührt. Verblasen, ungepflügt. Da ist seit Wochen/Monaten niemand mehr gefahren. Vor der Schneewehe ist ein größerer Wendeplatz für den Schneepflug und dann noch 10 m Straße bis zur Schneewehe. Die 10 m können wir noch fahren, dann berührt Zottl’s rechter Vorderreifen die Verwehung. Endstation. Weiter ist nicht.
Aussteigen, umschauen! Wenn wir hier nicht bleiben, ist die Alternative ein schnöder Parkplatz an der E6. Hm…dann lieber hier.
Wir stehen zwar mitten auf der Straße, was etwas ein komisches Gefühl erzeugt, aber da hier dank der Schneeverwehung ohnehin niemand durchkommt, ist das ja auch Wurscht. Wir bleiben hier! Team Entscheidung. An der E6 werden wir noch früh genug pennen.
Dem Schneepflug stehen wir auch nicht im Weg, der kann hinter uns gut rumpflügen.
Jetzt aber erstmal Frühstück. Lecker Rührei mit Frühlingszwiebeln, Knobi, Pfeffer, Salz und Milch.
Haben wir uns verdient!
Später sitze ich am Rechner und schneide, die Sonne kommt noch kurz raus. Ich nutze dies für einen Drohnenflug. Doch ist der Wind wieder sehr stark und kaum ist die Drohne in der Luft, verschwindet die Sonne wieder. War ja klar. Sie kommt wieder, als die ich gerade die Drohne wieder verpacke. Leck mich, Sonne!
Ja, und dann wieder an den Rechner, schneiden! Abends gibt es Reste vom Vortag und später nimmt der Wind wieder massiv zu. Es stürm und schüttelt Zottl. Nix mehr zu sehen von blauen Himmelslücken oder Polarlicht. Dreckswetter mit Schneefall bei knapp über null Grad. Niemanden von uns zieht es mehr für die Tür heute. Um 22 Uhr penne ich fast ein, um 22:30 Uhr gehe ich ins Bett.
Der weitere Plan ist auch gemacht: Sonntag sieht es noch immer gut aus mit dem Wetter, da wollen wir ans Nordkap. Auch Montag schaut gut aus, vielleicht können wir sogar oben nächtigen und sehen Polarlichter! Das wäre ein Traum. Drückt uns mal die Daumen.
Wenn ich wüsste, das so einiges anders kommen wird…
Jetzt aber Feierabend, auch für die Fellohren.
Gute Nacht und bis morgen.
Viele Grüsse
Kai
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Annett M. (Dienstag, 05 April 2022 18:06)
Hey Kai, an dieser Stelle hab ich mich noch nie gemeldet, obwohl ich jeden Blog lese. Jetzt muss das aber mal sein und nicht weil ich meckern will, nein, ganz im Gegenteil! Ich finde deine Blogs absolut Hammer, so lebensecht, lustig und eindrücklich, super. Ich schreibe selbst "Urlaubstagebücher" diese aber aus der Sicht unseres Womo, es macht super Spaß und aus deinen Geschichten nehme ich immer eine riesen Portion Ideen mit. Ganz lieben Dank dafür und weiter so, es gibt für mich keine bessere Entspannung als auf diese Weise (inkl. der Videos) freie Zeit zu verbringen. Bleib gesund und reiselustig und so begeistert vom Fotografieren und Filmen. Liebe Grüße, natürlich an das ganze Team, aus dem verregneten Sachsen von Annett und Falko