· 

#360 Silfar Canyon und Flucht im Sturm

Samstag, 26.02.2022, Silfar Canyon, kurz vor Lakselv, Sturm

 

 

Guten Morgen,


06:45 Uhr rum…wach…am einem Samstag. Alter, was stimmt hier nicht!? Handy, Social Media, ihr kennt die morgendliche Routine bei mir ja mittlerweile. Als erstes checke ich noch die Temperatur via App. Mein Funksensor draußen macht einen tollen Job, so auch heute. Als ich jedoch die Zahl lese, die mir die App ausspuckt, muss ich kurz schlucken. Ups…das hatte ich nicht kommen sehen!

Auf der App stehen lockere minus 20 Grad. Tiefste Temperatur war minus 22 Grad über Nacht. Hui…wo kommt denn die Kälte plötzlich her? Ich war bei minus 6 Grad ins Bett.
Im Verlauf sehe ich, dass die Temperatur ab 1 Uhr nachts stetig fiel…aha…und ich hatte vorne nicht ordentlich gegen Kälte das Cockpit verbarrikadiert.
Gleich mal Temperatur an der Aufbaubatterie unter dem Fahrersitz prüfen…App öffnen…ups…minus 4,4 Grad. Die friert ordentlich. Nicht gut.

 

Naja, egal, ist eh schon zu spät. Wir fahren ohnehin nicht sofort ab. Die wird schon wieder warm wenn ich den Cockpit Vorhang öffne. Jetzt aber mal Heizung höher stellen und aufstehen. 

 

Super Plan, schnell durchgeführt. Blick vorne raus…Alter…dahinten sind rosa Berge! Es ist klar, der Himmel wolkenfrei…Traumtag voraus?

Na, wenn ich wüsste…

Das gibt mir den notwendigen Push um etwas schneller in die Puschen zu kommen. Blog kann ich nachher schreiben…schon wieder ein Bruch der goldenen Regel, Blog vom Vortag sofort am nächsten Morgen schreiben…aber egal, Friedrich bekommt es nicht mit, der pennt noch. 

 

Schnelles Cornflakes Frühstück, Kameras klar machen, Rucksack packen, Schneeschuhe an die Füsse und los. Die Sonne kommt gerade hinter dem Berg vor, als ich mich auf mache in Richtung Canyon. Ich folge dem Parkplatz Hinweisschild am Rande der Straße. 

Die Zufahrt ja komplett ungeräumt, ich muss erst mal ne Schneemauer von 70 cm überwinden, stehe dann auf halbwegs tragfähigem Schnee und stapfe los. Nach 200 m komme ich auf eine Lichtung, riesen weisse Fläche. Ich bin wohl der Erste der hier seit Wochen entlang läuft. Keinerlei menschliche Spuren. Nix.

 

Am Ende des Parkplatzes steht eine Komposttoilette, sonst sehe ich nix rumstehen. Keine Info Tafel, keine Wegweiser, nix! Dafür das an der Straße ein riesen Hinweisschild steht, steht hier sonst ausser Bäumen wenig rum. Mist! Ich hab keinen Plan wo lang.




Somit entscheide ich, links am Klo vorbei zu gehen, das könnte ein Weg sein. Die Bäume stehen etwas weiter auseinander. So kämpfe ich mich durch den Wald und Tiefschnee. Erahne den Weg und hoffe, dass ich irgendwie richtig laufe. Nach einigen hundert Metern, ist aber Schluss. Verlaufen! Vermutlich falsch den Weg erahnt und jetzt stehe ich am Canyonrand und es geht nicht weiter. Vor mir ein paar Meter geht es ein Stück runter und dann in den Canyon, rechts komme ich auch nicht weiter, links auch nicht. Gut, ich gebe mich geschlagen. Aber, ich hab meine Geheimwaffe dabei.

 

Nein, nicht meinen eScooter, aber die DJI Mavic Pro Drohne. Wenn es zu Fuss nicht weiter geht, dann halt in der Luft!  

 

Die Ersten 10 Minuten des Fluges verlaufen nach Plan, dann reist die Verbindung zwischen Controller und Handy, warum auch immer, ab. Ich habe kein Bild mehr auf dem Handydisplay. Verdammt! Die Drohne ist 400 m hoch und 500 m weit weg, oder so… Nur gut hatte ich kurz vor dem Abbruch noch aufs Display geschaut und gesehen, dass die Drohen in meine Richtung auf den Boden schaute…auf dem Controller sehe ich zumindest noch Höhe und Entfernung, und anhand dieser Info navigiere ich die Drohen zurück zu mir. Lande, neuer Akku und Neustart und starte nochmal. Der zweite Flug läuft problemlos.

Auf die Idee, den Home Button zu drücken, komme ich irgendwie nicht.

 

Nach der Landung und mit kalten Fingern, packe ich alles wieder weg und mache mich auf den Heimweg. 

 

Bei Zottl angekommen, glänz dieser strahlend in der Sonne. Nur noch minus 5 Grad, kein Wind und Sonne, fast schon warm. Das Cockpit Sonnendurchflutet….herrlich. Erstmal n Happen Sandwich essen. 

 

Danach arbeite ich noch und am späteren Nachmittag fahre ich ab in Richtung Lakselv. Entlang der Küste gibt es dort ein paar Parkplätze die ich mir anschaue und dann entscheide, wo ich genau bleibe.

 

Die Fahrt easy und schön, eisig, verschneit und wellig. Irgendwann herrlich schön bei Sonne am Meer entlang. Wow! Teils gefroren und verschneit. 

 

 

                 

Amazon Link für alle anderen Einkäufe:

 

An verschiedenen Parkplätzen komme ich vorbei, halte jedoch an jenem, der ca. 10 km vor Lakselv ist. Ein Stück zurück versetzt, direkt am Meer, Blick Richtung Norden. Sehr cool.

Doch wie sich herausstellt, gibt es weder Mülleimer, brauche ich dringend, noch ein WC (BioToi Urinbehälter ist bald voll). Dafür aber hängt ein Schild, dass es ein offizieller Stellplatz ist und 10 EUR/NOK kostet. Etwas viel für so wenig.
Okay, es gibt n Hammer Blick, Feuerstellen und Bänke. Aber das hilft mir nicht weiter. 

 

So mache ich nur kurz ein paar Fotos und kämpfe mich dann durch kleinere Schneewehen zurück auf die Straße, fahre 5 km zurück, ans andere Ende der Bucht. Dort ist ein Rastplatz mit Mülleimer, und WC. Doch die WCs hier alle verschlossen. Mist.
Aber immerhin werde ich meinen Müll los.

Und so sehe ich auch über die Straße einen großen Schotterplatz, befahrbar, hier und da kleine Schneewehen, aber das geht schon. Schlafplatz somit auch gefunden, kostenlos! Cool!

Ich stelle mich weit weg von der Straße, Ausrichtung südlich nun, Blick auf den Fjord der nach Lakselv führt. Geil!
Aber….das Wetter. Mir schwant da böses…es soll Wind bis Sturm geben heute Abend. Momentan aber noch ruhig und mit der sich verabschiedenden Sonne, einfach ein Traum!

 

Schnell noch die Drohne in die Luft, wegen Flughafen Lakselv fliege ich aber nicht lang und auch nicht hoch. Im Anschluss, ab in Zottl, arbeiten.

 

Abends wärme ich mir das Essen von gestern auf, Spaghetti mit leckerer Bolognese. 

 

Und dann geht es los…schon während des Kochens wird es windiger. Doch als ich jetzt hier sitzt und esse…bläst draußen ein mörder Sturm. Wir stehen total exponiert. Null Schutz. Wind aus Süd. Wir bekommen ihn voll auf die Front. Dazu wird Schnee aufgewirbelt, es sieht gespenstig aus. Meine Osram Lampen beleuchten das Schauspiel wunderbar. 

 

 


Amazon Link für alle anderen Einkäufe:

 

Noch währen des Essens entschieden wir im Team…wir müssen hier weg. Schleunigst. Wer weiss was für Schneewehen entstehen. Wir stehen 200 m weg von der Straße…


In Lichtgeschwindigkeit werfe ich die Spaghetti ein, mache Zottl klar  und starte den Motor. Drehe Zottl in den Wind und fahre durch Schneewehen zurück zur Straße. Bei dieser Abfahrt machen sich meine seitlichen Osram LED Lightbars echt bezahlt, denn hier lauern Feuerstellen, Steine, Schneeverwehungen usw. Seitliche Sicht wichtig, vor allem beim Rangieren. 

 

Die Straße erreichen wir, danach fahren wir mit dem Wind, der Schnee fliegt so schnell wie wir fahren, also, ca 50-60 kmh. Die Sicht bescheiden, mal gut, mal muss ich vom Gas. Keinerlei Verkehr mehr. Wir sind die letzten Menschen die unterwegs sind. 

 

So 5 km fahre ich zurück in die Richtung aus der wir kamen, dort hatte  ich einen evtl. etwas geschützteren Rastplatz gesehen. 

Die Fahrt ist echt etwas gespenstig und ich bin froh, als ich das Parkplatzschild sehe…doch es ist das falsche…dies zeigt nur eine Parkbucht an. Wir müssen noch weiter. Mist!

5 Minuten später dann das richtige Schild, die Zufahrt zum Rastplatz verweht, aber wir kämpfen uns durch. Doch: hier stürmt es genauso! Ein Wahnsinn. Vielleicht etwas weniger als vorhin, die Böen nicht ganz so garstig, aber Sturm und Schneeflug wo man hinschaut. Ich parke uns und mache den Motor aus. Draußen tobt der Sturm. Vor die Tür geht heute niemand mehr!

Um 23 Uhr, die App zeigt Böen bis 70 km/h an, lege ich mich schlafen, schiebe meine Ohropax tief ins Hirn und hoffe, dass trotz schaukeln und Sturmgeräuschen, die Kurve kriege. 

 

 

Co-Pilot und Friedrich, beide keine Freunde von Wind, drücken sich tief in die Matratze, beschweren sich noch etwas mit meiner Jacke und machen keinen Mucks mehr.

Viele Grüsse aus dem Sturm.

Kai und die Sturmbären.

 

 

Amazon Link für alle anderen Einkäufe:



Amazon Link für alle anderen Einkäufe:



Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Regina schrader (Donnerstag, 31 März 2022 20:34)

    Oh man mach das nie wieder bin hier tausend Tode gestorben

  • #2

    Michaela (Donnerstag, 31 März 2022 21:38)

    Tja, Abenteuerurlaube sind nun mal so. Man weiß nicht was kommt ... es kann nur schlimmer werden.

    Wünsche dir eine aufregende Weiterfahrt.

    LG
    Michaela ... die mit dem Dachzelt