· 

#354 Die Festung von Vardø und Freiheit

 

 

Sonntag, 20.02.2022, Vardø, Tag 3, Festung

 

Guten Morgen,

 

Ein zweites Mal erwache ich auf unserem Stellplatz in Vardø. Ich beginne schon fast, Wurzeln zu schlagen und fühle mich schon ein klein wenig heimisch. Na, Scherz, heute dürften wir hier unsere Zelte abbrechen und weiterziehen. Wenn das Wetter es endlich gefahrlos zulässt.

Blick raus um 9 Uhr…nicht überzeugend. Schneefall und noch immer Wind…brrr. Ich bleib noch liegen in Zottls Heck, stell aber die Heizung schonmal via iNet Box höher. Wäre auch toll, wenn die App schön mit Apple iPhone 13 harmonieren würde. Tut sie aber leider nicht, ich muss die App meist 2 mal starten bevor sie sich bequemt, zu funktionieren. Ist das nun Pfusch bei Truma oder Apple? Ich weiss es nicht, aber es nervt!

 

Gut, jammern auf hohem Niveau…immerhin muss ich morgens nicht mehr raus und vor zum Control Panel zittern.

 

Wie sieht der Plan für heute aus? Hm…keine Ahnung…aber ich sollte noch tanken, Wasser bunkern und ne Festung anschauen. All das hier im Ort. Danach…echt kein Plan.

 

Frühstück, Conflakes mit Milch, besser als nix, die Löffel ich vor mich hin, sitze auf dem Piloten Sitz, schaue immer mal wieder von meinem Handy auf und in den Hafen und beantworte Kommentar bei Insta und YouTube.

Im Anschluss an dieses wirklich nahrhafte Frühstück, packe ich zusammen, räume auf und starte den Motor, 163 Pferde schütteln sich wach und laufen rund. Super!

Der Hof der Fischereifabrik ist leicht Schneeverweht, aber wir schaffen es raus. Doch dann bleib ich an der eisigen Einfahrt die eine minimale Steigung aufweist, hängen. Aber auch nur, weil ich dort stoppen musste, um die Kameras wieder einzusammeln mit der ich die Abfahrt gefilmt hatte. Mist!
Ich rolle zurück auf den Parkplatz in die Schneewehe. Loser Schnee….1. Gang und los, erst ne 90 Grad Biegung und dann die Einfahrt hoch…,läuft. Sobald Schwung mit im Spiel ist, läuft es immer gut.

Ab zur Burg, denn das Wetter bessert sich zusehends. Bei Abfahrt deutliche blaue Lücken am Himmel und Sonne. Ich fass es schier nicht, nach 3 Tagen Sturm, kommt hier noch die Sonne raus. Wow!

 

Kein Wunder, der Co-Pilot hat wieder seine Glücksmütze auf! Die letzten zwei Tage hatte er sie nicht auf seiner Rübe, weil er durchgepennt hat. Er nennt es gerne Power-Winter-Nap. 

 

Wir kämpfen uns zur Burg hoch, die Traktion heute semi-toll auf den Straßen. Aber wir kommen auf den leichten Hügel hoch, parken, sind alleine. Ein gut geräumter Parkplatz präsentiert sich komplett leer. 


Die Festung, in der ein Großteil der Hexenprozesse stattgefunden hat, für 71 Frauen, 13 Männer wurden hier die Todesurteile gesprochen, befindet sich in gutem Zustand, bedenkt man, dass sie 1300 gebaut wurde.
Auf einem Areal von 30 x 40 m wurden die ersten Mauern gesetzt, zwei Meter dick aber nicht allzu hoch. Viele Menschen haben hier nicht reingepasst denke ich mir, als ich den Innenhof sehe. Zudem….überall meterhoch Schnee an den Häusern. Wege aber irgendwie frei geräumt. Das Museum geschlossen, so schaue ich mich halt nur außen um, hole mir Infos von Wikipedia und filme allein vor mich hin. Kein Burggeist, kein andere Mensch, niemand hier ausser mir! Geil!

Viele Kanonen stehen rum, gefühlt könnten die sofort die Verteidigung wieder aufnehmen. Eine Kanone ist sogar auf die NATO Gebäude am anderen Ende der Insel gerichtet. Ob die das wissen bei der NATO? Lustig! Bedenkt man, das die Bevölkerung ohnehin nicht so gut auf den einen NATO Bau zu sprechen ist, der nämlich plötzlich größer gebaut wurde als angedacht….

 

Aber egal, ich erwandere mir die Burg, laufe auf der Burgmauer, versuche nicht runterzuwehen, es windet noch immer ordentlich und ist natürlich auch sehr rutschig. Die Sonne kommt tatsächlich noch toll raus und ich hab echt Spaß. Burgen…sind geil! Ich bin kein Kulturmensch, aber mit Festungen, Burgen kriegt man mich!

 

Stelle mir dann immer vor, wie die Leute hier gelebt und gearbeitet haben. Schade, gibt es keine Zeitreisen, dass wäre eine der Epochen, in die ich gerne reisen würde. Einfach mal live sehen, wie es sich hier gelebt und gefroren hat. 

 

Nach 1,5 Stunden weiss ich zumindest, wie sie hier gefroren haben, Wind und Kälte treiben mich zurück in Zottl. Aufwärmen…ist das geil, immer das fahrbare Zuhause dabei zu haben. Jetzt nicht in einem kalten Auto zu sitzen, erst noch ins Hotel fahren zu müssen um pinkeln zu gehen…nein…alles in Zottl. Wie ich es liebe!
Erstmal Milch und Kekse. Verdient!
Co-Pilot schielt auch auf die Kekse, aber ich bleibe hart. Er wollte nicht mit raus und helfen, dann gibts auch keine Belohnungskekse. Er schaut bockig und zieht sich seine Glücksmütze tiefer ins Gesicht…vermutlich wattet es gleich neben mir…japp! Er pennt.

 

 




Ich fahre ab, etwas schwermütig, Vardø gefällt mir, so am Ende der Welt, einsam auf seiner Insel, ruhig, fern ab von allem, keine Hektik, kein Verkehr, kein Stress… Und ich glaube, im Winter sieht Vardø auch schöner aus als im Sommer. Der Schnee bedeckt die etwas unschöneren Stellen super!

Von Silvio höre ich Stunden später noch, wir sind schon lange weg, dass es auf dem Festland noch Bunkeranlagen gibt…wer also Bunker cool findet…voila!

 

Ich fahre als nächstes mit einem schlafenden Co-Pilot und einem fitten Friedrich zurück nach Downtown, nochmal an die Entsorgung. Dort zapfe ich 40 Liter Wasser und 50 Liter Diesel. Erstes kostenfrei, zweiteres gegen knapp 2 Euro der Liter.

Müll fliegt in den Mülleimer und schon sind wir wieder weg!

Danke Vardö für deine Gastfreundschaft. Stellplatz kostenlos und am Wochenende ruhig gelegen am Hafen, V&E kostenlos…

 

Liebe „Schweizer überteuerten Betonstellplätze ohne alles Betreiber“…nehmt euch gerne mal ein Beispiel an Vardö! Diese Gemeinde, am Arsch der Welt, hat es sicherlich nötiger, Geld zu verdienen als die Schweizer Gemeinden…aber sie scheinen hier Wohnmobilisten nicht als Melkkühe zu sehen, sondern als Reisende, die willkommen sind. 

Das mal nur so am Rande!

Wir ziehen weiter und behalten Vardö als eines unserer Highlights in schöner Erinnerung. Jetzt aber erstmal auf Tauchgang. 88 Meter tief, 2.895 m Lang, Luft anhalten….erst durch Fels, dann kommt Betonröhre. Steil runter, steil hoch. Beeindruckend! Toller Asphalt, kein Eis, volle Traktion…geil!

Zack…sind wir durch und wieder in Eis und Schnee…menno!!

 

                 

Amazon Link für alle anderen Einkäufe:

 Die weitere Strecke nach Vardø ist einfach nur atemberaubend. Leute, die MÜSST ihr mal fahren im Winter! Ein Genuss! 

 

Sau glatt, wir fahren praktisch die ganze Zeit auf Eis, aber Landschaftlich ein Traum. Weiss, Meer, Berge, Hügel, laaange Buchten. Immer wieder ein völlig eingeschneites Dorf in dem kaum Leben herrscht. 

Nur hier und da ein Radlader der mit Tonnen von Schnee kämpft oder ne Schneefräse die sich durch meterhohen Schnee kämpft. Häuser, total eingeschneit, Autos, von denen fast nix mehr zu sehen ist, Vorgärten, auf denen 2 m Schnee liegt. Fensterscheiben die vom horizontal fliegenenden Schnee geweisst sind. Ganze Hauswände sind weiss. Es ist schlicht der Hammer! Unfassbar was hier abgeht an Wetter und das hier tatsächlich Menschen ausharren und dem trotzen. 

 

Ich fahre die Strecke staunend, begeistert und ohne Schneewehen. Gut geräumt!

Und on top: geht vor uns auch noch die Sonne unter. Zwar hängen teils Wolken oder Nebel davor, aber die Farben sind gigantisch und das Licht ein Traum. Wow! Ich könnte mir vorstellen, hier zu wohnen, kein Scheiss. 

 

In Vadsö kommen wir nach 60 km Eispiste unbeschadet und geflasht von der Fahrt an. Schneefall! Ich sehe ich ein Schild, sieht irgendwie nach Hinweis auf ein Naherholungsgebiet aus….doch ich bin schon vorbei und kann nicht sofort reagieren. So drehe ich kurz darauf um und fahre zurück, folge dem Schild, 4,5 km irgendwohin. 

  


Amazon Link für alle anderen Einkäufe:

Erstmal auf ansteigender Straße…lass von rechts einfach nie jemanden kommen, sonst hängen wir…es kommt keiner, wir schaffen es gut den Hügel hoch, biegen irgendwann links ab und sehen geparkte Autos am Straßenrand. Es dämmert, die Sicht schlecht, kaum Kontrast alles weiss, aber kein Schneefall mehr. Ich stopp, steige aus und sehe…hier geht es nicht weiter. Sackgasse. Straße nicht weiter gepflügt. 

Aber wir bleiben, ich stelle Zottl rechts an den Straßenrand, etwas in den weicheren Schnee, hoffe, wir kommen da morgen wieder raus! Aber wir stehen leicht bergab, das sollte hoffentlich helfen. 

 

Überall liegen Hundehaufen rum. Das war mir schon andernorts in Norwegen aufgefallen. Überall Hundescheisse. Echt eklig! Das, liebe Schweiz, habt ihr deutlich besser im Griff! Coole Sache!

Den Rest des nachmittags, es ist 15:30 Uhr und bald dunkel, verbringe ich am Rechner. Um 20 Uhr….oh…Sterne! Kamera…Probefoto gen Norden…Polarlicht! Nix wie raus vor die Tür.

 

Die Bedingungen aber nicht gut. Zu viel Streulicht von der Stadt, noch immer Wolken und Hochnebel am Himmel. Dennoch stehen wir unter einem Polarlicht Regenbogen. Geil! Nicht viel Aktivität, aber dennoch eindrücklich!

Auch meine Schneeschuhe kommen noch zum Einsatz, der Schnee ist tief neben der Straße. Höllisch aufpassen muss ich, dass ich nicht in einen der Hundescheisshaufen trete. 

 

Nach ner Stund mit minus 8 Grad hab ich genug, die Aktivität nicht überragend, zurück an den Laptop und schneiden.

Öhm…Essen? Puh…die Frage stellt sich um 21 Uhr rum…ne Dose Ravioli muss es heute tun. Ich hab kein Bock auf was anderes…

 

Bis Mitternacht schneide ich und schaue immer wieder raus. Das Polarlicht ist erloschen…ich geh pennen.

Der Co-Pilot bekommt von all dem nix mit, er pennt ja schon die ganze Zeit. Ich schleppe die beiden also ins Heck und wir hoffen auf eine ruhige und gute Nacht.

 

Viele Grüsse

 

Kai und das verschlafene Team.

 

 

Amazon Link für alle anderen Einkäufe:



Amazon Link für alle anderen Einkäufe:



Kommentar schreiben

Kommentare: 0