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#349 Doppel Schock am Abend und ein Traumtag

14./15. Februar 2022, Doppelschock am Abend und ein Traumtag nach Nyrud

 

 

Hallo zusammen,

 

direkte Fortsetzung von Blog/Vlog #348...wir waren im Schneesturm unterwegs, Parkplatz gefunden, festgefahren im Neuschnee....

 

...kurz vor die Tür, anschauen! Dann wieder rein in Zottl, Rettungsversuch Nr. 1. Ich fahre rückwärts etwas tiefer in den Parkplatz rein, dann erster Gang und vor zur Straße. Nope! 2 m fehlen. Nochmal das Ganze….wieder nix. 

 

Aller guten Dinge sind drei...letzter Versuch…Durchbruch, YESSSS!!!! Die Vorderräder erreichen die Straße. In der Theorie wären wir frei…doch ich entscheide, wir bleiben hier. Also wieder Rückwärtsgang rein und gaaaanz hinter in die letzte Eck des Parkplatzes. Ob wir hier wieder rauskommen…wer weiss. Aber wir haben einen sicheren Spot für die Nacht. Bei dem Wetter ist das auch was Wert. 

 

Motor aus…der Wind pfeift um Zottl. Wo stehen wir hier eigentlich? Was ist das für ein eingezäuntes Gelände rechts von uns?

Lampe, Kamera, Jacke und raus. Durch den 20-30 cm hohen Schnee stapfe ich zur Straße vor und zum Eingang. Um uns rum Wald. Stockdunkel und starker Schneefall mit Wind. Was für ein Wetter.

 

Am Eingang des Umzäunten Bereichs, ein Lampe und es  dämmert  mir so langsam…Waldfriedhof. Alter, ich bin im Schneesturm neben einem Friedhof gestrandet. Wenn das nicht der Beginn einer Horrorstory ist, dann weiss ich auch nicht! Ist hier jemand, der gerne das Drehbuch dafür kaufen möchte??

 

Aber kneifen gilt nicht, ich laufe rein, schaue mich um, manche Gräber haben ein Kerzli, die meisten liegen aber unter hohem Schnee versteckt. Der Weg war mal gepflügt, jetzt liegt überall ne Menge Schnee. Schon ein wenig ein komisches Gefühl, bei diesem Wetter über einen Friedhof zu tingeln. Viel zu sehen gibt es nicht ausser Schnee, Bäumen und hier und da einem Grabstein, ich drehe um und will zurück zu Zottl…und bekomme schier einen Herzinfarkt!

Wie ich so zurück laufe, an meiner Sony Kamera Einstellungen checke und ändere, sehe ich im linken Augenwinkel jemanden stehen. Dunkel, groß….ich erschrecke mich halb zu Tode…vor einem Baum! Alter…da steht ein scheiss verdammter Baum und erschreckt mich halb zu Tode! Ich fass es nicht. Wo kommt der jetzt plötzlich her? Leck! Es wird Zeit für den warmen Zottl.
Was ich jetzt noch nicht weiss…ein zweiter halber Herzinfarkt soll noch folgen.

 

In Zottl heisst es: kochen! Kartoffeln, Karotten, Lauch, Hackfleisch, alles wird zu ner Suppe verkocht. Die ist nach ner Stunde fertig und ich kann endlich was leckeres Warmes zu mir nehmen. Herrlich! 

 

Nebenher wird Video geschnitten und später noch der Blog von gestern getippt. Und wie ich so vor mich hin tippe…klopft es plötzlich von aussen an der Frontscheibe. Ich fahre zusammen, mein Herz stoppt kurz…ich erschrecke mich wie blöd. Zum Glück fahre ich nicht vom Sitz hoch, das hätte ne ordentliche Beule gegeben. Co-Pilot und Friedrich neben mir sind komplett versteifft. Bewegen sich keinen Millimeter und stellen das Watten (wiedermal) ein. 

 

Ich drehe mich um, sehe irgendeine dunkle Gestalt draußen vor Zottl stehen. Geistesgegenwärtig greife ich zu meinem Funkschalter für die vordere OSRAM Lightbar und knipse das Licht an. 

Der vermeintliche Angreife wird dadurch erstmal übel geblendet. Das verschafft mir ein paar Sekunden Vorsprung für meine Verteidigung. Man, was bin ich froh hab ich die OSRAM Lightbar und diese an die Aufbaubatterie per Funkschalter angeschlossen.

Im Licht seh ich eine dunkel gekleidete Person...hm...eine Frau die auf Englisch ruft, dass sie Hilfe braucht. Aha…okay…ich öffne die Schiebetür. Es stellt sich raus, dass die Frau vorne an den Friedhofsparkplätzen mit ihrem PKW fest hängt. Ausgraben, schieben, irgendwas…aber sie braucht Hilfe. So ziehe ich mir schnell was Warmes an und begebe mich vor die Tür. Erstmal ohne Schaufel, vielleicht reicht ja schieben.

Die Frau sitzt in ihrem Elektroauto und versucht nochmal, frei zu kommen  und die Straße zu erreichen, als ich ankomme Viel fehlt nicht. Ich sage ihr, sie solle nochmal ein Stück zurück setzten, Schwung nehmen und ich schiebe. Tja, und was soll ich sagen, es hatte wohl einen guten Grund, warum wir hier heute gestrandet sind. Ich schiebe die Frau zurück auf die Straße. Sie bedankt sich freudig auf Deutsch und verschwindet dann surrend im Schneesturm. Ohne mich, hätte sie hier wohl noch länger gestanden. Da zeigt sich wieder, Freisteher müssen nicht immer nur ein Dorn im Augen sein, sie können auch Helfer in der Not werden!

Ich ziehe ich mich wieder in Zottl zurück, setze mich an meinen Laptop und tippe weiter.

Gegen Mitternacht, der Schneefall hat aufgehört, der Sturm zugelegt, gehe ich mit meinen zwei Mitreisenden den weiten Weg in Zottl’s Bett. Schön, bei so einem Mistwetter im Heck zu liegen, es kuschlig warm zu haben und der Welt gute Nacht sagen zu können.

Ob wir hier morgen raus kommen? Wir werden sehen…vorbereitet sind wir auf alles. Zur Not können wir hier auch noch 2-3 Tage ausharren. Essen, Diesel, Wasser, genug an Bord.

Viele Grüsse und gute Nacht.

Kai und zwei zu fast zu Tode  erschrockene Fellnasen....unten geht es weiter mit dem 15. Februar 2022 Blog...




 

15. Februar 2022, Befreiung, Nyrud, Traumwetter

 

 

Schönen guten Morgen,

 

Gut und ruhig geschlafen in dieser schönen leisen Nachbarschaft. Vom Sturm nix weiter mehr mitbekommen. Um 8 Uhr wache ich auf und begrüße den Tag, in dem ich in des Co-Piloten Nase kneife. Mag er gar nicht, aber irgendwie fühle ich mich heute rebellisch. Er quittiert das auch gleich mit einem wattigen schnauben und tritt gefühlt wattig nach mir. Ach, herrlich!

Und sonst so? Verdunklung hoch…alle noch da! Keiner Übernacht abgehauen. Alles noch so tot wie am Vorabend. Der schöne Waldfriedhof liegt neben uns, ein Kerzenlicht brennt keine 5 Meter von uns. Bei Tag sieht das wirklich nach einer schönen Endlagerung aus. 

 

Wir haben heute jedoch aber wohl andere Probleme. Wir stehen hier ja in einem nicht geräumten Neuschneefeld. Gestern Abend Starkschneefall, Sturm. Als wir ankamen, sicher 20-30 cm Neuschnee auf dem Parkplatz des Friedhofs. Und heute? Finden wir es raus!

 

Minus 8°C vermeldet mein Bluetooth Thermometer das ich hinten an der Heckleiter montiert habe. Also besser etwas wärmer anziehen, aber auch nicht zu warm, falls ich ausgraben muss.

 

Vor der Tür dann eine echte Überraschung. Wo ist der Schnee vor uns hin. Dort, wo gestern noch gut 20-30 cm Schnee lagen, liegen heute vielleicht noch 10-15 cm. Da er nicht geschmolzen sein kann, hat ihn vermutlich der Wind fortgetragen nach dem der Schneefall aufgehört hatte. Ich stelle auch fest, dass die Schneehöhe auf der linken Seite des Parkplatzes deutlich höher ist als auf meiner Seite. Sehr gut, das nährt die Hoffnung, das der Co-Pilot nicht graben muss und wir auch keine Ketten brauchen. Finden wir es raus.

Erstmal laufe ich aber vor an die Straße, dort die böse Überraschung: der Schneeflug hat ordentlich und kompakten Schnee auf die Fläche der Parkplatzausfahrt geschoben. Nicht hoch, viel wohl auch verblasen, aber dicht und nicht so pudrig. Dazu geht es minimal bergauf. Das könnte uns böse zum Verhängnis werden wenn wir vorher nicht genug Schwung aufbauen. Das kompakte Schneefeld sicher 2 m breit. Oh je….

Zurück zu Zottl. Erstmal alle Räder frei legen und den Schnee weg schieben mit meinen Gummistiefeln. Auch die ersten zwei Meter vor dem Van. So liegt uns beim Anfahren nix im Weg. Unter Zottl liegt nicht viel Schnee. Da das hier alles feinster Pulverschnee ist, geht alles ohne Schaufel, Gummistiefel reicht.

 

Danach mache ich den Plan. Ein paar Meter kann ich noch zurück setzen bevor hinten eine Schneewand kommt. So kommen die Vorderräder in den Bereich, der jetzt unter Zottl liegt und relativ Neuschneefrei ist. Das verspricht wenig Widerstand und bessere Traktion. Möglichst gut beschleunigen ohne durchdrehende Räder. Die helfen nix sondern reduzieren den Grip nur.
Wenn wir mal rollen, weiter Geschwindigkeit aufnehmen, geradeaus vor zur Straße, ca. 40 m, und den kompakten Schnee vom Schneepflug mit Schwung durchbrechen.

Super Plan, finde ich. Jetzt noch alle Kameras aufstellen. Muss ja gut festgehalten werden. Wie sehr wünsche ich mir in solchen Situationen einen Kameramann. Co-Pilot? Du vielleicht? Ein Knurren von hinten…ah…er ist wach. Schnell schnapp ich ihn mir und setz ihn auf den Beifahrersitz. Friedrich greife ich mir auch gleich, bevor er abhauen kann. Beide hätten heute einen freien Montag, doch heute brauchen wir Traktion auf der Vorderachse. Alle schweren Säcke also nach vorne, gell Co-Pilot! Ich sitz da ja auch!
Ui…ihr solltet jetzt seinen starren und in der Sonne funkelnden Blick sehen…ich gehe lieber schnell weg, räume Zottl auf, mache alle Kameras startklar, Drohne in die Luft…jetzt zählts!

 

                 

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Motor an, ohne Probleme, erster Gang rein und ….ah, stopp, der Plan war anders! Rückwärtsgang, zwei Meter zurück bis Zottl's Überhang kurz vor der Schneewand hängt und jetzt: 1. Gang, vorsichtig und am Traktionslimit mit Traktion+ anfahren. Die Reifen greifen. Wir kommen langsam in Schwung, aber nicht schnell genug fürchte ich. 

 

Als wir den losen und frischen Pulverschnee vor uns erreichen, merke ich, wie besonders vorne links der Winterreifen kämpft. Das Rad ist etwas entlastet, weil der Parkplatz leicht nach rechts abkippt. Oh je….

 

Allerdings halten wir die Geschwindigkeit, ich gebe noch etwas mehr Gas und Zottl beschleunig ein wenig mehr. Wir haben also recht gut Grip und kommen durch den Schnee vor uns praktisch ohne Probleme durch. Dann kommt die Zone mit dem Schneeplfugschnee. Hier haben wir ein Problem: zu schnell dürfen wir nicht sein, von links könnte ein Auto kommen und wir müssen bremsen können. Die Sicht nicht gut nach links. Doch zu langsam darf Zottl auch nicht rollen, sonst bleiben wir hier im Schneepflugschnee hängen. Ein schmaler Grad.

 

Da die Straße aber sehr wenig befahren ist, gehe ich das Risiko ein mit etwas mehr Schwung als vielleicht gesund sein könnte, durchzubrechen. Als wir die kritische Zone erreichen, merke ich gleich, dass die Nokia Snowproof C im tiefen, schweren Schnee Traktion verlieren. Ich gebe noch etwas mehr Gas, immerhin kommen wir noch vorwärts. Der Co-Pilot, mit seiner Glücksmütze vom Café Kabböle auf, schaut groß und Friedrich ist völlig erstarrt. 

 

Und dann bricht das Team durch….geschafft! Von links kommt zum Glück kein Auto, und so stehen wir völlig unbehelligt mit der Vorderachse auf der Hauptstrasse. YES!
Schnell wieder rückwärts zurück in den Tiefschnee, möglichst auf der Spur die wir gerade gebaut haben. Ich kann ja nicht abfahren, hier stehen noch Kameras im Wert von total 5-6.00 Franken rum. Der  Co-Pilot schaut verwirrt und verschreckt! Tja…geht nicht anders. Ich kann hier nicht mitten auf der Straße halten. Ich rolle also wieder 10 Meter zurück, fliege noch kurz ne Runde Drohne, packe alle Kameras wieder ein und hoffe einfach, dass wir hier gleich nochmal wieder rauskommen.

Die Hoffnung geht auf, auch mit weniger Schwung schaffen wir es vor zur Straße und rollen nun gen Süden, nach Nyrud. Der einsamsten Polizeistation Norwegens. Auf der ordentlich geräumten 815. Mit vielen Unebenheiten, Querrillen, kurzen, knackigen Steigungen. An Seen vorbei, Blick auf Russland. Und: SONNE! Die begleitet uns heute den ganzen Tag. Echtes Kai-ser Wetter! Die Wolken haben wir zwar dauernd im Nacken, aber sie erreichen uns nicht und die Sonne steht ja im Osten und Süden sehr tief am Himmel.

 

Zottl leidet heute, nicht alle Bodenwellen sehe ich rechtzeitig, wir kommen nur mit 50 km/h voran, manchmal auch nur mit 40. Wir werden einige male gut zusammengestaucht. Was für eine Strecke. Zottl altert hier gefühlt um 10.000 km. Landschaftlich aber wunderschön bei Sonnenschein und tiefer Sonne. Warmes Licht auf der Landschaft, ein echter Traum hier heute nach Neuschnee entlang fahren zu dürfen. Das I-Tüpfelchen wären nun noch schön eingeschneite Bäume, doch bei dem Sturm gestern Nacht, blieb auf denen keine Flocke liegen. 

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Unterwegs sehe ich einige Stromverleger. Mir scheint, der Sturm hat letzte Nacht ein paar Stromleitungen gekillt. Ein Schneepflug kommt mir entgegen, sonst hab ich die Straße praktisch für mich und kann fahren und stoppen wie ich will.

 

Der Aussichtsturm 96-Höyden, direkt neben unserem Schlafplatz, ist nicht erreichbar. Die Zufahrt nicht sauber gepflügt. 23 km vor Nyrud komme ich noch an einem großen Parkplatz vorbei, zwar umgeräumt aber Autospuren drauf, den merke ich mir für nächste Nacht. 

 

10 km vor Nyrud ein Schild…Nationalpark Örve, dazu auf der rechten Seite ein recht großer, grob geräumter Platz. Die Zufahrt zum Nationalpark aber umgeräumt. Ich kann also nur weiter nach Nyrud. Aber auch diesen Spot merke ich mir für nächste Nacht. 

 

Wir rumpeln weiter und erreichen nach unzähligen Bodenwellen und Querrillen endlich Nyrud. Dort wird die Strecke auf dem letzten Kilometer einspurig, und prompt kommt mir auf den letzten 300 Metern dieser Strecke, ein fetter Audi entgegen. Tja, immerhin, er kann gut Rückwärtsfahren! Dankeschön fürs Platz machen!

 

Im Anschluss parke ich Zottl gegenüber der Polizeistation die aber nicht als eine solche gekennzeichnet ist. Ein paar Garagen stehen rum, Grillhütte und Sitzbank und ein paar andere kleinere Gebäude. Und gegenüber….Fluss…dann Russland. Ich sehe wieder russische Strommasten!

Ein Fahrzeug der Straßenbehörde steht hier noch rum, fährt aber nach 10 Minuten ab. Danach hab ich den Spot für mich. Zottl steht in der Sonne, taut auf der rechten Seite etwas auf, Überall tropft Wasser raus und runter. Aber er ist blitzeblank sauber, wie frisch gewaschen und poliert. Man sieht ihm die letzten 3.000 km nicht an. Er glänzt in der Sonne vor sich hin und scheint sich wohl zu fühlen. Genauso wie der Rest der Crew. Mit Sonne ist die Welt einfach viel schöner als unter Nebelgrau!

Eine Stunde verharre ich draussen in der Sonne, wärme mich im Anschluss in einem sonnigen Zottl auf, genieße norwegische Kekse und Milch, bevor ich mich von Nyrud verabschiede. Der Schatten ist gekommen, die Sonne hinter den Bäumen verschwunden. Zeit, einen Schlafplatz zu suchen!

Abfahrt, Filmaufnahmen, Fotos und 45 Minuten später erreiche ich den Abzweig zum Örve Nationalpark. Hier stelle ich mich ganz hinten an den Rand, hoffe, so niemandem im Weg zu stehen. Motor aus. Sitz drehen! Laptop aufklappen, schneiden!

 

Gegen 17 Uhr, Suppe aufwärmen, weiter schneiden. Später kommt noch ein riesen Bus, der hier wendet. Aha, daher der freigeräumte Platz. Zum Glück sehen wir nicht im Weg.

Eine Handvoll Autos kommt noch vorbei, sonst nix. Im Örve Nationalpark darf man, im Gegensatz zum Pasvik Park, campen und zelten. Wir machen hier also nix illegales.

Der Abend fliegt dahin, die Temperatur ist im Tiefflug, als wir ins Bett gehen, zeigt mein Handy -16°C an. Ich hab keine Lust auf volle Verdunklung, mache nur den Cockpit Vorhang zu und gehe mit den anderen beiden Pappkameraden unterm Arm, ins Bett.

Gute Nacht…und macht mal nen Plan für morgen…wir haben noch keinen!

Viele Grüsse


Kai und die Fellfüsse

 

 



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