Sonntag, 13.02.2022, Sonnenaufgang, Russische Grenze und Schlafplatz Problem
Schönen guten Morgen,
Nach der Polarlicht Orgie von letzter Nacht, ist heute Morgen irgendwie der Wurm drin. Ich wache gegen 7 Uhr auf und bin wach. Wie kann das denn sein? Seit wann
reichen mir 5 h Schlaf?
Blick raus….oh. Sofort hellwach! Ich sehe Rot/Orange am Himmel. Da hinten, direkt uns gegenüber. Das kann ja nur die Sonne sein, immerhin haben wir schon
Tageslicht. Das Märchen, hier oben ist es dauernd dunkel, stimmt nicht mehr im Februar. Morgendämmerung und das Gleiche abends gehen ewig. Und diese Stimmung ist schöner als so manches schnöde
Standard Tageslicht.
Und wenn die Sonne hier schon über den Horizont kommt, muss ich das natürlich auch würdigen wenn ich schonmal wach bin. Das Ritual, Blog schreiben nach dem Aufstehen, wird also über Bord geworfen.
Raus, vor die Tür. Vorher noch warm anziehen, noch immer herrschen unter minus 20 Grad.
Uns so bin ich gerade noch pünktlich, um die Sonne zu begrüssen. Sehe, wie sie sich über die Hügel am Horizont schiebt. Alles in rötliches Licht taucht. Nicht ganz so genial wie Polarlichter, aber auch ne coole Show.
Blöd ist, dass Zottl genau hinter einem 3 Meter hohen Schneehaufen steht und somit weiterhin im Schatten.
Erst als ich später wieder im Van sitze und frühstücke, schafft es die Sonne mit ein paar Strahlen auch in Zottl. Es wird Frühling.
Gegen 13 Uhr packen wir unseren Krempel wieder zusammen und werfen Zottl’s Motor an. Er springt auf den ersten Versuch an und wir rollen los. Unser nächstes Ziel ist mal wieder Grenzgebiet.
Als Zielort ausgesucht haben wir heute den ältesten Berg Norwegens. Und wie es der Zufall will, führt uns die Route an der norwegisch-russischen Grenze vorbei.
Sachen gibts…als hätten wir das so geplant!
Die Straßen in Norwegen sind gut zu fahren, schön geräumt und angeraut. Traktion gut. Allerdings gibts hier auf Nebenstrecken deutlich mehr heftige Bodenwellen.
Daran muss ich mein Auge erst noch wieder gewöhnen. Das gab es in Finnland nicht. Hier dagegen häufig und meist erspähe ich sie so spät, das wir schon drüber oder durch fliegen. Das Resultat sind
jeweils böse Blicke von Friedrich und Co-Pilot. Ihre Watte kommt so in Wallung, das mögen sie gar nicht.
Erst fahren wir auf der E6 nach Kirkenes, im Anschluss weiter Richtung Murmansk. Japp…das steht hier überall auf den Schilder.
Kurz vor der Grenze treffen wir auf einen geräumten Parkplatz mit Komposttoiletten, man könnte hier sicher auch nächtigen. Es ist nix los.
Raus…Kamera scharf machen und schießen. Auf Google Maps orientiere ich mich, wo genau Russland nun ist…praktisch genau gegenüber von uns, über den See hinweg. Der
natürlich gefroren ist. Wie alle Seen, die es hier oben geben soll.
Und so mache ich meine ersten Bilder des Lebens von Russland. Mit meinem 600 mm Canon Objektiv finde ich sogar einen russischen Strommast. Wow! Was für ein Fotomotiv.
Verblüffend ist, dass ich hier völlig unbehelligt rumstehen, filmen und fotografieren kann. Interessiert niemand. Es kommt kein Aufklärer vorbei, auch werde ich
nicht von russischer Seite beschossen. Nix! Alles total friedlich.
Nach 30 Minuten Blick nach Russland und sicherlich auch russischer Luft, besteige ich wieder Zottl und fahre von der E105 auf die Fv8860. Hier gibt es wieder eine
Eis und Schnee Unterlage, Kurven und ein kleines Auf und Ab. Alles tief verschneit, die Seen gefroren, das Licht diffus. Schon lange nix mehr mit Sonne und blauem Himmel. Die beiden Verliessen
uns schon, als wir unsren Schlafplatz aufgaben.
Unser Ziel, Norges eldste Fjell, erreichen wir allerdings nicht. Denn als wir an die Abzweigung in Vintervollen kommen, ist die Schranke unten und die Straße nicht mehr geräumt. Wieder mal stimmt Google Maps nicht! Dort wird die Straßensperre erst einige Kilometer später angezeigt. So ein Mist. Am alten Fels wollten wir nächtigen.
Meine Mitfellreisenden sind schwer enttäuscht, sie lieben alte Dinge, vermutlich sind sie deshalb mit mir unterwegs…hm…aber es hilft nix. Wir kommen dort heute
nicht hin.
So entscheiden wir 2,5 stimmig, das wir geradeaus weiter fahren und schauen was noch kommt. Die Straße endet hier mehr oder weniger in Lanabukt.
Auf dem Weg dorthin sehe ich zum Glück die ein oder andere Schlafmöglichkeit, doch fahren wir bis ans Ende…bis wir wieder ein Problem haben. Denn am Ende müssen wir drehen. Und das gestaltet sich schwierig. Der Weg führt nur noch steil bergauf, das ist nix für uns.
Gerade waren wir noch einer überfluteten aber gefrorene Straße gefolgt, nun muss Zottl gedreht werden. Oder rückwärts 300 m zurück.
Ich entschiede, wir drehen. Eine Art Hofeinfahrt ist freigeschoben, doch steht dort ein Anhänger, einer der vielen Anhänger hier oben für Schneemobile, es bleibt somit nicht viel Platz für Zottl. Überall sonst sind Schneewände. Jene auf der linken Seite wird mir auch sogleich zum Verhängnis.
Ich fahre rückwärts und so weit wie möglich in die Parkbucht rein, muss dann aber scharf links und hänge alsbald mit Zottl’s linker hinteren Seite in der Schneewand. Verdammt. Der Weg auf dem die Vorderräder keinen Grip mehr finden ist nur einspurig, und ich darf mit dem vorderen rechten Rad nicht zu nah an die Schneewand der Straße. Sonst gibt dort der Boden nach und wir hängen richtig in der Scheisse.
Also fahre ich mehrfach vor und zurück, rangiere und hobel mit Zottl’s hinterer linken Flanke, Bereich Radkasten, die Schneewand weg. Zum Glück weicher Schnee der nachgibt. Und nach mehrmals vor und zurück, ziehen uns die Vorderräder endlich aus dem Quark und um die Ecke. Frei! Aber kein Schlafplatz.
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So fahren wir die Strecke, die wir kamen, zurück, hoch an den gefrorenen See und daran entlang bis rechts ein frei geschobener Platz auftaucht. Ich hau die Bremse
rein, der Co-Pilot zuckt kurz und schon parken wir. Hier bleiben wir. Zwar nur ein paar Meter von der Straße weg, aber viel wird hier nicht mehr los sein.
Und da es schon wieder dunkel wird, machen wir es uns gemütlich, ich esse die Reste von gestern und mache mich danach an das nächste Video. Langsam läuft es etwas
besser mit Final Cut.
Der Abend verläuft dann aber nicht so ruhig wie gedacht. Es kommt ein heftiger Sturm auf, Schneefall setzt ein, Zottl wird gut geschüttelt, der Schnee fliegt ihm um
die Ohren…und wir sitzen gemütlich im Inneren und haben es schön warm. So lässt sich schlechtes Wetter gut aushalten.
Gegen Mitternacht, es bläst noch immer ordentlich, die Neuschneemenge ist aber nicht sonderlich groß, begeben wir uns in Richtung Liegefläche. Zeit etwas die Augen
zu schließen und zu hoffen, dass wir morgen irgendwann wissen, was wir als nächstes machen wollen.
Gute Nacht und viele Grüsse
Kai
Die Route:
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Joachim H. (Sonntag, 13 März 2022 18:27)
Also wenn Co-Pilot und Friedrich wirklich auf Altem(n) stehen, dann passen sie doch wohl deutlich besser zu mir...Also nach der Rückkehr bitte schnellstmöglich bei mir abliefern :-)