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#346 Die Show meines Lebens!

 

Samstag, 12.02.2022,  Kein Plan, Plötzliche Entscheidung, Norwegen, Die Show meines Lebens

 

 

Schönen guten Morgen,

 

Heute dürfen wir ausschlafen…um 9 Uhr rum erwacht unser Team von einer ruhigen Nacht auf unserem Parkplatz. Die vorbei rauschenden Autos höre ich nicht, Dank Ohropax. Aber auch ohne wäre das keine wirklich störende Geräuschquelle.

Blick nach draussen. Nach der kleinen Polarlichtshow von letzter Nacht, dann etwas Schneefall, ist es jetzt klar und sonnig oder hat das Grau wieder Überhand genommen. Vom Co-Pilot bekommen ich auf diese Frage nur einen fragenden Blick zurück, Friedrich zuckt mit dem Pelz…oder war das eine Windböe?

Verdunklung seitlich auf….Sonne! Genial! Das lässt die Lebensgeister erwecken und ich purzle schnell aus dem Bett. Der Rest der Bande chillt allerdings noch weiter im Bett. War ja klar!

 

Warm anziehen, vor die Tür. Minus 16 Grad. Aber die Sonne ist am Himmel, schnell ans Heck, Solartasche raus. Meine EcoFlow steht bei 10% und benötigt dringend Strom!

Das mobile Solarpanel von www.wattstunde.de ist schnell aufgebaut und liefert auch sogleich immerhin runde 70 Watt. Das ist ordentlich wenn ich bedenke, dass übers Dach nix reinkommt. Da liegt Schnee drauf und die Sonne steht zu tief. Nix kommt da rein.

 

Und nun…so richtig weiss ich nicht was machen. Hier bleiben noch ne Nacht, weiter fahren, hier noch irgendwas machen? Wanderwege gibt es jedoch nicht, auch sonst keine Pfade. Nüscht!

Naja, dann mal die Drohne in die Luft. Doch auch das will nicht so recht klappen heute. Sie meldet Interferenzen, fliegt irgendwie seltsam und nicht geradeaus. Es gibt nur einen kurzen Flug, will sie hier in der weiten Tundra ja nicht verlieren. Friedrich würde mir den Hals versuchen umzudrehen!

Landen…und nun? Alles wieder wegräumen, Akku laden. Und nun? 

An den Rechner, arbeiten, schneiden, schreiben…n Happen Essen…und gegen 15 Uhr ist die Sonne weg und ich überlege mir, heute doch noch nach Norwegen zu fahren. Was für eine goldrichtige Überlegung….warum? Das lest ihr gleich!




Ich suche die Registrierungsseite von Finnland  (Corona Maßnahme uns so….) und finde dort schriftlich: Registrierung ab 12-02-2022, 10:00 nicht mehr notwendig. Ich checke das Datum auf meinem Handy…leck, das ist ja heute!!! Und es ist 15 Uhr! 

 

Das bestärkt mich in meiner Entscheidung  heute noch über die Grenze zu hüpfen. So packe ich das Team, alles andere, verstaue die Solartasche und mache uns vom Acker. Motor springt ordentlich an. Kann los gehen.

Die 10 km zur Grenze, die untergegangene Sonne im Rücken, tolle Farben, ein Traum. Die Temperatur knapp unter -20°C.

Kurz vor der Grenze kommt noch ne Tankstelle und ein Shop und dann heisst es: Daumen drücken, dass die Infos auf der Webseite gestimmt haben. Kommen wir über die Grenze? So ganz ohne weiteres?

Langsam rollen wir drauf zu, im schön beheizten Zottl der brav meine Aufbaubatterie über den Ladebooster füllt. Die Grenze sieht verlassen aus, keine Menschen, nix. Wir rollen weiter, verlassen Finnland. Fahren durch Niemandsland und erreichen den norwegischen Wachposten. Auch hier, kein Mensch, nix, niemand.  Hm…gut…dann, drücke ich das Gas durch und entere Finnlands. 

YES! Wir sind drin! Ich drücke das Gaspedal mehr durch…bereue es aber sofort!!!

Den Co-Pilot hauts fast aus seinem Sitz, Friedrich macht einen Hüpfer und landet wieder auf dem Co-Pilot und ich muss mal kurz schimpfen….eine heftige Bodenwelle hat Zottl erfasst und einmal durchgeschüttelt. Das gab es auf finnischer Seite nie…Welcome to Norway! Fuss vom Gas.

 

Die Straßen, was den Räumzustand angeht, aber sonst top. Irgendwie angeraut und gesplittet. Gut zu fahren und so düsen wir durch leicht hügliges Gebiet mit einigen Kurven dahin. Hinter uns wird der Himmel immer dunkler. Die Sonne wandert gen Amerika.

Nach 10 km schieße ich mit 70 km/h an einer Einfahrt vorbei. Sehe gerade noch ein INFO Schild mit dem rechten Auge und bin schon vorbei. Mist, das könnte ein Parkplatz gewesen sein. Zufahrt war geräumt…die Entscheidung ist schnell gefallen, wir drehen. Aber wo?
1 km weiter, bergab, findet sich eine Möglichkeit. Ich wende Zottl, fahre den eisigen Berg wieder hoch, geht super und erreich die Einfahrt zum vermeintlichen Parkplatz. 

 

Und wie sich herausstellt, gibt es tatsächlich Platz für uns. Ein paar Parkplätze sind geräumt, wir parken. Angekommen. Temperatur: knapp minus 20°C. Das wird ne kalte Nacht. 

                 

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Schnell den Spot anschauen. Der ist nagelneu, Grillhütte, Mülleimer, Komposttoilette, etwas Gebüsch, ne Loipe und Spuren von Schneemobilen. Hier bleiben wir!

Zurück in Zottl, kalt! Kochen und Geschnetzeltes mit Knödeln einwerfen. Lecker! Danach an den Rechner und schneiden.

Bis mich eine WhatsApp aus der Arbeit reisst, Silvio…bei ihm, 500 km westlich, Polarlichter…ich schaue raus…oh…hier auch. Jetzt aber flott, man weiss nie wie lange sie zu Besuch bleiben.

Bei mittlerweile minus 20°C kommen meine Sir Joseph Hose und Jacke zum Einsatz. Dazu warme Socken, Engelbert-Strauss Gummistiefel mit Lammfelleinlage, lange Unterhose und obenrum noch weiteren 3 Schichten. Wie sich rausstellen wird, hält mich das gut warm. 

 

Kamera, Akku, Stativ, Handschuhe, Mütze, Stirnlampe…und dann endlich raus!

Ich fotografier mit meiner neuen Sony Alpha 7S III. Ein Monster was Nachtaufnahmen angeht. Die Bedienung hab ich zwar noch nicht ganz verinnerlicht, aber das wird schon, hoffe ich.

Einstellungen:
Bildstabilisatoren alle aus

Fokus auf manuell und unendlich

Der Mond ist  3/4 voll, sehr hell, zum Teil kann ich mit ISO 400-600 fotografieren

Blende 1.8

Objektiv 14 mm

Weissabgleich auf "sonnig"

Belichtung, mal so mal so…3-6 Sekunden. Der Mond….

 

Ja, und so jage ich nun rund um Zottl das Polarlicht. Mal mit stärkerer mal mit weniger starker Intensität. Mal mit Selbstauslöser und mir auf dem Bild, rennen hält warm, und mal ohne einen Gummistiefelmann. 

 

Es macht einen sau Spaß und ich bin froh, bin nicht hier total alleine. Denn meinen Jubel, die Fassungslosigkeit über die Show am Himmel, hätte wohl den ein oder anderen in seinem stillen Genuss gestört. Aber still geht da bei mir nicht, das Schauspiel, direkt über meinem Kopf, ist so gigantisch geil, dass ich einfach nicht anders kann.

Immer wieder ebbt die Intensität ab, was mir Zeit gibt, kurz in Zottl zurück zu gehen, aufwärmen und 30 Minuten später wieder raus und die nächste Show fotografieren, genießen und filmen.


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Es ist grandios, wenn man unter einem Polarlicht Regenbogen steht der vom einen Horizont zum anderen führt, genau über meinen Kopf.
Es ist unfassbar, den ganzen Himmel in eine Richtung komplett grün zu sehen. Mit roten Bereichen an den Seiten. 

Zu sehen, wie es tatsächlich wabert und sich bewegt, ist aber das, was dem ganzen die Krone aufsetzt. Dabei kam mir Gänsehaut. So klein hab ich mich selten gefühlt. Ein absoluter Wahnsinn und ich hab nur noch gejubelt, gestaunt und gedacht: es würde mich nicht wundern, wenn es mich gleich packt und in eine andere Galaxie katapultiert. Ein unbeschreibliches Gefühl, unter waberndem Polarlicht zu stehen. Unfassbare Eindrücke die ich mein Leben lang nie wieder vergessen werde. 

 

Ein wahnsinniges und berauschendes Erlebnis, dass jeden Kilometer, jede Anstrengung, jede schwierige Entscheidung die zu diesem Trip geführt hat, rechtfertig für mich, und ich mir sagen kann: ALLES RICHTIG GEMACHT! 

 

Und so geht das von 19 Uhr bis Mitternacht. Rein, raus, fotografieren, filmen, jubeln, aufwärmen, Bierchen, Einstellungen anpassen, kalte Finger,.… 

 

Dieser Abend geht in das Buch meines Lebens ein, denn das heute ist meine wirklich richtige erste Polarlicht Lightshow. Alles andere war bisher nur Vorgeplänkel. 

 

Gegen Mitternacht ebbt die Aktivität ab und ich kann meine warmen Klamotten wieder ablegen, Sir Joseph hat mich heute gut gewärmt und so begebe ich mich mit Co-Pilot und Friedrich in Zottl’s Heck. Feierabend.


Vorne ist alles dicht gemacht gegen die Kälte, die Heizung so eingestellt, dass die Wasserleitungen nicht einfrieren, also vorne die Auslässe fast zu und alle Wärme nach hinten.

Hoffen wir, dass wir die Nacht bei unter minus 20°C gut überstehen.

Viele Grüsse und gute Nacht.

Kai

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Kommentare: 6
  • #1

    Ursel Lange (Donnerstag, 10 März 2022 12:22)

    Ejjj Kai, ich kann deine Begeisterung verstehen, würde mir auch so gehn.
    W A H N S I N N sowas zu erleben.

  • #2

    Uschi (Donnerstag, 10 März 2022 16:14)

    Zum Schreien schön, ja das Erlebnis kann dir keiner mehr nehmen�

  • #3

    Anne (Donnerstag, 10 März 2022 21:43)

    Das ist so gigantisch und deine Begeisterung hat mich total mitgenommen. Das wirst du nie vergessen und du kannst es immer wieder abrufen. Schön zu sehen, wie du es genossen hast.
    Was die Natur doch bietet. Unbezahlbar!!!

  • #4

    Franz (Freitag, 11 März 2022 09:05)

    Wahnsinns Bilder!!!
    Hast du auch versucht zu filmen / Timelapse?

  • #5

    Andere Anne � (Freitag, 11 März 2022 17:43)

    Ja phantastisch ! Das Life Erlebnis wirst du immer im Herzen lebendig halten! Aber auch wir Zuschauer erlebten es mit der grandiosen Begleitmusik fast real mit � wir sehen deine Videos zu gern und freuen uns auch schon auf Skandinavien in Zukunft! Wir empfehlen deine Seiten sehr gern weiter! Viel Freude weiterhin und genussvolle Reise jetzt durch Norwegen ��‍♀️

  • #6

    Linda (Samstag, 12 März 2022 23:25)

    Ach wie herrlich und ich freu mich mit dir - es ist einfach ein Erlebnis. Mittlerweile haben wir schon den 12.3.- gestern Nacht auch wieder einmal fuer 30 Minuten hier Polarlichtshow - Westkueste halb hoch links - ach ich steh dann und heul vor Freude :)