#345 Solarstrom 400 km nördlich des Polarkreises

Freitag, 11.02.2022,  Wetterchaos, Solarstrom und Polarlichter

Schönen guten Morgen,

 
aufwachen gegen halb zehn, ohne Wecker, ist ja Freitag und schon fast Wochenende. Da kann man es ja mal etwas gechillter nehmen. Nur kein Stress aufs Wochenende hin. Ja…wenn ich wüsste!

Blick raus, huch…blauer Himmel. Hui…das kommt überraschend. Blick durchs Fenster beim Co-Pilot, das mag er zwar nicht, aber er pennt noch, so wie alle anderen auch….ja…da schiebt sich gerade die Sonne über den Horizont. Also, sie versucht es! Denn eine Wolke ist da auch noch im Weg. 

In der Hoffnung auf schöne Bilder, springe ich aus dem Bett, anziehen, kein Bad und raus. Aber nein…die Wolke hat die Überhand genommen. Die Sonne, jetzt wohl gerade über den Horizont kriechend, verliert den Kampf und versteckt sich hinter der Wolke. Mist! Und nu?

Wieder rein, Zottl warm machen, duschen. Herrlich!

Nach der Dusche sieht alles besser aus. Die Sonne hat sich ein paar Lücken in die Wolke gebrannt und bescheint nun schön unseren Zottl. Also, schnell anziehen, raus, mobile Solartasche von www.wattstunde.de an Zottl befestigen, mit Magneten von www.styyl.de und Strom für die EcoFlow Delta Max generieren. Jedes Watt zählt, das Ding ist fast leer.

Und von 120 Watt max Kapazität kommen knapp 70 Watt rein. Super! Kostenloser Strom. Immer noch das Beste! Und wir stehen hier 400 km nördlich vom Polarkreis! 

Doch die Sonne steht tief, Bäume werfen immer mal wieder ihren Schatten auf Zottl, das schmälert den Ertrag bzw, ich muss die Solartasche immer mal wieder umhängen. 

Gegen frühen Nachmittag nehmen die Wolken  Überhand und ich verräume die mobile Solartasche wieder. Im Winter auf jeden Fall unentbehrlich so ein Tasche. Die einzige Möglichkeit, Strom zu generieren. Über die Panels auf dem Dach kommt nix rein, verschneit und der Winkel zur Sonne ohnehin Mist. 

Zwischendurch noch die Drohne in die Luft und in Zottl ein paar Handgriffe erledigen. Meine GoPro Hero10 nochmal checken, warum sie keinen Ton mehr aufnimmt vom externen Mikrofon. Ich vermute langsam, der Adapter ist im Eimer. Ziemlich doof! Wo krieg ich da jetzt einen neuen her? Kirkenes vielleicht? Kommt meine DJI Osmo Action wohl noch etwas länger zum Einsatz.

Und wie ich so fluchend verschiedene Mikrofone an der GoPro Hero 10 teste, bekomme ich nicht mit, wie sich das Wetter plötzlich ändert. 

Als ich das nächste mal rausschaue, schneit es. Ui…äh…ja…Überraschung! Wer hätte das gedacht nach einem so schönen und sonnigen Vormittag. 

Und während ich Zottl langsam klar mache zur Abfahrt, schneit es heftiger, große Flocken bei minus 8 Grad. Die Temperatur merklich kühler als die moderaten minus 3 Grad gestern.

Aber egal, wir fahren dennoch ab. Ich mache hier Parkplatz hopping, will zum nächsten fahren, 15 km weg von hier. Auch abgetrennt von der Straße.

Und so verlassen wir unseren schönen Spot, begeben uns auf die eisige Straße und fahren gen Nordosten. Erst ist alles prima, es schneit, alles ist weiss, die Sicht geht so. Doch plötzlich stelle ich fest, dass sich daran was ändert. Der Schneefall hört auf und…äh…was ist eigentlich mit meiner Scheibe los? Da frieren gerade Wassertropfen an…oder täusche ich mich! Die Scheibenwischer bekommen sie nicht weg! Ja verdammt….

Mit schlechter werdender Sicht, meine Frontscheibe ist gerade dabei, zuzufrieren, verlangsame ich mein Tempo deutlich, die Scheibe geht immer mehr zu, es fällt hier tatsächlich Nieselregen vom Himmel….bei MINUS 8°C. Wie geht das denn???

Sowas hab ich auch noch nicht erlebt und werde noch langsamer. Ich seh kaum noch was. Stelle nun die Lüftung voll auf die Frontscheibe, Stufe 4. Los Zottl, Hitze frei nach vorne. So kann ich nicht weiter fahren. Mit 30 km/h tucker ich über die Straße, zum Glück weit und breit niemand um uns rum. 

Nach wenigen Minuten reissen die Scheibenwischer die ersten kleinen Löcher in die Scheibe, ich verrenke mich um durchschauen zu können und fahre so nur noch im halben Blindflug weiter. An den anderen Stellen wird die Eisschicht noch dicker, es Nieselt fröhlich vor sich hin. Doch Zottl’s Warmluft hält immer mehr dagegen und die Wischer vergrößern die Löcher langsam. Gute Sicht ist anders, aber ich kann wieder beschleunigen und fahre mit 60 km/h weiter. Bei Eisregen…das geht auch irgendwie nur in Finnland…bei minus 8 Grad.

Froh bin ich, als ich den neuen Parkplatz erreiche. Parke und schaue mir Zottl von außen an. Die ganze Front ordentlich vereist. Krass! Und es nieselt noch immer.

Auf die Aufregung gehe ich mir etwas die Beine vertreten, Co-Pilot und Friedrich bleiben zurück in Zottl und erholen sich von dem Blindflug. Wer will es ihnen verdenken. Das war echt krass.

Wenig später, auf meinem kleinen Spaziergang in eine Seitenstraße, geht der Regen in Schneegriesel über und später in Schneefall. Viel kommt allerdings nicht zusammen. 

Zurück bei Zottl, mache ich es mir gemütlich. Baue meinen Kälteschutz im Cockpit auf und setze mich an den Laptop. Heute geht draußen nix mehr, denke ich mir. Spätes Mittagessen, Suppenreste und ansonsten schneiden, Video #337

Zu Abend gibts Maultaschen und ab 20 Uhr auch immer wieder einen Blick nach draußen. Das Wetter hat wieder aufgetan, der Mond scheint, Sterne sind zu sehen…Polarlichter heute?

Und ja, um 22 Uhr…ein Foto im manuellen Modus meiner Sony Alpha 7S III zeigt Aktivität. Nicht übermässig, aber genug um vor die Tür zu gehen. Stativ raus und los gehts. 

Und so zieht der Abend ins Land, immer wieder zurück in Zottl zum Aufwärmen, immer wieder rausschauen, rausgehen, Fotos machen wieder rein… Nebenher ein Video schneiden…

Um 4 Uhr bin ich durch für die Nacht. Um kurz vor 5 lege ich das Handy weg und schlafe ein. Was für ein verrückter Wetter Tag…was wohl morgen kommt.

In weiser Voraussicht habe ich noch die Heizungsauslässe auf eine kalte Nacht vorbereitet. Als ich ins Bett kletter, herrschen draußen -9°C. Könnte noch kälter werden wenn die Nacht klar bleibt.

Jetzt aber gute Nacht….

Viele Grüsse
Kai