Donnerstag, 10.02.2022, Abschied von Katja am Inari See | Unumdrehbar, was ein Mist!
Schönen guten Morgen,
ein weiterer grauer Morgen begrüsst unser Team in Finnland. Toll! Grau hatten wir jetzt echt kaum. Wie wäre es mal mit etwas Abwechslung? Wenn ich wüsste was morgen
kommt….oh, oh…
Aber ich weiss es nicht, somit also grau heute. Katja ist auch noch da, sie kann ja auch nicht weg, ich hab sie eingeparkt. Gegen 10 Uhr steige ich aus dem Van,
sehe auch schon Katja durchs Gelände stromern und dann geht es flott. Sie will zurück in die Ecke von Inari, gutes Wetter lockt sie und weiter Nordwestlich will sie nicht fahren. Ich aber schon.
Daher trennen sich unsere Wege heute! Ich könnte nun schreiben zum Glück, denn was ich heute noch erlebe, hätte ich Katja nicht zumuten wollen.
Somit verabschieden wir uns erstmal, sehen uns aber sicherlich früher oder später nochmal wieder. Eine Sim-Karte mit 120 GB Datenvolumen wechselt den Besitzer und
Katja bekommt Teelichter und einen Kokusfaserziegel von mir. Guter Deal für beide.
Nun schnell noch die Drohne in die Luft und unsere Abfahrt im grauen Wetter filmen. Co-Pilot und Friedrich, auch am Start, schauen etwas skeptisch. Seit wann
fliegen wir bei schlechtem Wetter, fragen sie sich wohl. Naja…sonst würde ich hier ja nie zum Fliegen kommen!
Katja und unser Team schaffen es gut auf die Straße zurück, stehen dort nebeneinander und so machen wir uns auf den Weg, jeder in seine Richtung, die Drohne filmt
es. Hoffe, die Aufnahmen werden was, hat was melodramatisches bei diesem Wetter.
Liebe Katja, war ne coole Zeit mit Dir, ich freu mich auf ein Wiedersehen in Norwegen. Bei hoffentlich schönem Wetter und Polarlichtern.
Unser Team düst weiter gen norwegische Grenze, wollen aber nicht bis Norwegen sondern vorher nochmal zwischenmächtigen. Die Platzsuche gestaltet sich aber echt schwierig. Viel Schnee überall, mal kurz ne Schotterstraße in den Busch fahren, ist nicht. 1 m Schnee liegt jeweils im Weg.
In Settijärven will ich eigentlich nächtigen, doch hier bin ich erstmal abgelenkt von Rentieren auf der Straße, ein ausgeschilderter Womo Platz führt ins nix, der Parkplatz Downtown ist nicht gut geräumt und schon bin ich wieder raus aus dem Dorf. So fahre ich die 971 noch ein Stück weiter und sehe ein paar hundert Meter später eine schmale Straße, ein Schild nach irgendwo und schon bin ich vorbei geschossen. Mist…drehen…zurück…zum Glück nix los auf der Straße.
Zurück an dem schmalen Sträßchen, Blinker rechts und los. Ich merke schon nach den ersten Metern, dass die Straße nicht gut geräumt ist. Der Untergrund irgendwie weicher und schwammiger. Zottl’s Nokian Snowproof C müssen ordentlich arbeiten und Schnee wegdrücken und Traktion finden. Ich habe eine mulmiges Gefühl nach den ersten hundert Metern. Zudem geht es etwas bergauf…bloss nicht anhalten! Ob wir hier wieder weg kommen, ist fraglich. Der Untergrund ist nicht so fest wie auf anderen Straßen.
Also hab ich keine andere Wahl als am Gas zu bleiben, stoppen und nachdenken ist nicht. Mehr Gas, wir schießen den Berg hoch, über eine Kuppe, was folgt sind Kurven und mir geht so durch den Kopf: was wenn einer von vorne kommt? Die Straße ist schmal, da kommen zwei Autos nicht aneinander vorbei. In sehr großen Entfernungen gibt es angedeutete Ausweichstellen, aber selbst da wäre es verdammt knapp.
So düse ich weiter, immer gut am Gas, dass wir nicht noch durch die Kurven driften und über die Hügel springen, ist alles. Die Strecke wird, was den Untergrund angeht, später etwas besser und griffiger. Immerhin die Gefahr des sofortigen Festfahrens scheint so gebannt. Puh!
Nach einer Geraden durch lichten Wald, kommen wir an eine etwas lichtere Stelle, links dürfte ein See sein, eine Schneemobil Strecke führt über die Strasse und dank des miesen Lichts und grauen Wetters, Konturen sind schlecht auszumachen, sehe ich zu spät wo ich da gerade rein gerate. Haue aber, sobald mir klar ist, was Sache ist, die Bremse rein. Stillstand! Fuck!
Co-Pilot und Friedrich schauen wie erstarrt auf die Straße, ich auch. Nein, nein, nein! Das darf doch jetzt nicht wahr sein! Wir kämpfen uns hier sicher zwei
Kilometer über üble Piste und dann…verdammte Axt!!!
Die Straße auf der wir hier gerade stehen, ist stark zugeweht. Eine seeehr lange Schneewehe. Und wir sind in den Anfang der Schneewehe reingefahren.
Hoffentlich kommen wir hier wieder raus. Rückwärtsgang, und vorsichtig Gas geben. Zottl bewegt sich, die Reifen greifen und wir würgen uns rückwärts aus der
Schneewehe und wieder auf halbwegs festgefahrene Straße. Uff, erste Gefahr gebannt!
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Nun aber vor die Tür. Die Schneewehe, bis zu 40 cm tief und nicht absehbar wo sie endet, liegt uns mal übel im Weg. Da ist mit Zottl kein Durchkommen. Verdammt! Wo auch immer es hier hin geht, wir werden es nicht herausfinden. Endstation.
Gut, dann müssen wir wohl zurück…drehen…ich schaue mich um…äh, ja…leichter gesagt als getan. Die Straße schmal, 1,5 Autos kämen da aneinander vorbei. Keine Chance, einen 6.40 m Zottl zu wenden
Ein Stück die Straße zurück, sehe ich eine etwas breitere Stelle, doch als ich sie in Augenschein nehmen…nope…geht nicht.
Das Problem: die hohen Schneewände zum einen und zum anderen, dass der Schnee neben der Straße sofort weich wird und nachgibt. Mein Stiefel versinkt dort sofort einen halben Meter in lockerem Schnee. Nicht daran zu denken, wenn das einem Rad von Zottl passieren würde. Wir hingen hier dann wohl bis Frühling fest.
Ich überlege hin und her, doch fällt mir keine Lösung für all die Probleme ein. Die Schneewände verhindern, dass Zottls Überhang über die Straße ragen kann beim
Wendemanöver. Ich brauche also echte 6,4 m breite zum Wenden plus etwas mehr zum Rangieren.
Je länger ich mir das anschaue, desto stärker drängt sich mir auf: Wenden ist nicht! Da bleibt nur eins….rückwärts! Die gesamte verdammte Strecke, 2,2 km! Durch
Kurven, über Hügel, durch weichen Schnee. Oh fuck!
Als ich das Co-Pilot und Friedrich eröffne, bekommen die schier einen Vogel und sagen nix. Doch ich spüre die vorwurfsvollen Blicke der beiden.
Ja, ja…ich bin Schuld, ich weiss. Aber das wird schon gehen…hoffentlich. Volle Konzentration, bloss nicht aus Unachtsamkeit von der Straße abkommen und im weichen Schnee landen mit einem meiner vier Zottl Räder.
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Dann mal los, Motor an, Rückwärtsgang, Rückfahrkamera an…oh man…sie tut, aber man sieht kaum etwas darauf. Alles weiss, keine Kontouren, kein Kontrast, nix. Ich muss mich auf meine beiden Spiegel verlassen.
So beginnt also die längste Rückwärtsfahrgeschichte meines Lebens. Langsam, vorsichtig, möglichst nicht dauernd mit schleifender Kupplung, auf Geraden etwas schneller, bergauf jeweils mit der Hoffnung das die Traktion ausreicht und in den Kurven hoffend, dass ich nicht von der Straße abkomme.
Im Cockpit ist es still, die Mitreisenden schauen gebannt auf die Straße nach vorne! Jungs, das hilft mir nicht! Ihr solltet besser hinten schauen…aber da sind ja keine Fenster.
Aber, das Glück ist mit uns, wir schaffen die 2,2 km ohne nennenswerte Probleme. Rückwärts erreiche ich die Hauptstraße und fahre erstmal zurück nach Sevettijärven. Doch auch jetzt finde ich keinen passenden Platz für uns. Am Kickplatz wäre es möglich, aber nicht sonderlich schön und nah an Häusern.
Wir hauen wieder ab und fahren weiter gen norwegische Grenze. Und nach 10 km ist uns das Glück hold, ein ordentlicher Parkplatz, abgetrennt von der Strasse und
leer. Der gehört uns. Ich haue die Bremse rein, der Co-Pilot wirdt gedanklich den Watteanker und schon haben wir Parkplatz-Schnee unter den Puschen. Angekommen! Puh!
Das Wetter ist weiter nicht einladend. So verbringe ich Nachmittag und Abend in Zottl. Arbeite, schneide, schreibe und esse. Unspektakulär aber muss halt auch mal
sein.
Weit nach Mitternacht begebe ich mich ins Bett. Co-Pilot und Friedrich, mittlerweile wieder etwas entspannter nach der Rückfahrtsorgie, lassen sich mühelos mitschleifen. Keine Gegenwehr heute.
Wirklich kalt ist es auch nicht, was ist das nur für ein Wetter hier?!
Gute Nacht und viele Grüsse aus Lappland.
Kai und Team
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Linda (Samstag, 12 März 2022 23:17)
Hut ab Kai :) In der weissen Wueste bei dem Licht rueckwaerts ... hier (Norwegen) stecken ja Begrenzungsstoecke - nahezu ueberall - damit a) der Schneepflug weiss wo er lang soll - und b) hmhm die Strasse auch noch zu finden ist wenn mal mehr faellt.... Ich staune immer wie du so in die Pisten reinfaehrst auf der Suche nach einem Standplatz :)
Lieben Gruss :)