Sonntag, 06.02.2022, Pyhä-Luosto Nationalpark, Schneeschuhtour in Luosto, weiter auf Berg, Vermesstation Saariselkä
Schönen guten Morgen,
Nach ruhiger Nacht ohne große Kälte, Sturm oder Schneefall, erwache ich an diesem Sonntag gegen 8:30 Uhr.
Moin allerseits…ups…Sonntag, vielleicht besser nicht so laut sein. Denn gestern kam es raus…japp…der Betrug!
Wir sind ja nun bald 3 Wochen unterwegs, haben also auch schon diverse Sonntage verlebt auf der Reise und fast immer „gearbeitet“. Tja, und gestern fiel dem Herren
Co-Pilot auf, dass ja an Sonntagen eigentlich ein gewerkschaftlich verordneter freie Tag zu sein hat.
Friedrich, Rechtsverdreher im Team, roch natürlich gleich Lunte und drohte mit Klage. Weitere Sonntagsarbeit sei strikt verboten. So ginge das ja nicht! Tja…die
zwei Schnellmerker merken aber auch alles….
Somit, heute ist Sonntag, hab ich mich leise zu verhalten und darf die beiden in ihrem Pelzschönheitsschlaf nicht stören.
So stehe ich also erstmal auf, begebe mich in die Dinette, stelle die Heizung schön hoch, Friedrich bekommt das ja nicht mit wenn ich heute etwas mehr Diesel
verheize. Sonst mault er für gewöhnlich sofort, wenn es zu warm wird in Zottl.
Die Heizung bollert schön los, ich öffne meinen Laptop und beginne mit dem Blog tippen. Zumindest dies mach ich jetzt auf dem MacBook. Auch wenn ich mich an die
Tatstatur noch etwas gewöhnen muss. Die „Delete“ Taste fehlt mir enorm. Was ist eigentlich los mit Apple und seinen Usern? Wie könnt ihr ohne „Delete“ Taste überleben!?
Naja, werd mich schon noch dran gewöhnen. Um 11 Uhr hat die Tipperei ein Ende. Und nun? Ich ringe mit mir! Schwer! Klar machen für die Abfahrt oder Schneeschuhe an
und raus an die Luft.
Ich checke die Wandermöglichkeiten und sehe einen Pfad der auf den Berg führt…das wäre doch was. 1 km bergauf! Besser als 5 km in der Ebene.
So fallen folgende Entscheidungen:
1. Abfahrt um 12 Uhr wird nix
2. Schneeschuhe an die Haxen und los in den Wald
Katja gebe ich Bescheid, dass ich erst gegen 13 Uhr abfahren werde. Mit auf den Berg möchte sie nicht, das macht ihr Knie nicht mit. Wir verabreden uns aber an einem coolen Spot für die nächste Nacht. Denn ob sie noch hier ist, wenn ich zurück komme, ist ungewiss.
Aber Konvoi fahren wäre ohnehin doof, würde der Hintermann/frau doch die ganze Zeit in der Schneegischt des Vorausfahrenden hängen.
Meine Tour entpuppt sich erst als sehr gemächlich. Fast flach geht der markierte Weg durch den Wald. Ich frage mich schon, ob ich hier noch richtig bin, als links ein unmarkierter Pfad tiefer und berghoch in den Wald führt. Gefühlt müsste das der Weg auf den Berg sein. Na dann, links und kämpfen!
Die Strecke hat es in sich. Teils übelst steil kämpfe ich mich zwischen den Bäumen und Büschen durch. Einzig die gute Traktion meiner Schneeschuhe hält mich in der Senkrechten. Die haben eine Traktion, davon träumt jedes Elektroauto. Echt der Hammer!
Auch die Steighilfe kommt wieder zum Einsatz. Damit kommt man ganz steile Passagen recht entspannt hoch, weil man wie in Stöckelschuhen läuft und so die
Steigung ausgeglichen wird. Echt cool!
Nach vielen Steigungen und einigen Schweißperlen, komme ich auf eine Art Lichtung, und da wir erhöht stehe, habe ich freie Sicht auf Zentral Lappland. Ein ewig
weiter Blick ins Grau! Wow! Das ganze bei schönem Wetter wäre der Oberhammer. Auch Polarlichter könnte man von hier aus herrlich beobachten.
Nach dem Genießen, geht der Anstieg weiter, allerdings moderater und kurz darauf verschwinde ich wieder im Wald. Die Bäume nun aber nicht mehr so hoch. Wenige
hundert Meter später spuckt mich der Wald auf der anderen Seite wieder aus und ich stehe vor dem letzten Anstieg. 150 m lang geht es nochmal berghoch, dann bin ich oben. Mich begrüsst…eine Art
Stromkasten. Was treibt denn der hier oben? Laden die hiermit ihre Akkus wenn hier die Polarlichtführungen vorbei stapfen?
Egal, ich mache einige Fotos, genieße den 270° Blick und kurz darauf kommt eine junge Frau mit Kind daher. Fragt in gebrochenem Englisch ob ich ein Foto von ihnen
machen könnte…klar…da sie ne Canon hat, weiss ich sogar gleich wo der Auslöser ist. Praktisch!
Wenig später verabschiede ich mich und mache mich auf den Weg zurück. Auch bergab machen die Tubbs Schneeschuhe einen top Job. Es haut mich kein einziges mal auf den Hintern. Alle Gefälle laufe ich sicher hinunter.
Zurück bei Zottl sehe ich, dass Katja weg ist. Wie ich sehe, erst vor wenigen Minuten, sie schrieb noch eine WhatsApp als sie abfuhr. Aber macht ja nix, wir wissen ja wo wir uns treffen.
Bevor ich aber los kann, muss ich noch ein paar Kekse mit Milch einwerfen. Social Media füttern und meine Schneeschuhe verräumen. Da meine Hecktüren ziemlich eingeschneit sind, gehen die Türen nur noch zu, wenn ich sie ordentlich ins Schloss werfe, besonders die Rechte! Hoffentlich wecke ich damit nicht noch Co-Pilot und Friedrich. Sonst geht das Gejammer nämlich los….
Gegen 14:30 fahre ich ab, nordwärts. Erst einige Kilometer auf der schneebedeckten 962, dann wechseln wir auf die E75. Immer gen Norden. Nix los, minus 4-5°C und es wird immer dunkler. Alles wie immer!
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Die Strecke ist mal eisig, mal etwas weniger eisig, wir kommen gut voran, wenig Kurven machen es uns möglich, 80-90 km/h zu fahren.
Total sind es 120 km die wir so in 1,5 fahren. Spannend werden die letzten Meter, denn das Ziel liegt auf einem Berg.
Als wir Saariselkä erreichen, wirft Flauschy den Anker und wir biegen von der 75 ab. Am ersten Kreisverkehr fahre ich prompt falsch, nehme die zweite statt der
dritten Ausfahrt, kann aber kurz darauf an einer Bushaltestelle stoppen, mich neu orientieren und im Anschluss drehen. Puh…gut sitzt Friedrich heute nicht neben mir, der würde schon wieder
brummen wir ein Rohbär.
Statt Co-Pilot und Friedrich sitzt heute mal wieder Flauschy neben mir. Die tüchtige Vertretung für die Tage, an denen die beiden Bananensäcke frei haben. Sie nimmt
alles gelassen und reagiert ruhig und besonnen auf all meiner Fehler und Unzulänglichkeiten.
Als wir wieder on Track sind, geht es auch sogleich den Berg hoch, etwas steiler als auch schon, aber auch hier machen die Winterreifen einen tollen Job und ziehen uns berghoch. Die Landschaft wird immer karger, keine Bäume mehr, dafür immer höhere Schneewände die wohl vor allzu heftigen Schneeverwehungen schützen sollen. Der Schnee schützt also vor Schnee…aha!
Wenig später, voll ausgeleuchtet durch unsere OSRAM und ORC Beleuchtung, erreichen wir den Parkplatz auf dem Berg. Angekommen! Sieht aus wie eine Mischung aus Arktis und Brocken. Das hier oben stehende, flache aber weitläufige Gebäude, ist tief eingeschneit und eingefroren. Der Parkplatz jedoch gut geräumt. Viel ist sonst nicht zu sehen, sehr dunkel schon und keine Festbeleuchtung. Aber immerhin sehe ich Katja’s Nugget gut, parke mich daneben und bin angekommen.
Minus 7 Grad und ein übel kalter Wind fegt hier über den Berg, schnell hallo sagen zu Katja, Essen absprechen und zurück in den warmen Zottl. Katja möchte heute kochen, da sage ich nicht nein, denn ich weiss, das kann sie!
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So sitzen wir um kurz nach 19 Uhr gemeinsam in Zottl und genießen ein Curry Wok Gericht mit Reis. Genau mein Geschmack. Lecker! Vielen Dank fürs Kochen Katja!
Was läuft sonst noch? Nicht viel. Wir sitzen noch bis 21 Uhr gechillt zusammen, danach starte ich meinen Laptop und Katja ihr Tablet. Wir sind hier ja nicht zum Spass, beide müssen wir heute noch was schaffen!
Dann mal los. Zottl der Co-Working Space! Funktioniert prima. Ich muss mich einfach nur etwas zurückhalten beim Fluchen über Final Cut…ich kämpfe immer noch mit dem neuen Schnittprogramm. Aber es wird langsam besser…
Um 23 Uhr ist dann aber Feierabend. Beide müssen wir noch abwaschen, das macht sich ja nicht von selbst. Mir scheint aber, Katja verfolgt die gleiche Strategie wie ich, schmutziges Geschirr sammeln bis nix sauberes mehr im Schrank steht, dann abwaschen. Alles andere ist pure Wasserverschwendung!
Um 1 Uhr hab ich alles fertig und lege mich ganz leise ins Bett. Von Friedrich und Co-Pilot höre ich nur ein wattiges schnaufen…schnell die Stöpsel rein und Augen
zu. Draußen minus 9°C und Sturm mit etwas Schneefall, in Zottl kuschlig warm. Da sag noch mal jemand, so ein Kasten wäre nicht wintertauglich! Purer Schwachsinn! Seit bald drei Wochen bei
Dauerfrost unterwegs, und wenn man es clever anstellt, geht das super!
Wünsche eine gute Nacht und viele Grüsse
Kai und Flauschy
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Joachim H. (Freitag, 04 März 2022 15:54)
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Christine H. (Sonntag, 06 März 2022 10:59)
Hallo Kai und Team,
ganz vielen Dank für sooo schöne Videos, Bilder und Erzählungen. Danke fürs Mitnehmen! Du könntest auch KinderbuchAutor werden, Co-Pilot und Friedrich im Zottel als Hauptdarsteller :-))
Liebe Grüße aus Würzburg, Christine
take care!