Montag 31. Januar, 2022 Hossa Nationalpark, Schneeschuhe Tour Wald, Drohne, Einkaufen, Kuusamo
Moin zusammen,
willkommen zurück. Wir parken noch immer im absolute menschenleeren Hossa Nationalpark. Nun schon die zweite Nacht. Aber auch die Letzte.
Nach der morgendlichen Zeremonie, Wecker klingeln, liegen bleiben, aufstehen, Blog schreiben, lüften, vor die Tür gehen, machen wir uns auf den Weg. Aber wohin?
Tja, wir wollen so schnell wie möglich nach Kuusamo. Wir brauchen dringend Diesel, einen Mülleimer und ein paar Dinge sollten wir noch einkaufen.
Mülleimer, sind zumindest im Winter in Finnland echt rar. Je weiter nördlich, desto weniger scheint es sie zu geben. Oder aber, sie sind alle unter den Schneemassen begraben, die hier alle so rumliegen.
Unsere Weiterfahrt wird uns, als kleiner Umweg, durch den Nationalpark führen. Also in die Richtung, in die ich gestern schon mit dem eScooter unterwegs war.
Die Temperatur heute morgen macht mir aber Sorgen. Wir haben minus 19 Grad! Heftig! Die kälteste Temperatur die ich mit Zottl und als Person jemals unter freiem Himmel erlebt habe. Krass!
Glücklicherweise funktionieren noch alle System in Zottl. Die Heizung schafft es, Zottl warm zu halten, auch das Wasser ist noch nicht eingefroren. Mal sehen wie lange noch.
Bevor ich nun abfahre, hole ich noch einen Topf Schnee in Zottl, bringe in fast zum Kochen, warte kurz und leere das heiße Wasser dann im Bad ins Waschbecken. Die ist das einzige Becken, dass ich derzeit aktiv nutze. Das heiße Wasser soll dafür sorgen, dass mögliche Wasserrückstände im Rohr auftauen und dann gleich, während der Fahrt "rausgeschüttelt" werden. Nix nervigeres, als wenn die Grauwasserrohre gefrieren.
Grauwassertank muss offen bleiben. Geht nicht anders. Unbeheizt, unisoliert, hätte ich sonst irgendwann einen 80 kg Eisbrocken da drin, der wohl erst im Mai schmelzen würde. Mein Wasserverbrauch ist minimal, Zähneputzen, hier und da mal duschen, letzteres sicher nicht täglich. Ich verwende biologisches Duschgel. Ich weiß, toll ist das alles nicht, aber es geht nun mal nicht anders mit Zottl.
Abfahrt!
Wir cruisen durch den Park, genießen den verschneiten Wald. Keinerlei Verkehr. Zeit für ein paar Filmaufnahme. Irgendwann, bei minus 17°C Außentemperatur, kommt ein schöner Parkplatz mit Komposttoilette. Ich stoppe. Mein Urinbehälter der BioToi ist gut voll. Den kann ich hier ökologisch entsorgen. Andere Toiletten fand ich die letzten Tage nicht.
Schnell entleere, und dann ändert sich mein Plan. Ich stoppe hier und will ne Runde mit Schneeschuhen durch den Wald stapfen. Gedacht, getan. Sooo schön, Pläne können einfach mal so über den Haufen geworfen werden. Aus so schnell wie möglich nach Kuusamo wird....da kommen wir halt irgendwann heute Abend an. Ist ja nicht weit, irgendwie 90 km.
Kurz darauf, warm angezogen bei den Temperaturen, stapfe ich auf einem Pfad mit meinen Tubbs Schneeschuhen durch einen wunderschön verschneiten Wald. Wow! Wieder mal!
Die Stille ist greifbar, nur ab und zu knallt es übelst, als würde jemand auch mich schießen. Doch sind das nur die Bäume die hier vor sich hin gefrieren und ab und zu lässt es dann halt einen Schlag.
Nach 15 Minuten komme ich an einen großen....na was wohl...genau, See! Was auch sonst! Natürlich gefroren. Ein paar Meter laufe ich drauf, aber so ein wenig suspekt ist es mir auf Eis schon. Daher...lieber vorsichtig!
Ich genieße den Blick, sehe am Ende des Horizonts blauen Himmel. Auf der anderen Seite Hochnebel. Zum Glück fahren wir gen blauen Himmel. Vielleicht eine Chance auf Polarlichter heute Abend? Wäre cool!
Ein Stück laufe ich noch am See entlang, dann drehe ich um und tapse zurück zu Zottl. Ein schöner, einstündiger Spaziergang durch den Wald, herrlich. Allerdings mit einem Sturz, ich knicke um und lande im Schnee. Nur gut, hat es, wie schon so oft, keiner gefilmt.
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Entspannt begebe ich mich auf den Fahrersitz und düse Weiter. Niemand unterwegs. Wir sind hier komplett alleine. Fahren Hügel hoch und runter, genießen Querrillen und erfreuen uns an dem schönen Licht und den vielen Bäumen.
Und als wir die Nationalparkgrenze (zumindest laut Google Maps) erreichen, stelle ich noch die Drohne in die Luft. Mal sehen, ob sie bei minus 17/18 Grad fliegt.
Japp, der DJI Mavic Pro macht die Kälte nix aus. Sie fliegt wie immer...uns hinter her oder mal voraus. Zottl in weiß mit seinem weißen Kleid ist echt schwer zu erkennen aus der Luft. Der perfekte Tarn-Van. Vergiss jegliche Raptorlacke oder Folierungen...Weiss rules...in Skandinavien im Winter :).
Und als ich mich schon freue, dass wir so gut durchkommen auf diesen schmalen Straßen, erscheint auf dem vor uns liegenden Hügel, den wir gerade hochfahren...ein fetter LKW....oh fuck! Ein böses Déjà-vu lässt mich erschauern. Auch durch Co-Pilot und Friedrich geht ein übler Ruck...oder war das die Querrille? Egal, ich seh uns schon wieder in der Schneewand stecken. Die Strecke hier ist schmal. Etwas breiter als einspurig. Es gibt immer wieder Ausweichstellen, manchmal auch breit genug, dass man sich an einem PKW vorbeiwürgen könnte. Aber so ein fetter LKW...no Way.
Ich sehe jedoch, dass der Truck stoppt, wir können also den Hügel hoch fahren, müssen nicht auch noch am Berg stoppen und mit Traktion kämpfen. Und dann haben wir heute wohl alles Glück der Welt. Dort, wo der LKW steht, ist ein Holzlagerplatz. Wir haben also mehr Platz um aneinander vorbei zukommen. Leck, was ein Glück. Wäre der LKW auf der normalen Strecke entgegen gekommen, ich hätte im schlimmsten Fall hunderte Meter rückwärts fahren müssen zur nächsten Ausweichstelle...und selbst dann wäre es wohl arschknapp geworden. Puh...Glückstag heute!
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So passieren wir den Truck und düsen weiter. Kurz darauf kommt uns ein Pickup entgegen. Auch eng, aber geht, der fräßt sich mit seinem Allradler etwas in die Schneewand und wir kommen gut aneinander vorbei, niemand bleibt stecken.
Kurz darauf treffen wir auf die E63. Eine ordentliche Landstraße. Brei geräumt...aber...oh leck...völlig vereist. Wir fahren praktisch auf einer etwas angerauten Eispiste, ab und an ein wenig Asphalt. Lenzeres vermute ich, weil es so aussieht, aber vielleicht ist da auch ne dünne Einsschicht drüber. Jetzt also volle Konzentration. Dennoch, wir können hier nicht mit 50-60 km/h entlangschleichen. 80-90 km/h geht, keine ruckartigen Lenkbewegungen, vor langgezogenen Kurven auf 70 runter. Dennoch, überholen uns diverse PKW mit 100 oder mehr. Die haben dann wohl Spikes!
Wir kommen zügig voran, die Sonne geht unter, eine ewige Abenddämmerung beginnt. Der Himmel vor uns klar. Die tiefste angezeigte Temperatur: -21 Grad! Alter Finne!
50 km später, kurz bevor die Reservelampe des Dieseltanks angeht, erreichen wir endlich Kuusamo. Erster Stopp: Tankstelle, 1.89 der Liter. Autsch! Etwas Müll wird hier auch noch entsorgt, wenn ich hier schon für einen Haufen Geld volltanke.
Tanken ist ja schon ein Mist, aber bei -18°C hört der Spaß endgültig auf. Affenkälte!
Weiter zu Lidl. Dort parken und einkaufen. Hier finde ich mich schnell zurecht und bin schnell fertig. Zurück in Zottl, Laptop auf den Tisch und etwas arbeiten. So direkt unter dem Lidl Schild auf deren Parkplatz...prima Sache. Schnell noch ein Foto.
Nach 1,5 h, es ist mittlerweile dunkel und schneegrieslt leicht aus dem Hochnebel....wo ist eigentlich der blaue und unbedeckte Himmel hin? Man...nix mit Nordlichtern! Suche ich mir mal meinen Schlafplatz...äh stopp...Müll!!
Bei Lidl gibt's keinen gescheiten Mülleimer, so fahre ich vom Hof und zum nächsten Shopping Center, dort steht glücklicherweise eine Mülltonne rum. Einmal alle Reiseabfälle rein, Dankeschön und weiter.
Ab Richtung Schlafplatz, am See gelegen, freie Sicht nach Norden. Erst müssen wir aber durch Kuusamo durch. Kein großes Problem. Kaum Verkehr in der Rushhour, wir zottln durch das blau erleuchtete Downtown, an der Kircher vorbei und weiter. Viele Parkplätze gibt es, keine Verbotsschilder.
Unser Weg führt uns wieder raus aus Kuusamo, dann links in eine Nebenstraße, die sogar gut geräumt ist...wir werden doch wohl heute nicht etwa Glück habe mit unserem Schlafplatz? Hm...500 m geht es durch den Wald, dann müssen wir links und kapitulieren. Nicht geräumt. Halber Meter Schnee plus riesen Schneewand. Keine Chance. Der geräumte Weg führt zu zwei Häusern, dann ist Schluss. Drehen und zurück! Mist!
Plan B, zurück nach Kuusamo und dort nahe Downtown an den See stellen. Als wir ankommen, ist der Parkplatz bis auf ein gerade abfahrendes Auto leer. Ich parke uns neben einen Schneebärg und mache den Motor aus. -18 Grad, hallo Kuusamo. Hier bleiben wir heute Nacht. Könnte schlimmer sein.
Als spätes Abendessen mache ich mir Nürnberger und aus den Kartoffel und Karotten Resten der Maultaschensuppe von vorgestern, baue ich einen Kartoffelbrei. Wird jedoch etwas flüssig, ist somit eher ne dickflüssige Suppe. Aber egal, schmeckt dennoch top.
Den Rest des abends schneide ich, chatte mit Timo und Katja und trinke ein schönes kühles Bierchen. Ah...schöner Ausklang eines sonntags...Friedrich schaut verwundert...
Was ist? Willst auch ein Bier?
Sein Blick ist etwas ratlos, verwundert und...hm...noch was...genau, starr!! Dann fällt mir auf was nicht stimmt...heute ist ja Montag! Ups....
Egal, um 3:30 Uhr gehe ich pennen. Wecker wird auf 9:30 Uhr gestellt.
Gute Nacht und bis morgen.
Viele Grüsse
Kai und Team
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