Guten Morgen,
gähn…ich öffne langsam die Augen. Sehr als erstes eine große Nase…aha...Co-Pilot noch da und pennt noch. Von vorne kommt helles Licht durch den Vorhang, das sieht mir nach ordentlichem Wetter aus heute. Ein Blick durch das seitliche Fenster zeigt mir Aktivität beim Nachbar. Blick auf die Uhr, 08:30 Uhr. Dann hör ich jetzt wohl mal auf mit schlafen und steh auf. Heute gibt es noch einiges zu tun.
Nach vorne wankend, trifft mich erstmal der Nicht-Abwaschschlag von gestern. Sieht recht chaotisch aus. Aber was solls, das steht nachher auch noch rum. Erstmal Kopf raus und Nachbar guten Morgen sagen.
Im Kasten ist es recht frisch, draußen, mit Sonne, ist es aber schon recht angenehm. Mein Vorschlag, das Frühstück draußen einzunehmen wird angenommen. Also, Tisch und Stuhl raus, Frühstück zubereiten und ab in die Sonne. Herrlich! Bei schöner Aussicht, zwischen zwei Kästen, mit Kaffee von Jens. Es könnte einem durchaus schlechter gehen.
Heute Morgen fährt das ein oder andere Auto vorbei, von anderen Campern aber nichts zu sehen. Wir sind unter uns.
Nach dem Frühstück kann ich es nicht weiter rausschieben, ich muss es tun. Abwaschbox aus dem Schrank, mit Wasser füllen und los geht’s. Abwaschen! Jens erbarmt sich und wäscht bei sich unser Frühstücksgeschirr ab. Danke dafür! Er muss auch wieder mit meiner eingetrockneten Ausgleichsmasse kämpfen. So waschen wir also parallel ab, können uns unterhalten, weil wir kuschelparken.
Wenn ich abwasche, kann ich auch meist gleich noch durch Zottl wischen, weil ich immer so Sauerei mache. So auch heute. Ist Zottl doch auch wieder geputzt. Prima!
Da wir ja auch weiter wollen, kommt nach dem Abwasch auch noch abtrocknen und natürlich wegräumen. Als das mal alles geschafft ist, geht noch meine Drohne in die Luft. Jens saugt in dieser Zeit
den Oski aus und hält auch mal noch kurz den Sauger in Zottl. Danke schön, Jens!
Ich bin irgendwie noch voll beschäftigt und erst gegen Mittag kommen wir los. Bei der Abfahrt fahren wir schön über die DJI Osmo Action….ohne sie jedoch zu überfahren.
Auf halbem Weg den Berg runter, stelle ich mit schrecken fest: Verdammt, warum liegt meine Solar-Powerbank noch draußen nahe der Motorhaube. Ein Wunder, dass sie da noch liegt bei all den Kurven.
Die nächste Möglichkeit halte ich, sichere die Powerbank und ziehe weiter. Jens werd ich schon finden….beim Lidl am Fusse des Berges…da wollen wir noch einkaufen.
So ist es auch, als ich auf den Parkplatz rolle, parkt er gerade. Ein paar Minuten später stromern wir durch den Lidl. Kaufen wichtiges und unwichtiges, zahlen, rauschen zurück zu den Kästen und setzen unsere Fahrt fort.
Durch den Berg, gen Tiefencastel, weiter Richtung Bergün und in Bergün links gen Latsch und Val Tuors. Wir waren hier im Winter schon einmal, diesmal wollen wir das Tal aber weiter nach hinten fahren. Kaum biegen wir statt gen Latsch ins Val Tuors ab, fahren wir auf Schotter. War ja klar…wenn man mit Jens unterwegs ist, folgt Schotter und unbefestigter Weg. Das ist fast so sicher wie ein Bär in Zottl.
Jens mit Luftfahrwerk und All Terrain Reifen ist hier in seinem Element. Zottl…ach egal…Zottl kann alles. Schotter macht ihm schon lange nix mehr aus.
Mit zwei Fotoshots vor Bergen, reißendem Fluss und mit Gestein um uns rum, fahren wir weiter ins Tal bis zum Parkplatz Nr. 1. Hier steht der Zahlautomat. 6 CHF kostet der Spaß für 24 h. Kein Camping Verboten Schild.
Auf dem Parkplatz stehen ein paar wenige PKW. Die meisten kaufen hier nur ihr Ticket und fahren weiter den Berg hoch. Sind halt alle lauffaul! Wir bleiben hier, parken uns eben fast
nebeneinander, getrennt nur von einem PKW der nachher sicher noch weg fährt.
Wir sortieren und kurz, die Sonne lacht vom Himmel und Jens…der Jens…er kanns nicht lassen…erstmal die Drohne, dann holt er sein Bike vom Radträger. Echt jetzt? Hier biken? Es geht entweder
bergauf, steil! Oder bergab. Und für uns geht es sicher nur bergauf. Den von bergab kamen wir!
Ich schaue Jens wohl etwas gequält an…aber es hilft nix. Wir machen die Tour. Und irgendwie hab ich ja auch Bock drauf. Also, schnell noch n Stück Schoki einwerfen, umziehen, Bike aus‘m Keller, Helm auf, Rucksack packen und los.
Vielleicht geht es ja nur ein Stück bergauf und anschließend wird es etwas ebener. Träumen darf man ja…. Und tatsächlich, nach der ersten ewigen Steigung wird es etwas flacher. Immer dem Bach entlang fahren wir das Tal hinter.
Doch nach jedem flachen Stück, geht es wieder bergauf. Es ist eine ziemliche Qual. Schwitzend und innerlich leicht fluchend kämpfen wir uns den Berg hoch. Doch das übelste soll erst noch kommen. Am Ende des Tals teilt sich der Weg bei einer kleinen Ansammlung von Häusern. Wir nehmen nach einer Pause den rechten Weg, der geht sogar erstmal kurz bergab…doch dann…kreuzen wir den Bach und es geht auf losem Untergrund richtig den Berg hoch. Oh f***…wer hatte noch gleich die Idee hier hoch zu fahren? Im ersten Gang eiern wir den Hang hoch. Nebenher noch Filmaufnahmen machen…das zehrt an den Kräften. Auch wenn man irgendwann seinen Rhythmus gefunden hat und sich hoch quält. So lange bin ich in meinem ganzen Leben noch nicht berghoch gefahren mit dem Bike. Ca. 6 km legen wir zurück. Neben normaler Steigung auch immer wieder sehr steile Abschnitte die einen fast kapitulieren lassen.
Doch irgendwann….kurz vorm gefühlten Tod, erreichen wir die Höhe. Eine Alp am Ava da Plazbi, 1.999 m hoch gelegen. Wir haben also ca. 460 Höhenmeter hinter uns gebracht. Mit Schweinen, Hühnern die frei rumlaufen und Österreichern die sie betreiben. Das irritiert mich kurz ein wenig…haben wir die Grenze überquert? Nee, haben wir nicht.
Erstmal setzen, mein Körper ruft nach Kaffee und Kuchen. Doch statt Kuchen gibt’s einen Scheiterhaufen. Keine Ahnung was ich da bestelle, aber es wird schon schmecken.
10 Minuten später schaufel ich den Haufen in mich rein. Lecker. Brot, Zimt, Vanillesauce, Apfel, Zucker…
Danach geht’s schon besser und Jens und ich sind gestärkt für eine rasante Abfahrt auf Schotter, durch Wald, mit scharfen Kurven und auch mal einer längeren Asphalt Geraden. Es geht rasant bergab, dabei noch filmen ist eine echte Herausforderung. Man benötigt eigentlich beide Hände am Lenker um ordentlich bremsen zu können. Aufgrund des Untergrundes, müssen vordere und hintere Bremse wohl dosiert werden um hier nicht den Abflug zu machen.
Die Sonne hat sich mittlerweile auch hinter dunklen Wolken verschanzt und ich glaub es kaum, aber auf halber Strecke fängt es doch tatsächlich an zu regnen. Hat mich der Regen doch wieder gefunden. Das gibt’s doch gar nicht! Es ist echt verhext.
Wir heizen weiter den Berg runter, ohne Sonne, mit Regen und im Tal ist es recht kühl. Da hilft nur Gas geben und schnell runter kommen. Es ist ein riesen Spaß die 6 km bergab zu schießen. Doch irgendwie geht es wahnsinnig schnell und wir stehen wieder bei Zottl und Oski. Mittlerweile späterer Nachmittag, wir schnaufen erstmal durch, trinken was, setzen uns und sehen wie sich auch der Regen verabschiedet.
Nach einer erholsamen Pause, beginnen wir die Vorbereitungen fürs Abendessen. Feuer muss gemacht werden, Holz gesammelt. Meine Feueranzünder hab ich zu Hause vergessen, so versuchen wir es erst
ganz ohne, nur mit kleinen Stöckli. Das ist aber schwierig, das verwendete Holz ist nass und das Feuer will nicht recht. Somit frage ich Jens, ob er seinen flüssig Anzünder für seinen Lotus Grill
dabei hat. Hat er. Geholt. Übers Feuer damit. Läuft!
Wir produzieren ne Stunde lang eine killer Glut, während ein Topf mit Risotto auf der Glut steht und vor sich hin köchelt. Dieser wird später beiseite gestellt, ein fetter flacher Stein in die
Feuerstelle gelegt und rundum nochmal ordentlich angefeuert. Es dauert allerdings, bis der Stein heiss ist. Viel Holz wird durch den nicht vorhandenen Kamin gejagt. Es qualmt, raucht und macht.
Aber der Stein wird langsam heißer und wir kommen der Sache näher: unsere Würstli auf nem heissen Stein grillen. Noch nie gemacht! Und es funktioniert tatsächlich. Durch die Dicke des Steins,
sicher 12 cm, dauert es aber lange bis er heiss ist. Dafür bildet er einen großen Riss aus und bricht auch noch. Glücklicherweise bleibt aber noch genug Platz für unsere 4 Würstli. Die brutzeln
nach diversen Wasserverdampfungstest schön vor sich hin und gegen 20 Uhr futtern wir endlich. Es schmeckt wie immer…das Risotto ein Gedicht, die Würstli ebenfalls. Jens kanns einfach!
Nach dem Essen ist vor dem richtigen Lagerfeuer. Wir heizen ordentlich ein, ohne Feuer ist es kühl so spielen wir den ganzen Abend mit dem Feuer. Jens ist genauso ein Feuerfreund wie ich.
Gegen Mitternacht sind unsere Holzvorräte abgebrannt und wir überlassen die Glut sich selbst. Windstill, klarer Himmel, Milchstraße sichtbar. Was für ein genialer Platz! Und ausser uns niemand hier!
So verabschieden wir uns nach diesem Actionreichen Tag in unsere Kästen. Co-Pilot und Friedrich schauen etwas grummelig als ich in Zottl stolper. Was ist los Jungs? Zu viel Rauch? Habt ihr wieder Angst um euren wertvollen Pelz? Riecht nach Rauch? Sorry….!
Hilft aber nix, ab ins Bett mit uns. Ich noch kurz durchs Bad, die anderen beiden direkt auf die Schlaffläche. Mit Wasser haben sie es nicht so!
Wünsche eine gute Nacht und bis morgen.
Viele Grüsse
Kai
GPS Koordinaten:
Schlafplatz morgens: 46.724158, 9.404028
Alp: 46.638328, 9.832006
Schlafplatz abends: 46.637466, 9.773643
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