#298 Premiere für das TCL Team - Eigentlich unfassbar

Schönen guten....äh...ja, was eigentlich?

Sicher nicht Morgen...Abend aber auch irgendwie nicht. Nacht? Hm...ins Bett geh ich ja auch noch nicht! Aber was dann?
Es ist auch nicht Freitag...sondern Donnerstag. Ich bin nicht zu Hause, sondern stehe auf über 2.000 m. Tageslicht ist schon lange weg, ziemlich dunkel um mich. Aber Mond und Stern glitzern am Himmel.

Ihr seid verwirrt? Ja, ich auch! Vielleicht fange ich doch am Anfang an.

Mittwochs realisiere ich...morgen ist Donnerstag! Wow, was für eine Erkenntnis. Das ist ja unfassbar. Das bedeutet aber auch, dass morgen, also Donnerstag die Büro-Woche für mich vorbei ist. Freitag Home Office. Ich nehme also meine Steine am Donnerstag mit nach Hause und klopfe diese Freitag in den eigenen vier Wänden. 
Äh....ja...ich hab da ja noch ein Zuhause mit 4 Wänden, gut, ist nicht Beton sondern Blech...aber mein Zuhause ist es auf jeden Fall geworden über die letzten 4 Jahr. Ich rede natürlich von Zottl.
Und so fällt die Entscheidung: Freitag Home Office aus Zottl! Hinzu kommt, dass das Wetter am Freitag fantastische sein soll in den Bergen. Somit auch klar: hoch hinaus! Daher stehe ich jetzt auch auf über 2.000 m in der Dunkelheit!

Dann ist Donnerstag, einen ganzen Tag verrücktes Bergwerk, abends noch ins Fitnessstudio, nach Hause, Happen essen, Zottl laden und ab geht's. Gefühlt schon Wochenende, aber natürlich muss ich morgen noch arbeiten. 

Um 22.30 Uhr setzt sich unser Team in Zottl in Bewegung. Die Strecke die nun kommt, ist nix neues. Schwyz, 4-Forest-City-Lake, Gotthard Autobahn bis die Ausfahrt uns entgegenruft: Sustenpass! 

Co-Pilot hüpft ganz unruhig auf seinem Sitz rum, denn heute gibt es mal wieder eine Premiere! Warum?
Na, der Sustenpass ist wohl am häufigsten von unserem Team befahren worden in den letzten 4 Jahren. Allerdings haben wir NIE dort oben übernachtet. Meist sind wir wieder runter zum Steingletscher oder ins Wallis, Berner Oberland... Nie haben wir gehalten, geschlafen und genossen. Und genau das steht nun für heute an.

Das passt auch prima, weil wir für Samstag am Steingletscher mit Globe-Traveller und Affinity Fahrern verabredet sind. Der Schweizer Händler www.womorol.ch hat uns zum Globe-Traveller & Affinity Treffen 2021 am Steingletscher eingeladen.

Jetzt aber erstmal noch den Pass hoch, auf Urner Seite ziemlich problemlos. Kurzer Fotostopp, tolles Licht heute Nacht und dann weiter. Kühl ist es, wolkenlos und klar. 

Oben am Pass angekommen, staune ich nicht schlecht. Noch gut was los hier an diesem 23. September. Der Parkplatz neben dem Passtunnel ist gut besucht von Campern. Hm...ich hab einen Plan wo ich nächtigen will hier oben, frag mich aber...ob da nicht doch schon jemand schneller war als ich? 

So sieht mich ein überrascht dreinblickender Co-Pilot auf den Parkplatz abbiegen, ans Ende fahren und einem schmalen asphaltieren Weg rechts vom kleinen See folgen. Einige Meter später ist rechts ein 10 m langes Schottstück, dass dann am Fuß einer Geröllhalde endet. Und was stellen wir überrascht fest: da ist frei! Krass! Das "Wochenende" fängt ja super an :).
Rückwärts manövriere ich Zottl rein, dabei wünsche ich mir wieder mal etwas mehr Licht hinten, und schon stehen wir. Angekommen. 

Eine kleine Runde gehe ich noch vor die Tür, schaue mich im Mondschein um, mache eine paar Nachtaufnahmen und starte das heutige Tripvideo. Viel passiert jedoch nicht mehr. Es ist Mitternacht, Geisterstunde...Zeit für mich und meine pelzigen Mitreisenden ins Bett zu gehen. Gute Nacht!

Um 8:30 Uhr ist die Nacht auch schon wieder zu Ende. Zum Glück hab ich einen kurzen Arbeitsweg heute. Aus dem Bett raus, zur Heizung, höher stelle, und in die Dinette setzen. Laptop an, einloggen, Cloud öffnen...hallo Bergwerksemails. 

Doch bevor ich mich in den virtuellen Stollen verabschiede, schnell noch etwas vor die Tür. Das Wetter top, blauer Himmel, die Sonne in Kürze am Himmel und der Pass noch ruhig. Wow, so sollte man immer aufwachen können. 
An diesem Morgen, wie ich so über den Pass schlurfe und diese herrliche Landschaft mit Blick auf Berge, Gletscher, kleinen Passsee und runter ins Tal werfe, legt sich in meinem Hirn irgendwo ein kleiner Schalter um. Einer, der meine Gedanken in eine Richtung lenkt, die etwas ungewöhnlich für mich ist.... Was, wenn es so immer wäre für einen längeren Zeitraum? Raus! Weg! Morgens dort aufwachen wo es schön ist? Keine Bergwerksemails, sondern Zeit für bloggen, schöne Dinge, YouTube, Video schneiden, reisen... Einfach aussteigen! Das Laben ändern!

Im Team hab ich all das noch nicht diskutiert. Aber ich weiß auch so wie meine Mitreisenden reagieren würden: Co-Pilot wäre sofort Feuer und Flamme! Friedrich würd mir einen Vogel zeigen und sofort die finanziellen Themen anschneiden. Kein Job, kein geregeltes Einkommen, drohende Armut, Co-Pilot muss arbeiten gehen....finanzieller Untergang des Teams innerhalb weniger Wochen...
Ja, ich glaub, ich behalte meine Gedanken erstmal für mich!

Die Gedanken lege ich also erstmal wieder bei Seite, schnappe meine Kamera und beginnen zu fotografieren. Der kleine Passsee liegt ruhig da, kein Wellengang, kein Wind. Ein herrlicher Spiegel in dem sich, je nach Winkel, die unterschiedlichsten Dinge spiegeln. Die Sonnen nun am Himmel, Ende September noch mit Kraft, so dass auch gleich die Temperaturen aus dem Keller kommen.

So....immer...bitte!

Jetzt aber ab zurück in Zottl...arbeiten!

Der Rest des Vormittags wird geschuftet, zwischendurch hänge ich kurz noch die mobile Solartasche von www.wattstunde.de vor die Tür. Befestigt wird sie mit passenden Magneten von www.styyl.de. Auf diesem Weg fülle ich gleich wieder die EcoFlow Delta Powerstation 1300. Ich liebe dieses Equipment und könnte mir vorstellen, bei einem neuen Van, auf fest verbaute Solarpanels zu verzichten und nur mir mobilen zu arbeiten. In Verbindung mit einem ordentlichen Ladebooster, wäre das eine super Lösung.

Über Mittag, und auch quasi als Frühstück, werfe ich mir ein paar Sandwiches aus meinem 230V Sandwichtoaster rein. Dank der EcoFlow, hab ich einen fest verbauten Inverter verworfen und nutze lieber den Inverter der EcoFlow mit 1.800 W Dauerleistung.

Nachdem der Hunger gestillt ist, geht noch der Aufklärer in die Luft. Wie sinnvoll man doch eine Mittagspause nutzen kann. Verblüffend!

Im Anschluss wieder ab in den Stollen, Emails, telefonieren, ärgern, Kopf schütteln, resignieren....und wieder von vorne. Um 16:30 Uhr beschließe ich: diese Woche ist gelaufen! Die Welt werde ich heute nicht mehr retten. Feierabend! Wochenende.

Die Sonne steht schon deutlich schräger am Himmel und alles ist vorbereitet für einen schönen Untergang. So bringe ich mich, mein Feierabendbier und die Canon EOS R6 in Position und mache aus dem Bergsee einen Infinitypool. Wow...was für eine Aussicht auf den Sonnenuntergang. Ziemlich grandios. Mit ein paar harmlosen abendlichen Wolken wäre es sicher noch toller, aber ich will mich mal nicht beschweren. Es sieht traumhaft aus wie die Sonne hinter den Bergen des Berner Oberlandes versinkt und den Himmel in rot-orange taucht. 
Die Kamera nimmt alles brav in 4 K und 25 FPS auf. Das gibt ne riesen Datei, denn der Sonnenuntergang dauert es Momentli. 

Mit der sich verabschiedenden Sonne, wird es auch gleich deutlich frischer. Nachdem das Spektakel durch ist, nehme ich meine leere Bierflasche und begebe mich zurück zu Zottl. Zeit für Abendessen!
Vorbereitet hat natürlich noch niemand etwas. Co-Pilot und Friedrich folgten auch dem Sonnenuntergang und sind so in dessen Bann gezogen, das sie wie erstarrt wirken. 

So mache ich ich mich also alleine an die Arbeit. Kartoffeln in dünnen Scheiben, Fleisch, Gewürze, Salz, Curry, Pfeffer, Sahne, Milch, Brokkoli. Alles rein in den Omnia, Käse drüber, 50 Minuten kochen...fertig. Lecker!

Nach dem Essen wird weiter gearbeitet am Schnittprogramm. Bis kurz vor Mitternacht halte ich durch. Doch statt nun ins Bett zu gehen, trete ich vor die Tür. 

Dort steht schon mein Driveman Offroad bereit und so mache ich mich mit meiner Kamera im Gepäck auf den Weg auf eine kleine Fotorunde auf dem Sustenpass. Mond, Sterne, Berge, Licht...alles ist bereit für ein paar schöne Aufnahmen. 

Die unterschiedlichen Fotospots die ich mir überlegt habe, funktionieren auch prima. Straße mich Blick ins Haslital, Steingletscherparkplatz, Überblick über den Passparkplatz, Aussicht gen Uri...der Scooter bringt mich überall gut hin. Nur die Hinterradbremse nervt, denn sie zeigt mal wieder keinerlei Verzögerung.

Naja, die Bremse vorne funktioniert ja immerhin....äh....f**** auch nicht mehr mehr! Es geht bergab, vom Bergrestaurant runter auf die Passstraße, ich verzögere mit der Vorderradbremse...nix passiert. Ich spüre kurz einen Widerstand, das wars. Null Verzögerung!

Ich werde sofort schneller, es geht ordentlich bergab. Ich war nicht besonders schnell, doch zeigt der Tacho nun schon 20 km/h an. Was tun? Abspringen? Bremsen??? Aber wie??? Beide Bremsen zeigen keinerlei Verzögerung mehr. Ein scheiß Gefühl!

Aber zum Glück habe ich, im Gegensatz zu Kollege Co-Pilot, zwei nutzbare Beine und vor allem SCHUHE an den Hacksen. Meinen guten Engelbert-Strauss Gummistiefel, den Linken, nutze ich nun als Bremse. Drücke ihn auf den unter mir dahin fliegenden Asphalt und hoffe, dass der Stiefel das aushält und wir so verzögern können. Ich will ja nicht bis Innertkirchen rollen. 

Zum Glück geht mein Plan auf, als wir entlang der Straße auf dem Parkplatz rollen, wird der eScooter langsamer und irgendwann steht alles still. Puh! Das war ja nun mal ein Schreck am Ende meiner nächtlichen Fotosession.

Vorsichtig und langsam rolle ich zurück zu Zottl, verstaue den eScooter, werfe ihm noch einen letzten bösen Blick zu bevor ich die Hecktür schließe und mich in den warmen Zottl begebe. 

Nachdem ich meine diversen Kleiderschichten wieder aus habe, geht's noch kurz durchs Bad und im Anschluss ab ins Heck. Müde...1 Uhr...morgen kann ich immerhin ausschlafen. 

Gute Nacht von uns allen und viele Grüsse

Kai und Team.