Salut zusammen,
so, wo waren wir zuletzt...ich glaube, der Stellplatz Bellinzona war unser letzter Stopp. Die Avantis entsorgen und füllten den Wassertank. Ich saß im Schatten der Sonne und wartete. Und im Anschluss, aufsitzen und weiter. Wir haben noch 1,5 Stunden fahrt vor uns. In eine Ecke, die auch für mich absolutes Neuland ist.
Bei 28 Grad und einem vor sich hin grummelnden Co-Pilot, ja, es ist ihm zu warm, fahren wir los. Klimaanlage auf Anschlag, Friedrich mault zwar über den dadurch erhöhten Dieselverbrauch, aber ein vor sich hin grummelnder Co-Pilot geht ihm auch auf den Pelz. Daher...schnell runterkühlen.
Wir fahren irgendwie durch Bellinzona und in Richtung Locarno / Ascona. Ziemliche Gurkerei an Palmen vorbei, durch Wohngebiete und an Restaurants vorbei, in denen doch tatsächlich wieder Menschen sitzen. Erstmal nur draußen, doch die Lockerungen nach dem ganzen Covid Mist sind deutlich sichtbar. Schön zu sehen, dass wieder leben in die Restaurants kommt. Wir haben jedoch keine Zeit für einen Stopp. Dafür liegt noch zu viel Strecke vor uns.
In Locarno halten wir uns Richtung Maggiatal, aber nicht, ohne vorher noch kurz einen Blick auf den Lago Maggiore zu werfen von der Autobahn. Schön...zack....Tunnel!
Dem Maggiatal folgen wir über viele Kilometer. Ich hatte mir das kürzer vorgestellt, checke immer wieder Google Maps. Habe die Vermutung, dass der Co-Pilot in seinem Hitzewahn wieder mal was falsches eingetippt hat...aber alles sieht korrekt aus. So rollen wir, gefolgt von den Avantis, immer tiefer ins Tal rein. Ist ja nicht so, dass es hier hässlich ist, das Auge fährt mit.
Auch Co-Pilot und Friedrich sind wieder friedlich. Der Co-Pilot, weil es mittlerweile kühl ist im Cockpit. Friedrich, weil ich die Klimaanlage nicht mehr am Anschlag laufen habe. Wie einfach die
beiden Gesellen doch manchmal zufrieden zu stellen sind.
Nach vielen Kilometern Hauptstraße, fahren wir endlich auf Cevio zu. Hier kommt jetzt endlich wieder Spannung ins Spiel. Wir befahren absolutes Neuland. Biegen also links ab, so wie Google es
vorschlägt, fahren durchs Dorf und halten uns gen Bosco Gurin. Kaum aus Cevio raus, geht es sogleich den Berg hoch, gefolgt von Serpentinen die es in sich haben. Eng, in kurzen Abständen. Ich
glaube, zweimal muss ich mit Zottl etwas zurück setzen. Es ist eine elends Kurbelei. Immerhin haben wir Glück und es ist hier am Sonntagnachmitag nicht viel Verkehr. Mit Gegenverkehr wäre es noch
übler, denn teilweise ist es wirklich eng und Einspurig.
Nachdem wir alle Serpentinen geschafft haben, wird es etwas entspannter doch kurz darauf...enge Ortsdurchfahrt. Mit dem Kasten fahrbar, mit nem breiten TI müsste man aber schon ziemlich
aufpassen. Wir zwängen uns durch die enge Passage und genießen im Anschluss die Fahrt immer weiter hinter ins Tal. Meist durch Wald oder an Wiesen vorbei.
Wenig Verkehr, wir kommen zügig voran und schrauben uns auch immer weiter in die Höhe. In Centrino halten wir uns weiter gen Bosco Gurin und als wir um eine Kurve biegen, ändert sich die Landschaft plötzlich. Sahen wir gerade noch karge Laubwälder und hier und da grasige Hänge und ein paar Schafe, so ist jetzt auf einmal alles anders. Nadelwald, Wildbach, schneebedeckte Berger voraus. Als hätte uns jemand nach Kanada gebeamt. Wahnsinn! Beindruckende Landschaft! Wild, urtümlich und so ganz anders wie der Rest den wir bisher gesen haben auf dieser Anfahrt.
Wir folgen dem Bach und der Straße, immer schön bergauf. Und als wir nach etlichen Kilometern um die Ecke biegen....fahre ich erstmal falsch. Statt hier sofort links zu ziehen, bin ich so fasziniert und geflashed, dass ich geradeaus fahre und plötzlich am Ortschild von Bosco Gurin vorbei fahre. Weit komme ich allerdings nicht: das Dorf ist autofrei. Wir sehen ein Hotel, nen Schneepflug, Bushaltestelle und n Parkplatz. Auf letzterem drehe ich, fahre ein paar Meter zurück und dann rechts. Wir müssen zum Parkplatz der Bergbahnen. Dort darf man parken und nächtigen.
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Den Parkplatz erreichen wir kurz darauf, passieren vorher noch eine Parkuhr und ne Brücke. Da wären wir, großer Parkplatz mit festem aber grobem Untergrund. Linksseitig steht ein Van...dann parken wir uns weiter weg auf die rechte Seite.
Und die Landschaft? Der Hammer. Rund um uns hohe, verschneite Berge, ein Talkessel. Erinnert mich etwas an Saas Fee, nur kleiner, süßer und weniger touristisch. Jetzt, mit Sonnenschein sieht es einfach fantastisch aus.
Wir parken, ich steige aus...und mein Blick fällt auf Bosco Gurin. Ein altes Walser Dorf. Gegründet 1253 von Walliser Bürgern die über die Berge kamen und sich dachten: hier ist es schön, hier lassen wir uns nieder! Ich kann es ihnen nicht verdenken. Und heute, 2021, steht unser Team hier und erfreut sich am Walser Baustil, der Ruhe, Abgeschiedenheit und Schönheit der Landschaft. Wie mag es hier nur im Winter aussehen, geht mir durch den Kopf als ich beginne, alles mit meiner Canon R6 zu filmen. Dabei reift der Gedanke: nächster Winter, Schnee Ereignis...genau hier hin! Das muss der Hammer sein!
Die Mitreisenden Pappnasen, nein ich meine jetzt mal nicht Co-Pilot und Friedrich, sondern Sonja und Dirk, sind auch durchaus angetan. Und da wir leicht hungrig sind, entscheiden wir: erstmal Kaffee und Gebäck, Bosco/Gurin schauen wir uns morgen in Ruhe an. Im Nachhinein ein fataler Fehler...aber ich will nicht vorgreifen.
So holen wir unsere Stühle und nen Tisch raus, japp, Campingverhalten, so what?! Es ist niemand hier, den es stören könnte. Vom Dorf aus sieht man es nicht, weil Zottl uns Sichtschutz gibt und mit Fußgängern ist hier auch nicht zu rechnen.
Somit können wir uns hier etwas ausbreiten. Sitzen in der Sonne, pflegen unseren Sonnenbrand, schlürfen heißen Kaffee und kauen vor uns hin. Was für ein Leben. Kann es so nicht einfach immer weitergehen? Ich wäre dafür!
Als wir wieder zu Kräften gekommen sind, kommt auch wieder Bewegung in Dirk und mich. Action....eScooter raus und mal zur Parkuhr fahren, schauen was der Spaß hier kostet.
Ich auf meinem Driveman Offroad mit top Federung, Dirk auf meine IO Hawk Exit-Cross. Während ich über den rauhen Untergrund schwebe, schüttelt es ihn ordentlich durch. Der Unterschied zwischen "mit Federung" und "ohne Federung" ist deutlich sichtbar.
Auf dem Aspahltstück ab der Brücke, sind wir aber wieder gleich gut unterwegs. Ich allerdings etwas schneller als er.
Angekommen am Parkautomat fehlt nur das Schild "Der Weg war umsonst". Der Automat ist außer Betrieb, sieht in die Jahre gekommen aus und ich bin mir nicht sicher, ob er je wieder arbeiten wird. Naja, uns solls recht sein, wir parken hier also for free. Muss dazu sagen, für diese Location hätte ich auch gerne 10 CHF gezahlt.
Naja, und wo wir hier schon sind, fahren wir doch noch kurz ein Stück weiter, nochmal zum Ortschild und bis zur "Fußgängerzone". Dort genießen wir den Blick auf unseren Parkplatz und die herrliche Bergweilt, teils verschneit, teils schon schneefrei und am grün werden. Hammer! Hier könnte ich wohnen! Dann hätte das Dorf schon 47 Einwohner.
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Was gibts hier noch? Hotel, Restaurant, den kleinsten Coop der Schweiz, n Bäcker mit Post und viele Ferienwohnungen die den größten Teil des Jahres leer stehen.
Doch auch jetzt wollen wir nicht durchs Dorf ziehen....morgen machen....ein Fehler...noch immer...
So düsen wir zurück zu den Vans, biegen aber nicht sofort wieder auf den Parkplatz ab, sondern fahren noch von der anderen Seite ins Dorf, an alten und neuen Gebäuden vorbei bis zu einer
Wassertränke mit Milchkanne drin. Schöne von hier oben mit tollem Blick. Jetzt aber zurück zu den Vans und Sonja.
Und als die Sonne sich verabschiedet, wird es Zeit für wärmere Klamotten. Wir sind hier auf 1500 m, eigentlich nicht sooo hoch, doch der Schnee und die umgebenden Berger lassen hier einen
ziemlichen Kühlschrank entstehen. Da hilft nur eins: Feuer! Gut haben wir genug Holz dabei.
Somit ist klar: ich baue mein Highfire von Fennek auf, Dirk auch schon mal seinen Miniaturgrill und so legen wir los mit dem Abendprogramm.
Das Grillgut wird heute wieder excellent, dazu Salat und Reste von gestern. Wir werden gut satt und finden uns danach um das Highfire herum sitzend. Mittlerweile sind Woken aufgezogen, nix mit Mond heute. Dafür gibt es noch ne Runde Eierlikör. Dirk hat die Ehre, die Flasche in drei Schnapswaffeln zu gießen. Das macht er auch super, verteilt das Zeug wie ein Profi...und schmeißt danach seinen Becher um. Der gute, letzte Eierlikör wird auf dem Tisch verteilt...ein Schockmoment....doch Dirk reagiert schnell. Ruckzuck zuckt der Kopf gen Tisch, Dirk fährt seine Zunge aus und leckt über den Tisch. So schnell konnte noch nicht mal ich anbieten, diesen Job zu übernehmen...
Ehrlich Leute, ich bin kurz sprachlos. DAS hätte ich jetzt nicht erwartet. Sowas kenne ich von mir oder dem Co-Pilot. Aber von Dirk!!!? Da tun sich ja echt unbekannte Abgründe auf. Zum Glück läuft in diesen vielen Momenten meine Kamera und hält alles für die Ewigkeit fest. Denn viele Zeigen gibt es hier ja nicht und glauben würd es mir wohl niemand.
Nachdem der Tisch blitzeblank geleckt ist, können wir endlich normal trinken und lassen uns den selbstgemachten Eierlikör schmecken. Ich könnte noch eine zweite Waffel vertragen...doch ist leider nix mehr da. So bekomme ich eine Aufgabe für den nächsten Trip mit den beiden: Bring Zutaten für eine neue Ladung Eierlikör mit! Rum, Puderzucker, Sahne, Eier, Vanille. Ist notiert!
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Und nachdem der Eierlikör nun leer ist, lasse ich noch ne Runde M&Ms springen. Ganz besondere M&Ms. Direkt aus den USA. Von lieben Followern an mich geschickt.
M&Ms mit Minze Geschmack. Dirk, der Pfefferminze nicht mag, probiert fleißig, sie schmecken ihm zwar nicht so richtig, aber um mich zu ärgern, isst er sie trotzdem. Mir tut die Seele weh bei jedem M&M das bei ihm im Schlund endet. Sonja dagegen mag die M&Ms so sehr wie ich und wir genießen jedes einzelne als wäre es das Letzte. Während der andere sich die Dinger reinschmeisst als wären sie normale Smarties. Perlen vor die Säue geworfen!
Nur gut ist das M&M Monster Dirk irgendwann satt und die restlichen M&Ms in Sicherheit. So passiert an diesem Abend auch nicht mehr viel. Es erscheint kein wildes Tier, Co-Pilot und Friedrich chillen in Zottl und werfen sich ebenfalls M&Ms ein.
Gegen 23 Uhr brechen wir alle müden zusammen, ab ins Bett. Für morgen früh hab ich die Aufgabe, zum Bäcker zu fahren und Gipferli zu organisieren und im Lauf des Vormittags wollen wir uns
Bosco Gurin genauer anschauen. Seid gespannt ob das alles so kommt....
Viele Grüsse und gute Nacht.
Kai
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Andreas (Montag, 28 Juni 2021 10:32)
Hallo Kai, seit geraumer Zeit schreibst Du keine Koordinaten Deiner Stellplätze mehr in den Blogs. Du hast es vielleicht begründet und ich habe es überlesen. So oder so ist es schade, waren sie mir stets eine Anregung, wenn ich mal in der Schweiz unterwegs war.
Grüße aus Bayern
Andreas