Hallo zusammen,
März 2021, nach 3 Wochen Corona bedingter Pause (siehe auch letzter Blog #239), wagen wir mal wieder einen Reiseversuch übers Wochenende. Alleine und abgeschieden ist das Ziel für diese Tour. Keine weiteren Menschen treffen ist das Ziel. 100% fit bin ich zwar noch nicht, aber es reicht um Zottl zu laden und los zu ziehen.
Co-Pilot und Friedrich haben meine Corono Auszeit gut überstanden. Es scheint, sie sind wohl immun gegen den Virus. Praktisch wenn man aus Watte besteht. Sie freuen sich auf jeden Fall riesig,
dass ich wieder fit bin und wir losziehen können. Sie hüpfen fröhlich in die Transportbox und lassen sich von mir in Zottl tragen. Manche Dinge ändern sich wohl nie!
Und während meiner dreiwöchigen Auszeit, hab ich nochmal 1.000 CHF in die Hand genommen und mir ein Gimbal von DJI für meine Canon R6 gekauft, das DJI RS2. Dies soll stabilere bewegte Aufnahmen gewährleisten. Bringt aber auch nochmal einiges an Gewicht mit. Die Handhabung wird an diesem
Wochenende getestet.
Das Paket wird an diesem Freitag um die Mittagszeit geliefert, also genau on Time für unseren Wochenendtrip. Genial!
Friedrich schaut allerdings erstaunt und skeptisch, will wohl gerade losschimpfen, weil ich das Budget nicht bei ihm angefragt hatte, überlegt es sich dann aber scheinbar doch anders. Ich glaub, er hat verstanden, dass dies meine Belohnung für eine "überlebte" Covid-19 Erkrankung ist. So lässt er mir die Kosten mal durchgehen...puh...hatte der ganze Corona Mist doch was positives.
So fahren wir also gegen 17 Uhr ab, ziemlich pünktlich für unsere Verhältnisse. Letzte Woche gab es noch ne ganze Menge Neuschnee, bei mir lagen bis zu 30 cm, die vielen Altschneereste könnten unsere heutigen Pläne etwas über den Haufen werfen. Ich hab kein gutes Gefühl was unseren heutigen Schlafplatz angeht.... Für die zweite Nacht gibt es noch gar keinen Plan. Naja...schauen wir mal.
Erstmal fahren wir ein Stück gen Chur, biegen auf der Autobahn dann aber gen Uznach ab. Suchen eine Tankstelle, der Dieseltank ist leer und fahren weiter nach Kaltbrunn. Dort erwartet uns eine geschlossene Ortsdurchfahrt wegen Baustelle. Wir müssen zurück, finden den Anfang der Umleitung nicht und suchen uns eine eigene. Die führt uns ziemlich über die Felder und durch ein Fahrverbot. Aber ganz ehrlich, mir wurscht, irgendwie müssen wir ja wieder auf eine normale Straße kommen. Da schließen wir mal kurz die Augen und sehen das Schild nicht. Es ist schon am eindukeln und der schwierigste Teil der Strecke kommt noch. Wir wollen hoch und in den Wald bei Kaltbrunn.
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Nachdem wir dann endlich irgendwann wieder eine ordentliche Straße finden, erreichen wir die richtige Seite von Kaltbrunn, biegen im Ort rechts ab und...huch...darf man hier echt fahren? Eine üble Baustelle erwartet uns. Die Straße besteht aus grobem Schotter. Es schüttelt uns übel durch und ich frage mich, ob ich evtl. nochmal ein Fahrverbot übersehen habe. Auf Rückfrage beim Co-Pilot kommt keine Antwort. Dann haben wir nix übersehen, ansonsten hätte er jetzt übel losgeschimpft.
Nach 400 m ist Schluss mit Baustelle, wir haben wieder Asphalt unter dem Gummi und rollen von nun an bergauf auf einspuriger Strecke. Glück haben wir mit dem Gegenverkehr, der kommt genau dort,
wo wir gut ausweichen können. Die zunehmende Dunkelheit erleichtert das Ausweichen, man sieht die Scheinwerfer des Gegenverkehrs frühzeitig. Auch ist nicht mehr viel los.
So schrauben wir uns hoch, sehen nochmal über das Tal bis fast nach Zürich, bewundern einen violett schimmernden Zürisee. Wow! Doch ich muss mich auf die Strecke konzentrieren, sonst fahren wir
hier irgendwann links im halbwegs freien Fall den Berg runter.
Die schmale Straße kennt nur einen Weg: bergauf....immer höher...und irgendwann kommt auch wieder dieses elende weiße Zeug näher. Erst nur vereinzelte Haufen, dann größere Flächen und als wir nur noch 4 km vom Ziel weg sind, hört der Asphalt auf und und wir haben Schotter unter den Puschen. Uff....was da wohl als nächstes kommt? Immerhin sehe ich kurz vorher noch einen Ausweichplatz der erreichbar ist. Den merken wir uns mal für den Notfall.
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Einige Meter sieht der Waldweg noch gut aus doch plötzlich mischt sich immer mehr Schnee auf die Strecke. Uff....mir schwant böses. Ob das gut kommt?
Es sind noch immer über 3 km bis zum Ziel. Und wenn der Weg sich so weiterentwickelt, wird das ein Fiasko. Und während ich das denke, wird die Strecke immer übler. Der Weg ist nicht sauber geräumt, es liegt schwerer Schnee rum, teils aufgewühlt und ich merke, wie Zottl's Vorderräder mit der Traktion kämpfen und im tiefen Schnee hier und da ihren eigenen Weg suchen. Es liegen teils 20 cm Altschnee auf der Strecke, mit Fahrspur für die Räder. Einmal bleiben wir fast hängen und es wird mir klar: so geht das nicht weiter.
Nur gut kommen auch immer mal wieder Bereiche mit weniger Schnee, so dass wir uns aus der Affäre ziehen können und wieder Traktion finden. Nach gefühlt 500 m dieses Streckenverlaufs kommt eine Parkbucht und ich beschließe: wir stoppen hier. Die Strecke wird mutmaßlich nicht besser. Steckenbleiben plus Schneeketten brauch ich heute nicht.
Aber natürlich will ich wissen, wie der Weg weitergeht. Also Kamera und Funzel, es ist bereits fast dunkel, und raus in den Wald. Außer uns ist zumindest mal niemand hier. So laufe ich also in Fahrtrichtung weiter und schau mir das Elend an. Nach weiteren 150 m kommt ein weiterer Parkbereich, allerdings schräger. Nochmals 100 m weiter ist Schluss. Der Weg nicht mehr geräumt. Kein Durchkommen. Zudem steht ein Pistenfahrzeug im Weg. Ende!
Somit alles richtig gemacht. Ich laufe zurück zu Zottl, wende ihn noch kurz, so dass wir morgen bei der Abfahrt nicht rangieren müssen. Außerdem stehen wir so fluchtbereit...man weiß ja nie.
Und das Abendessen? Heute muss ich ja selbst an den Herd. Eigentlich solle es Ravioli geben...doch finde ich die Tomatensoße nicht...also wird umgeplant. Ich hatte schon ewig kein Raclette mehr und das Wetter plus Umgebung lädt ja heute nochmal dazu ein. Winter, Schnee, Wald, dunkel, kalt. Passt!
So sitze ich kurz darauf mit meinem letzten Bier an Bord vor einem schnellen Raclette. Schinken liegt zu Hause, mein Kopfkissen ebenfalls. Das läuft noch nicht wieder ganz rund hier. Ziel auch
nicht erreicht, es gibt Luft nach oben. Hoffentlich ist morgen nicht auch so der Wurm drin....
Nach getaner Futterarbeit beschäftige ich mich noch ausgiebig mit dem DJI Gimbal und gehe nicht allzu spät in Bett. Die Müdigkeit ist noch immer ausgeprägt.
Und weil das Video an dieser Stelle auch nicht stoppt, haue ich auch hier weiter in die Tasten.
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Am nächsten Morgen höre ich das Elend schon beim Aufwachen. Es ist Niederschlag unterwegs. Nicht in Form von Schnee, sonder in Tropfen. Es schifft vor sich hin.
Die Nacht war ruhig, niemand hat uns gestört oder verscheucht. Ich bleibe erstmal noch liegen, genieße den Luxus und überlege, was wir denn heute noch machen wollen. Da ich zu keinem Ergebnis komme, schnappe ich mir meine Handy und will...ach Mist...ich vergaß, kein Empfang mit Sunrise. Hab mal wieder ein Funkloch gefunden!
Naja, dann mal schnell vor und die Heizung höher drehen. Gedacht, getan und Schwupps, lieg ich wieder unterm Federbett.
Und nachdem es langsam warm wird in Zottl, stehe ich auf, setze mich in die Dinette und sortiere mich. Frühstück!
Im Anschluss....hm...nix tun. Handy...äh...oh man, kein Empfang....und nu? Draußen noch immer feucht, alles tropft, doch so langsam lässt die Feuchtigkeit von oben scheinbar nach. Ne Runde durch Bad und etwas Video schneiden später...trocken. Also mal raus vor die Tür und ne Runde laufen. Auf eScooter hätte ich zwar mehr Lust, aber dafür ist der Schnee zu weich und tief. Also zu Fuß.
Mittlerweile bin ich hier auch nicht mehr alleine, PKW und Hundeschlittler haben sich zu mir gesellt. Wobei letztere schon wieder weg sind als ich aus Zottl purzel. Bewaffnet mit meiner Kamera ziehe ich los. Laufe bis zum Pistenfahrzeug und dran vorbei, tiefer in den Wald.
Der Weg ist bei ohne Schnee eigentlich befahrbar. Noch etliche Kilometer, bis ein großer Schotterwanderparkplatz kommt. Und in diese Richtung latsche ich jetzt. Schön hier, keiner hier, der Wald
ist meiner. Links von mir und 20 m tiefer ein größerer Bach, von den Seiten strömen von überall Bäche mit Schmelzwasser hinab. Ein ziemliches Gerausche.
Nachdem der Weg ne ganze Zeit eben verläuft, beginnt er später anzusteigen. Der Wald und Schnee ist tropfnass. Eigentlich ein Wetter, bei dem man nicht unbedingt vor die Tür geht. Sau feucht aber
auch irgendwie etwas mystisch so völlig alleine im Wald. Wenn ich hier jetzt verloren gehe....muss der Co-Pilot wohl Zottl zurück fahren.
Und was dann so als nächstes passiert, lest und seht ihr dann im nächsten Blog.
Viele Grüsse und bis demnächst.
Kai
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