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#230 Tessin - Val d'Ambra Stausee - Koreanisch im Kasten

Hallo zusammen,

 

Freitag Nachmittag und wir müssen flüchten. Es bringt nix. Bleiben ist keine Alternative. Das würden wir nur schwer überleben!

Somit packe ich meine beiden Reisegspänli ein und wir machen uns auf den Weg. 

 

Aber was ist eigentlich los?

Für die nächsten Tage, wir schreiben Anfang Februar, ist eine üble Kältewelle vorhergesagt. In der Schweiz tiefe Minustemperaturen über Tag und seeehr tiefe in der Nacht. So können wir nicht reisen!

 

Denn unsere Dieselheizung spinnt ja noch immer. Ich bin zwar in Kontakt mit Truma München um nochmal einen Termin zu bekommen. Allerdings ist das nicht so einfach mit Corona, Urlaub nehmen, hinfahren usw. Geht nicht immer alles so wie man das gerne hätte. Aber ich bin am planen.

 

Anmerkung: wer will kann die Truma Lösung schon hier nachlesen, hier!


Aber was machen wir nun, um der größten Kälte zu entkommen? Da gibt es nur eine Möglichkeit: wir müssen durchs lange Loch! Im Tessin ist zwar auch nicht tollstes Wetter, aber die Kälte kommt dort nicht so hin. Wir rechnen mit Temperaturen über Tag um die 0 Grad und nachts mit leichtem Frost. Das packt meine Heizung auf kleiner Stufe. Stelle ich höher, geht sie ja immer aus.

 

Co-Pilot und Friedrich sind auch happy, dass wir vor der Kälte flüchten. Denn sie haben ja schon Mütze und Schal an, was sollten sie nun anziehen, wenn es noch kälter würde? Und die arme Nase des Co-Piloten...die darf ja auch nicht zu kalt werden, sonst gibts n Pfnüssl. 

Und: alleine sind wir dieses Wochenende auch nicht. Nach zwei solo Trips haben wir wieder Begleitung. Bettina und Arthur mit ihren Hunden Gio (braun) und Bailey (weiß) sind mit dabei. Das verspricht wieder lustig zu werden. Wir haben ja Silvester schon miteinander verbracht und ne gute Zeit gehabt. 
Ein weiterer Vorteil: die beiden sind schon in der Zielregion und können checken, ob der von mir ausgesuchte Platz für eine Nacht funktioniert. 
Nach echt laaanger Suche hab ich nämlich tatsächlich einen Spot gefunden, der noch nicht bei P4N ist. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob er auch wirklich funktioniert. Somit bin ich froh, ist die Vorhut schon in der Ecke und kann den Platz vor mir schon anfahren und auf Tauglichkeit prüfen. 

 

Unser Team kommt erst am späten Nachmittag los und so rollen wir jetzt auf der Gotthard Autobahn bei Minustemperaturen, werden noch überrascht von Schnee auf der Fahrbahn und jagen im Anschluss durch den Frühling und ins Tessin. 

Dort schießen wir aus der Röhre, alles weiß. Wow, die haben hier auch noch ne Menge Schnee rumliegen. Die Straßen sind frei, doch so leicht schneit es unmotiviert vor sich hin. Das überrascht nun ein wenig.

In Faido geht es ab vom Highway und wir gurken noch x km über Landstraße ins Tal. Kommen noch an einer gewaltigen Autobahnbrücke vorbei, stoppen für ein paar Aufnahmen und fahren weiter. 

 

                

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Mittlerweile erhielt ich auch vom Spähtrupp schon ein Feedback was den Platz angeht. Sie sind hochgekommen, es liegt kein Schnee auf der Strecke. Allerdings ging es nicht bis ganz hoch. Auf dem obersten Parkplatz liegt Schnee und es stehen Camping Verboten Schilder rum. Aber unten geht es zu parken. 

Puh...super...da bin ich echt beruhigt. Eine Alternative gab es nämlich nicht.

 

Nach meiner "Brückenbesichtigung" düsen wir also weiter runter ins Tal. Auf Landstraße immer entlang der Gotthard Autobahn gen Biasca.

 

Die beiden neben mir chillen und hören gespannt unserem Hörbuch zu. Eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen während unseren vielen Touren. So herrscht zumindest Ruhe und der Co-Pilot labert nicht die ganze Zeit von seinem spannenden Alltag.

Ich selbst bin auf die Anfahrt zum Schlafplatz gespannt. Soll eng und steil sein, hieß es. Und wenig Ausweichstellen haben. Ich hoffe einfach mal, wie immer, auf wenig Gegenverkehr.

 


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Als wir Bodio erreichen, mit grauer Hochnebeldecke über uns und noch Tageslicht, überqueren wir den Fluss Fiume Ticino und machen uns auf in Richtung Anstieg. Kurz zottln wir noch durch ein Wohngebiet, dann ist Schluss. 

 

Schlechte Strecke begrüßt uns, einspurig und leicht ansteigend. Im Sommer dürfte hier Wald sein, jetzt sieht es karg aus mit kahlen Bäumen, später kommt Gebüsch, viiiiele geschlängelte Kurven am Hang entlang und eine immer bessere Aussicht. Wir kommen höher, mit jedem Meter. Und geradeaus gibt es auf dieser Strecke nicht wirklich. Die Straße, mal in gutem mal in weniger gutem Zustand, ist eine einzige links-rechts Kurve mit ein paar Kehren. An der einen Seite meist Abhang, an der anderen Berg. Aber das kennen wir ja. 

 

Dennoch sind Co-Pilot und Friedrich etwas unruhig. Oder deute ich das falsch und sie zittern so wegen der schlechten Strecke? Hm...oder kommt da noch ne Überraschung die sie spüren? Es ist schwer aus diesen zwei Wattegestalten schlau zu werden. Naja, egal, hilft nix, wir müssen hier hoch. Wollen ja zu den anderen vier. 

 

Und wie wir so auf eine enge Rechtskehere zufahren, steige ich plötzlich auf die Bremse. Gegenverkehr! Ein fetter BMW X5 von oben. Was will der denn hier? Gut, das wird der sich bei Zottl's Anblick wohl auch denken...aber wie kommen wir jetzt aneinander vorbei. Der X5 bleibt wie angewurzelt stehen. Wir auch. Wer zuckt zuerst? 

 

Gut, ich erbarme mich, bei dem X5 scheint der Rückwärtsgang wohl kaputt zu sein. So rolle ich auf enger und gekrümmter Strecke 20 m rückwärts. Der BMW folgt mir und wir kommen irgendwie auf gleiche Höhe. Als unsere Fenster sich begegnen, öffnet sich jenes vom BMW...dann auch das von Zottl. Ein älterer Herr erscheint am Steuer des BMW. Etwas irritiert fragt er, was wir denn hier wollen. Überraschenderweise auf Deutsch, trotz Tessiner Kennzeichen. Auf meine Antwort, dass wir oben parken wollen, erwiderte er: es soll über Nacht 20 cm Neuschnee geben!

Oh ha....lache und meine nur: wir haben Ketten dabei. Diese Reaktion scheint ihn zu überraschen.

 

Dann ist der Moment des Kaffeeklatsches auch schon vorüber, wir sind knapp aneinander vorbei gekommen. Der BMW hätte an seiner ursprünglichen Position übrigens nur 5 m zurück setzen müssen und wir wären aneinander vorbei gekommen.

Anyway, wir fahren die letzten paar hundert Meter weiter und sehen dann oben...einen großen Van stehen und auch wieder etwas weißes altes Zeug rumliegen. Geschafft! Angekommen!

Kurz nach meiner Ankunft kommen auch die anderen vier zurück vom Spaziergang. Bailey bellet mich an als wäre ich sein größter Feind. Gio kommt angerannt und schnuffelt. 
Bailey kriegt sich nach ner Minute auch ein und wir können uns Corona konform begrüßen. 

Die wichtigen Dinge werden auch gleich geklärt:

  • ich darf nicht kochen! Das will Bettina heute übernehmen.
  • Nachtisch darf ich auch nicht machen, Kuchen ist mit an Bord bei den anderen beiden.

 

Ich komme mir etwas unnütz vor...hab aber doch noch den Geistesblitz des Tages: Ich sorge für die Getränke! Hab ja noch ein paar Kilo leckeres Thunbier an Bord. Die ganze Woche war ich abstinent (trinke nicht unter der Woche), da kann man am Freitag ja mal wieder was leckeres zu sich nehmen. 

 

Bevor wir aber zum gemütlichen Teil kommen, schaue ich mich noch kurz um. Wir stehen hier auf einem kleinen Parkplatz, von dem so ca. 3 Plätze relativ eben sind. Die Sicht runter ins Tal ist etwas verdeckt von Gebüsch, doch jetzt im Winter kann man da schön durchschauen und sieht den Talboden und weiter hinter in die Richtung, aus der wir kommen. 

 

Die Straße gabelt sich vor Zottl's Nase, rechts geht es steil bergauf zu dem Camping Verboten Parkplatz. Geradeaus verläuft die Straße zum kleinen Stausee. Da es jedoch schon eindunkelt, spare ich mir den Weg für morgen auf. 

Ein Fehler wie sich herausstellen wird! Ich wäre besser direkt schauen gegangen. Hätte uns am nächsten Morgen etwas Unruhe erspart...

 

Wenig später sitze ich im Pössl und schauen zu wie Bettina beginnt zu kochen. Das erste Mal überhaupt gibt es auf einem unserer Trips koreanisches Futter. Bettina macht Bibimbap. Dazu muss Arthur Gurke und Zucchini schneiden...was ich natürlich prompt kommentiere. Hühnchen wird noch angebraten, Pilze gedünstet und einige weitere Zutaten finden den Weg in unserer Schüsseln (Details siehe Video). Wenig später mümmeln wir genüsslich unser Bibimbap im Tessin. Lecker!

 

Dazu gibt es geniales Craft Thunbier. Das passt gut zum koreanischen Essen. Nachdem das vernichtet ist, kommt on Top noch ein Kuchen. Im Anschluss kann sich keiner mehr bewegen, so voll sind wir. 

 

Was dann folgt, ist ein lustiger Abend und Arthur zeigt, dass er ein grooooßer Motivator ist. Denn als die Sprache auf YouTube kommt und welches denn mein bestes Video sei, das am häufigsten geklickt wird, hab ich natürlich keine Ahnung. Sowas prüfe ich nicht, doch ich vermute, es wird irgendeine Kastenwagen Roomtour sein. 
Tja, weit gefehlt, klärt mich Arthur kurz darauf auf. Mein erfolgreichstes Video hat nix mit Kastenwagen oder Camping zu tun, noch nicht mal im entferntesten. 

 

Mein erfolgreichstes Video, Stand Anfang Februar 2021, handelt von einer sprachlosen Rohrreinigung bei mir zu Hause in der Küche. Mit dabei, statt Co-Pilot und Friedrich, ein Kärcher und ein langer Schlauch. 
Das haut mich dann doch etwas aus den Socken und ich kann es schier nicht glauben. Doch als ich es überprüfe, zeigt sich, dass der Motivator Arthur Recht hat. 

Ich bin geplättet und brauch nen Moment, das zu verdauen. Wenn ich bedenke, wieviel Zeit, Herzblut und auch Geld ich investiere um Camping Fahrzeuge zu filmen oder Reisen zu dokumentieren...und das erfolgreichste Video ist eines, dass ich mit meiner alten Canon EOS D550 und einem LG G4 Handy gemacht habe...da komm ich schon ins Grübeln.

Daher verlinke ich das Video hier auch nicht...sonst könnte ja noch jemand aus Versehen auf den Link klicken und es gäbe noch mehr Klicks.

Auf diese Geschichte jetzt erstmal einen 12 Jahre alten Whisky (Johnnie Walker, Black Label) den Arthur mit sich rumschleift und der weg muss. Hoffe, das lässt mich das Rohreinigungsvideo vergessen.

Und während wir so trinken, lernen wir sogar noch was. Man könnte fast sagen, trinken bildet...oder so. Denn wir Whisky Nixblicker dachten, das Gebräu kommt aus den USA...dem ist jedoch nicht so...es ist guter schottischer Whisky. Prost! Ich glaube, langsam finde ich Geschmack an Whisky.

Der Abend ist lang, die Flasche Whisky leert sich zusehends, jedoch nicht bis zum Grund. Morgen ist ja auch noch ein Tag. 

Irgendwann wanke ich müde zurück zu Zottl, stelle fest, dass die Heizung soweit noch funktioniert, schnappe mir die anderen beiden Saufnasen und wir legen uns in Zottl's Heck. Zeit, eine Runde zu schlafen... Mein letzter Gedanke an diesem Tag...Rohrreinigungsvideo...oh man....

Gute Nacht und bis morgen.

Viele Grüsse
Kai und Team

 

 

PS: Das Heizungsproblem ist Stand heute, 4. April gelöst. Infos hier.

 

 

GPS Koordinaten:

Val d'Ambra Stausee: 46.362450, 8.922689

      

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