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#226 Der unterrepräsentierte Kanton - Im Wald in Appenzell

Hallo zusammen,

 

Willkommen zurück zur direkten Fortsetzung des Blogs #225. Ich stehe noch immer bei Urnäsch im Wald von Appenzell Ausserrhoden, hab die Schneeschuhe an den Füßen und bin gerade in den Wald abgebogen auf einen offiziellen und markierten Schneeschuh Trail nach irgendwo. Naja, hauptsächlich bergauf, das merke ich schnell. 

Und wenn ich wüsste, was mir noch bevor steht, ich würde wohl sofort umdrehen und schreiend zurück zu Zottl rennen....aber ich weiß es nicht und laufe tapfer einen platt gelaufenen Weg bergan. Ohne eine Ahnung zu haben, wohin ich eigentlich laufe. 

 

Froh bin ich aber, dass hier der Schnee schon angedrückt ist, denn als ich für Filmaufnahmen in den frischen Pulverschnee gehe, sacke ich nen halben Meter ein...DAS ist mal echt anstrengend bergauf.

Auf meinem platt getretenen Weg Schneeschuh Trail kommt mir eine Fußgängerin entgegen ohne Schneeschuhe, die hat ordentlich zu kämpfen auf dem Weg und sackt hefig ein. Wohingegen ich mit Schneeshuhen keinerlei Probleme habe, mich hier den Berg hoch zu würgen. 

Viele Wege laufe ich doppelt weil ich für Filmaufnahmen wieder mal die Kamera platziere, vorbei laufe, Kamera wieder hole. Das verlängerte so eine Wanderung ungemein und ich komme nur langsam vorwärts. 

Nachdem ich gefühlt schon 20 Minuten unterwegs bin, biege ich mal links auf eine Lichtung ab und sehe...den Säntis. Ah...klar...wir sind hier ja in den Kantonen, wo man fast von überall her irgendwie einen Teil des Säntis Massivs sieht. Wetter leider recht grau und daher das Ganze nicht ganz so fotogen. Ich lasse daher die Canon erstmal im Rucksack, gehe  zurück in die Spur und weiter bergan. Und jetzt mal so richtig heftig. Ein Steilstück, ohne Serpentinen, einfach nur geradeaus den Hang hoch. Kurz durch Wald und über ein schmales Wegli wird es nach einigen hundert Metern steilem Aufstieg wieder etwas lflacher und ein Wegweiser steht rum. Puh...kurze mal Luftholen und orientieren. Wo solls hin gehen?

 

Der Weg teilt sich hier, geht links weiter steil hoch, geradeaus flacher aber irgendwie erscheinen mir in die Flache Richtung keine interessanten Ziele auf den Wegweisern.
Links steil hoch geht es zur Hochalp. 40 Minuten ist angegeben, Aussichtspunkt. Das hört sich doch cool an, oder?! Wollen wir da hin? Schafft ihr das noch?
Oh man...wennn ich wüsste....wieder würde ich umdrehen und schreiend zurück zu Zottl rennen....

Aber ich weiß nichts und entscheide mich für den 40 Minuten Weg auf die Hochalp. Erstmal auch alles easy, außer das es übel bergauf geht und ich heftig ins schwitzen und schnaufen komme. Später nimmt die Steilheit etwas ab, ich erreiche eine Freifläche die bergauf führt. Der Schnee ist hier gut verblasen, das Gras schimmert durch und ich komme gut voran. Ohne Wald kommt nun auch mehr Sicht und die ist schlicht grandios. Ein Wahnsinns Ausblick über das ganze Voralpenland bis zum Bodensee. In westliche Richtung Auflockerungen und etwas Sonne. Bei uns noch Wolken und im Osten grau. Trotzdem: WOW!!!

Nun und als ich diese ganze Schräge hochgewandert bin, bin ich da....naja...irgendwie. Denn hier hört die Schräge auf und es wird übel steil. Richtig übel steil! Ein schmaler verschneiter Weg schlängelt sich in Serpentinen den Berg hoch. Heftig ansteigend, nur soweit ausgetreten, dass man so gerade mit Schneeschuhe drauf gehen kann.   
Der Berg teils soo schräg, dass man an der einen Seite fast den Arm in den Schnee tauchen kann und auf der anderen Seite, bei einem Fehltritt oder Stolperer, übel in die Tiefe fällt. Oh man...gar nicht meins! 


                

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Aber hilft ja nix, wenn ich auf die Hochalp will, führt an dieser Passage kein Weg vorbei. Und ich seh das Ziel schon, ca 200 Höhenmeter über mir. Also, los! Ich verstaue die DJI Osmo Action, denn für diese Passage brauche ich meine Stöcke in den Händen. Dann laufe ich los.

 

Die ersten Meter sind okay, dann wird es heftig steil und eng. So eng, dass ich kaum noch die Schneeschuhe ordentlich setzten kann. Zu wenig Platz auf dem ausgetretenen Weg. Die Schneeschuhe müssen enger gesetzt werden, was das Stolpern begünstigt. Oh leck...bloß nicht runter gucken und bloß nicht ins Straucheln kommen! Scheiße man, immer dieses wackelige latschen auf Schnee am Abgrund! Nach jeder überlebten Traverse hier schräg den Berg hoch, pausiere ich kurz und sammle Kraft für die Nächste. So würge  ich mich den Berg hoch bis es endlich etwas weniger steil wird und der Weg wieder etwas ungefährlicher erscheint. Ich mache innerlich drei Bären und beglückwünsche mich, dass ich noch lebe, nicht abgeschmiert bin und nun nicht irgendwo da unten am Fuß des Berges liege. 

Nur so nebenbei: ist ein offizieller Schneeschuh Trail! Ich lauf hier nicht irgendwo am Arsch der Welt. Ich laufe hier auch nicht komplett alleine. Über mir kämpfen sich zwei Mädels den Hang hoch und ziehen noch Schlitten hinter sich her. 

Da überholen auf diesem Weg schwierig ist, schmal ist er weiterhin, lasse ich mir Zeit und genügend Abstand zu den Schlittenhochzieherinnen. Mache immer wieder Verschnaufpausen und genieße die Aussicht. Hole auch wieder die Kamera hervor und filme die Steilstücke so gut es geht.

 

Die letzte Passage hat es dann aber nochmal in sich. In einer schrägen Passage geht es auf die Anhöhe hoch. Vorbei an einem stück Steilhang, an dem selbst der Trampelpfad leicht schräg seitlich gen bergab abkippt und man bei einem falschen Tritt oder Stolperer auf einigen Metern länge, steil abwärts stürzt. Das Tor zur Hölle, in das man besser nicht reinfällt. Oh man, warum tu ich mir das an? Das ist definitiv nicht meins. Und gibt es da nicht die Regel: jeden dritten erwischts? 


Die zwei Mädels vor mir haben es mit Hängen und Würgen geschafft, ihre angebundenen Schlitten rutschen den Abhang zwar runter, zogen die Mädels aber zum Glück nicht hinterher. 

 

Zurück geht es für mich aber auch nicht, ich muss hier durch diese letzte kritische, schräge Stelle durch. Also Augen auf und durch. Ich hoffe nur, dass die Schneeschuhe ihren Grip behalten und ich sie so setzen kann, dass sie sich nicht ineinander verhaken können. Denn was hier nicht geht, ist, die Schneeschuhe nebeneinander zu setzten und vorsichtig zu laufen. Es ist so wenig Platz auf dem Schneetrampelpfad und so schräg, dass die Schuhe nur voreinander gesetzt werden können. 

 

Mit etwas wackligen Knien und voll konzentriert laufe ich an der kritischen Stelle entlang. Es ist wohl das Üübelste, was ich je gelaufen bin. Der Weg so, als wolle er mich geradewegs abschütteln und den Berg runter kullern sehen. Aber irgendwie schaffe ich es, ohne dass sich meine Schneeschuhe verkannten, ohne das ich abrutsche und stehe kurz darauf oben auf der Hochalp. Mache nochmal drei innerliche Bären und atme erstmal tief durch!

Hier lauf ich nie wieder lang! Runter muss es einen anderen Weg geben!

Die vor mir angekommenen Mädels haben nix besseres zu tun als zu telefoniere. Ich mache, dass ich wegkomme und vergesse völlig einen Blick zurück auf den Anstieg. Erstmal ein paar Meter Abstand zu den Telefoniererinnnen. Dann schau ich mich um. 


Als erstes sticht mir, wie könnte es anders sein, der Säntis ins Auge. Dann die ganze Bergkette die sich vor mir erstreckt. Im Anschluss der Blick nach Westen mit blauem Himmel und Sonne und zu guter Letzt der Blick runter ins Tal auf die Voralpenlandschaft und am Ende den Bodensee. Junger Vadder! Was für ein gigantisches Panorama! 
Trotz aller Widrigkeiten, der Aufstieg hat sich gelohnt. Über den Bergkamm führt mein Weg noch ein Stück gen Westen wo sich dann der Bergrücken verbreitert und zu einer Pause einlädt. Dann mal los. Ein schmales Stück müssen wir noch passieren, doch das ist Kindergarten im Vergleich zu vorhin.

Die Pause verbringe ich bei Sonnenschein mit filmen und fotografieren. Gut, hab ich meine Canon und das 600mm Objektiv mitgeschleift. 

Nach der Pause frage ich mich jedoch so langsam: wie komm ich von diesem Plateau Hochalp wieder runter ins Tal? Und wie heißt das eigentlich wo ich losgelaufen bin? Hm... 

 



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Da der Hinweg als Rückweck ausfällt, brauche ich in die Richtung nicht laufen um den Rückweg zu finden. Also weiter das Plateau entlang gen Westen. Dor sehe ich einige Hütten rumstehen, alles wegen Corona geschlossen. Die Hochalp Hütten wie sich herausstellt als ich davor stehe. Und auch ein Wegweiser steht hier rum...hm...wie könnte das heißen wo ich herkomme...hm....

Na egal, hier zeigt auf jeden Fall ein Wegweisee den Hang runter und der Name kommt mir irgendwie bekannt vor. Das könnte mein Weg sein. Ich umrunde also die Hütten und stürze mich im Anschluss direkt in die Tiefe. Schnur gerade den steilen Hang runter. Einen wirklich gepfadeten Weg sehe ich erstmal nicht. Also, freier Fall. 


Schnell verliere ich Höhenmeter, komme gut voran, es rutsch gut doch die Schneeschuhe geben genug Halt. Einmal lande ich dennoch auf dem Hosenboden. Aufstehen, weiter!

Oh....Stöcke....die markieren irgendwie die Route...gut, ich folge diese ein Stück und komme immer tiefer. Ich laufe jetzt praktisch auf der gegenüberliegenden Seite vom Aufstieg, bergab. Die Richtung stimmt, irgendwo da unten müsste dann auch Zottl sein.

 

Irgendwann hab ich den freien Abhang hinter mir und erreiche einen schönen Waldweg. Hier fällt mir so langsam auf, dass ich so richtig Durst habe....auf eine Bier. Kennt ihr das? Ihr habt euch angestrengt wie doof, seit platt und bekommt dann Lust auf ein Bier? Ein schönes, kaltes, erfrischendes Bier. Mit toll Kohlensäure und....ja...genauso geht es mir gerade. Klar, ich hab Mineralwasser dabei...aber das ersetzt kein kaltes Bier. 

 

Das Bier liegt in Zottl und weckt nochmal die letzten Kräfte in mir. Zügig geht es durch den Wald bergab und irgendwann steh ich vor dem Wegweiser der mir vor 1,5 h sagte, links bist in 40 Minuten beim Aussichtspunkt Hochalp. Was er verschweigt: Alter, der Weg ist die Hölle und er bringt dich fast um! 


Aber egal, ich laufe weiter bergab, alles easy, nur das Bier vor Augen. Und wie schnell runter doch im Vergleich zu hoch geht: ruckzuck sehe ich schon den gelben Holzlader im Wald stehen und kurz darauf bin ich vor Zottl. Oh mein Bester, wie ich mich freue Dich zu sehen!!!!
Tür auf, rein, Kühlschrank, Bier, Flaschenöffner, öffnen, wieder vor die Tür, Kamera hinstellen, Aufnahme drücken, vor Zottl knien und ansetzen...ohhhhhhhhhh....tut das gut......!!!!

 

 

Und wie ich mich so langsam von der Tortur erhole, zusehe wie der Parkplatz wieder leerer wird, reift in mir die Feststellung: wir bleiben noch eine Nacht hier. Es ist sooo schön, ich kann jetzt hier nicht einfach abhauen. Das würde dem Platz und dem Tag irgendwie nicht gerecht. 

 

Außerdem hatte ich ja auch schon ein Bier. Der Co-Pilot würde es nicht goutieren wenn ich mich "betrunken" ans Steuer setze. 

So entscheiden wir also; wir bleiben!

Den Rest des Nachmittags chille ich in Zottl und vor dem Laptop. Nach noch mehr Bewegung ist mir echt nicht. Ich bin ziemlich geschafft für heute und genieße ein paar ruhige Stunden. 
Auch am Abend kommt keine große Kochfreude auf. Der Co-Pilot weigert sich, sein frisch von Jens von Vanamericana angeeignetes Kochwissen zu zeigen. So hau ich mir nur zwei Spiegeleier in die Pfanne und esse Brot.

 

Als ich später am Abend noch  mal den Kopf vor die Tür halte, darf ich feststelle, dass es wieder mal schneit. Da bin ich ja gespannt, wie es hier morgen aussieht. Hoffentlich kommen wir hier Sonntag Nachmittag wieder weg. Denn der Trip endet diesmal erst am Montag. Wir haben nämlich einen Termin bei Selzam in Winterthur, dem Service Partner von Truma in der Schweiz. Denn meine Dieselheizung spinnt ja noch immer...

Gegen Mitternacht ist wieder mal Feierabend. Dem Co-Pilot nehme ich das Tablet weg, er ist zu müde um zu protestieren und schleppe uns alle ins Bett. Ich glaub ich schlaf schon ein während ich nach hinten laufe....

 

Gute Na....schnarch...

 

 

Schönen guten Morgen,

nach erholsamer Nacht, raus aus den Federn und erstmal eine entspannte Dusche. Mit frisch gelegten Haaren und Friedrich im Schlepptau kommt dann ein Paket auf den Tisch:

 

Zur Feier der Sonntagmorgens, öffne ich ein 13 kg schweres Paket, dass wir hier noch in Zottl spazieren fahren. Da steht was von Craft Bier drauf...aber meist ist ja nicht drin, was auf der Verpackung draufsteht. Friedrich hilft mir, er scheint irgendwie zu ahnen, dass da was für ihn drin ist.

 

Und wie ich so die Schachtel öffne....äh....ja, es ist drin was drauf steht. Craft Bier, genauer gesagt Craft Bier von Thunbier. Noch nie von gehört... Ich finde Flaschen, Dosen, unterschiedlichste Geschmacksrichtungen, Amber Ale, Golden Ale, Pale Ale, Porter, Barter, usw. Oh wow, wie geil ist das denn! Was für ein cooles Paket von Carlos R. aus Thun. Wie sich rausstellt, ist er der Vermieter von Thun Bier (Webshob) und meint, ich müsse das Bier unbedingt probieren. Da freu ich mich jetzt schon riesig drauf!

Anmerkung:
Ich habe mittlerweile, also zwei Monate später, alleine und mit Freunden alles durchprobiert. Ich war diverse Male ziemlich geflasht und hatte eine riesen Freude an den verschiedenen Geschmacksrichtungen. Was die Jungs & Mädles von Thun Bier da aus ihren Braukesseln holen, ist aller Ehren wert und ein echtes Geschmackserlebnis! Wer also mal was anderes trinken möchte oder auf Craft Biere steht....an Thunbier führt praktisch kein Weg vorbei! Einfach Hammer!
Lieber Carlos, ganz herzlichen Dank für dieses Paket!

 

Und wie ich so in die Kamera rede macht sich uns Friedrich irgendwie selbstständig und erklimmt den Bierberg. Das wird natürlich in Form von Fotos festgehalten, er feiert hier wohl ne Party mit sich selbst und dem Bier und ich muss aufpassen, dass es ihm nicht das Fell über die Ohren zieht vor lauter Bier Party. Mei o mei, wo hat er das nur her...sicher nicht von mir. Das kann nur von meiner Schwester kommen....

Draußen lichten sich so ganz langsam die grauen Wolken die auch noch mal ein paar cm Neuschnee dagelassen haben. Es geht ein zügiger Wind, doch immer mehr lassen sich Sonnenstrahlen blicken. Auch der Parkplatz beginnt sich wieder mit Tagesausflüglern zu füllen. Ach wie ist das schön, wenn man dem Treiben entspannt zuschauen kann von drinnen. Wir haben heute keine Wanderpläne mehr. Müssen aber heute von hier noch ein Stück gen Winterthur fahren. 

Am Nachmittag hält es mich dann aber doch nicht mehr in Zottl. Das Wetter immer sonniger, schnappe ich mir meine Kamera und Winterjacke und streife noch eine Runde durch den Wald. Heute ohne Schneeschuhe. Ich checke mal den Lawinen gefährdeten Weg der hinter Zottl weiter führt. Denn mittlerweile sind hier gefühlt 100 Leute lang gelaufen, selbst Autos sind in die Richtung gefahren. Ich glaub langsam, das Schild steht da zwar, aber naja....praktisch so wie im Tessin, da stehen auch Schilder...die stehen da halt und keinen interessierts. Also, schauen wir mal was da noch kommt....

 

Das und wie dieser und der nächste Tag weiter gehen, gibt es dann im nächsten Video und Blog.

 

Viele Grüsse von uns.

 

Kai und Team.

 

GPS Koordinaten:

Urnäsch irgendwo im Wald: 47.289309, 9.249494

      

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