Guten Morgen zusammen,
gegen 08:30 Uhr ist die Nacht zu Ende. Der Kopf klart auf, einen Kater von Wachholder und Bier gibt es nicht, gutes Zeug!
Lange hält es mich nicht im Bett. Wie sieht es draußen aus?
Der Blick raus lässt leichte Ernüchterung aufsteigen. Viel geschneit hat es nicht mehr. Momentan sogar trocken. Sollte es hier heute nicht noch den ganzen Tag weiter schneien? Was ist da
los?
Nun ja, ich nehm die Situation erstmal zur Kenntnis und stehe auf. Drehe wie immer von 12 auf 20 Grad an der Truma CP+. Die Heizung springt auch gleich an und ich freu mich auf Wärme. Kurz durchs Bad und anziehen. Im Anschluss raus vor die Tür und ein paar erste Shots von den Vans und der Umgebung machen.
Die Heizung beachte ich nicht weiter....stelle draußen jedoch Dieselgeruch und Wolkenbildung fest...aha...Zottl zieht mal wieder eine durch und qualmt. Ja mei...ist halt so.
Nur gut weiß ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht, wie lange mich dieses verdammte Truma Combi D6 Problem noch begleiten wird....
Was sagt die Bestandsaufnahme rund um Zottl und Oski? Alles gut!
Parkplatz sauber geräumt, es liegen 60-70 cm Schnee rum. Wahnsinn!
Ich packe mein Canon R600 Objektiv an meine R6 und schau mich etwas um. Aha...die Pistenraupe fährt schon rum und macht die Piste. Das Objektiv ist der Hammer und macht echt Spaß. 600 mm ist
schon ne Wucht. Und die Stabilisierung ist so gut, dass man aus der Hand schießen und filmen kann. Genial!
Um die Vans liegen ca. 15 cm Schnee rum. Da kommen wir sicher locker raus später. Allerdings bedarf es noch weiteren Ausgrabungsmaßnahmen. Auf Zottl liegen noch locker 30-40 cm Schnee. Das Dach
hatte ich gestern Abend nämlich nicht geräumt. Für die 2 km Fahrt ging es auch so.
Auch uns Jens erscheint erst am Fenster und später vor der Tür. Praktischerweise hat er eine zusammenschiebbare Leiter dabei, mit deren Hilfe wir die Vans auf auf dem Dach vom Schnee befreien
können.
Ich stelle jedoch fest, dass unser Team besseres Schnee räum Equipment benötigt. Langer Besen, kleine Schneeschaufel.
Co-Pilot bekommt die Aufgabe, bei Aliexpress was passendes heraus zu suchen.
Doch vor der Arbeit erstmal ein Frühstück. Das gibt es in Oski. Und nach dem Frühstück...ja, da gehen die Probleme richtig los:
Zurück in Zottl will ich mich umziehen fürs Ausgraben, steige ein und denke mir...uff...kalt hier drin!! Heizung???
Ein Blick auf die CP Plus....Fehler E122H! Hä.....CO-PILOT gib mir das Handy...ich muss den Truma Fehler googeln. Und weil dem Co-Pilot mittlerweile die Nase kalt ist, gibt er mir vorwurfsvoll
dreinblickend, mein Handy.
Hm...aha...kein Kraftstoff...äh...WHAT! Ich checke schnell die Tankanzeige. Über 3/4 VOLL. Heizung, was soll der Scheiß!
Ich drücke den Fehler weg und lasse die Truma Combi D6 neu starten. Stelle aber schnell fest, dass außer Rauch am Schornstein nicht viel passiert. Wieder die gleiche Fehlermeldung.
Wir fassen mal zusammen: im tiefsten Winter steigt bei mir die verdammte Truma Heizung aus? Das darf doch nicht wahr sein...
Ich stelle die Heizung wieder an, zieh mich um und dann raus. Der Schnee muss vom Dach!
Die Arbeit ist anstrengender als man so landläufig meint. Ordentliche Schneemassen die da auf Zottl rumdümpeln und vom Dach geschoben werden müssen.
Wäre es nicht schön, einfach Friedrich aufs Dach zu werfen, Schäufelchen hinterher und ihn die Arbeit machen zu lassen? Träumen darf man ja...
Es dauert sicher ne Stunde bis die Vans endlich abfahrbereit sind.
In Zottl verräume ich alles, platziere Co-Pilot und Friedrich, Zottl ist soweit ausgegraben, aber halt kalt von innen. Abfahrt! Jens fährt ohne Probleme los. Wir nicht!
Das heißt, ein paar cm kommen wir schon, aber dann hängt Zottl fest. Nochmal raus, Schnee entfernen, wieder rein...vorwärts...nope...wir hängen...wieder raus....schaufeln am rechten Hinterrad,
vor dem liegt noch zu viel Schnee...wieder rein...Gas...nope...wieder raus. Langsam werde ich sauer. Heizung defekt, Zottl bewegt sich nicht...WTF..
Erst beim vierten (oder fünften?) Anlauf kommen wir mit hängen und würgen frei...aus Frust gebe ich Zottl mal kurz die Sporen und die die Handbremse. Japp, man keinen einen Kastenwagen auch etwas
rumlassen. Vielleicht schüttelt das ja auch die Heizung wach.
Nun, wo wir frei sind, können wir ja los...äh...nein. Irgendeiner hat die Idee, ein Drag Race zu machen. Wir haben hier einen großen, leeren, weiß geräumten Parkplatz. Perfekt für ein
Beschleunigungsrennen.
So stellen wir die Vans an die virtuelle Start Linie. Ich renne ans andere Ende, zur Einfahrt des Parkplatzes, und stelle meine Canon R6 hin. Hoffentlich überfährt die nicht noch irgendjemand der
hier auf den Parkplatz eiert während wir hier testen.
Die 100 m zu Zottl lege ich rennend zurück. Rein in Zottl, Beifahrerfenster runter, kurz noch den Countdown mit Jens absprechen und und dann kanns los gehen.
3, 2, 1, los.....Gas, Kupplung, Traktion+...gar nicht so einfach. Aber wir kommen gut los. Liegen anfangs etwas vor Oski, doch der holt auf und geht am Ende knapp als Erster über die virtuelle Kameraziellinie.
Zottl ist sicher 100 kg schwerer als Oski auf diesem Trip.
Das Resultat: Semperit Winterreifen in ihrem dritten Winter sind ähnlich gut drauf die noch recht neue All Terrain Reifen von Jens. Hätte nicht gedacht, das ATs so gut funktionieren im
Schnee.
Ein Test neue AT gegen neue Winterreifen wäre sicherlich mal sehr interessant.
Schnell sammel ich noch meine Canon R6 ein und schon verlassen wir San Bernardino. War geil und intensiv hier. Doch wir haben noch was krasses vor heute. Es soll für uns und unsere Vans auf
2.100 m hoch gehen. Wir wollen nach Juf! Ob wir das aber auch schaffen...naja, ein wenig ein mulmiges Gefühl hab ich schon!
Erstmal aber rein in den Tunnel, 7 km auftauen, wir fahren wieder zurück in die Deutsch Schweiz. Im Tunnel lösen sich auch einige Eisbrocken, wir werden leichter.
Als wir auf der anderen Seite rausschießen, erwartet uns weißes Land. Tief verschneit. Die Autobahn in besserem Zustand als gestern. Doch noch immer schneit es und das Thema Neuschnee ist noch
nicht durch. Das Wetter schnauft nur kurz durch bis neue Schneewolken eintreffen.
Bis zur Ausfahrt Avers fahren wir gut. Die Straße zwar teils weiß, aber nicht wirklich kritisch. Kritisch ist aber weiterhin der Zustand meiner Heizung. Ein weiterer Startversuche brachte
nochmals Fehler E122H. Ich fahre nun also mit nicht funktionierender Heizung auf 2.100 m wo es bis -7°C geben soll und starken Schneefall.
Gute Idee?....hm...mir ist mulmig zumute. Der Co-Pilot ist ziemlich in sich gekehrt heute und Friedrich zieht sich die Mütze immer tiefer ins Gesicht. Die Stimmung ist angespannt.
Die Ausfahrt ins Avers nehmen wir noch problemlos, kaum sind wir aber auf der Nebenstraße gen Avers/Juf angekommen, wird es schwieriger. Eisplatten auf der Straße und Schneematsch begrüßen uns.
Und ziemlich flott sind wir auf Schnee unterwegs. Die ersten Kilometer steigt die Straße nur moderat an und wir können mit unseren Winterreifen und ATs ohne Probleme fahren. Ich bin selbst
überrascht, wie problemlos. Der Schnee ist griffig, Pulverschnee und Frost ist eine gute Mischung für ordentliche Traktion auch am Berg.
Bis Interferra kommen wir locker und problemlos. Er liegt zwar gut Schnee auf der Strecke, aber das macht den Kästen nix aus.
Nach Interferra kommt die erste wirklich Steigung. Schwung holen ist nicht. Es geht erst über eine ansteigende Brücke, dann links Knick und anschließend steil berghoch. Wenn das mal gut
geht!
Da wir bisher gute Traktion hatten, bleiben die Ketten vorerst wo sie sind und wir gehen in die Steigung mit dem was wir auf der Achse haben.
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Die Steigung mag hier bei ca. 10% liegen. Rechts Felswand, links bewaldeter Abhang und Schlucht. Die Straße, schon zig fach gefahren, führt ansteigend und geschwungen den Berg entlang.
Jens fährt voraus. Wir folgen. Verkehr ist praktisch keiner. Die Temperatur irgendwo bei -2°C und es liegt gut Schnee auf der Strecke.
Ich befürchte das Schlimmste, nämlich dass wir irgendwo kleben bleiben und mitten auf der Straße dann Ketten aufziehen müssen.
Doch, oh Wunder, zur großen Überraschung aller, kommen wir dieses Steigungsstück ohne auch nur ein Traktionsproblem hoch.
Gut, anhalten und anfahren hätte evtl. nicht funktioniert, aber ist der Kasten mal in Schwung, läufts hier gut.
Im Team macht sich große Erleichterung breit. Zudem freuen wir uns über jeden Tunnel durch den wir müssen. Auch aus diesen kann man wieder etwas Schwung mitnehmen...wenn nicht gerade ne Kurve
danach kommt. Aber Google Maps zeigt ja an wie die Strecke weiter geht.
Kommen wir hier womöglich ohne Schneeketten hoch? Das wäre ja der Wahnsinn und eigentlich undenkbar... Doch wir sind noch seeehr weit weg vom Ziel. Es kann noch einiges passieren...und es
passiert!
Nachdem die erste Steigung hinter uns liegt, kommt ein kurzes Stück zum Ausruhen und im Anschluss geht es wie vorhin, die nächste Schlucht entlang. Ähnliche Steigung, rechts Berg, links Abhang
und Bäume. Strecke weiß!
Müsste ja also genauso easy gehen wie vorhin....ja...denkste!!!
Die ersten Meter in der Steigung laufen auch gut. Doch je länger sie geht, desto mehr verlässt Zottl die Traktion. Und auch Jens vor uns in Oski wird im gleichen Maße langsamer. Der Schnee bei
weitem nicht mehr so griffig wie vorhin. Fühlt sich schmieriger an. Wurde hier mehr Salz gestreut, so dass der Schnee schmieriger wird und nicht so an der Straße ansetzt?
Wir werden auf jeden Fall immer langsamer doch auch das Ziel, also das Ende der Steigung, ist in Schlagdistanz. Eine Kurve noch, vielleicht 400 Meter...komm Zottl...auf, das packen wir und werden
immer langsamer dabei.
Oh fuck...nein, nein, nein...wir müssen das packen. Der Co-Pilot gibt alles, mach sich bleischwer für mehr Anpressdruck auf der Vorderachse, selbst Friedrich atmet heute weiter und drück sich in
des Co-Piloten Pelz. Zottl kämpft, ich spiele mit dem Gaspedal, versuche die Fuhre in Schwung zu halten. Habe Jens im Blick der auch langsamer wird....wenn er stehen bleibt, wir aber noch
Traktion haben, wäre sau blöd. Hier stoppen und anfahren....kann man vergessen.
Wir haben es fast geschafft, die Straße wird bereist etwas weniger steil, das rettende Ufer ist zum greifen nah...wir werden nicht mehr langsamer, fahren genauso schnell oder langsam wie Oski
hier über diese seifig, rutschige Bergstraße mit aufgewühltem Schnee. Komm Zottl...noch ein wenig weiter rede ich ihm gut zu und und irgendwann ist klar...wir gewinnen, die Steigung verliert. Wir
sind oben, haben wieder eine ebene Straße vor uns und können einmal richtig tief durchatmen.
Leck mich am Arsch...das war sau knapp! Ich bin leicht geschafft nach diesem Anstieg!
Klar ist aber auch. Weiter geht es nicht. Wir haben unser Limit erreicht. Über Funk verständigen wir uns, am Abzweig zum Val di Lei zu stoppen und die Lage zu besprechen. Die Zufahrt zum Val
di Lei ist geräumt, da passen genau zwei Vans hin. So stehen wir nicht mitten auf der Straße.
Im Gespräch mit Jens wird sofort klar: so geht es für uns nicht weiter! Wir müssen Ketten aufziehen. Damit sollte es gehen. Es kommen noch einige Steigungen, schlimmer als jene die wir gerade
hinter uns gebracht haben.
So packe ich also meine Pewag Ketten aus, erinnere mich noch kurz wie es ging...Ketten hinter dem Rad durchschieben, hochnehmen, Kranz hinter dem Rad schließen, Kettenglieder nach vorne ziehen,
Haken oben schließen, Selbstspanner unten schließen.
Die erste Kette habe ich nach weniger als 5 Minuten drauf. Läuft! Wie sieht es bei Jens aus?
Jens kniet mit Bedienungsanleitung vor dem rechten Oski Vorderrad und kämpft mit der Kette, der Beschreibung, den falsch zugeordneten Farben in der Beschreibung...was ein Mist! Viel helfen kann
ich nicht, also montiere ich schnell noch meine zweite Kette. Keine 5 Minuten später bin ich parat für die Abfahrt.
Was macht Jens? Noch immer an der ersten Kette, aber zumindest schon mal 1/4 montiert. Irgendwann, gefühlt nach einer halben Stunde, ist die erste Kette montiert. Super! Dann mal die
Zweite...oh...huch...was kommt denn da vom Val di Lei runter! Ein riesen Radlader der die Zufahrt frei schiebt. Und wir stehen ihm übel im Weg. So müssen wir hier jetzt auch noch rückwärts wieder
auf die Straße rangieren, dass der Kollege seinen Schnee über die Straße schieben kann. Natürlich stehen wir so im Weg für den restlichen Verkehr.
Als der Radlader endlich von dannen zieht, parken wir uns wieder aus dem Weg und Jens macht sich an Kette zwei. Ich versuche derweil weiterhin meine Heizung zu starten. Erfolglos. Keine Chance!
Nix. Immer wieder Fehler E122H.
Jetzt, nach der Fahrt ist es natürlich durch die Motorheizung angenehm warm in Zottl...aber ohne laufenden Motor kriecht die Kälte schnell ins Innere.
Jens und seine zweite Kette werden fast zum Show Stopper. Wir sind kurz davor, die ganze Juf Expedition aufzugeben. Denn die Kette ist verheddert, lässt sich nicht montieren. Es sieht so aus, als
sei sie im Werk falsch montiert....laaange sieht es so aus...Jens fragt sogar nach Zangen bei mir, um Kettenglieder zu öffnen um die Kette entheddern zu können. Natürlich hab ich alles
dabei...japp, ich bin Werkzeugtechnisch gut aufgestellt mittlerweile.
Doch natürlich lässt so ein Kettenglied sich nicht einfach verbiegen...no way... Und nur mit einer Kette die nächsten Anstiege zu fahren, können wir vergessen. Keine Chance! Wir sind ja keine
Idioten.
Und als wir schon aufgeben wollen, die Stimmung recht im Keller ist und ich schon überlege wo wir jetzt hinfahren könnten, nimmt Jens nochmal die Kette hoch, biegt das eine Ende irgendwie
komisch durch die Kette und zack...plötzlich ist alles gut! Kein Montagefehler, die Kette sieht normal und montierbar aus. Sie war ab Werk nur übel verheddert....
Okay...die Expedition geht weiter...woohooo...Stimmungsbarometer wieder bei 100%.
Doch erst muss die Kette noch auf den Reifen, das dauert nochmals ne Weile, aber geht schneller als bei Reifen Nummer eins.
Und so, nachdem wir hier schon ne Ewigkeit rumstehen, sind alle Ketten drauf und wir können weiter. Kurz bevor wir abfahren kommt auch noch der Schneepflug vorbei und räumt den guten Schnee von
der Strecke. Es bleibt zwar noch welcher zurück, doch mehr Schnee wäre angenehmer.
Ich ziehe los, an Jens vorbei und folge der Winterlandschaft bis zum nächsten Örtchen. Links ist die Kette gut montiert. Rechts klopft es ab 30 km/h. Irgendwas stimmt nicht so ganz. Aber egal.
Wird schon gehen. Viel schneller kann man ohnehin nicht fahren.
Im Rückspiegel vermisse ich allerdings Jens. Wo ist er hin? Irgendwo halten ist nicht, über Funk kommt nix. Komisch! Hoffentlich nix passiert!
Im nächsten Ort, Campsut, stoppe ich in der Einfahrt eines Bauernhofes. Hier liegen 20-30 cm Schnee rum. Wir fahren ohne Probleme in den Schnee, aber kommen wir auch wieder raus??
Mittlerweile schneit es stärker, allerdings liegt in seiner Gesamtheit deutlich weniger Schnee als in San Bernardino. Hier soll der Schnee erst heute und morgen richtig zuschlagen. Daher auch
unsere Entscheidung, heute in diese Region zu fahren.
10 Minuten warte ich bis Jens endlich im Rückspiegel auftaucht. Er zeiht auf meine Höhe, Fenster runter. Ich erfahre, dass er die Ketten nochmal nachziehen musste. Aber jetzt gehts, er kann so 30
km/h fahren...sonst klopfts....läuft!
Er, auf der Straße stehend, gibt Gas und beschleunigt und ist weg. Wir, im Tiefschnee, geben Gas....und....fahren los als stünden wir nicht im Schnee. Volle Traktion, kein Rutschen oder
Durchdrehen...nix...wir fahren los! Hammer! Der Co-Pilot ist völlig geflascht, Friedrich schlackert mit den Ohren und plötzlich sind beide völlig entspannt.
Jungs, freut euch nicht zu früh, sage ich, beschleunige Zottl auf 30 km/h und sehe am Ende des Dorfes ein übles Übel. Es geht berghoch und zwar heftig. Diese Passage hatte ich in meiner
Erinnerung völlig ausgeblendet. Schnurgerade geht es bergauf, vielleicht 700 m...Steigung...14-15% vermutlich. Ohne Ketten, nur mit Frontantrieb, undenkbar. Und mit Ketten?
Tja, mit Ketten fahren wir hier den Berg hoch, als wäre da kein Berg. Es ist der Wahnsinn, ein paar Stahlglieder über die Reifen ziehen und schon kommt ein Fronttriebler überall hoch. Unfassbar!
Es ist ja nicht das erste Mal, dass ich mit Ketten unterwegs bin, aber das erste Mal unter solch widrigen und steilen Bedingungen.
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Nach der Steigung geht es weiter über verschneite Straße und bei ordentlich Schneefall bis Cröt.
Hier kommt die nächster Herausforderung für uns. Steil und Serpentinen plus: hier war kein Schneepflug! Auf der Straße liegt dick Schnee.
Wenn das mal gut geht!
Es geht gut. Wir fahren hoch als läge kein Schnee. Kein rutschen, volle Traktion, auch durch Tiefschnee Bereiche kein Aufschwimmen oder rutschen. Nix. Bombensicher fahren wir die Steigung hoch,
durch die Kurven und am Ende über die Schlucht und auf der anderen Seite weiter das Tal hinter. Entlang an völlig vereisten Felswänden, rechter Hand...Abgrund!
Und auch hier täuscht mich meine Erinnerung wieder. Ich hatte die Anfahrt ab der Schluchtbrücke als nur moderat steil in Erinnerung. Doch auch hier geht es gut den Hang hoch. Bis Cresta legen wir
nochmal viele Höhenmeter hinter uns und durchpflügen viele Meter schneebedeckte Straße. Mittlerweile können wir es richtig genießen. Einziger Wehrmutstropfen: meine Heizung die weiter nicht
anspringt!
In Cresta stoppt Jens vor dem lokalen Volg. Wir haben kein Bier mehr und stürmen den Volg nun, kaufen zwei Flaschen Bier und machen uns anschließend weiter auf den Weg den Berg hoch. Es ist noch
einer weiter Weg.
Irgendwann kommt uns auf der Strecke noch der Schneepflug entgegen, auf unserer Fahrspur! Wir müssen nach links ausweichen, stecken mit einem Reifen tief im Schnee. Ohne Ketten wäre das
unmöglich, mit Ketten...alles easy, aufs Gas und durch. Es ist echt verblüffend was die Ketten an Traktion bieten!
Je höher wir kommen, desto weißer wird alles. Meine Augen müssen sich anstrengen überhaupt noch einen Kontrast auszumachen. Die kleinen Orte die wir noch passieren sind jeweils eine
Wohltat....die Gebäude bringen Kontrast und man kann kurz durchatmen.
Jetzt wird auch klar, wie wichtig die farbigen Streckenmarkierungen sind. Ohne diese, würden wir wohl kaum noch die Straße finden, alles ist weiß. Himmel, Boden, Straße, der dichte Schneefall. Es
ist anstrengend so unterwegs zu sein.
Ich habe immerhin noch Oski mal mehr mal weniger nah vor mir...für Jens muss es noch übler sein.
Und irgendwann...stoppt Jens plötzlich. Ich blick es erst gar nicht, steige auch auf die Bremse, schaue mich um...oh...wir sind da!! Geschafft! Wir haben es auf 2.100 m geschafft. Bei heftigem
Schneefalls, viel Schnee auf der Strecke und mit ohne Kontrast. Puh!!
Was sagt die Temperatur draußen: -8°C. Was sagt meine Heizung: Fehler E122H. Fuck!
Wir drehen unsere Vans, fahren in den 30 cm hohen Tiefschnee und parken uns an den Rand der Straße. Angekommen!
Doch diese Ankommen ist anders: der Motor bleibt erstmal an! Ohne Heizung, bei -8°C....das geht nicht. So tuckert Zottl fröhlich vor sich hin während ich ne Tasse schnappe und zu Jens rüber gehe.
Es ist späterer Nachmittag, Zeit für Kaffee und Lebkuchen.
Auf meinen Heizungsfehler können wir uns beide keinen Reim machen, ich muss damit wohl diese Nacht irgendwie klar kommen. Ich habe warme Klamotten (beheizbar) und viele Decken dabei. Irgendwie
wird es schon gehen. Aber wahrscheinlich wird der ganze Van einfrieren....oh je!
Nach einer ausgiebigen Pause in Oski, es ist mittlerweile dunkel, begebe ich mich zurück in Zottl und stelle fest...die Heizung läuft! Vom Motor kommt keine große Wärme mehr...die Anzeige liegt
flach...aber die Heizung ist irgendwie angesprungen, kein Fehler!
Leck bin ich erleichtert. Keine Frostnacht...hoffentlich! Jetzt aber Schneeklamotten an und raus vor die Tür. Wir wollen noch eine Runde durch Juf machen.
Wir sind schon fast im Ort, also so 500 m gelaufen, als wir einen ersten Blick auf das noch weiter entfernt stehende Restaurant im Ort blicken. Ein Bier wäre doch nett, es scheint sogar Licht zu
brennen....doch eigentlich müssten wegen Corona alle Restaurants zu haben... Äh, hat jemand Geld dabei....öhm...nee, liegt im Van.
Kurzentschlossen läuft Jens zurück und mir fällt ein: Maske! Wir brauchen auch eine Maske. So laufe ich also auch zurück. Und als Jens mir kurz darauf mit Geldbeutel entgegen kommt, frage ich
Ihn: Maske? Er: Oh...so laufen wir beide zurück, holen unsere Masken und laufen wieder gen Dorf. Nur um dort festzustellen, dass das Resti zu hat! Mist!
Naja, immerhin die öffentlich Toilette ist noch nutzbar und wird von Jens gleich mal in Beschlag genommen. Da der Ort recht überschaubar ist, wir noch nicht wieder zurück ins Warme wollen, laufen wir auf dem Rückweg vorbei an unseren Vans und die Straße weiter runter. Es schneit noch immer ordentlich, dazu kommt jetzt vermehr Wind. Es wird leicht ungemütlich und so beschließen wir unsere Abendrunde, drehen um und laufen durch das Winterwetter zurück zu Zottl und Oski. Die haben beide schon eine gute weiße Farbe angenommen und werden morgen wohl ziemlich eingeschneit sein.
Nachdem ich gestern gekocht hatte, darf heute Jens den Kochlöffel schwingen. Fleisch, Kartoffeln und Gemüse und zum Nachtisch Dominosteine aus meinem Bestand. Dazu es lecker Bierli aus dem Volg.
Draußen....Schneefall!
Tja, und da der Wurm ja heute schon ein wenig drin ist, geht Jens jetzt auch noch das Wasser aus. Ich biete ihm an, welches von Zottl zu leihen, doch er möchte lieber einen anderen Weg gehen:
schnappt sich einen Topf, geht vor die Tür, füllt Schnee rein und stellt ihn auf den entzündeten Gasherd. Dazu füllte er auch noch eine Gießkanne mit Schnee und stellt sie in den
Innenraum.
Japp, Jens der alte Schneeschmelzer. Doch bis die Gießkanne mal voll Wasser ist, muss er zig mal rein und raus. So ein voller Topf Schnee resultiert nur in einem halben Liter Wasser. Eine
abendfüllende Beschäftigung bis die Gießkanne mal voll ist mit Flüssigem. Aber es reicht zum Überleben!
Gegen Mitternacht fallen mir die Augen zu und ich stapfe durch hohen Neuschnee zu Zottl. In Zottl noch warm, die Heizung tut. War das jetzt nur eine kurzer Aussetzer heute, oder kommt der Fehler
wieder?
Nun, wir werden sehen. Immerhin müssen wir diese Nacht nicht frieren. Ich stelle die Heizung auf unsere Nachttemperatur von 13 Grad, schnappe mir die zwei Fellfüße und begebe uns gen Bett. Was
für ein Tag, was für eine Anfahrt hier hoch.
Gute Nacht und bis morgen.
Viele Grüße
Kai
PS: Warum machen wir das? Weil wir Lust drauf haben. Gehen wir ein Risiko ein: natürlich, das geht man immer wenn man auf Schnee und Eis unterwegs sein muss. ABER: es ist ein kalkuliertes Risiko:
- wir fahren keine gesperrten Strecken
- wir sind zu zweit und können uns gegenseitig Helfen
- wir sind gut vorbereitet, Essen, Trinken, Warme Sachen sind zu Genüge an Bord
- wir sind vernünftig und schätzen das Risiko ab so wären wir z.B. ohne Ketten niemals weiter gefahren
Ziel von allem:
Herausfinden, was ein Kastenwagen bei Schnee und Eis kann. Auf der Strecke und neben der Strecke. Erfahrung sammeln im Handling bei Eis und Schnee. Es ist gut zu wissen, wo ca. das Limit eines
Fronttrieblers ist wenn man im Winter unterwegs ist. Und wer weiss, vielleicht geht es ja auch mal richtig in den Schnee...irgendwann.
GPS Koordinaten:
Parkplatz vor wir nächtigten: 46.462848, 9.188071
Abends: Juf
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