Guten morgen ihr Lieben,
und es ist tatsächlich eine guter Morgen. Die Uhr zeigt 9 Uhr an und ein Blick nach draußen zeigt trockenes Wetter und einige Lücken in der Wolkendecke. Man sieht sogar die Berge auf der linken Seite, verschneit bis ca. 1.300 m. Sieht ein wenig nach Winter aus.
Dann wollen wir mal aufstehen…aber was heißt da WIR. Ich stehe auf! Denn der Co-Pilot zieht die Nacht noch ein wenig in die Länge. Mault aber noch kurz, dass ich nicht so viel Licht machen soll. Na dann…alles wie immer!
Ich begebe mich also auf leisen Solen nach vorne in die Dinette. Ich muss noch dringend ein Video fertig stellen, das am Sonntag live gehen soll. Heut ist zwar erst Samstag, ich vermute aber, es gibt noch ein paar Kontrolldurchgänge und Korrekturen bis alles passt. Gegen halb 10 Uhr öffne ich das Fenster, lasse etwas frische Luft rein und sehe: genau! Etwas Organes, das durch das Unterholz kriecht. Ziemlich weit weg…aber ich erkenne es dann doch recht gut und schnell. Es handelt sich um unseren Nachbarn, Jens. Der ist schon wieder auf der Pirsch nach guten Bildern.
Er spottet mich natürlich sofort und kommt rüber.
Es stellt sich heraus, dass er sogar schon die Drohne in der Luft hatte…in Gedanken. Denn physisch gibt es ein Problem damit: er hat zwar die Ladekabel der Drohne dabei, den Flieger selber ließ er aber zu Hause liegen. Das hört sich ein wenig nach mir an… J
Na immerhin hab ich meine Drohne am Start. Bevor die aber in die Luft geht, müssen erst noch ein paar Wolken verschwinden. Ich filme also erstmal am Boden, erkunde etwas die nähere Umgebung, bestaune die imposanten Berge auf der rechten Seite von Zottl. Phänomenal, atemberaubend, der Wahnsinn.
Also erstmal Frühstück. Das wird bei Jens und Oski eingenommen. Ich schnappe also meine Ausgleichsmasse bzw. mein Frühstücksbrei und mache mich auf den Weg zu den beiden. In wohliger Dieselheizung Wärme wird entspannt gefrühstückt. Jens zeigt während des Frühstücks enorm Mut: wagt er es doch, mit seinem Löffel meine Ausgleichsmasse mit Nüssen und Erdnussbutter zu versuchen. Seine Euphorie über den Geschmack hält sich sehr in Grenzen, ich muss weiterhin nicht fürchten, dass er mir meinen Frühstückbrei wegfuttert. Ich bin beruhigt!
Im Anschluss an das Frühstück wäre es mal an der Zeit für einen Drohnenflug. Das Wetter hat sich noch ein Stück gebessert. Also hoch mit dem Ding. Aber Stopp: der Controller hat nur 36% Akku, das ist zu wenig. Erstmal noch eine halbe Stunde laden. Bei knapp 50% starte ich den Flug. So richtig gut läuft es nicht. Erst bekomme ich die Berge nicht ordentlich drauf, sind zu hoch und ich zu nah dran, das Tal schmal. Plötzlich stürzt mir dann noch die DJI App ab auf der das Kamerabild gezeigt wird. Innerlich drehe ich fast durch, äußerlich bleibe ich glaube ich halbwegs ruhig, fluche aber mal wieder vor mich hin. Ungefähr weiss ich wo die Drohne am Himmel stand. Sie ist allerdings sehr hoch und so 300 m weg. All das geht mir durch den Kopf, während ich die App wieder starte. Das dauert einen Moment…wenns mal wieder länger dauert. Ich meine mich zu erinnern, dass ich auch das USB Kabel entferne und wieder anstecke. Kurz darauf hab ich wieder Bild und Verbindung. Puh…gut…weiter geht der Flug.
Am Ende des Flugs stelle ich noch fest, dass man mit der Mavic Pro auch gut aus der Hand filmen kann, beim Laufen, rennen, joggen. Muss ich mal überlegen, wie ich die Drohne zukünftig auch noch einsetzen kann.
Nach dem Drohnenflug ist vor der Abfahrt. Wir wollen noch eine Brücke in Szene setzen, auch aus der Luft. Somit, zusammen packen, Abfahrt. Und schon wieder nach 12 Uhr. Wo ist der Vormittag hin?
Vor der Brücke muss Jens jedoch nochmals stoppen: er benötigt ja noch immer Wasser! Und weiter unten gibt es eine gute Möglichkeit, an einen Bach ran zu kommen. So läuft er nun munter hin und her und bunkert Wasser. Ich helfe nicht, muss ja die Aktion filmen. Der Co-Pilot schaut mich fragend an und ich meine aus seinem Blick die Frage zu lesen, ob Jens in Oski jetzt eine Fischzucht machen möchte. Sicher freut er sich schon auf leckeren, frischen Lachs, hab ich so den Eindruck.
Nach 4 Gießkannen a 10 Liter reichts. Niemand ist in den Bach gefallen, auch die Gießkanne ist nicht abgetrieben. Alles gut. Weiter!
Auf der Rückfahrt durch das Tal sieht man nun endlich mal wo wir da gestern entlang gefahren sind. Wow! Extrem enges Tal, teils schluchtartig. Auch der schmutzige Straßenabschnitt ist noch da. Wir sauen uns die Kästen weiter ein.
Etwas später erreichen wir die Taminaschluchtbrücke. Drohne in die Luft, drüber fahren und filmen. Kurzer Stopp danach, noch ein paar weitere Shots machen, Drohne wieder einholen. Weiter geht’s.
Wir müssen das Land verlassen!
Einen lassen wir aber zurück, na, eigentlich zwei. Zottl und der Co-Pilot werden am Rhein geparkt. In Oski geht es über diesen Fluss und rein nach Lichtenstein. Dort, oben in den Bergen, wollen
wir uns noch einen Schlafplatz anschauen.
Die Strecke den Berg hoch ist atemberaubend. Eine fantastische Aussicht ins Rheintal, das Wetter spielt mit, die Sonne scheint, es ist mild. Die Straße hat es aber in sich. Eine Kurve jagt die nächste. Oski und Jens müssen gut kurbeln, ich genieße es, gefahren zu werden. Innerlich bin ich froh, ist der Co-Pilot nicht dabei. Dem wäre wohl wieder schlecht geworden.
Der Clever läuft gut den Berg hoch, Jens hat seinen Spaß und dreht die Gänge mal etwas weiter aus als sonst. Wir schießen den Berg hoch. Zu fahren ist die Strecke gut, auch mit längeren
Fahrzeugen kein Problem. Ganz oben wartet ein Tunnel. Nix wie durch! Auf der anderen Seite werden unsere Augen groß. Sehen wir doch etwas, womit wir nicht gerechnet hatten. Wir sind doch nur
durch einen Tunnel gefahren! Hier oben herrscht wohl ein eigenes Tal-Mikroklima. Worüber ich rede?
Hier ist es weiss! Es liegt etwas Schnee! Die Straßen sind zwar frei, sonst liegt aber Schnee. Wow! Winterfeeling pur. Kurz nach Wisli geht es über eine schmale Brücke und eine einspurige Zufahrt zu einem ruhigen Wanderparkplatz. Der ist schneebedeckt aber eben. Toll hier! Ein top Platz für ein Wochenende oder eine Nacht. Rundum Berge, ein kleine See und eine handvoll Loipen gibt es im Winter. Wären wir mit beiden Kästen unterwegs, wir würden wohl hier bleiben. Vor allem: es ist nix los hier.
Aber: Zottl und Co-Pilot warten im Tal, wir MÜSSEN wieder runter. Außerdem haben wir ja als Schlafplatz noch eine andere Idee. Auf Jens‘ Mist gewachsen. Auch wenn sich herausstellen wird, dass
wir ein dickes Problem bekommen…. Aber ich will nicht vorgreifen.
Während Jens abfährt, ich ihn dabei filme, werde ich fast noch von einem Hund zerfleischt. Ich denke Du die Kamera hält ihn davon ab, mich anzuspringen. Jens dreht, „rettet“ mich und wir fahren
die tausend Kurven wieder zurück ins Tal wo der Co-Pilot schon ganz ungeduldig wartet. Immer wieder schön zu sehen, dass sich jemand freut, wenn ich zurück zum Kasten komme.
Die Sonne ist am untergehen, wir sollten uns beeilen um unseren Schlafplatz noch bei Tag zu erreichen. So queren wir die Autobahn, fahren ein Stück gen Wartau und biegen nach Azmoos scharf links ab. Von nun an geht es stetig bergauf. Wir fahren mitten durch Wald. Gute Straße, nicht zu eng. Mit unseren Kästen gut zu fahren. Es geht ewig bergauf. Nach vielen Höhenmetern und gefühlt noch mehr Kurven kommt ein Zahlautomat. 10 Franken sind zu berappen wenn man weiter will. Zahlbar mit EC Karte, bar oder gängigen Kreditkarten. Wir zahlen, bekommen unser Ticket, sitzen auf, fahren weiter.
Auch die nächsten Höhenmeter laufen gut. Wir fahren an ein paar kleineren Parkplätzen vorbei. Wir möchten jedoch höher und weiter. Auf ca. 1.300 m nehmen wir die ersten Schneereste wahr. Von letzter Nacht. Schnee gab es bis ca. 1.200 m rum. Erst nur wenig, ein Hauch. Mit jeder Kurve und jedem Höhenmeter wird es ein wenig mehr. Als wir an einem Parkplatz mit Buswendeplatte vorbei kommen, sehen wir die ersten kleinen Reste auf der schmalen Straße. Hier hätten die Alarmglocken langsam läuten sollen. Taten sie nicht!
Der Schnee neben der Strecke nimmt langsam aber sich er zu. Erst kommt jetzt noch eine schmale Felsdurchfahrt, ob ein TI hier durch passt….könnte enge werden. Wir flutschen locker durch. Und dann, nach der nächsten Kurve: Oh f***, was ist denn hier los? Wo kommt das jetzt her? Hier nix, und da plötzlich viel. Haben die hier Mini-Mikroclima? Wie aus heiterem Himmel ist die ansteigende Straße vor uns plötzlich komplett weiß auf einem ganzen Stück. Dummerweise an einer recht steilen Strecke. Wir stoppen. Schauen uns ratlos an. Was nun? Wenden? Hier? Keine Chance. Weiter bergauf? Wir laufen. Schauen. Rutschen. Teils eisig, obwohl die Autos +2°C anzeigen. Weiter oben ist der Schnee wieder weg. Ist also nur hier verschneit auf ca. 50 m. Packen wir das? Das packen wir….oder?!!
Jens fährt vorne und versucht es als erster. Er hat Allwetterreifen drauf, ich nagelneue Winterreifen. Wir lassen uns zurück rollen, er gibt Gas, ich denke noch, gib etwas mehr Gummi, nehm etwas mehr Schwung!! Das erste Schneefeld packt Oski mit Müh und Not. Verschwindet dann hinter einer Kurve. In der Annahme, er kommt auch weiter gut vorwärts, gebe ich Zottl die Sporen. Fahre ziemlich locker durch den Schnee. Die Winterreifen greifen gut.
Als ich um die leichte Kurve biege, sehe ich es. Oh, oh!! Oski, an einer kleinen Steigung. Gestrandet. Nix geht mehr. Die Vorwärtsbewegungen werden nur noch in seitliches Rutschen umgesetzt. Nix geht mehr. Ich stoppe.
Wir schauen uns die Lage an. Der Boden gefriert, teils schwarzes Eis, teils Schnee, rechter Hand des Wegs etwas mehr Traktion, links und mittig eisig. Jetzt haben wir den Scheiß. Übertrieben,
überschätzt! Hilft aber nix sich jetzt zu ärgern wir brauchen eine Lösung:
Schneeketten für Oski aufziehen? Jens besitzt keine! WAS!!!! Keine Schneeketten! Ich kann es schwer fassen, besitzt er sonst doch fast alles, sogar einen Subwoofer in Oski.
Ich biete meine Schneeketten an.
Jens holt seine Schaufel und räumt den Schnee weg um anfahren zu können und bessere Traktion zu haben.
Ich biete meine Schneeketten an.
Jens wirft Erde und Blätter auf die Fahrspur für bessere Traktion.
Ich biete meine Schneeketten an.
Wir laufen noch ein Stück die Straße hoch. Weiter oben, nach einer weiteren kleinen Steigung ist der Schnee wieder komplett weg.
Ich biete meine Schneeketten nicht weiter an.
Es wird langsam dunkel. Hinter uns wartet ein Auto das ebenfalls hoch will. Wir blockieren jedoch die Straße.
Jens und Oski versuchen es. Mit qualmenden Reifen und viel Power kommt er los, fährt hoch, um wenig später wieder zu hängen. Das sehe ich aber erst, als ich mit Zottl nachgezogen habe. Für uns mit Winterreifen keine große Sache. Leichtes Durchdrehen der Räder, sonst alles gut.
Es wird noch dunkler.
Wir beschließen: wir lassen es! Es geht nicht weiter. Aber wie jetzt zurück?
Rückwärts wieder runter? Gefährlich und rutschig.
Wenden? Es gibt zwei etwas breitere Stellen die wir nutzen könnten. Die obere halte ich nicht für gut, man würde mit der Hinterachse zu tief einsinken. Ein kleines Stück weiter unten, unter einem Baum, ist eine weitere Stelle. Wir nehmen Maß, schreiten die Breite ab. Hm…könnte gehen. Der Co-Pilot schaut mich mit großen und ängstlichen Augen an. Ich beruhige ihn kurz, rede ihm gut zu und mache uns beiden Mut.
Da ich zuhinterst stehe, darf ich zuerst wenden. Gut sind wir zu zweit, einer weist ein, der andere bewegt sein Fahrzeug. Alleine wäre das schwer, so eng ist es. Ich rolle rückwärts, mit der Hinterachse bis an den Abhang. Was bin ich froh, hat Zottl eine Anfahrhilfe. Und das sowohl bergauf, wie bergab. Die Bremse hält in immer ein paar Sekunden in Position wenn man von der Bremse geht. Ich kurbel mir einen Elch, es geht vor und zurück, Jens springt draußen von vorne nach hinten und wieder zurück. Er ist ein top Einweiser!
Dann ist es vollbracht. Zottl's Hintern zeigt bergauf, die Schnauze bergab. Puh…was ein Act!
Jetzt tauschen wir die Rollen. Ich springe draußen rum, Jens kurbelt Oski. Auch hier geht alles glatt und wenige Minuten später steht auch Oski mit der Schnauze bergab. Jetzt aber nix wie weg und
die Straße frei machen. Wir rollen langsam bergab über den Schnee, null Problem. Kein Rutschen nix. Kurz darauf hat Zottl Teer unter den Puschen und wir machen uns vom Acker. Treffen uns am
nächsten Parkplatz mit der Wendeplatte für Busse, parken und stellen fest: nach dem Schreck, erstmal ein Bier!!!
Nach dem Bier, ist vor dem Abendessen. Dies muss jedoch erst gekocht werden. Rösti mit Geschnetzeltem soll es geben. Statt Kalbs- jedoch mit Hühnchen Fleisch. Wir machen eine Kochshow in Oski
draus. Jens der Profi steht am Herd, ich filme. Die Show könnt ihr besser im Video schauen. Das würde hier den Rahmen sprengen. Nur so weil sei gesagt:
Ich esse heute Abend das beste Rösti ever!!! Ich wohne seit 15 Jahren in der Schweiz, habe das Gericht zig mal in Restaurants gegessen. So gut wie heute, war es noch nie, noch nicht mal annähernd. Ein absoluter Traum, ein Gedicht, ein Moment den ich nie vergessen werde. Einfach wow!!! Danke Jens! Einfach perfekt! Du hast es drauf.
Den Rest des Abends erzählen wir, reden, trinken nicht, und gegen halb eins ist es Zeit für mich, nach Hause zu gehen. Was für ein Tag. Der Co-Pilot empfängt mit in Zottl mit müden Äugli, so bette ich ihn zuerst und nach einer Runde durch Bad, die er immer auslässt, bin auch ich im Bett. Mummel mich unter mein Federbett und schlafe mehr oder weniger sofort ein.
Morgen geht es hier weiter…und ich kann nur schon mal schreiben…es bleibt spannend, denn einer hier ist etwas größenwahnsinnig….aber mehr dazu im nächsten Blog.
Viele Grüsse und gute Nacht.
Kai
GPS Koordinaten:
Platz morgens am Gigerwald Stausee wo wir eigentlich hin wollten: 46.911151, 9.392239
Taminaschluchtbrücke: 46.989319, 9.485926
Parkplatz Zottl am Rhein bei Azmoos: 47.072967, 9.488244
Möglicher Schlafplatz in Lichtenstein, bei Wisli, nahe Malbun : 47.107429, 9.577090
Parkplatz wo wir abends hin wollten: 47.093353, 9.416531
Parkplatz wo wir stattdessen strandeten: 47.091614, 9.442214
Video Teil 1 dieses Tages:
Kommentar schreiben