Am Sonntag wache ich, ohne Kater oder sonstige Haustiere, gut erholt auf. Ein Blick nach draussen zeigt: es stürmt noch immer stark. Die Nacht über hat Zottl wieder gut gewackelt.
Draußen ist schwer festzustellen, wie viel es geschneit hat. Der Wind hat sicherlich viel verweht. Momentan schneit es nicht, die Temperatur liegt bei ca. -1°C Grad.
Ganz entspannt mache ich mir einen Kaffee und Frühstücke erstmal. Draußen fliegt der Schnee tief. Sieht sehr ungemütlich aus, gut wollte ich heute ohnehin nicht mehr auf die Piste. Da wird nicht viel offen sein.
Nach dem Frühstück, es geht auf 10 Uhr zu, ziehe ich meine Winterjacke an, setz meine Mütze(!) auf und wage mich raus. Meine Treppenstufe ist gut verschneit, mein Fuß sinkt tief in den Schnee ein. Mein Snowboard unter Zottl ist total eingeschneit. Das ich das nachher nicht vergesse einzuladen!
Ich stapfe durch den Schnee und schau mir die Lage an. Zottl ist gut fest gefroren. Eiszapfen überall. Die entferne ich erstmal vorsichtig mit Hand und Fuss. Und ich bin froh, hab ich die Ketten gestern aufgezogen und muss das nicht heut noch bei 15-20 cm Neuschnee machen.
Ich begebe mich wieder in Zottl, mach alles fahrfertig, alles wird weggeräumt, Schubladen gesichert, Snowboardzeug ist trocken und kommt wieder ins Verließ. Die Verdunkelung des Cockpits wird geöffnet. Viel heller wird’s aber nicht, vorne liegt eine gute Schicht Schnee drauf. Da muss ich noch dran.
Ohnehin muss ich nochmal raus: Parkticket darf noch bezahlt werden. Ausfahrt und Straße muss ich mir auch noch anschauen. Will wissen, was mich erwartet und ob ich mit Ketten bis Saas Grund fahre oder ohne.
Wieder rein in Winterjacke und Mütze, Handschuhe an und schnell die Front vom Schnee befreien. Der ist zum Glück nicht angefroren und geht leicht ab.
Als nächstes laufe ich über die Zufahrt zur Straße. Diese ist vom Neuschnee befreit, weiß geräumt. Die Schranken sind heute unten. So muss man natürlich anhalten und das Parkticket einschieben. An einer Steigung. Die verschneit ist. Ich lasse die Ketten drauf.
Als nächstes Werfe ich einen Blick auf die Straße. Keine feste Schneedecke, aber auch nicht top geräumt. Und wie es nach der ersten Kurve aussieht, kann ich auch nicht erkennen. Für einen PKW reichen Winterreifen, aber bei 3,2 Tonnen und Allwetterreifen…hm… Hier auf der Straße kann ich auch nur sehr schlecht die Ketten abmachen. Stünde komplett im Weg.
Auf jeden Fall stürmt es hier wie sau. Und es schneit wieder leicht.
Ich vertage die Schneeketten Entscheidung erstmal und geh mein Parkticket bezahlen. Das geht unkompliziert. Ich lege meinen Bürgerpass vor, zahle meine zwei Nächte, frage den Parkhausmanager ob er weiß wie die Straße nach Saas Grund aussieht. Er meint, es läge Schnee aber keine feste Schneedecke. Seine Empfehlung, Ketten drauf lassen. Okay, danke schön.
Ich gehe durch die Ent- und Beladebuchten und sehe einen 3er-BMW mit ZH Nummer und ein Pärchen das sich in den Kofferraum beugt. Sieht aus, als seien die beiden gerade angekommen. Ich spreche sie freundlich an, frage nach den Straßenverhältnissen zwischen Saas Grund und Saas Fee. Leider wissen sie es nicht, sie sind nämlich am Abreisen und nicht am Ankommen. Schade!
Ich laufe, ohne auszurutschen, zurück zu Zottl. Checke nochmal die Schneeketten, ob sie gut sitzen. Sieht alles gut aus. Es kann los gehen….fast…das Snowboard noch vom Schnee befreien und in den Keller legen…und…die Treppe. Die lässt sich nicht einziehen, total vereist. Verdammt….das hatte ich schon mal irgendwo in einem Forum gelesen, im Winter bloß nicht die Treppe ausfahren bei Schnee(fall). Warum fällt mir das erst jetzt ein. Die MUSS rein! Heißes Wasser drüber? Hm…vielleicht nicht gut für den Antrieb und bis das Wasser heiß ist dauerts auch…
Ich schnappe mir den Handfeger, der hat einen Plastikgriff und mit diesem Griff entferne ich nun jegliches Eis. 10 min später ist die Treppe frei und fährt ein. Nie wieder fahre ich die Stufe raus bei Schneefall.
Jetzt aber, letzter Check innen, alles fest und verräumt? Ja! Ab auf den Fahrersitz, Motor an, Rückwärtsgang rein und Zottl will nicht so recht. Spüre einen Widerstand. Also etwas mehr Gas und dann bewegt sich der Gute, die Ketten greifen und ich fahre rückwärts aus meinem Platz. Jetzt will ich es wissen, ersten Gang rein und quer über den ungeräumten Platz, +/-20 cm Schnee. Keine Probleme, die Ketten greifen, nur rechts spüre ich kurz den Reifen leicht durchdrehen, dann fasst er wieder und ich fahre, als wäre nix, vom Parkplatz. Bin ich froh, hab ich die Dinger. Kurz halte ich nochmal an um zu prüfen ob sie sich gut automatisch nachgespannt haben und sauber sitzen. Alles klar. Dieser Stopp fand noch im tiefen Schnee statt. Anfahren, easy, volle Traktion.
Auch die Schranke und das Anfahren managen wir ohne Probleme. Die Straße sieht aus wie vorhin. Ich lasse die Ketten drauf, fahre langsam runter. Nicht viel Verkehr, zwei Autos überholen mich. Von denen, die mir hinterherfahren, lasse ich mich nicht stressen. Anhalten und vorbeilassen kann ich nicht, es gibt keine Haltemöglichkeit.
Die Straße ist durchweg mit Schnee und Schneematsch versehen. Wäre evtl. auf ohne Ketten gegangen. Mit fühlt es sich aber sicherer an.
In Sass Grund ziehe ich auf dem Platz vor der Post die Ketten wieder ab, schmeiße sie in einen Plastikcontainer im Keller und fahre auf Gummi weiter. Die Straße durch Saas Grund ist nicht gut geräumt, auch die erste Meter nach Saas Grund lassen mich im Unklaren. Sieht nicht so toll aus. Aber dann hab ich Glück und es wird besser, Sieht aus, als wäre gerade ein Schneepflug vorbei gefahren. Auch die Postbusse sind ohne Ketten unterwegs. Das ist immer ein gutes Zeichen. Wenn die hier ohne Ketten hoch komme, komme ich auch ohne welche runter.
Es schneit hier unten heftiger als oben, auch der Wind ist grusig. Bin froh, dass ich im Kasten sitze. Leider wird dieser nicht richtig warm. Es geht permanent bergab, der Motor generiert kaum Wärme. Ich friere also ein wenig vor mich hin.
Die Straße hier unten ist gut besucht, die PKW Kolonne schiebt sich den Berg runter ins Tal. Straße ist irgendwann gut geräumt. Nach einigen Kilometern sehe ich auch warum: da fuhren gerade tatsächlich die Schneepflüge vor uns her. Als hätte ich sie bestellt gehabt. Sauber gemacht, Jungs!
Sie lassen uns nun vorbei, die Straße ist frei. Die restlichen vielen Kurven und Gefälle fahre ich ohne Probleme, irgendwann regnet es und das Grau in Grau im Tal kommt immer näher.
Oben war es deutlich schöner.
Meine weitere Fahrroute sollte eigentlich zum Autoverlad Furka gehen. Der ist jedoch wegen Lawinengefahr außer Betrieb. Also nichts mit kurzer Strecke und schnell in Andermatt sein.
Die Alternative war der Autoverlad bei Kandersteg. Vom Wallis nach Spiez/Interlaken rüber. Aber: auch geschlossen wegen Lawinengefahr.
So bleibt mir nur der Weg außen rum. Über Fribourg, Bern, Luzern, Zug nach Hause. Lange Strecke, aber sonntags immerhin kein Stau. Dafür Regen, Regen, Regen.
Auf Höhe des Lac de la Gruyère halte ich kurz, Müll entsorgen. Kurz werfe ich einen Blick in den rechten Außenspiegel. Was hängt da an meiner Schiebetür?
Oh verdammt…das ist einer meiner Temperatur Sensoren. Der ist mit einem Magnet versehen. Hängt eigentlich hinten im Schlafbereich, aber wenn ich stehe, nehme ich den Sensor manchmal und hänge ihn raus an den Kasten. Da hab ich ihn wohl vergessen. Schnell reinholen, nicht dass er noch einen Schnupfen bekommt.
Der Rest der Fahrt läuft gut. Kurz vor meiner Entsorgung vor Luzern schneit es wieder, dann regnet es…aber während ich entsorge, ist es glücklicherweise trocken. Erst zu Hause holt mich der Schnee wieder ein. Die Straße ist schon weiß, es schneit und ich schaffe es so grade noch meinen Hausberg hoch. Eine Stunde später und ich hätte unten im Dorf parken können oder die Ketten wieder auspacken. Schwein gehabt.
Bevor ich mich mit ausladen beschäftige, muss ich jedoch erst mal etwas essen. Das Frühstück ist doch schon wieder eine ganze Weile her.
Somit geht meiner Tour hier gut zu Ende. War sehr abwechslungsreich und spannend. Nach Saas Fee fahre ich gerne wieder...nächstes mal vielleicht im Sommer. Snowboarden auf dem Gletscher. Wollte ich schon immer mal....
Ich danke euch fürs Mitreisen und bis zum nächsten Trip.
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Jens (Montag, 12 Februar 2018 21:22)
Danke für Video und Blog. Die Videos werden immer lockerer...wie es scheint, gewöhnt man sich irgendwann an die Kamera vor der Nase ;-)
Informationen aus dem wahren Camperleben, wie man sie so sauber nur selten sonst sieht und hört, bekommt man beim Kai.
So wie es aussieht, könnte ich das kommende WE für eine Nacht im Oski nutzen. Bin aber effektiv noch unschlüssig, wie und wo...
Grüsse
Jens
Kai (Montag, 12 Februar 2018 22:56)
Hallo Jens, danke fürs Vorbeischauen und die netten Worte.
Man gewöhnt sich in der Tat immer mehr daran, mit der Kamera zu sprechen. Komisch ist es aber noch immer, wenn andere Menschen um einen rum sind. Erstens diese auszublenden und zweitens sich nicht von den teils verwunderten Blicken stören zu lassen. Aber je mehr man es macht, desto mehr Routine bekommt man. Also einfach dran bleiben.
Cool, die erste Nacht ist in Planung. Wettertechnisch wird es im Tessin wohl besser sein als hier im Norden. Ab über den San Bernardino und Du hast gutes Wetter und Sonne. Da wirds sicher irgendwo ein schönes Plätzchen geben für eine Nacht.
Viel Spaß und Grüsse
Kai
Jens (Mittwoch, 14 Februar 2018 23:02)
Werde auch dran bleiben und die kommende Fahrt festhalten. ;)
Nach derzeitigen Stand werde ich auf 2300 m übernachten. Berninapass!
Aber es darf natürlich nicht allzu saumässiges Wetter sein Samstag am Julier.
Bin einfach mal auf Oskis Eigenschaften bei Kälte gespannt.
Grüsse
Jens
Kai (Freitag, 16 Februar 2018 09:48)
Hi Jens,
ich bin gespannt auf Deinen Trip! Hoffe Du kommst ohne Probleme hin und zurück und verbringst eine toll erste Nacht im Kasten. Viel Spaß!!!
Ich versuch jetzt erstmal wieder gesund zu werden...seit Dienstag liege ich krank im Bett. Heute das erste mal wieder am PC...es geht langsam aufwärts...aber sei froh, hörst Du mich nicht husten während ich hier tippe :)
Gute Fahrt und viele Grüsse
Kai