Bei Eis, Schnee und Sturm auf den Lukmanier Pass...oder besser doch nicht?

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Freitag Abend, 17:00. Während andere entspannt ins Woende gleiten, belud ich Zottl. Für zwei Nächte wollte ich in die Alpen, hoch hinaus, auf den Lukmanierpass zumindest für eine Nacht. Pass war offen (er ist eigentlich das ganze Jahr frei), aber offen heißt nicht…naja….lest weiter.

 

Zottl war schnell beladen. Nur drei mal die Treppen runter und hoch und alles Equipment, Essen, Klamotten, Technik etc war drin. Ich werde immer besser. Was noch fehlte: Diesel und Wasser! Beides wollte ich unterwegs bunkern.

In Rothenthurm ist eine günstige Avia und Wasser gibt’s auf der Autobahn. Also los gings. Minus 1°C zeigte das Thermometer an, alles im Rahmen.

 

 

Das erste mal wurde ich in Rothenthurm ausgebremst, keine 10 min von mir zu Hause. Stau! Ich konnte es nicht glauben. Okay, es ist Freitag Abend…aber hier auf dem Land? Kurz darauf die Sirenen, ich blickte in den Rückspiegel, oh…die Cops…mein erster Gedanke ist dann immer…schnell verstecken…weiß auch nicht warum. In meinem vorherigen Leben muss ich mit denen mal zu tun gehabt haben.

Gut, nutzte ich den Stau halt zum Tanken. Kleine Dorf Tanke, nur bleifrei angeschrieben, aber die werden ja wohl an ihren zwei Zapfsäulen auch Diesel haben…Nee, hatten se nicht. Toll, wieder in den Stau eingefädelt. Ich tanke dort normal nie, hab eine Tankkarte für andere Benzinmaffia-Teilnehmer.

Langsam ging es vorwärts. Die Feuerwehr fuhr noch vor. Ein Krankenwagen kam von hinten. Gut was los bei uns aufm Land, dachte ich.

Am Ort des Geschehens war nicht viel zu sehen, die Strasse einseitig gesperrt, daher der Stau. Die Feuerwehr war am Schläuche ausrollen. Zu sehen war ansonsten aber nix. So fuhr ich weiter und kaum war ich aus Rothenthurm raus, fiel mir ein: VERDAMMT…ich hatte doch noch an der anderen AVIA im Ort tanken wollen!! Oh man…Hirn schon wieder ausgeschaltet. Naja, egal, dann halt die nächste Tanke.

Bei Shell in Biberbrugg getankt und in Wädenswil auf die Autobahn Richtung Chur. Erster Parkplatz, quasi vor der Ausfahrt Samstagern, gibt’s Wasser. 

Wassertanken ist ein echter Mist. Diesmal mit Schlauch. Alles schön angeschlossen, gut Druck drauf, sollte schnell gehen. Denkste! Das Wasser floss lustig wieder aus dem Tank. Die Entlüftung ist nicht schnell genug. Ein Wasserfall in meine Richtung….wtf. Bin ich zu blöd oder gibt’s nen Trick den ich nicht kenne?

An meinem Schlauchende hab ich zum Glück einen Druckregler. So reduzierte ich auf nur wenig Wasser Durchfluss. Dann ging es, dauerte aber ewig. Gefühlt nach 35 Jahren, ich sollte wohl gerade in Rente gehen, war der Tank voll. Ab ins Auto und weiter…falsch gedacht!!!

Location: 47°12'42.9"N 8°40'17.9"E, Parkplatz Gerenau, Autobahn Zürich - Chur

 

Kaum 5 min auf der Autobahn Richtung Chur, sah ich vor mir Autos mit Warnblinker. Was treiben die denn…das macht man doch nur wenn Stau ist. Kaum zu Ende gedacht, stand ich schon. STAU!!! Was ist eigentlich los heute? Will jemand nicht, dass ich in die Berge fahre? Ich stand. Fuhr langsam weiter. Stand wieder. Google Maps sagte es wird  10 min dauern. Okay…auszuhalten. Am Ort des Geschehens angekommen, waren sie schon dabei die halbseitige Sperrung aufzuheben. Die Wracks standen auf dem Rastplatz neben der Autobahn. Auffahrunfall. Wann lernen die Leute endlich Autofahren? Aber immerhin lief es wieder.

 

Der Rest der Strecke war ruhig. Tempomat 105, Verbauch 8,9 l/100 km. Naja, den ein oder anderen Pfosten traf ich noch auf der Autobahn…einer hatte nicht verstanden, dass ein Beschleunigungsstreifen zum Beschleunigen da ist. Ein anderer hatte wohl sein Gaspedal verloren, schlich mit 100 bei 120 km/h. Aber lassen wir das, jeder wie er will und kann.

 

Ausfahrt Flims fuhr ich ab und immer tiefer ins Tal Richtung Disentis. Straße frei, aber man sah, es hatte leicht geschneit. Dachte mir so, na wenn der Pass auch so aussieht, wird das ein Kinderspiel…nun…es sollte ein klein wenig anders kommen.

Viel Verkehr war nicht mehr, je näher ich nach Disentis kam, desto einsamer war ich auf der Straße. Da hört echt die Welt auf, ein klein wenig ein mulmiges Gefühl beschlich mich.

In Disentis angekommen, stellte ich fest, die Straßen waren nicht mehr sauber geräumt. Hier herrscht keine Schwarzräumung. Okay dachte ich, das wird sicher nur in Diesenties so sein, der Pass wird ja wohl besser aussehen….JA GENAU….ich sollte noch Augen machen.

 

Aus Disentis raus sah die Straße auch erst etwas besser geräumt aus, mit jedem Höhenmeter begann dann aber das Gegenteil. Dazu kam, dass noch zwei Baustellen an Steigungen waren. Ich musste halten und beim Anfahren merkte ich schon, es ist eisig, die Traktion+ begann zu arbeiten. Oh, oh…und ich war erst am Anfang des Passes. Was sollte da noch kommen?

 

Ich fuhr an und weiter. Ich kenne den Lukmanier Pass, bin ihn schon mit dem Moped gefahren. Wusste daher, es gibt keine massiven Serpentinen oder Steigungen. Nur 2 Abschnitte sind etwas steiler.

Die Strecke wurde immer verschneiter. Es waren noch Fahrspuren zu sehen und nur in der Mitte lag Schnee. Nach einigen km wars aus damit, komplett verschneite Straße, aber gut geräumt, halt nicht schwarz geräumt.

Mir wurde es immer mulmiger und ich machte mir schon Gedanken wie ich auf der Straße am besten in drei Zügen wenden sollte, falls es nicht weiterginge. In einem Dorf mit kleinem Parkplatz stoppte ich kurz. Die Straßenverhältnisse wurden nicht besser. Eher das Gegenteil. Was sollte ich machen? Riskieren und weiter fahren? Oder zurück? Oder hier stehen? Ich checkte den weiteren Straßenverlauf. Es ging größtenteils geradeaus, nur ein Abschnitt mit Serpentinen und damit verbundener Steigung lag noch vor mir. Max jedoch 12%.

Packen meine nagelneuen Allwetterreifen das? Muss ich im Notfall auf meine Ketten zurück greifen? Was tun?

 

Ich fuhr weiter….und zwar bergan. Ich war gekommen um den Pass zu erklimmen. Ich konnte es noch vor mir selbst verantworten, Traktion meiner Reifen bisher gut. Also, aufgehts. 

Als es auf die Serpentinen zu ging, stieg mein Puls leicht…immerhin war die Straße breit, falls ich hängen bliebe, käme a) ein Auto noch an mir vorbei und b) könnte ich sogar irgendwie drehen….vielleicht.

Erste Kurve angefahren, im zweiten Gang, nicht zu langsam, aber halt auch nicht zu schnell, man bedenke, auf der rechten Seite ging es meist steil abwärts. Kurvenscheitelpunkt erreicht, wieder aufs Gas….was machte die Traktion? Okay, ich beschleunigte, die Reifen griffen…meinen Puls beruhige das nur marginal, hochtourig im Zweiten „schoss“ ich den Berg hoch auf die nächste Kehre zu….ich wurde langsamer, fuhr durch die Kehre und beschleunigte wieder raus…es ging ordentlich bergauf, wie schon vorher und ich hatte echt Bammel…aber…ich wurde wieder schneller. Traktion top, nicht mal ESP oder Traktion+ blinkten. Hochtourig im Zweiten, dann in den Dritten geschaltet…läuft..oh man….ich war verdammt erleichtert.

 

Kurz darauf sah ich in der Ferne die Stauseemauer des Pass Sees. Es war trotz der Uhrzeit (22 Uhr schlagmichtot) recht hell. Der Schnee reflektierte den Mondschein.

Und dann….yeah…ein TUNNEL…oh wie ich Tunnel liebe…naja eigentlich nicht…aber bei verschneiter Fahrbahn heißt Tunnel: saubere Straße! Asphalt! Schwarz! Keine Traktionsgefahren. Und der Tunnel war lang und schön und außer mir keine Sau unterwegs bis jetzt. Nun sah ich jedoch Scheinwerfer im Rückspiegel. Als ich aus dem Tunnel fuhr, sofort wieder schneebedeckte Fahrbahn. Aber ich war angekommen. Der Passparkplatz lag vor mir (46°33'50.1"N 8°48'04.2"E)

Ursprünglich hatte ich auf der Staumauer nächtigen wollen, die ist scheinbar befahrbar. Aufgrund des Schnees aber nicht machbar. Dafür hätte ich Ketten benötigt. Keinen Bock mehr drauf, ging auf 23 Uhr zu.

Also Pass Parkplatz mit Blick auf den See. Hammer. Aber ich war nicht alleine. Da stand bereits ein PKW. Und das Auto hinter mir hielt auch. Komisch. Ich wartete einen Moment…dann machten sich die beiden Audis vom Acker. Die wollten hier wohl ihren Quattro Antrieb testen. Bestes Revier dafür.

Ich parkte, mit Blick auf den See und atmete erstmal tief durch. Oben angekommen war ich, morgen musste ich nur wieder runterkommen…

 

Zu Essen gab es noch schnelle Maultaschen mit Ei, danach noch das Video editiert und gegen 1 Uhr ging ich schlafen. Eine unruhige Nacht stand mir bevor. Die Kälte war null Problem.  Aber der Wind! Besser gesagt Sturm. Das Auto wackelte. Fühlte sich an wie im Zug. Immerhin pfiff es nicht auch noch. Ich wurde zig mal wach und um 7 Uhr war ich froh, dass die Nacht rum war.

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Kommentare: 2
  • #1

    Jens (Sonntag, 03 Dezember 2017 19:49)

    Im Winter Campieren auf dem Lukmanier! Wow, Kai - da muss am erstmal drauf kommen. Ach, den echten Kastenfahrer schreckt nichts ;-)
    Ich hoffe, der Trip geht gut aus!

    Grüsse
    Jens

  • #2

    Kai (Mittwoch, 06 Dezember 2017 17:48)

    Hallo Jens,
    haha....ja, ich hatte 11 Monate Zeit mir zu überlegen, was ich alles mit dem Kasten anstellen will. Der Lukmanier Pass war da eins meiner näheren Ziele. Und es war sicher nicht der letzte Besuch dort oben. Ein toller Pass! Von Dir ja nicht weit.
    Für mich ist das Thema Kastenwagen auch Abenteuer. Als kompletter Campinganfänger ist alles neu für mich.
    Ich will jetzt nicht sagen, dass ich an die Grenzen des möglichen gehen will mit Zottl, aber so ein wenig Nervenkitzel hier und da macht auch Spaß.

    Viele Grüsse
    Kai