Guten Morgen zusammen,
ich höre Stimmen...gähn....erstmal wach werden...
Ja, tatsächlich, auch Autos höre ich kommen. Scheint, die Wanderer sind heute früh unterwegs. Ich aber auch. Erst kurz nach 7 Uhr und ich schon wach...falscher Film mal wieder!
Aber so kann ich zumindest noch entspannt liegen bleiben, Internet ist vorhanden, also etwas Social Media füttern und Kommentare beantworten.
Erste eine Stunde später schaffe ich es aus dem Bett...aber nur um die Heizung höher zu stellen. Schnell wieder zurück..ist frisch in Zottl mit 13 °C Grad.
Nochmal 20 Minuten später, es geht sicher schon auf 08:30 Uhr zu, wird es mir unter dem Federbett langsam zu warm. Zottl hat Betriebstemperatur und ich kann es gefahrlos wagen, aufzustehen und die Runde durchs Bad zu machen. Das ist natürlich wieder lecker warm mit weit über 20 Grad. Zwei Heizungsauslässen sei Dank.
So reiß ich um 9 Uhr also das erste Mal die Schiebetür von Zottl auf...die Sonne kommt in Kürze zu uns und es dürfte ein herrlicher und unkalter Tag werden. Ädu ist bereits auf und schlürft einen Kaffee... Lange dauert es nicht und ich hab auch einen in der Hand. Danke Ädu!
Von Jens ist noch nix zu sehen. Also erstmal ein paar Fotos machen und Lärm...davon wird er schon wach werden :). Und siehe da, wenig später kommt auch von ihm ein Lebenszeichen. Mir scheint, in den letzten 12 Monaten ist er zum Langschläfer mutiert. Nix mehr mit 8 Uhr morgens Drohnenflug...
Mittlerweile liegt unser Platz in der Sonne und kurz darauf liegen wir unter üblem Beschuss. Es knall und ballert als gäbe es kein Morgen mehr. Dass wir uns nicht auf den Bauch werfen, verdanken wir nur Ädu. Den er hat schon in Erfahrung gebracht, dass keine 100 m von uns ein Schießplatz für Scharfschützen ist. Die üben heute. Das Geballer begleitet uns also quasi den ganzen Tag. Immerhin schießen sie nicht in unsere Richtung, sondern gen Berg. Unsere Vans werden also nicht zu Schweizer Käse.
Hab ich schon geschrieben das es sonnig und warm ist? Nun, es ist sonnig und warm! Tisch raus, Stühle raus, Kaffee...genießen. Tolle Landschaft, enges Tal. Auf drei Seiten mehr oder wenig zu nur in eine Seite offen. Tolle Aussicht. Ein Top Spot...wenn die Ballerei nicht wäre. Aber so richtig stören tut sie eigentlich auch nicht...im Krieg muss man das ja auch ertragen können.
Der Vormittag dümpelt also entspannt vor sich hin. Wir könnten hier natürlich wandern, die Landschaft bestaunen, uns bewegen. Oder einfach erstmal braune Masse Frühstücken und dann....ja...dann meint Jens: Kai, wollen wir Deine Heizung angehen? Ich hab eine Heizungsdose dabei!
Im Video folgt hier nun ein Sprung, will euch ja nicht mit schnödem Geschraube langweiligen...daher zurück in den Winter. Über die Schrauberei gibt es ein separates Video.
Im Blog geht es mit Schrauberei weiter.
Ich hatte mit Jens vor einigen Tagen gesprochen, er hatte mir von seinen Heizungsplänen erzählt, ich von meinen simplen Überlegungen.
Ich hab unter meiner Küche einen endenden Heizungsauslass. Der liegt da einfach und entlässt warme Luft in den Küchenblock. Das fand ich komisch und dachte mir, ich könne durch die Rückwand
des Küchenblocks, also in Richtung Schiebetür, eine Luftaustrittsdüse verbauen und warme Luft gegen die Schiebetür führen. So zieht es aus der Ecke vielleicht weniger kalt rein.
Mit selbst fehlt dazu jedoch das Know How und das Werkzeug. Bei Jens ist beides vorhanden und dazu schraubt er auch noch gerne...na dann...ich will ihn ja nicht unglücklich machen. Los gehts!
Erstmal müssen die untere und mittlere Schublade aus dem Küchenblocks raus. Da ich zu faul bin,
sie erst auszuräumen und dann rauszunehmen, mache ich es in gefülltem Zustand...ganz schön schwer das Ding!
Anschließend beginnt Jens zu messen, zu rechnen, wir schauen nach der richtigen Platzierung für die Luftaustrittsdüse. Als das alles erledigt ist, holt er so ein komisches Teil und beginnt in
Zottl zu sägen. Das Teil macht einen heiden Lärm...zum Glück wird hier auch rumgeballert und keiner stört sich am Sägelärm.
Kurz darauf klafft ein viereckiges Loch in Zottl's Küchenrückwand...ui...hoffe, es tat ihm nicht weh.
Jetzt beginnen die Feinarbeiten, das Loch muss rund werden und einen Durchmesser von ca. 60 mm haben. Nochmal mit einer Stichsäge sägen und anschließend manuelles Feilen. Ich darf auch mal...aber ich hab das Gefühl, Jens möchte das lieber ordentlich und selbst machen. So gebe ich die Feile bereitwillig wieder in seine Hände.
Ich darf dafür etwas mit dem Staubsauger die Sägespäne beseitigen. Und was macht Ädu? Der hat die Überwachungsfunktion und muss hier und da mal die Kamera halten. Macht er gut!
Mit ein wenig Gewürge bekommen wir das Loch große genug, die Auslassdüse rein, das Gegenstück von innen montiert und den Schlauch dran. Details dazu im Video.
Doch als wir dann den Lufttest machen, kommt kaum etwas an der Düse an. Das war mir zwar vorher schon klar...doch dass soooo wenig kommt, hätte ich nicht gedacht. An dem Strang der Heizung hängen Keller, Warmwassertank Bereich und Küchenblock und ein langer Weg mit noch einigen Löchern in den Rohren um das Einfrieren von Frischwasserschläuchen zu verhindern.
Möglicherweise braucht es hier noch einen zusätzlichen Lüfter der die Luft zwischendurch nochmal stärker in Bewegung bringt. Wir sind hier also nocht nicht fertig, das war nur die erste Etappe. Die Zweite folgt dann, wenn ich einen passenden Lüfter gefunden habe.
Gut...der kleine Umbau ging gut vonstatten, jetzt noch schnell wieder die Schubladen in den Küchenblock, Jens hilft kurz, und dann erstmal Pause in der Sonne.
Doch für Jens geht es direkt weiter. Er zieht seinen blauen Schrauber Kittl an und legt sich unter
Oski. Die Frage:
Was ist los mit Oski's Dieselpumpe?
Ich muss das hier nun etwas abkürzen, denn es dauert einfach zu lange. Er versucht ALLES! Luft aus dem Tank lassen, Anschlüsse checken, Diesel ansaugen vor und nach der Pumpe... Immer wieder
kommt von unter Oski das Kommando: Heizung AN, Heizung AUS....doch es hilft alles nix. Die Heizung springt nicht an. Steht Jens wieder eine kalte Nacht bevor!?
Ich ziehe auf jeden Fall meinen Hut vor ihm. Er gibt nicht auf. Und bricht auch die Tour nicht ab. Manch andere wäre nach Hause gefahren...ich hätte es verstanden. Doch Jens ist zäh und macht
weiter.
Am Ende, die Sonne ist weg und es wird hier um 16 Uhr langsam kühl, liegt er noch immer unter Oski und baut die Pumpe komplett aus. Es ist ja nun wieder die Standardpumpe verbaut die ein Jahr rum lag. Er war ja auf der Panamericana mit Höhenkit Pumpe unterwegs.
Kurz darauf kommt er zum x-ten Mal unter Oski hervor, Pumpe in der Hand...doch viel ist da nicht zu machen. Kaum schrauben, eher verklebt der Scheiss. Schütteln, Zu- und Abfluss etwas "reinigen". Aber rein in die Pumpe...no Way.
Die ganze Aktion also nicht wirklich verheißungsvoll. Keine von uns drei hat wirklich noch die Hoffnung, dass Jens' Heizung heute noch anspringt.
Nach dem ziemlich aussichtslosen Versuch, die Pumpe zu reinigen, baut er sie wieder ein. Ob er
dann nochmal Diesel ansaugt oder nicht...ich weiss es nicht. Auf jeden Fall gibt er auf. Kalt und schattig, bald Dunkel. Hier gehts nicht weiter. Mist!
Dennoch letzter Versuch nach erfolgtem Pumpeneinbau....Dieselheizung nochmal starten.
Und was passiert...tja...es ist verhext...aber plötzlich fördert die Pumpe scheinbar Diesel. Die Heizung läuft an, als wäre nix gewesen. Wir schauen uns nur ratlos aber noch vorsichtig glücklich an...doch es ändert sich nix. Kurz darauf kommt warme Luft aus den Heizungsausströmern...ja leck...sie tut!!!!!! Die Freude ist verdammt groß!
Eigentlich hätte Jens jetzt ein Siegerbier verdient. Doch nein, wir wollen heute noch den Standort verschieben. Somit wird flott zusammengepackt, aufgesessen und abgefahren.
Wir jagen bergab, zurück zur Hauptstraße. Weiter zurück nach Zweisimmen, dort jedoch nicht weiter zur Autobahn sondern am Kreisel links Richtung Saanen.
In Saanen biegt Oski plötzlich rechts ab, wir folgen...und was dann kommt...alter Schwede.
Aber erstmal kommt uns Gegenverkehr entgegen der mich einige 100 m zurück fahren lässt. Ädu muss zum Ausweichen eine steile Straße runter...und verliert beim
rückwärts wieder hoch fahren wahrscheinlich 10.000 km Lebenszeit seiner Kupplung. Kann passieren wenn man mit uns unterwegs ist :). Dennoch Mist!
Anschließend...am Bach entlang, immer Höher, Kurven eine geile einspurige Strecke. Echt der Hammer was das Berner Oberland da zu bieten hat.
Wobei...lange Zeit wechseln wir vom Kanton Bern ins Waadtland und wieder zurück. Der Bach dem wir folgen ist die Grenze... Zum Glück verzichten die Schweizer
auf Innerschwiizerische Grenzkontrollen. Co-Pilot würde sonst wohl widerborstig werden wenn er dauernd seinen heiligen Pass vorzeigen müsste. Das wäre ja dann erhöhte Abnutzung!
Irgendwann nach vielen Km erreichen wir die Passhöhe. Ehrlich gesagt, ich hab keinen Plan wo es hin geht, vermute aber, wir bleiben oben auf dem Pass irgendwo.
Doch weit gefehlt, Jens macht keine Anstalten zu stoppen. Komisch! Friedrich schaut irgendwie verwundert drein. So als wolle er sagen, wir sind doch Bergbären...wir wollen oben
stehen!
So fahren wir doch einige der schönen Höhenmeter wieder bergab, bis irgendwann rechts eine Straße ab geht. Und keine 200 m später...kommt, was kommen musste
wenn man mit Jens unterwegs ist: SCHOTTER!!! War ja klar!
Der Co-Pilot bekommt einen leicht verzweifelten Gesichtsausdruck. Aber ich bin unschuldig, ich muss hier lang und Jens folgen.
Wir rollen also weiter, in den Wald und plötzlich hängen Rauchschaden im Wald...mir schwant böses. Es riecht nach verbranntem Holz. Und kurz darauf ist klar:
unser angedachter Platz ist belegt. Da steht irgendwas Gelbes. Zudem ist die Zufahrt recht schlammig und mit Pfützen versehen. Ich bin mir nicht sicher, ob das gut gegangen wäre.
Wir stoppen erstmal und beratschlagen uns. Obwohl wir hier ziemlich am Arsch der Welt sind, gibts zum Glück noch Internet und ich checke, wo diese Schotterpiste
hinführt. Und siehe da...da ist doch was...Eine Sackgasse am Bach oder...hm..ja....
Da ich es entdeckte, darf ich auch vorfahren und die Lage checken. Der Rest wartet und erwartet meinen Funkspruch.
Also, aufsitzen und weiter. Zwischen Wiesen hindurch, auf grobem Schotter und leicht bergan. Die Sackgasse entpuppt sich als recht schräg. Wäre machbar aber....der Weg geht noch ein paar
Meter weiter. Über den Bach...da es bereits eindunkelt sehe ich jedoch nicht genau, wie es weiter geht. Also gehe ich zu Fuß weiter...und was ich zu sehen bekomme...Jackpot.
Auch eine Sackgasse. Quasi ein Wendeplatz. Eine Scheune steht hier rum. Sonst aber nix. Perfekt für uns drei. Wir können so parken, dass hier weiter
gewendet werden kann. Ich setze meinen Funkspruch ab und der Rest der Truppe kommt.
Wir parken uns im Wagenburgdreieck und sind angekommen.
Schnell noch ein paar Aufnahmen und kurz darauf macht Ädu die Entdeckung des Tages: Ein mörder Grillplatz!
Sitzgelegenheiten, Zwei große Feuerstellen, viel Platz und das Beste: Feuerholz ist vorhanden!
Schnell sind die rollen verteilt. Ädu macht Fleisch parat, Jens präpariert zwei Cervelat und ich mache Feuer! :) Mit meinem eigenen Holz feuer ich an und im Anschluss wird mit lokalem Holz
nachgelegt. Das ergibt in Summe ein Hammer Feuer. Ich schleppe noch Tisch und Stuhl zur Feuerstelle, etwas Beleuchtung und dann kann ein ruhiger Abend beginnen.
Bei gutem Essen, leckerem Bier, isländischem Schnaps und schöner Wärme sitzen wir lange am Feuer. Holz ist genug da, so dass niemand frieren muss.
Gegen 23 Uhr überkommt uns allerdings die Müdigkeit und wir brechen zusammen. Räumen noch schnell auf und jeder verschwindet für ein paar Stunden Schlaf im Kasten. Mich erwarten zwei grimmig
dreinschauende Mitreisende...
Oh...wolltet ihr mit am Feuer sitzen? Hm...nee....aha....ich rieche nach Rauch?! Das ist es, oder? Mir wurscht, ich schnapp mir die zwei Schlaumeier und trag sie ins Bett. Und mir ist so,
also versuche sich Friedrich aus meinem Griff zu lösen aber ich hab ihn an seiner Latzhose gepackt...keine Chance mein Freund. Ab ins Bett!
Gute Nacht und viele Grüsse
Kai
GPS Koordinaten der Übernachtung:
Im Irgendwo abends: 46.554048, 7.278113
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