Guten Morgen,
ratet mal was sich nicht verändert hat über Nacht? Japp...genau...das Wetter. Was hat das geschifft über Nacht. Immer wieder bin ich von dem Geräusch aufgewacht. Hab meine Ohropax tiefer ins Hirn gesteckt, wieder eingeschlafen...irgendwann wieder aufgewacht von Zottl's Schwanken im Wind.
Dennoch, unter dem Strich ganz gut geschlafen...bis auf den Fakt, dass ich um 06:50 Uhr einen wattigen Tritt in den Rücken bekam.
Was war passiert?
Tja, ich Depp hatte vergessen, meinen Wecker auszustellen. Der klingelte heute wie immer unter der Woche um 06:50 Uhr. Dem Co-Piloten scheint das nicht so gefallen
zu haben, was er mit dem Tritt wohl zum Ausdruck brachte. Sorry!! Mein Fehler! Tut mir Leid!
Doch schliefen wir alle schnell wieder ein. Und jetzt? Was sagt die Uhr?
Ich schaue eben diese und werde fast aus dem Bett katapultiert vor Schreck: 09:21 Uhr!!! WAS IST PASSIERT? So lang hab ich ja schon ewig nicht mehr geschlafen?
Um um 09:30 Uhr werde ich zum Frühstück bei Dirk und Sonja erwartet. Uff...wer konnte auch absehen, dass ich heute sooo lange schlafe.
Schnell ne WhatsApp, dass ich ein paar Minuten später komme.
Jetzt aber schnell. Anziehen, durchs Bad, Braune Masse bereit stellen zum Mitnehmen und los. Raus in den Regen. Der läppert noch immer ordentlich vom Himmel. Um uns stürzt sich Wasser von den Bergen ins Tal. Mit nassen Füßen erreiche ich den Avanti. Dort öffnet sich die Tür, mir wird die braune Masse abgenommen, dann haut Dirk mir die Tür vor der Nase wieder zu....
Gut, dann geh ich halt zurück zu Zottl...da ist nämlich noch die Tür auf. Regnet rein! Das findet Friedrich, der Sauberkeitsfanatiker sicher nicht so toll. Hat ja ohnehin einen schweren Stand bei uns was das angeht.
Als ich im Anschluss wieder vor dem Avanti erscheine, darf ich eintreten. Bin auch gut Nass jetzt. So frühstücken wir entspannt bei Brötchen und Käse/Brauner Masse. Der Regen draußen lässt gefühlt ein wenig nach.
Da Avanti on Tour heute noch bis Ancona muss, heißt es nach dem Frühstück und meinem Abtrocknen dann Tschüß sagen. Morgen geht ihre Fähre, doch sie wollen heute schon in die Nähe des Abfahrtsortes. Verständlich!
Ihr Plan ist, zurück nach Andermatt und dann durch den Gotthard Tunnel rüber ins Tessin. Der Gotthard Pass ist weiterhin geschlossen. Allerdings...der Oberalppass wird bei Google Maps mittlerweile auch als gesperrt angezeigt. Zumindest von der Andermatt Seite. Aber vielleicht ist es ja eine leicht verschiebbare Sperre wie damals als ich am Furka vor einer solchen stand. Einfach Brett weg schieben und durch.
Das Avanti on Tour Team fährt etwas vor mir ab...als würde ich etwas ahnen... Tschüss ihr beiden, schönen Urlaub, fahrt gut!!!
Aus dem Regen, zurück in Zottl, aufräumen und fahrfertig machen. Doch ich überlege noch wohin unser Team nun soll. Und wie ich so denke...geht der Regen gerade in Schneeregen über...oh...2°C Grad nur noch. Lust auf ein weiteres Schnee Erlebnis hab ich ja schon...hm..bleiben oder fahren... Hin und her geht es in meinem Kopf...als das Telefon klingelt.
Dirk: wir stehen vor einer geschlossenen Schrank!
Ich: wie geschlossen?
Dirk: runter gelassen. Zu. Kein Durchkommen.
Ich: oh fuck!
Dirk: wir kommen zurück und versuchen auf der anderen Seite runter zu kommen, gen Flims/Laax.
Ich: ok! Fahrt gut, schöne Reise
Puh...das bedeutet für die beiden einen ordentlichen Umweg. Der Lukmanier ist auch zu, sie müssen jetzt das ganze Rheintal bis Bonaduz und dann auf die Autobahn zum San Bernardino Tunnel und rüber ins Tessin. Gut fährt ihr Boot erst Morgen Abend.
Dann widme ich mich wieder meiner Überlegung: bleiben oder fahren. Ich entscheide: ich bleibe! Vielleicht gibts ja noch Schnee! Doch ich drehe Zottl besser, dann muss ich das später bei Schnee nicht noch machen. Eine Wendeaktion ist ein Garant fürs Steckenbleiben.
Motor an, drehen!
Gedanklich bin ich schon dabei, es mir wieder gemütlich zu machen, als das Telefon wieder klingelt. Wieder Dirk! Auf der Bergabstrecke gen Sedrun geht es auch nicht weiter. An einer Baustelle ist hier ein Teil der Fahrbahn verschwunden. Es geht nicht weiter. Er meldet, sie drehen und kommen zurück.
Gut, damit ist nur auch mein Plan wieder torpediert. Ich entscheide, ich begleite die beiden bis zur Passsperre in Richtung Andermatt. Verlasse den Pass also doch.
Motor an und ein paar Meter weiter bis zu der riiiiisen Pfütze von letzter Nacht. Da kann ich nicht einfach nur dran vorbei fahre. DJI Osmo Action aufstellen, auf Slow Motion stellen, mit Zottl ein paar Meter zurück setzten und Gas. Wir jagen durch die sicher 10-15 cm tiefe Pfütze. Es spritzt locker 3 m hoch. Was ein Spaß! Das könnte ich den ganze Tag machen! Im Anschluss: Kamera einsammeln, trocken legen und weiter bis vor an die Straße. Regen nun immer mehr als Graupel und Schnee.
10 Minuten kämpft sich der Avanti den Berg hoch und wir fahren zusammen weiter gen Andermatt. Weitere 10 Minuten später taucht vor mir eine Schranke auf. Die
Sperre! Näher kommend sehe ich: ziemlich massiv! Nicht nur aus Holz ein Gestell sondern massiv aus Metall. Mir schwant Böses.
Ich stoppe, steige aus und werde gleich mal wieder nass. Als ich auf die Sperre zulaufe, sehe ich das Elend schon: ein Vorhängeschloss....geschlossen...da ist
nix zu machen. Aufstemmen ist nicht. Flex nicht dabei. Mist!
Ich hole mir weitere nasse Füße in dem ich zu Dirk laufe und berichte. Erfreut ist er nicht. Ich meine zu ihm, ich kümmer mich drum.... Laufe zurück zu Zottl,
setze mich ins Cockpit und überlege: was jetzt?
Ich schnappe mir mein Handy, puh, immerhin 4G Empfang...und beginnen zu googeln.
Erstmal versuch ich es beim Bauamt in Uri...da ist keiner...Wochenende...nicht überraschend...und jetzt?
Polizei? Notrufnummer?
Nee, ein Notfall ist das hier ja nicht wirklich....aber dennoch...Polizei: ich ergoogle mir mit "Polizeiposten Uri" eine Telefonnummer der Polizei und rufe an. Schnell wird abgehoben und schon spreche ich mit einem Mitarbeiter. Schildere in kurzen Worten meine Lage. Doch helfen kann man mir hier nicht direkt. Die Kantonspolizei sei dafür zuständig, heißt es. So werde ich verbunden.
Nach zweimaligem Klingeln hab ich einen neuen Ansprechpartner am Rohr. Wieder schilder ich unsere Lage. Mir scheint, am anderen Ende herrscht etwas Überraschung. Doch schnell wird klar. Auch dieser nette Herr kann mir nicht sofort helfen. Aber er verspricht, bei der Straßenequippe anzurufen und jemanden zu organisieren, der hier hoch fährt und das Schloss für uns öffnet.
Ich hinterlasse Telefonnummer, Name und Geburtsdatum und verabschiede mich.
Wieder laufe ich zu Dirk und Sonja und berichte. Kaum bin ich damit fertig, klingelt mein Telefon. Der nette Herr von der Kantonspolizei ist dran. Er teilt mit,
es wird jemand kommen. Dieser jemand sei aber noch am Räumen in der Schöllenenschlucht. Er könne nicht sagen, wie lange das genau dauern wird.
Ich bedanke mich freundlich und erzähle im Anschluss Dirk das Update. Das klingt nach einer Kaffeepause!
Rein in den Avanti und Kaffee auf den Tisch.
So ca. 20 Minuten später, wir haben gerade die ersten Schlucke des heißen Braungetränks genossen, kommt ein orangenes Auto angefahren. Der Mann mit dem Schlüssel!!! Unsere Befreiung! Juhu...Freiheit wir kommen...die anderen beiden kommen also doch noch nach Griechenland und wir müssen nicht den Winter an der Schranke verbringen. Das ging ja schnell!
Wenige Handgriffe später ist die Schranke einseitig geöffnet und wir können durch rollen. Herzlichen Dank liebe Kantonspolizei Uri und lieber Herr vom Straßeninstandhaltung Team! Das lief mit Schweizer Präzision! Top!
Kurz hinter der Schranke kommt eine Parkbucht. Die steuer ich nochmal an, verabschiede mich nochmals von Sonja und Dirk, winke dem Herrn im orangenen Pick-up und mache mich dann auf den Weg runter nach Andermatt.
Im Kreisel am Ortseingang von Andermatt nehme ich die dritte Ausfahrt gen Gotthard Pass. Der Avanti biegt rechts ab gen Schöllenenschlucht und Autobahn.
Ich will mal schauen, ob wir bis Realp kommen, an den Fuss des Furka Passes. Evtl. gbits da ja n Platz für uns. Der Gotthardpass ist weiterhin geschlossen.
Doch als ich Hospental verlasse und gen Realp Zottl, stoppt mich schon bald eine Barriere. Strecke gesperrt. Mist! Ich drehe und sehe auf der Seite einen größeren Parkplatz....na, dann bleib ich halt dort. Der wird es tun für heute und die Nacht. Denn geplant ist nix mehr...außer VIDEOSCHNEIDEN. Und zwar flott und intensiv!
Zottl parken, Heizung auf 20°C, Jogginghose an, Lapi auf den Tisch, Zusatzbildschirm anschließen und los.
So schneide ich von 12 bis 18 Uhr. Mit nur einer kleinen Pausen zwischendurch...in einer verschwindet eine Tafel Ritter Sport auf rätselhafte Weise.
Ich kommt gut voran und am Abend hab ich ein leckeres Essen verdient. Das findet auch der Co-Pilot und gibt mir ein nicht vorhandenen Daumen hoch als ich ihm mitteile, was es gibt. Und das, obwohl er mit seinem empfindlichen Näsli das gar nicht so gerne mag: Raclette! Genau die richtige Location und das richtige Wetter. Noch immer Regen, noch immer Wind. Auch wenn über Tag mal kurz die Sonne raus kam. Doch wirklich lange trocken war es nicht!
Somit: Mini-Raclette auf den Tisch, Käse, Schinken, Kerzen an, Kartoffeln vorgekocht schon mitgenommen...los gehts...ah...Stopp: Bier! Ein lecker 8,5% Störtebeker kommt auf den Tisch.
Und so vernichte ich alles gemütlich und höre dabei Hörbuch, Martin Walker - Connaisseur. Der 12. Teil der Reihe mit Chef de Police Bruno.
Und weil ich nach dem Raclette ordentlich Durst bekomme, lösche ich den doch gleich noch mit einem kühlen Jever. Was für ein Leben! :)
Bis Mitternacht sitze ich noch am Rechner und scheide. Vor die Tür gehe ich nicht mehr. Gelüftet wird noch und dann gehts ins Bett.
Dafür, dass ich diesen Trip ja eigentlich gar nicht filmen wollte, kam doch noch einiges an Material zusammen, denke ich als ich die Augen schließe. Wünsche eine gute Nacht und bis morgen.
Viele Grüsse
Kai
GPS Koordinaten der Übernachtung:
Oberalppass: 46.662504, 8.670063
Parkplatz zwischen Hospental und Real: 46.616861, 8.561720
Gleiches Video wie in Blog #185:
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Joachim H. (Mittwoch, 02 Dezember 2020 21:43)
Na, da war ja wieder mal ein Hauch von Abenteuer dabei...
Dir war sicher klar (und wenn nicht, hätte es Dirk Dir wohl gesagt) dass man so ein Vorhängschlösschen relativ leicht knacken kann, einer von Euch beiden hätte sicher etwas Geeignetes im Bordwerkzeug gehabt) - aber Ihr seid ja zum Glück anständige Camper, die nichts Illegeales anstellen...und zudem ging es dann mit der Hilfe der Schweizer Behörden wahrscheinlich sogar noch schneller. Liebe Grüße, Joachim