Guuuten Morgen,
uh....frisch hier drin...ein Wunder, dass der Co-Pilot noch nicht jammert. Ich berühre mal schüch seine riesen Nase...ui...ziemlich kühl. Zum Glück schläft er noch.
Aber ich glaub, ich steh mal kurz schnell auf und stell die Heizung von 13 auf 20°C Grad. Dann wird das ja schnell besser und auch die Nasentemperatur wird steigen. Hoffentlich schnell genug und
bevor der Co-Pilot aufwacht.
Der Weg zur Heizung kostet Überwindung, der Weg zurück, schnell unters warme Federbett, geht dagegen umso schneller. Brrr....der Winter steht vor der Tür. Die
Nächte werde wieder kalt, die Heizung bekommt wieder gut arbeit.
Unter meinem Federbett angekommen, schnappe ich mein Handy, deaktiviere den Offline Modus und checke Instagram und Facebook. Beantworte Kommentare, schaue bei YouTube vorbei und mache das Gleiche. Das alles dauert locker 30 Minuten. Die Temperatur im Van wird immer angenehmer, unter der Bettdecke bald zu warm, Zeit aufzustehen.
Langsam regt sich auch der Co-Pilot wie mir scheint. Wahrscheinlich mault er gleich, dass ihm warm ist. Aber egal, ich geh erstmal ne Dusche nehmen. Hier riecht doch einiges irgendwie nach Rauch. Da hilft nur heißes Wasser, überall.
Eine mehr als 6-Liter-Wasserverbrauch-Dusche später, fühl ich mich sauber und erfrischt und kann mich wieder unter Leute wagen. Tür auf, raus...uh...frisch. Aber immerhin trocken. Und nach den ersten Filmaufnahmen sieht es fast so aus, als wäre da oben ein gelber Stern der versucht, durch die Wolken zu drücken. Doch einen Moment später...wars das auch schon. Nix mit mehr Sonnenstrahlen. Naja, dann mal die Drohne in die Luft. Die zwei Brücken und die "Canyons" hier sehen von oben sicherlich auch ganz nett aus.
Einen Flug später erscheinen auch Christian und Alessio vor der Tür. Und auch bei Tino ist Leben in der Bude. Wir verabreden eine Abfahrt für 12 Uhr. Tino will noch arbeiten, ich muss noch was frühstücken und generell ist das Motto: bloß kein Stress.
Frage ist aber: wohin fahren?
Ich habe lange hin und her überlegt. Lukmanier Pass, Lago di Lei, Juf oder doch besser im Tal bleiben? Hilfreich bei solchen Entscheidungen, wenn unklar ist wie der
Schneeverhältnisse in der Höhe sind: Webcams!
Jene in Juf zeigt schneefreie Straßen an. Lukmanier sieht auch nicht ganz schlecht aus...Lago di Lei...Schnee am Staudamm. Hm...
Mein Anspruch für dieses Wochenende war ja nun schon Schnee, also fliegt "im Tal bleiben" schon mal von der Liste. Lukmanier wäre echt ne Gurkerei bis Disentis...somit...japp. Ziel geklärt!
Ich bespreche meinen Vorschlag mit Tino und Christian, lege meine Argumente dar und beide stimmen zu. Wir fahren also....ja....
So starten wir doch tatsächlich um Punkt 12 Uhr unsere Antriebseinheiten und rollen gemeinsam los. Erstmal wieder in Richtung Rheinschlucht, etwas daran vorbei
und zurück auf die Autobahn.
Natürlich verpeilt der Co-Pilot mal wieder die Route, wre fahren falsch und stehen am Ende halt noch etwas länger im Stau. Es ist nämlich auf der San Bernardino Route der Teufel los. Und das,
obwohl die Teufelsbrücke ganz woanders ist, nämlich in der Schöllenenschlucht vor Andermatt. Komisch...
Naja, auf jeden Fall haben einige Kantone der Schweiz bereits schon wieder Herbstferien und alles strömt in den Süden. Besseres Wetter, Sonne, kein Schnee...wir stehen, fahren, stehen, fahren... Immerhin haben wir Funk und können uns etwas unterhalten. Und in Zottl ist Stau auch ganz gut auszuhalten. Man sitzt erhöht, sieht mehr von der Landschaft und hat ohnehin alles dabei.
Also, ganz entspannt immer weiter Richtung San Bernardino Tunnel...doch langsam frag ich mich dann doch irgendwann, obs nicht schlauer gewesen wäre, gen Lukmanier Pass zu eiern. Doch nu ist zu spät. Wir stehen an Andeer vorbei, kommen zu Friedrichs Lieblingstunnel, dem Bärenburg-Tunnel und haben es endlich geschafft. Hier wo es gen Avers, Juf, Lago di Lei geht, verlassen wir die Autobahn.
Die Landschaft schon leicht winterlich geprägt. Schneereste liegen rum, aber wir sind weit entfernt von einer geschlossenen Schneedecke. Gut so. Dafür wäre ich nämlich am wenigsten vorbereitet. Denn:
- ich fahr mit noch legalen aber ziemlich abgefahrenen Allwetterreifen. Hab aber Ketten dabei.
- Christian fährt ganzjährig Winterreifen und hat Ketten dabei
- Tino kommt mit AT Reifen und 4x4 daher. Ketten hat er keine.
Eine lustige Mischung also! Die Strecke führt nun entlang eines Wildbaches immer tiefer ins Avers. Ansteigend. Und nach einigen Kilometern sieht hier nix mehr nach Ende September aus. Ich wähne mich im Dezember. Alles weiß! Geschlossene Schneedecke! Verrückt! Hier liegen locker 10 cm Schnee. Doch die Straße ist frei, die Temperatur knapp über null. Keine Gefahr für Glätte oder Traktionsprobleme.
Wir kommen gut voran, es ist praktisch nix los. War auf der Autobahn noch der Teufel am steppen, ist hier sowas von tote Hose. Ich glaube, auf der ganzen Strecke bis zum Abzweig wo wir uns entscheiden müssen ob Juf oder Lago kam uns ne knappe Hand Autos entgegen.
Nach einer imposanten Schlucht mit enormen Felswänden und weiß verschneiten Bäumen, kommt gleich der Abzweig zum Lago di Lei. Dann wird sich herausstellen wie große die Herausforderung sein wird. Denn es geht auf Nebenstraße noch 3 km bergauf. Untypisch ist, das Co-Pilot wie auch Friedrich völlig entspannt neben mir sitzen. Eigentlich sollten sie doch etwas aufgeregt sein, weil wir nicht wissen, wie die Straßenverhältnisse sein werden. Aber nein, nix der gleichen. Die Herren chillen auf dem Beifahrersitz und wippen im Takt der Musik...oder sind das die Unebenheiten der Straße...wer weiss das schon so genau.
Ich gebe auf jeden Fall nochmal etwas Gas, Schwung holen die Straße zweigt in einem sehr flachen Winkel ab. Und falls etwas Schnee rum liegt, kann ein wenig Schwung ja nicht schaden. Frühzeitig setzte ich den Blinker, so dass die beiden hinter mir wissen, wo der Hammer hängt.
Als ich die Abzweigung dann sehe....ja...da bin ich fast ein wenig enttäuscht.
Vor mir erstreckt sich ein breites Asphaltband. Nix zu sehen von Schnee auf der Strecke. Seitlich ein wenig, aber ansonsten fahren wir hier wohl recht entspannt hoch. Dann nehm ich mal etwas Gas weg. Schwung wird nicht benötigt. Nachdem sich die erste Enttäuschung gelegt hat, genieße ich die Fahrt dennoch. Verschneite Landschaft, etwas engere Straße, die Bäume rücken näher. Schee hier!
Zwei Kurven später stehen wir vor einem Tunnelportal. Einspurig. Die Ampel zeigt rot. Schnell raus, paar Bilder machen. Und wie ich wieder zur Ampel schaue...grün...ui...jetzt aber flott. Ich springe ins Cockpit zurück, lege den ersten Gang ein und los. Der Tunnel ist nur zwischen 05:00 und 22 Uhr zu befahren. Die restliche Zeit, warum auch immer, ist es verboten.
So nen Kilometer gehts durch den Berg bis uns dieser wieder ausspuckt. Und als er das tut...ist die Freude große. Ja leck, gibts ja gar nicht. Die ganze Strecke lang war es grau und trüb...und hier begrüßt uns die Sonne welche durch einen milchig weißen Wolkenvorhang drückt. Knapp über 0 Grad auf 1900 m Höhe.
Auch hier keine Probleme mit Schnee, wir fahren links und ganz hinter auf den Parkplatz. Doch auf halber Strecke stoppe ich und gebe durch Funk an Tino durch: fahr mal vor mit Deinen AT Reifen und 4x4 und check bitte, wie matschig es ist. Das muss man Tino natürlich nicht zweimal sagen, sofort schert er aus der Formation aus und pflügt durch den 5 cm hohen Schnee. Die Rückmeldung: ganz ok! Etwas matschig, aber geht!
Christian folgt sogleich Tino's Spur, ich versuche das auch. Komme aber nur mit Mühe vom Fleck im 5 cm hohen Schnee. Doch Zottl packt es, findet Tino's Spur und wir rollen nach hinten auf den Parkplatz. Außer einem PKW sind wir übrigens komplett alleine. Jackpot!
Wir parken in einem offenen U zum See hin. So haben wir einen windgeschützten Innenhof. Als ich Zottl parke und nochmal rückwärts rangieren möchte, bewegt sich dieser allerdings nicht mehr vom Fleck. Hm...es geht nur ein gaaanz klein wenig bergab, aber die Räder drehen durch.
Naja, egal...heute will ich ohnehin nicht mehr weg. Und was morgen ist, sehen wir ja dann..
Aussteigen, genießen! Uh...kalt. Schnell wieder rein, mehr Schichten anlegen.
Tino arbeitet nochmals, der Rest dreht eine kleine Runde gen Staudamm, durch das kleine Museum das Infos zum Staudammbau bereithält und einen Besuch im WC gibts auch noch. Schade ist mein IO Hawk noch nicht wieder zurück in der Schweiz. Sonst könnte ich hier noch ne Runde durch den Schnee heizen.
Im Anschluss zurück zu Zottl, noch ein wenig in der Sonne sitzen und einfach nix tun. So schön ruhig hier, einfach ein herrlicher Ort.
Spätes Frühstück, kein Mittagessen, da kann man mal über ein frühes Abendessen nachdenken. So baut Christian, unser Grillmeister, wieder seinen Grill auf, ich bereite die Feuerschale vor und als es eindunkelt, ist das Abendessen bereit. Das Feuer wollten wir erst im Anschluss entzünden, doch es ist so verdammt kalt, dass wir uns entschließen, das Feuer schon während dem Essen anzuzünden, so dass es dann für danach schon große und warm ist.
Das Essen geht schnell, einfach zu kalt, wir wollen ans Feuer...und dort sitzen wir kurz darauf auch und wärmen uns auf. Ohne eine Heizquelle wäre es nicht auszuhalten weil zu kalt. Mit Feuer aber kuschelig warm. Allerdings verballern wir ne Menge Holz in kurzer Zeit, denn sobald die Flammen zurück gehen, wird es spürbar kälter.
Matsch und Schnee gefrieren derweil wieder, die Temperatur also unter Null. Der Himmel zeigt sich teil unbewölkt. Da müssten doch noch ein paar schöne Fotos mit Langzeitbelichtung zu machen sein. Kaum gedacht, schnappe ich mir meine Canon EOS 77D und begebe mich auf die Pirsch rund ums Camp. Muss allerdings aufpassen, wo ich hin latsche. Teils ist das Eis brüchig und darunter lauert Matsch oder Pfütze. Zudem, so weit weg vom Lagerfeuer, wird mir schnell recht kühl. So hab ich nach ner halben Stunde hoffentlich genug Material an schönen Bildern von Vans im Mondlicht mit Lagerfeuer, Sternenhimmel und Wolkenfetzen.
Bis 23 Uhr halten Christian und ich am Feuer aus. Tino ging um 22 Uhr bereits zurück in die Van Wärme. Um 23 Uhr ist das Holz alle und wir sagen gute Nacht und bis morgen.
In Zottl erwarten mit vorwurfsvolle Blicke von Friedrich. So nach dem Motto: Musstest Du jetzt echt bei der Kälte draußen sitzen und riskieren dass du krank wirst?!!
Ich ignoriere diese Vorwurf, schnappe die beiden und schleppe sie nach hinten. Werdet ihr beide eigentlich immer schwerer oder was ist los....?!
Gute Nacht und viele Grüsse
Kai
GPS Koordinaten:
Notschlafplatz Versamer Tobel: 46.795716, 9.341077
Avers, Lago di Lei: 46.480993, 9.457285
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Steffen (Montag, 23 November 2020 20:35)
Hallo Kai,
bei den Koordinaten zeigt es mir leider nicht den Lago di Lei an, sondern St. Antönien. Sicher auch eine sehr schöne Gegend.
Vielleicht auch nur mein Fehler?
Eine schöne Zeit, bleib Gesund und in der Hoffnung auf noch viele schöne Videos vom Team
Grüße Katrin und Steffen
P.S. Gib den Bären immer schön Honigmilch, da sind sie gut drauf
Kai (Dienstag, 24 November 2020 23:33)
Hallo ihr beiden,
ups...japp, der Link war falsch. Hab ihn soeben korrigiert. Dankeschön für den Hinweis und euren Kommentar.
St. Antönien ist in der Tat auch sehr schön, dazu kommt in den nächsten Wochen noch ein Video :).
Die Bären sind nun etwas auf Diät, schlafen ja im Winter viel und brauchen nicht sooo viel Honigmilch...aber natürlich ist immer was vorrätig, falls dann doch mal Hungernotstand herrscht.
Viele Grüsse und eine gute und gesunde Zeit
Kai