Guten Morgen zusammen,
es ist Samstagmorgen, der Blick raus zeigt, ich könnte überall und nirgendwo sein. Man sieht so gut wie nix. Grau, Nieselregen, Regen und wir befinden uns mitten in einer Wolke. Der Co-Pilot
ist etwas verdutzt, dass wir noch immer in ner Wolke hängen. Sein Verhalten ist für mich jedoch etwas komisch, war doch klar, dass sich da nix ändert. Oder hat er evtl. mit was anderem gerechnet?
Oder spürt er schon wieder was Neues in seiner großen Nase? Wie auch immer, ich werd nicht schau aus ihm, Friedrich ist auch keine Hilfe, der schläft noch.
Ich lasse es heute Morgen entspannt angehen. Nach Outdoor Aktivität sieht es ohnehin nicht aus. Bei dem Wetter lieber die Heizung etwas höher stellen und es gemütlich in Zottl haben. Und wenn ich
wüsste, was mir noch bevor steht …würd ich es noch gemütlicher nehmen… Im Nachhinein glaube ich ja, der Co-Pilot hat gespürt was uns noch bevorsteht auf diesem Trip.
Aber ich will nicht vorgreifen. Der Vormittag verstreicht wie weiße Farbe auf einer schwarzen Wand…also ziemlich grau. Ab und an lichtet sich der Nebel etwas doch die meiste Zeit hängt unser Team direkt in der Wolke. Um die Mittagszeit entscheide ich: wir fahren mal weiter. Der Co-Pilot jubiliert förmlich…. Alter, was is mit Dir los? Auch Friedrich scheint erfreut mit einem Ohr zu wackeln…seltsam.
Motor an, Kameras aufstellen und los geht die Fahrt, den Nufenenpass runter. Haben wir doch einen weiteren Schweizer Pass abgehakt bzw. auf der Liste der Pässe, auf denen wir genächtigt haben. Und das sogar ziemlich alleine, Ende August…bei Mistwetter.
Quintessenz: es ist nicht mehr los dieses Jahr…das Wetter ist einfach zu gut....oder so. Wer sich über volle Stellplätze oder Freistehplätze ärgert, der fahre einfach bei schlechtem Wetter durch
die Gegend. Ziemlich leer und ärgern kann man sich dann übers schlechte Wetter, wenn man mag.
Zumindest hier in der Schweiz geht diese Logik auf...
Die ersten Höhenmeter bergab stochern wir übel im Nebel. Wenig Sicht. Doch später ändert sich das: immer bessere Sicht, dafür auch immer stärkerer Regen! Was für ein Wetter! Das Wasser fließt in Bächen über die Straße, kaum was los, die Landschaft die aus dem Grau mehr und mehr auftaucht ist auch bei Regen herrlich schön und mystisch.
Komplikationslos kommen wir unten im Obergoms an und wenden Zottl’s Kuhfänger gen Grimsel/Furkapass. Das Ziel ist der Furkapass. Ein weitere der mir noch in meiner Schlafliste fehlt.
Am Fuß des Anstiegs zu Grimsel- und Furkapass, sie haben die ersten Höhenmeter eine gemeinsame Straße, erkenne ich irgendwo am Berg Rauch. Brennt es da etwa? Bei dem siff Wetter? Kann doch nicht sein…weißer Rauch…hm…immer so zwischen den Bäumen…Friedrich schaut verwundert, sowas hat er noch nicht gesehen. Der Co-Pilot ist eingepennt und kriegt nix mit…
Irgendwann fällt bei mir der Groschen: das muss eine Dampflok sein!! Cool! Die müssen wir ein und überholen!
Sogleich schalte ich vom gemütlichen vierten in den Turbo dritten Gang am Berg, durch den Ruck wacht der Co-Pilot auf und schaut verwirrt.
Egal…ich gebe Zottl die Sporen und wir jagen den Berg hoch. Nix los vor uns, wir kommen zügig voran. Aus den engen Kurven hat Zottl hier und da vorne mal Traktionsprobleme auf der nassen und verregneten Straße. Dennoch, schon praktisch so ein Kasten, geht mal auch im Turbomodus wenn es sein muss.
Die Rauchwolke sehen wir immer mal wieder zwischen den Bäumen und irgendwann überholen wir sie…yeah! Jetzt nur noch einen guter Spot zum filmen….hm….japp, genau hier! Guter Blick auf die Gleise, etwas erhöht und auch ein Platz für Zottl.
Ich schnappe mir Kamera und Handy und schwupps, stehe ich draußen im Regen. Einige Minuten muss ich warten, was ausreicht um mich gut zu wässern. Doch dann kommt die Lok. Erst nur die Dampfwolke und dann die kleine Dampflok. Ich filmen und schaue zu wie sie den Berg hoch schnauft. Jetzt ist auch klar warum wir hier in den Wolken hängen die ganze Zeit. Die werden hier produziert! Die Lok, obwohl klein, produziert ne Menge Dampf!
Als die Lok in einem Tunnel verschwindet, sitze ich kurz darauf wieder in Zottl, triefend nass, aber froh um den Shot. Zurück auf die Straße und weiter den Berg hoch. Von Seiten des Beifahrersitzes erhalte ich mitleidige Blicke…JA, ES REGNET!!!
Einige Kurven später ignoriere ich den Abzweig zum Grimselpass und folge der Straße gen Furkapass. Das Wetter…unverändert. Ohne viele Mitschwimmer, okay, ein Idiot überholt uns noch wie ein Bescheuerter, kommen wir den Pass hoch. Werfen einen Blick auf den nicht mehr einsehbaren Rhonegletscher, kommen an dem komischen Belvedere Hotel auf halber Höhe vorbei und fahren weiter. Im Nachgang erfuhr ich, dass dieses Hotel ein beliebtes Fotomotiv von Influenzern ist….tja, eindeutiges Zeichen, ich bin wohl kein echter Influenzer wenn ich an sowas vorbei fahre J.
Als Zottl schnaufend auf der Passhöhe ankommt, die Temperatur nur noch bei 3 oder 4 Grad liegt, stehen wir vor einem leeren Parkplatz und der Regen auf der Windschutzscheibe sieht irgendwie komisch aus. Schnee-Regen?
Nur ein VW Bus und n PKW stehen rum. Und der beste Platz ist noch frei. Schön exponiert mit Blick in Richtung Wallis. Wir stehen also auf Walliser Seite. Da ist bekanntlich ja immer schönes Wetter. Doch sieht man es heute nicht…der Nebel ist zu dicht und es regnet weiter. Egal, mein Platz! Wir parken.
Weil ich leicht bergauf stehe, suche ich mir schnell zwei große, flache Steine und leg sie hinter Zottl’s Hinterreifen. Gegen natürliche Keile ist ja nix einzuwenden. Plastik Dinger kommen
mir weiterhin nicht ins Haus.
Und so stehen wir hier: 16 Uhr, grau, regen, kalt. Was machen? Genau, Laptop auf den Tisch und Video schneiden.
Viel mehr geschieht an diesem Tag nicht. Einfach zu ungemütlich draußen und zu gemütlich drinnen. Ich bleibe wo ich bin. Doch, wie kann es anders sein: irgendwann bekomme ich Hunger. Und bei dem Mistwetter, kommt eigentlich nur eins in Frage: ne schöne heiße Suppe! Gut wusste ich, dass es kalt und grau wird, so hab ich die passenden Zutaten dabei. Kartoffeln, Lauch, Reisnudeln, Karotten, Frühlingszwiebeln und noch son Teil wo mir der Name gerade nicht einfällt.
Alles schälen, schnibbeln und rein in den Topf. Und natürlich essen wir bei so einem Wetter nicht vegetarisch: 500 g Hackfleisch, dass ich in gut essbare Kügelchen forme und mit in die Suppe werfe. Lecker und gut für den Geschmack der Suppe.
Der Nachteil einer solchen Suppe: sie bringt Unmengen an Feuchtigkeit in den Van, denn das Zeug kocht natürlich ne ganze Weile. Trotz leicht geöffnetem Dachfenster, beschlägt die Frontscheibe von innen. Aber macht ja nix, draußen eh grau und bald am dunkel werden und mindestens genauso feucht.
Und sonst…passiert an diesem Abend nix mehr. Ich arbeite, komm gut voran mit meiner WomoWeinWallis und Pössl Roadshow Video Reihe, die beiden Fellfüße chillen auf dem Beifahrersitz. Friedrich's Fell lockt sich schon wieder leicht aufgrund der vielen Feuchtigkeit im Van. Aber mal durchlüften würde auch nicht helfen…draußen herrscht 100% Luftfeuchtigkeit.
Zufrieden und entspannt werfe ich uns alle gegen Mitternacht ins Bett. Ganz alleine sind wir hier oben auch nicht mehr. Ein Österreicher Halbkuschelparker hat sich noch schräg hinter uns gestellt. Bis er das aber voreinander hatte, steht auf Keilen, hat er sicher fünfmal den Motor angelassen und rumgangiert. Co-Pilot hat da nur mit dem Kopf geschüttelt.
Gute Nacht zusammen und bis morgen...und morgen...ja...da geht die Post ab!
Viele Grüsse
Kai
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