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#176 Trip mit Überraschung - Gotthardpass, Klopapier und kaputt!

Hallo zusammen,

ein Tag Ende August, Es ist dunkel. Es ist schon spät. Ich bin Zottl am laden und bereite mich innerlich auf ein übles Wochenende vor. Warum übel?

Naja, es ist ersichtlich, dass das Wetter ziemlich miserabel sein wird. Das ist auch der Grund, warum ich alleine unterwegs bin. Klingt komisch, aber unkomischer klingt es, wenn ihr erfahrt, dass ich dieses Wochenende eigentlich mit Ralf und Co-Pilot Motorrad fahren gehen wollte. Co-Pilot im Beiwagen... Doch das geht nur bei gutem Wetter. Und gutes Wetter ist dieses Wochenende ungefähr so weit weg wie der Mond.
Daher: Planänderung! Für die Motorradtour einen neuen Termin gesucht und dieses Wochenende ziehe ich alleine los. So kanns gehen. Alternative wäre gewesen, zu Hause zu bleiben. Aber ehrlich, selbst bei schlechtem Wetter bin ich gerne unterwegs.

Somit also Zottl laden und los. Erstes Ziel ist die günstige Tankstelle in Schwyz. Zottl braucht Treibstoff, heute gesponsert von all jenen, die per PayPal mithelfen und unterstützen. Lieben Dank dafür! Ich weiß das sehr zu schätzen und freue mich über jede Unterstützung. Co-Pilot und Friedrich sagen natürlich auch herzlichen Dank und freuen sich jedes Mal n Bär wenn eine Unterstüzung uns erreicht.

Nach dem Tanken trollen sich Zottl's 163 PS und wir zottln am Vierwaldstättersee entlang gen Flüelen und dort auf die Autobahn. Am letzten Parkplatz vor dem Anstieg zum Gotthard stoppe ich nochmal kurz und fülle 20 Liter Wasser nach. Weiter!

Kurz vor dem Tunnel verlassen wir die Autobahn, wir wollen ja hoch auf den Pass und dort nächtigen. 22 Uhr auch nicht mehr viel los. Ein paar Baustellenampeln bremsen uns aus, aber sonst gurken wir gemütlich den Berg hoch. Durch die Schöllenenschlucht, an Andermatt und seinen Hotels vorbei und bis zum Kreisel...dort könnten wir auch gen Furka fahren. Ich drehe eine Ehrenrunde im Kreisel, nehme dann aber doch die geplante Gotthardpass Ausfahrt und erklimme weiter den Berg.

2 km unterhalb der Passhöhe biege ich rechts auf die alte Passstraße ab und folge dem Kopfsteinpflaster Belag den Berg hoch. Ziemlich rumpelig...sorry Zottl. An den möglichen Freistehplätzen die sich anbieten, ist gut was los. Da steht doch selbst ein fetter Morelo in der Pampa. Ich fahre immer weiter und irgendwann bin ich auf dem Pass und hab nur einen möglichen Schlafspot gesehen, der noch frei ist. Allerdings mit steiler bergab Anfahrt um die Kurve. Wohl der Grund, warum hier noch keiner steht.

Oben auf dem Pass ist noch mehr los als auf der Anfahrt. Alles belegt mit Womo's. Damit steht die Entscheidung, denn der eigentlich Platz hier oben, den ich im Auge hatte, ist eine Baustelle. Wir fahren wieder ein Stück den Pass runter und parken dort, wo die Zufahrt steil ist.

Ein paar Minuten später steuer ich Zottl vorsichtig die Zufahrt runter. Steil und links Kurve, läuft. Unten kommen wir auf einen ebenen, geschotterten Parkplatz. Ich stell uns ganz hinten rechts ins Eck. So stehen wir hoffentlich nicht im Weg.
Motor aus. Angekommen.

Zu sagen sei noch...hier ist überall Baustelle. Selbst bei Nacht unübersehbär. Irgendjemand baut hier zig Windräder auf den Pass. Bin ich ja mal gespannt, wie das morgen aussieht.

Jetzt erstmal gute Nacht und bis gleich....

 


Moin zusammen,

ah...gut geschlafen, ruhige Nacht, 08:00 Uhr. Herrlich!
Blick raus....rechts das Tal runter sieht es gut aus. Etwas blauer HImmel und Sonne. Links raus...hm...Sorgenfalten...Berge in den Wolken und aufziehender Nebel. Ui....kommt das schlechte Wetter schneller? Eigentlich sollte der Vormittag noch trocken sein. Naja...warten wir es mal ab. Noch ist es immerhin trocken, raus vor die Tür!

Ich erkunde im größeren Umkreis die Umgebung. Sehe zig Baustellen mit halbfertigen oder fertigen Windrädern. Was die Murmelis dazu wohl sagen, dass sie hier jetzt Strom und Nachtspeicheröfen bekommen in ihren Höhlen. Da können sie sich ja den Winterschlaf ans Bein Streichen, sich nen LG OLED TV kaufen und einen Netflix Account eröffnen und den Winter vor der Glotze verbringen. Naja...oder so halt... 

Wie ich so durch die Landschaft steife, könnte ich glatt kotzen. Warum? Hinter fast jedem etwas größeren Fels treffe ich auf... Klopapier! Welcher Vollarsch geht hier wild Exkremente verteilen, lässt sie liegen und bedeckt sie auch noch schön mit Klopapier...geht mir so durch den Kopf.  Was ist eigentlich los mit der Menschheit? Sind das Camper? Wanderer? Murmeltiere?


Ich möchte hier ganz klar sagen: So geht das nicht! Da brauchen wir Camper und Freisteher uns nicht wundern, wenn bald noch mehr Verbotsschilder mit "No Camping" in der Landschaft stehen! Wer Fäkalien oder Müll hinterlässt, arbeitet allerdings genau in diese Richtung!

 

Wer frei steht, hinterlässt, abgesehen von Spuren im Schnee, Sand oder Matsch oder etwas Kohle vom Lagerfeuer...NIX. Es ist so einfach! Kein Müll, kein Urin, keine sonstigen Exkremente. Da gibt es nix zu diskutieren. Wer keine Toilette an Bord hat, geht auf Campingplätze oder Stellplätze oder nutzt Dixiklos wenn welche rumstehen an Freistehplätzen.

 

Und komm mir hier keiner mit, das ist doch natürlich in die Wildnis zu machen, verwest doch.... NEIN, tut es nicht! Das liegt da morgen noch, übermorgen noch und auch in zwei Wochen noch. Der nächste latscht rein, oder sieht das Klopapier rumliegen. Das ist erstens übelst eklig und zweitens eine riesen Sauerei. Und glaubt mir, ich war viel unterwegs in den letzten drei Jahren und habe es schon zig mal gesehen wie Camper hinter Büschen verschwinden, oder sich einfach neben ihren Van hocken, usw. 

 

Wer das im Notfall macht, weil es sonst in die Hose geht und ein Klo nicht erreichbar ist, ok...das kann passieren. Wer aber mit seinem Camper unterwegs ist, ohne Klo an Bord und dann immer fröhlich in die Botanik macht...No Go!
Und an jene, die gerne mit Spaten in den Wald ziehen: was macht ihr wenn mal kein Wald da ist? So wie hier! Oder der Untergrund so felsig, das Loch graben ausweglos ist? 

Nein, ich finds nicht gut! Wer freisteht, nehme sich etwas mit was fürs auffangen von brauner Masse nötig ist. Es gibt diverse Lösungen für alle möglichen Fahrzeuge, in vielen verschiedenen Größen und Preislagen. Es muss niemand in die Wildnis kacken.

So, tut mir leid, aber das musste jetzt mal raus. Es gibt wenige Dinge die mich aufregen, aber obenstehendes Thema gehört leider dazu.

Also, weiter mit diesem Tag...für besseren Internetempfang, starte ich Zottl und mache mich auf, hoch zum Pass. Muss noch ein paar Dinge online erledigen und 4G ist oben besser als hier in der Kuhle.

 

Auf der Gotthard Passhöhe ist noch immer gut was los. Ich finde aber eine Lücke für Zottl. Schnell erledige ich ein paar Sachen. Irgendwann geht es auf Mittag zu, das Wetter hält noch und so packe ich den eScooter aus, verlasse die Fellohrenfraktion die mich mit seeehr großen Augen anschaut...wundert mich ein wenig...ahnen die was? Na, egal...Abfahrt.

                

Mein eScooter ja seit ein paar Wochen wieder bei mir. Die letzten kleineren Touren hat er gut mitgemacht. Jetzt geht es einige Kilometer und 150 Höhenmeter zum Lago della Sella. Mini-Stausee mit Mini-Staumauer. Der Weg sieht laut Google Maps geteert aus, sollte für den eScooter von IO Hawk kein Problem sein.

 

Dennoch fühlt sich der Roller von Anfang an etwas "gebremst" an. Irgendwie hab ich den Eindruck, dass er nicht die volle Power wie sonst entfaltet. Besonders bei leichtem Anstieg wird er gefühlt langsamer als sonst. Hm...komisch...

Bei sanfter Bergauffahrt schauen wir runter auf die Tremola, die alter Passstraße und sehen wie immer mehr Nebel gen Pass zieht. Doch noch ist kein Regen in zu spüren. Und je weiter ich zum Stausee fahre, desto besser das Wetter. Selbst ein paar scheue Sonnenstrahlen begleiten uns noch. Wieder mal zu warm angezogen.

 

Nach dem ersten seichten Anstieg geht es etwas eben, dann nochmal ein wenig bergab bevor der Anstieg zum See beginnt. Bin schon schlimmere Anstiege gefahren, doch wieder merke ich, dass sich der Roller schwer tut. Als hätte er Rollerintern einen höheren Widerstand. Echt komisch...

Am letzten Steilstück muss ich dann sogar mit dem Fuß nachhelfen. Dabei sind wir geschätzt mal knapp bei 10% Steigung. Normalerweise fährt der Roller das mit 15 km/h hoch. Heute nicht...

Und schwupps, naja...eher etwas außer Atem vom Anschieben, bin ich oben an der Mini-Staumauer. Die Entscheidung, weiter entlang des Sees zu fahren und nicht über die Staumauer, macht Sinn. Auf der anderen Seeseite geht es nicht wirklich lange weiter. Auf meiner Seite kommt man bis ans Ende des Sees und könnte dann auch noch weiter wandern.

 

 

Der Untergrund jetzt Schotter und steinig. Versehen mit Kuh-Tretminen. Kleinere Bachdurchfahrten mit ohne Wasser quere ich und bemerke, dass der Rolle an Schub verliert. Dabei geht es hier topfeben am See entlang. Dürfte eigentlich kein Problem sein und der Akku war voll bei Abfahrt. Mir schwant böses...

 

Bei schlechter werdendem Weg und langsameren Exit-Cross erreiche ich das Ende des Sees. Schön hier, bin komplett alleine und überrascht, dass es noch nicht regnet. Allzu lange halte ich mich jedoch nicht auf, ich drehe den Roller und hoffe, dass er es noch bis zurück zu Zottl schafft. Der Motor ist wieder knall heiß. Dabei ging es den letzten km kein Stück bergauf. 

Das Ding ist mir ein Rätsel.

 

Auf halber Strecke am See entlang, zurück Richtung Staumauer, will der Roller nicht mehr und stellt ab. Keine Leistung mehr...Motor kurz vor dem Siedepunkt. Ich weiss mir nicht anders zu helfen, als den eRoller mit Wasser zu kühlen. Ein Bach plätschert hier den Berghang runter. So lasse ich den Motor, welcher hinten in der Felge eingebaut ist, mit Bachwasser kühlen.

 

10 Minuten später ist der Motor wieder anfassbar und ich versuche mein Glück. Der rolle Startet, aber mehr als 12 km/h ist nicht mehr drin. Da stimmt definitiv was nicht.
So mache ich mich auf eine quälend langen Rückfahrt. Immer wieder stoppt der Motor, teils schiebe ich, teils rolle ich bergab. Der Motor macht sehr komische Geräusche. Der ist wieder im Arsch...denke ich mir so als ich mich schiebend einen kleinen Anstieg hoch würge. 

So macht das keinen Spass mit dem Exit-Cross. Der Entschluss: ich fahre nach dem Caravan Salon in Düsseldorf nach Krefeld zu IO Hawk und bringe ihnen den ganze Roller vorbei. Sie sollen ihn durchchecken, reparieren und mir dann an meine Deutsche Adresse schicken. 

 

Mit Hängen und Würgen erreiche ich Zottl, hätte gute Lust den eScooter hier im Pass See zu versenken...doch das wäre Umweltverschmutzung und käme mich teuer zu stehen. So packe ich ziemlich frustriert den Exti-Cross in Zottl's Keller und begebe mich kurz in Zottl. Umziehen, Geldbeutel schnappen...Hunger. 

Hier oben solls ja Bratwurst geben. Darauf hab ich jetzt Bock. 400 m später bin ich 7,5 CHF ärmer und hab ne Bratwurst in der Hand die ich zurück zu Zottl trage und im Warmen verspeise. 

Co-Pilot und Friedrich schauen etwas verwundert. Sind wohl überrascht, das es heute Take away Futter für mich gibt. Kommt ja selten vor... 

      

Nach dem kargen Mahl begebe ich mich wieder an die Arbeit. Dabei sehe ich mit dem linken Auge, wie sich das Wetter zusehends verschlechtert. Irgendwann, sehe ich nix mehr. Komplett im Nebel und natürlich ist dann auch der Regen nicht mehr weit. Der Pass leert sich, alles flüchtet. Es sind schwere Regenfälle und Unwetter angekündigt. Vor allem im Tessin und den südlichen Alpen. 

 

Zottl trotzt dem Wetter eine ganze Weile. Die Heizung brummt, der Regen prasselt und gegen 17 Uhr räume ich zusammen. Doch wir brechen die Tour hier nicht ab, sondern fahren weiter. Runter ins Tessin und wieder hoch. Das Ziel ist der Nufenenpass. Neuland für Zottl. Wir wollen oben nächtigen.

 

In strömendem Regen starte ich Zottl's Maschine und wir rollen über Kopfsteinpflaster los. Kuhfänger gen Tessin und immer bergab. Was für ein grusiges Wetter. Und so wird es wohl die nächsten zwei Tage weiter gehen. Naja, im Nachhinein gesehen, stimmt das nicht ganz, es wird noch übler...aber ich will nicht vorgreifen.

 

In Airolo angekommen, folge ich der Beschilderung gen Nufenenpass. Am Gotthard Südportal sehe ich noch Stau und bin dann aber schon im nächsten Tal verschwunden. Bei nicht nachlassendem Regen rollen wir bei sehr wenig Verkehr, stetig bergan, zum Nufenenpass. 

Erst bei starkem Regen, dann mit weniger Regen dafür in den Wolken und als wir kurz vor Passhöhe um die Ecke biegen...schießen wir aus den Wolken, haben plötzlich Sicht und es ist ziemlich trocken.

WOW...Co-Pilot, Friedrich und ich schauen uns verblüfft an. Wenn jetzt noch die Sonne rauskommt...aber nein, so schön wird es dann doch nicht.

 

Auf der Passhöhe stehen links und rechts je ein Camper. Wir rollen weiter zum großen Parkplatz beim Restaurant. Da steht...keine Sau! Alleine! Wow...und was für ein Blick. Ich bin völlig geflasht. Unten wabert der Nebel. Dann kommt eine Schicht Sicht auf Berge und Gletscher und über uns dann Wolken. Völlig surreal irgendwie! 

 

Ich stoppe, schnappe mir die Kamera und mein Handy und schieße Fotos und filme. Mein Gefühl sagt mir...hier ist nicht mehr lange Sicht. Ja, keine 2 Minuten später bestätigt sich mein Gefühl. Wir sind komplett umhüllt von Nebel. 
Die Sicht kommt zwar nochmal kurz wieder, aber leider nicht in Richtung Gletscher. Muss ich hier wohl nochmal herkommen für Gletscherbilder und Wanderung. Heut wird das nix mehr. Der Nebel bleibt. 

 

So besteige ich wieder Zottl, parke ihn gaaanz ans Ende des Parkplatzes, längs zum Abgrund. Heizung hochdrehen und gemütlich machen. Und was ist gemütlicher als Raclette zum Abendessen bei so einem Dreckswetter.

Naja, Co-Pilot und Friedrich sind davon nicht so doll begeistert. Sie mögen es gar nicht, wenn ich Käse in Zottl verarbeite. Sie finden, der Geruch bleibt immer in ihrem Pelz hängen. 

Naja, ich finde...da hängt schon so viel drin, da kommts auf Käsegeruch auch nicht mehr drauf an. Aber wehe, ich spreche das mal aus. Dann sind aber zwei mächtig eingeschnappt...

 

Zum Raclette gibts ein lecker Bierchen, das wiederum schaut mir besonders Friedrich fast aus der Hand. Was ist den mit dem los? Ist er etwa der Verantwortliche dafür, dass bei mir ständig die Biervorräte verschwinden? Sehr seltsam.

 

Vor die Tür komme ich heute nicht mehr. Es regent, regnet und regnet. Wird früh dunkel und ich hab genug zu tun am Laptop. Ein unspektakulär entspannter Abend in Zottl. Ich liebe es. Je wüster das Wetter draußen, desto gemütlicher und schöner in Zottl. 

Mal schauen was der morgige Tag so bringt... Gegen Mitternacht fallen mir die Augen zu. Co-Pilot und Friedrich fällt auch schon der Kopf auf die Knie...so geht's schnell ins Bett. 

Gute Nacht und liebe Grüsse

Kai

 

 

 




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Kommentare: 1
  • #1

    Stefan (Freitag, 30 Oktober 2020 15:47)

    Danke das du es ansprichst, das mit der Sauerei geht mir auch gehörig auf den Nerv, aber nicht alles ist den Campern geschuldet, auch von anderen wird viel Dreck hinterlassen oder aus dem Auto geworfen.
    Zum Scooter: Kaltes Wasser auf heißem Motor ist physikalisch wohl nicht so toll ( Spannungen, Verzug).
    Viele Grüße Stefan