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#173 Schotter mit Thomas - Zottl am Limit! Bergegurt liegt parat!

Hallo zusammen, (Korrektur gelesen 13.10.2020)

 

Freitagnachmittag mal wieder, 16:30 Uhr, Mitte August. Ich schmeiße den Monitor an die Bergwerkswand…naja, also nicht in Realität, aber in Gedanken und mache mich auf ans Tageslicht zu Polarbear. Mit dem jage ich, ohne Stau aber mit Einkaufsstopp in Zug, nach Hause. Dort angekommen, schnell alle Lebensmittel in den Kühlschrank, kurz noch in die Wohnung, weiteres Futter aus dem Kühler holen, Holz einladen und schon sitze ich in Zottl, werfe den Rückwärtsgang ein und fahre fast los. Kurze Gedanken Check noch: Kennzeichen? …japp, sind dran. Stromkabel?…Japp…auch ab. Gut! Abfahrt.

 

Neben mir sitzen natürlich wie immer ein ausgeruhter Co-Pilot und ein entspannter Friedrich. Das Wetter heute enorm heiß, doch das scheint die beiden nicht zu stören. Ich habe jedoch etwas zu kämpfen, hatte keine Zeit fürs umziehen. Somit, Klimaanlage auf Anschlag. Die Außentemperatur irgendwo jenseits der 30°C. Puh…nur gut fahren wir in die Berge.

 

Doch weit müssen wir heute nicht, alleine sind wir auch nicht. Bereits seit Wochen ist dieser Termin geplant. Treffe mich im Muotathal mit Thomas und seinem Sprinter (Instagram: sprinterlandy). Ihn hatten wir ja auf unserer Pfalztour zufällig getroffen, Kontakt gehalten und zack…schon sind wir heute in der Schweiz verabredet. Er ist schon seit ein paar Tagen in der Schweiz unterwegs, ist heute mit seinem 25-jährigen Allrad Mercedes über die Schweizer Pässe gefegt. 2,9 Liter Hubraum, 122 PS und Spezialallrad mit diversen Sperren und robuster Technik. Selbst ein Schnorchel ist verbaut. Der nutzt, wie ich über das Wochenende lerne, nicht nur bei Wasserdurchfahrten, sondern auch als Vorfilter in staubigen Ländern Afrikas.

Es soll ja Menschen geben, die solche Fahrzeuge hauptsächlich wegen der Optik fahren, doch bei Thomas ist das absolut nicht der Fall. Da wo er unterwegs war, braucht es all die Ausrüstung.

 

Ja, und während ich euch das hier alles niederschreibe, durchquere ich bereits Schwyz und richte Zottl’s Nase gen Muotathal. 15 Minuten später bin ich ziemlich pünktlich um 19 Uhr am Treffpunkt. Thomas steht unübersehbar auch schon dort, sein Van, 6 m lang und über 3 m hoch, ist unübersehbar.

 

Der ein oder andere wird jetzt vielleicht denken: oh nee…Muotathal…da war Kai doch erst mit Monika, Phoenix, Thomas und Susanna…fällt dem nix neues mehr ein? Gehen ihm die Ideen aus? Wird er faul?

Meine Antwort: Nein. Nein. Nein.

 

Warum dennoch hier: weil wir Schotter fahren wollen! Wunsch von Thomas. Und wir haben hier, ganz am Ende des Bisisthals eine perfekte Schotterstrecke. Steil, grober Schotter und Steine, eng, Serpentinen, abgeschieden. Und ich bin ehrlich: Unser Team ist nicht sicher, ob wir da hoch kommen. Unsere Allwetterreifen nicht mehr die Besten, Zottl ohne Allrad dafür gut gefüllt mit Wasser und Diesel. Doch in Thomas hab ich den perfekten Reisebegleiter für so eine Strecke. Denn er hat: Allrad, Sperren, All Terrain Reifen und…einen Bergegurt. Falls Zottl also Probleme bekommt, hab ich sozusagen einen Abschleppdienst dabei.

 

Doch erstmal begrüßen wir uns kurz, ich überreiche ihm Friedrichs Funkgerät und schon machen wir uns auf den Weg. Die Tage werden schon kürzer, um 21 Uhr ist es dunkel. Wir haben also noch 2 Stunden Tageslicht. Das sollten wir nutzen zum Hochfahren und evtl. Probleme auf der Strecke lösen.

 

Die nächsten 10 km sind aber noch gut asphaltiert. Wir fahren von Muotathal ins Bisisthal rein und immer weiter und höher. Einspurige Strecke, guter Zustand. Noch bevor wir die eigentliche Steigungsstrecke erreichen, informiert ein Schild, dass auf der Sahlialp (also hinteres Bisisthal), das Freistehen nicht mehr akzeptiert wird von ebs (Energieversorger) und OAK (Oberallmeindkorporation Schwyz).  Es gibt nun einen Stellplatz dort oben und man darf 48 h parken. Eingerichtet wurde das Verbot, weil zu viele Camper dort oben frei standen, Müll und Exkremente zurück ließen und Zaunpfosten verbrannten für Lagerfeuer.

 

Wir lassen das Schild hinter uns, mit dem Gedanken, dass wir heute nicht im Kanton Schwyz bleiben, sondern in den Kanton Uri fahren. Dort gelten andere Regeln und Vorgaben, so dass uns diese hier nicht betreffen. Auch verlassen wir mit dem späteren, schottrigen Anstieg die Sahlialp. Also…weiter. Kurven, bergauf, kein Gegenverkehr…alles läuft prima. Als wir die Sahlialp erreichen, kurzer Fotostopp…das vergesse ich vor lauter fahren und filmen immer wieder. Sollte ich vermehrt dran denken…Co-Pilot, erinnere mich bitte ab und an mal dran. Danke Dir!

Als wir nach dem Fotostopp weiter zottln, sehen wir kurz drauf den offiziellen Stellplatz am kleinen künstlichen See. Schaut nett aus und nur zwei Camper dort. Wir könnten auch ohne Probleme dort bleiben, denke ich. Doch…wir haben heute eine Mission: Zott’s Schotterfestigkeit testen. Wo liegt die Grenze seiner Traktion? Was kann so ein Kastenwagen?

Doch bevor wir in den Schotterabschnitt einfahren, kurzer Stopp. Ich muss noch ne Kamera befestigen, Thomas sein Bergegurt zur Hand nehen, so dass es im Fall der Fälle schnell gehen kann. Ein wenig Bedenken habe ich ja schon, weiß nicht so recht ob das eine gute Idee ist. Doch komischerweise sind Co-Pilot und Friedrich völlig zuversichtlich. Sie machen zumindest keine Anstalten auszusteigen…also müssen sie ja wohl meinen, wir kommen hoch…oder?!

 

Wir sprechen nochmal kurz die Strecke durch. Ich kenne sie ja teilweise, war ja schon mit dem eScooter dort und hab mir da den Motor wegen Überhitzung geschrottet. Hoffen wir, dass das heute mit Zottl’s 2 Liter Maschine nicht passiert…

                

Und dann gilt es. Motor an, 1 Gang und los. Die ersten 100 Meter noch auf Asphalt, der Weg steigt bereits an, dann…Schotter. Naja, nicht wirklich reiner Schotter,  zum Glück, sondern eher ein festgefahrener Weg mit gröberen Steinen und etwas Schotter. Die Traktion ist gut. Traktion+ ist aktiviert. Im ersten Gang tuckern wir noch entspannt bergauf. Die Steigung auf der ganze Strecke zwischen 12-15%.

 

Erschwerend kommt jedoch hinzu, dass der Weg nach links und rechts abfällt, also einen Buckel bildet in der Mitte des Wegs. Das bedeutet Gefahr für die Hinterachse und den Grauwassertank. Ich fahre, wenn möglich also leicht versetzt. Doch links droht die Böschung und rechts der Abhang. Zudem liegt seitlich mehr lockerer Schotter. Lenkrad also gut festhalten…haha…doch ich muss ja auch noch filmen!

 

CO-PILOT…ich brauche Hilfe!!! Co-Pilot? Hallo....? Der sitzt völlig erstarrt neben mir und zittert nur ein wenig. Auch Friedrich scheint Farbe zu verlieren. Seine bräunliche Färbung wird immer mehr Milchkaffee farben.

Na toll…

 

Doch ich kann mich nicht um die Mitfellreisenden kümmern. Denn jetzt kommt eine der entscheidenden Passagen. Zwei enge, steile Serpentinen mit steilem Zwischenstück. Thomas vor mir wirbelt gut Staub auf…nimmt die erste Serpentinen ohne Probleme. Ich fahre die Linkskurve weit außen an um mir nicht links den Auspuff abzusäbeln. Allerdings komme ich damit auch in tieferen Schotter, was die Traktion etwas behindert. Kurz denke ich, ich bekomme die Kurve nicht, weil Zottl auch etwas nach außen Rutscht. Ich fahre zwar langsam im ersten Gang, aber der Schotter gibt nach und Zottl schiebt etwas über die Vorderachse. Die Böschung kommt mir etwas näher als gewünscht, doch mit vollem Lenkeinschlag kommen wir so gerade rum…puh.

Doch Durchschnaufen ist nicht. Steil geht es weiter auf die nächste, jetzt eine rechts geführte Serpentine zu. Auch steil. Thomas vor mir nimmt die Kurve recht eng und zeigt mir damit, wie ich es nicht machen sollte. Sein rechtes Hinterrad verliert Traktion und hänge fast in der Luft. Doch er hat viel Bodenfreiheit, keine Trittstufe und Allrad mit Sperre. So dass er ohne Problem durch die Kurve kommt…aber es sieht schon ein wenig spektakulär aus.

 

Und dann sind wir dran. Im Gegensatz zu Thomas fahre ich die Kurve so weit wie möglich außen an und lenke dann schnell und voll ein. Wir halten uns weg vom Kurveninneren. Würde ich so fahren wie Thomas, wäre die Trittstufe ab und ich würde wohl hängen bleiben. Außen ist die Kurve besser zu fahren als die soeben zuvor, wir kommen unspektakulär durch. Puh…jetzt durchatmen. Die nächsten hundert Meter geht es einfach nur steil bergauf.

 

Kurzer Blich nach rechts: ich meine zu sehen, wie Friedrich sich gen Türgriff wendet…will er jetzt die Tür öffnen und aussteigen? Oder sich nur besser festhalten? Schwer zu sagen. Der Co-Pilot, ich glaub ich hab ihn das letzte Mal so weiß gesehen,als wir damals mit Jens in Jenisberg die Schotterstraße hoch sind. Hoffentlich kippt er mir hier nicht aus der Watte!

Kaum ist die bergauf Gerade geschafft, kommt eine Bachüberquerung auf schmaler Brück, später nochmals eine. Dort war ich mit dem eScooter gestrandet. Nach der zweiten Querung geht es enorm steil um die Kurve. Und hier kämpft Zottl tatsächlich das erste Mal wirklich mit der Traktion. Die Vorderachse hüpft, ich fühle mich wie auf einem wilden Pferd das etwas bockt. Ich gebe etwas mehr Gas und hoffe, dass sich die Traktion gleich wieder bessert und Zottl wieder guten Grip findet. Immerhin ist die Kurve leicht nach innen gekippt. Wir landen also eher in der Grasböschung, als dass wir den Berg runter purzeln. Das beruhigt doch, oder?

 

Doch wir haben Glück, Zottl beruhigt sich wieder, die Reifen finden halt, wir können Thomas‘ Staubwolke wieder problemlos folgen. Nochmals durchatmen. Und wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, kommt jetzt keine Problemstelle mehr. Maximal Gegenverkehr von oben könnte ein Problem darstellen, Ausweichstellen auf der ganzen Strecke und besonders hier gerade kaum zu finden.

 

Doch es geht gut, eine Gerade und eine Kurve später, erreichen wir den Zielkiesplatz für heute Nacht. Unserem Team ist die Erleichterung schon etwas anzumerken. Rechts neben mir entspannen sich zwei deutlich. Auch ich bin froh, dass Zottl es so gut geschafft hat. Puh…

Anmerkung an dieser Stelle:
Ich empfehle niemandem hier hoch zu fahren. Sei es mit Kasten, Camperbus, oder traditioneller „Weissware“. Ich habe es gemacht weil:

  •           ich vorher schon mal dort war und die Strecke kannte
  •           Mein persönlicher Abschleppwagen vor mir herfuhr für den Notfall
  •           Wir recht spät abends hoch fuhren mit einer deutlich geringeren Gefahr von Gegenverkehr.

      

Besonders der letzte Punkt ist ausschlaggebend, denn ich weiss nicht, ob Zottl aus dem Stand an der ein oder anderen Stelle wieder hätte anfahren können. Somit, meine Empfehlung, lasst es! Fahrt hier nicht hoch. Ich gebe daher hier auch die GPS Koordinaten nicht an.

Wir befinden uns übrigens auf dem Schotterplatz nun im Kanton Uri. Verbote, Vorgaben etc die vom Kanton Schwyz gemacht werde, gelten hier nicht.

Wir parken und schauen uns erstmal kurz um. Naja, also ich mache das. Co-Pilot und Friedrich sind noch dabei, wieder Farbe zu bekommen.

 

Wir stehen hier wunderbar an einem rauschenden Bach der sich etwas weiter vorne per kleinem Wasserfall ins Tal verabschiedet. Hinter uns ein Hügel der leider etwas die Sicht in Richtung Glattalp verdeckt. Hier ein wenig Sprengstoff und das Ding aus dem Weg räumen, würde eine tolle Sicht geben. Doch auf Rückfrage beim Co-Pilot ernte ich nur einen entschuldigenden Blick…er hat wohl den Sprengstoff auf dieser Reise zu Hause gelassen. Naja, wohl auch besser so J.

Die Berge werden von den letzten Sonnenstrahlen des Tages gestreift, tolle Farben, gewaltige Ansichten. Und das Beste: wir sind hier völlig alleine. Keine weiteren Camper.

Unterm Strich: genial hier!


Vanlett raus, Stuhl und Tisch, Grill…Hunger. Grillschale und Holz finden auch noch den Weg vor die Tür.

Doch eine Fehlentscheidung treffen wir heute Abend. Nämlich jene, nicht auf dem Schwenker zu grillen sondern auf Thomas‘ Son of Hibachi. Der will im weiteren Verlauf nicht so recht und macht keine ordentliche Glut. Der Grillprozess dauert entsprechend lange…und wir sind kurz vorm Verhungern als es dann ENDLICH so weit ist, dass Pilze, Spare Rips und Lamm fertig sind. Aber lecker ist es und kurz nach dem Essen beginnt der gemütliche Teil…Feuer an. Ich liebe es noch immer und die Feuerschale von www.sportbude.de macht einen fantastischen Job.

 

Auch das Wetter spielt mit. Es geht zwar ein leicht föhniger Wind, doch der stört nicht wirklich. Der Himmel ist klar, die Milchstraße zu sehen und uns ist nach Nachtisch. Erstmal ein Eis aus Zottl’s Tiefkühler. Und anschließend wird der Son of Hibachi mit glühender Holzkohle aus der Feuerschale gefüllt und 4 Bananen drauf gelegt. Grillbanane…noch nie gemacht, soll aber fantastisch schmecken mit brauner Masse.

So liegen die Dinger ein paar Minuten in ihrer Schale auf dem Grill, wenden, nochmal wenden…kurz bevor sie dann schwarz sind, sind sie fertig. Der Länge nach tief einschneiden und braune Masse rein pressen…kurz warten bis sie sich etwas verflüssigt…zuschlagen…huch…

 

Co-Pilot und Friedrich sitzen plötzlich auch draußen…auf meinem Stuhl. Was macht ihr denn hier? Es ist bald Mitternacht… Sie haben was von Banane und Honig gehört und wollen auch was… So sitzen sie auf meinem Stuhl und mampfen Banane mit Honig und sehen recht zufrieden aus. Allerdings mussten sie darauf eine Weile warten, denn ich hatte nicht wirklich Lust, die beiden zu bedienen. 

 

Nach einem schönen, entspannten Abend am Lagerfeuer überkommt uns gegen 1 Uhr die Müdigkeit der Woche. Zeit, ein wenig zu ruhen und Kraft für morgen zu sammeln. Wir wollen weiter ziehen…nur wohin ist noch nicht so ganz klar. Zudem, wird wohl ab Mittag das Wetter umschlagen…wieder mal…

 

Gute Nacht und bis morgen.

 

Viele Grüsse
Kai




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Kommentare: 1
  • #1

    Joachim H. (Sonntag, 18 Oktober 2020 21:22)

    Richtig abenteuerliche Tour, die ihr da bewältigt habt, spannend beschrieben (und gefilmt)! Jetzt bin ich gespannt auf den Rückweg, das wird auch keine Sonntagsspazierfahrt...