Guten Morgen,
ruhige Nacht hier oben auf dem Berg, aber verdammt frisch. Als ich gegen 08:30 Uhr aufstehe, stehen gerade mal 13 Grad auf Zottl's Temperaturanzeige. Das dürfte gerne etwas mehr sein, so stelle ich also Mitte August die Heizung an.
Die vielen Bergübernachtungen sind auch der Grund, warum ich das ganze Jahr durch ein Federbett in Zottl habe. Alles andere wäre zu kalt oder ich müsste auch jetzt im Sommer die ganze Nacht die Heizung angestellt lassen. Das könnte ich natürlich machen, doch wäre das auf Dauer nicht gesund für die Heizung. Andauernde Teil- oder Niedriglast verträgt eine Dieselheizung nicht sooo gut. Das sorgt für Verrußung und Rauchen. Daher sollte man eine Truma Dieselheizung auch immer wieder mal frei brennen: 30°C einstellen, Wasser boosten und alles 40 Minuten bollern lassen.
Nachdem es in Zottl schön warm ist, ich meine Badrunde erledigt habe, ist es Zeit für einen Schritt vor die Tür. Auf damit und keine 10 Sekunden später steht der 5-jährige Nachbarsjunge schon vor mir und plappert los. Puh…das ist jetzt nicht ganz einfach…reden morgens…zudem wollte ich noch einige Dinge filmen. Aber gut, dann unterhalte ich mich erstmal kurz mit dem Nachbar. Anschließen schaue ich, gefolgt von meinem Schatten, bei Timo vorbei. Der reicht mir seine Videoaufnahmen auf SD Karte durchs Fenster, so dass ich die Daten überspielen kann.
Das findet der Nachbarsjunge spannend und schwupps ist er in Zottl. So erkläre ich ihm was ich hier gerade mache…und dann kommt mir eine Idee. Ich drück ihm meine DJI Osmo Action, montiert auf einem Ministativ, in die Hand und sag ihm, er solle mich bitte filmen wie ich mich filme. Warum: ich möchte festhalten, dass ich heute wieder mit meiner Canon EOS 77D filme und nicht mehr mit der Sony ZV1. Die Sony ist eine tolle Cam die ihre Vorteile hat, jedoch für meine Art zu Filmen nicht in Frage kommt. Hauptkriterium: nicht genug Weitwinkel mit 24 mm. Mein Canon Objektiv weist hier 12 mm auf was deutlich mehr aufs Bild bringt. Ein externes Akkuladegerät muss zusätzlich gekauft werden. Als Standard kann man nur mit Akku in der Kamera eben diesen laden. Das ist Mist.
Ja, und so stet der Bub also da, meine DJI Action Cam in der Hand und filmt mich. Und als wir gerade voll dran sind, kommt seine Mutter ums Eck und findet es super lustig, dass ihr Sohn als Kamerakind fungiert.
Nachdem die Filmaufnahmen im Kasten sind, komme ich auch noch mit den Eltern ins Gespräch. So stehen wir vor Zottl und unterhalten uns eine ganze Weile. Bis Timo dann mal endlich aus seinem Van purzelt und wir bereit sind für…FRÜHSTÜCK.
Das findet unter freiem Himmel statt, auch wenn das Wetter schwächelt. Gen Osten Wolken, nur im Westen blauer Himmel. Mehr oder weniger über uns die Wettergrenze. Und auf 2300 m ohne Sonne…es ist frisch! Doch wir sind Männer…haha…und da wird draußen gefrühstückt. Einfach ein wenig mehr anziehen.
Und heute gibt es Königs-Frühstück. Ich hab noch lecker Schwarzbrot aus Norddeutschland dabei, Timo backt Milchbrötchen, Schinken ist noch übrig, Käse und braune Masse. Verglichen zu meinem sonstigen Frühstück also ein echter Festschmaus. So sitzen wir zwischen unseren Vans und bei besser werdendem Wetter füllen wir unsere Mägen. Gestärkt müssen wir auch sein, denn wir sind hier ja noch nicht am Ende. Wir haben noch was vor.
Nach entspanntem Frühstück wird aufgeräumt, die Nachbarn sind schon zu Fuß gen Berg losgezogen. Wir wollen auch los…aber nicht zu Fuß. So verräumen wir also die Frühstücksuntensilien, Tisch und Stuhl in den Keller und heraus holen wir unsere IO Hawk eScooter. Die bekommen heute mal wieder eine grobe Portion Schotter und Steinweg ab. Bis ich jedoch abfahrbereit bin, dauert es noch einen Moment. Kameras montieren, Stative wechseln, Rucksack packen… Aber irgendwann, hab ichs dann auch geschafft und wir cruisen los.
Paar Meter bergauf und anschließend, völlig ungewohnt, geht es andauernd leicht bergab. Der Weg ist mit dem Scooter und seinen offroad Reifen gut zu fahren. Doch muss man die Augen offen halten nach Unebenheiten: Steinen und grobem Stein. Natürlich werden gewisse Passagen auch wieder doppelt gefahren für Filmaufnahmen. Das gehört immer dazu. Und mit Timo hab ich jemanden dabei, der auch Bock auf schöne Aufnahmen hat. So machts gleich doppelt Spaß. Denn meine Fahrten oder Wanderungen sind immer wieder unterbrochen von Pausen zum Kamera ausrichten, einstellen, filmen und wieder einsammeln.
Eine Bachdurchfahrt treffen wir auf unserem kleinen Trip leider nicht an. Wäre ja auch zu schön gewesen…eine Doppeldurchfahrt in Slowmotion mit Timo…naja, auf der nächsten Tour dann hoffentlich.
Nachdem wir lange entlang des Bergs fuhren, kommen wir noch an eine Alpwirtschaft. Nach einkehren ist uns heute jedoch nicht, wird sind noch komplett satt von unserem Königs-Frühstück. So cruisen wir weiter…auf übleren Wegen und immer weiter bergab. Hier sehen wir nun auch das erste Murmeltier. Sitzt rum und macht keinen Wank seine Gefolgschaft zu warnen. Und das, obwohl wir immer näher kommen und nur noch 20 m zwischen uns liegen.
Doch dann werden wir abgelenkt. Von hinter uns hören wir aufgeregte Murmeli Rufe. Als wir uns umdrehen, sehen wir zwei freilaufende Hunde die Murmeli jagen. Oben am Berg zwei Wanderer zu denen die Hunde gehören. Die Murmelikolonie ist in heller Aufregung. Überall wuseln jetzt aufgeregte braune Fellknäule durch die Wiese und verschwinden in Löchern.
Ich frag mich nur: muss das echt sein?! Die Erdmurmel sollten sich jetzt als Gruppe verbünden und die Hundebesitzer jagen. Wäre nur fair! Vielleicht würden die ja dann was daraus lernen.
Wir nehmen diesen Vorfall als Wendepunkt unseres kleinen Ausflugs, drehen unsere Scooter um und „jagen“ bergauf. Auf diesem jetzt grobsteinigen Weg haben die Teile zu kämpfen, bergauf auch noch, da heißt es für uns hier und da mithelfen. So faul wie unsere eScooter Touren vielleicht aussehen, sind sie also gar nicht. Wir fahren an den Wanderern mit Hunden vorbei, ich verwünsche sie noch kurz ein wenig (also die Wanderer, nicht die Hunde). An der Alp vorbei geht es weiter gen Heimat. Bergauf stelle ich fest, dass mein eScooter langsamer ist als Timo’s. Je länger ich darüber nachdenke und das analysiere, desto mehr vermute ich, dass es an der Hinterradbremse liegen könnte. Die schleift und scheint zu bremsen. Da muss ich nachher mal kurz nachschauen. Doch bevor es soweit ist, soll mich erst noch etwas anderes schocken.
Wir cruisen also die ganze Zeit bergauf zurück zu den Vans. Tolle Aussicht ins Tal runter, auf der anderen Seite grasige Hänge und hinter uns Fels. Toll hier oben und auch ein schönes Wandergebiet sicherlich.
Kurz bevor wir unseren Parkplatz wieder sehen, ruft Timo von vorne „AUTO“…aha…Gegenverkehr, rechts von mir geht es auf den leicht erhöhten „Seitenstreifen“ bevor es danach steil bergab geht. Ich fahre auf den Seitenstreifen, naja, sagen wir ich versuch es, hab jedoch nicht genug Schwung um hoch zukommen. Muss also mit manueller Kraft den Scooter hochwürgen. Auto fährt vorbei…wir fahren die letzten 200 m bis Zottl.
Dort angekommen, parken wir die Scooter und ich beginne mein Equipment abzulegen. Helm, Rucksack, Funkmikro….äh….FUNKMIKRO…FUCK….das Funkmikro ist nicht da wo es sein sollte. Hatte es am Reißverschluss meiner GANT Jacke montiert…doch da gähnt mich jetzt nur der lustlose Reißverschluss an. Haben sich hier gerade 200 EUR in Luft auf gelöst?….darf nicht war sein. Ich sehe mich schon die ganze verdammte Strecke zurück fahren und nach einem schwarzen 2x2 cm quadratischen Funkmikro suchen. Darf nicht wahr sein…
Neben mir meint Timo: Check doch die Aufnahmen auf der Kamera…ab wann hast du keinen Ton mehr auf den Aufnahmen!“ Im ersten Moment denke ich: scheiße…wenn ich das Mikro vor längerem verloren habe, dann ist mein ganzes Gerede auch nicht auf den Bilder…oh verdammt… Doch dann schnalle ich, worauf Timo hinaus will. Wir können so eingrenzen, wo ich das Mikro verloren habe. Und so langsam kommt mir ein weiterer Gedanke…der einzige Moment, an dem ich, sagen wir, stärker in Action war, war als das Auto uns entgegen kam und ich auf den Seitenstreifen schieben musste. Also schaue ich mir als erstes die letzte Aufnahme an...und zack..mittendrin ist der Ton weg. Jackpot! Ich weiß also, wo das Mikro abgefallen sein dürfte.
Kurz drauf macht sich mein Lieblings-Timo auf den Weg die 200 m zurück und sucht das Mikro. Keine 5 Minuten später ist er zurück…Mikro in der Hand…puh…tausend Dank Timo für Einfall und Wiederfinden. Hast was gut bei mir.
Die nächsten 40 Minuten mühe ich mich mit der Hinterradbremse des IO Hawk ab. Bekomme es jedoch nicht zufriedenstellend hin und verschiebe die OP auf einen späteren Zeitpunkt. Vielleicht hab ich ja nächstes Wochenende ein Momentli Zeit dafür.
Nach all diesen Anstrengungen ist es Zeit für eine Instagram Pause. Wir sitzen in teils Sonne, teils Schatten und tippen auf unsere Handy ein. Das Sunrise Netz ist hier oben ein Wackelkandidat. Mal da, mal weg…und um besseren Empfang beim Hochladen der Posts zu haben, darf ich immer noch ein paar Meter laufen.
Nun ja und irgendwann beginnt Timo langsam zusammenzuräumen. Er muss los. Unser eins…bleibt. Ich bin der König des Herauszögerns…zumindest was die Rückfahrt nach Hause angeht. Timo rollt um 15 Uhr also ins Tal, gefolgt von meinem Aufklärer. Komm gut runter, Bub. War ne schöne Tour mit Dir. Hoffe, wir sehen uns bald wieder. Auch wenn mein Terminkalender gerade gut gefüllt ist bis Oktober.
Und je weiter der Nachmittag ins Land zieht, desto einsamer werde ich hier oben. Auch das Wandervolk macht den Abflug und um 19 Uhr bin ich, bis auf einen verlassenen PKW, alleine hier oben. Die Sonne senkt sich immer tiefer, das Licht wird immer besser. Zeit zu gehen und noch ein paar schöne Filmaufnahmen von der Landschaft und der Fahrt machen. Muss ja schon sein, wenn hier schon goldenes Licht vom Himmel brennt.
Vorher klebe ich aber noch eine Schlüsselhalterung in Zottl. Die hat mir Timo (www.styyl.de) noch in die Hand gedrückt. Sau praktisch das Teil, jetzt hat der Schlüssel seinen festen Platz und ist aufgeräumt. Der Co-Pilot kann ihn nicht mehr so leicht verstecken und ich ihn verlegen.
Die Downhill fahrt verläuft fast reibungslos. Ein blödes Auto kommt mir entgegen. Und zwar genau an der Stelle, wo ich gerade eine „epische“ Aufnahme machen will. Am „Spiegelsee“…tja…muss ich hier wohl irgendwann nochmal hin. Sonst aber nix mehr los auf dem Berg. Auch die Fahrt nach Hause verläuft unspektakulär.
Gegen 22 Uhr sind wir zu Hause. Co-Pilot und Friedrich hundemüde. Ohne Diskussion lege ich sie hinten in Zottl’s Heck. Sie dürfen zwei Nächte alleine in Zottl wohnen….denn Dienstag geht es schon wieder los. Geschäftlicher Zottl Einsatz ruft, allerdings ohne Kamera und Blog. Ich für meinen Teil lade aus was zurück in die Wohnung muss und liege um 23:30 Uhr im Bett. Platt für heute.
Gute Nacht und viele Grüsse.
Kai
GPS Koordinaten:
Curtginatsch: 46.623805, 9.363702
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