Guten Morgen zusammen,
kennt ihr das, ihr liegt morgens im Van und hofft einfach nur, dass wenn ihr gleich die Verdunklung öffnet, das Wetter besser aussieht als am Abend zuvor?
Diese Hoffnung die man hat und die „Angst“ davor, doch wieder nur das gleiche Mistwetter wie gestern zu sehen. Falls ihr das kennt, dann wisst ihr nun, wie es mir heute Morgen geht. Ich bin hier mit Freunden die von weit, weit weg angereist sind.
Und ich möchte natürlich, dass sie etwas von der schönen Schweiz und der Grimselregion, dem Oberaarsee sehen…nicht nur Nebel….nein, die Berge, die rauen Felsen, die Abhänge, den Stausee mit
Gletscher im Hintergrund. All das, was die Schweiz ausmacht.
Mutig wie ich also bin, öffne ich meine Verdunklung und könnte gleich kotzen. Nicht, weil ich einen Kater habe oder mir vom vielen Essen übel ist…nein…wegen dem, was mir draußen geboten wird. Es
hat sich NIX geändert. Der gleiche Nebel, die gleichen Wolken, der gleiche Nieselregen. Null Sicht auf Berge, See und Damm.
Ich sinke etwas frustriert wieder in die Kissen, schließe das Rollo, schaue zum Co-Piloten rüber, der schaut auch etwas deprimiert…und Friedrich zeigt irgendwie etwas Hoffnung und lockert etwas seinen Schal. Spürt er etwas? Hm…ich spüre auf jeden Fall, dass es in Zottl verdammt kühl ist. Schnell hüpfe ich aus dem Bett, stelle die Heizung auf 20°C und krieche wieder ins Bett. 12°C ist zu kühl um aufzustehen.
Wir sind hier auf rund 2000 m, meine Truma Dieselheizung ohne Höhen Kit läuft fehlerfrei und heizt Zottl ruckzuck auf. Am schnellsten warm wird es im Bad, zwei Heizungsauslässe, ich liebe es. Wieder ein großer Vorteil eines Festbades. So verziehe ich mich also als erstes dort hin und mache mich präsentabel. Naja, so halbwegs zumindest.
Im Anschluss wage ich mich vor die Tür. Nicht viel los. Kurze Runde über den Platz, der ein oder andere ist doch schon wach, die Stimmung trotz des Wetter gut. Danke, liebe Mitreisenden, dass ihr das Wetter mit Humor nehmt. Und ich hatte ja auch schon davor gewarnt: wenn ich dabei bin, kann es regnen!
Der Vormittag vergeht mit Frühstück, Gespräche im Regen führen, Tisch im Regen schneller abtrocknen als er wieder nass wird und verräumen. Das Gleiche mit eScooter und Stuhl.
Um 10:30 Uhr ist allgemeine Abfahrt. Zu dieser Zeit ist die Strecke von unserer Seite aus befahrbar. Und da wir um 12 Uhr bei Manfred’s Subaru Niederlassung sein wollen, müssen wir den Slot treffen.
Und da alle informiert sind, klappt das auch. Punkt 10:30 Uhr rollt die Karawane gen Grimselpass. Wieder hängt der Nebel tief, wieder ist nicht viel zu sehen. Ich fahre als letzter, was aus filmerischen Gründen nicht so toll ist. Wäre lieber vorne oder mittig gefahren. Aber aufgrund meiner Parksituation ergab sich der letzte Platz für mich.
Wieder sehen wir nicht viel, tiefe Wolken, immer mehr Regen je näher wir dem Grimsel kommen. Kalt ist es. Man könnte meinen, wir haben Herbst und morgen liegt Schnee.
Die 6 km vom Oberaarsee zum Pass legen wir gut zurück, am Pass darf ich dann an allen vorbei…denn man vermutet, ich weiss wo es hin geht. Äh…ja…bisher eher nicht…muss erstmal Google Maps füttern. Netz hab ich ja hier wieder.
So rollen also +/- 10 Kästen den Grimselpass gen Goms runter. Mit jedem Höhenmeter entkommen wir dem Nebel des Grauens, sehen sogar noch auf den Furkapass rüber, ignorieren ihn jedoch und rollen immer weiter bergab. Die Temperatur dürfte steigen und es wird immer heller bis wir irgendwann doch tatsächlich die ersten Sonnenstrahlen sehen. Ab jetzt ist Manfred für’s Wetter zuständig. Und wie es scheint, hat er es besser im Griff.
Also wir eine Stunde nach Abfahrt bei ihm auf den Hof rollen, den er extra von Subarus befreit hat, scheint die Sonne. Willkommen im Wallis! Der Sonnenstube der Schweiz und dem Reich von Manfred. Wir finden alle einen Platz um unsere Vans abzustellen, Manfred offeriert Kaffee und eine kleine süsse Stärkung. Die Sonne knallt runter, Jacke aus…und 30 Minuten später ist die Lange Hose gegen eine Kurze getauscht. Es scheint, als hätten wir meine Regenwolke abgehängt. Hoffen wir mal, dass das so bleibt.
Von Manfred bekomme ich noch eine Tour durch sein Subaru reich, Karl-Heinz füllt noch seinen Frischwassertank und der Rest steht rum und unterhält sich. Ich lass kurz die Drohne hoch für ein Bild, lande aber sofort wird. Schließlich sind wir hier über überbautem Gebiet. Da fliege ich in der Regel nicht.
Gegen 14:30 Uhr bricht die Karawane auf und wir fahren weiter. 50 km sind es noch bis zum Weinhändler und Hersteller Maison Gilliard in Sion. Dort erwartet uns….ach…ich will nicht vorgreifen.
Wieder bin ich der letzte der abfährt, dann kommt noch ein geschäftlicher Anruf rein und so verliere ich den Anschluss total. Auch über Funk kommt nix mehr rein. Naja…ich kenn den Weg ja.
So zottl ich vor mich hin, halte noch kurz an einem Rastplatz und entsorge mein Schwarzwasser. Als ich aus der Toilette zurück zu Zottl laufe, steht direkt hinter ihm ein Kleinwagen. Ein wild beklebter Mietwagen…hm…der stand doch vorhin noch da vorne rechts auf dem Parkplatz als ich hier ankam…sehr komisch!
Die Fahrzeugtür öffnet sich…uh...werd ich jetzt überfallen, ausgeraubt…? Einsamer Parkplatz, außer mir und diesem fremden PKW ist keiner auf dem Parkplatz. Oh, oh… doch als ich sehe wer aussteigt…grinse ich breit. Da steht Jeannette vor mir. Was ein Zufall. Sie macht hier gerade Pause auf dem Weg gen Sion. Denn sie ist auch mit am Treffen. Hat zwar keinen Camper, sich aber einen PKW gemietet und ein Hotelzimmer in Sion genommen.
Da sie jedoch erst noch im Hotel einchecken will, fährt sie zügig weiter. Ich baue meine Toilettenkassette wieder ein und suche den Rest der Mannschaft die auf dem Weg vor mir nach Sion ist. An einer COOP Tankstelle treffe sie wieder. Müll entsorgen und auf Wolle warten, der meinen Entsorgungsrastplatz verpasst hatte und nun kurz zurück fährt. Wir nutzen die Wartezeit für Fotos, Sonne genießen und M&Ms essen.
Gegen 15:30 Uhr erreichen wir den Parkplatz von Maison Gilliard SA, parken unsere Vans und suchen uns Schatten. Leck ist das heiss hier! Man sehnt sich ja schon fast nach einer Wolke…. Doch der immer wieder auffrischende Wind lässt es uns aushalten. Umrahmt ist der Parkplatz von zwei Seiten mit Wohnungen auf den anderen Seiten herrscht grün vor. Von der Straße sind wir auch weg, hier dürften wir eine ruhige Nacht verleben.
Um 16 Uhr beginnt das Rahmenprogramm zu unserer Weinprobe. Erstmal ein Rundgang durch die Weinproduktion. Anlieferung, Weiterverarbeitung, Lagerung, Mischen, weitere Lagerung. +/- 1,7 Mio. Liter Wein verlassen diese Hallen jährlich. Die Weinberge sehen wir im Hintergrund. Steil, Südhang und gestützt mit geschützten Trockensteinmauern.
Nach der Führung durch die heiligen Hallen fährt uns das Manfred Shuttle in die Weinberge und zum Ort der Weinprobe mit Raclette und Walliser Platte. Durstig sind wir alle, hungrig ebenfalls.
Um die ca. 30 Leute in die Berge zu bekommen muss Manfred 3 mal fahren. Als ich mit der letzten Fuhre hoch fahre, hab ich den Eindruck, da läuft was komisch. Wir kommen nicht an einem Weinberg an, sondern an einem dunklen Loch im Berg. Will er uns jetzt ums Eck bringen…? Vergraben? Verstecken? Wir Mitfahrenden steigen aus, sollen nun in das dunkle Loch laufen und durch den Berg durch. Der Tunnel ist 100 m lang, ich kann so gerade aufrecht darin laufen. Unbeleuchtet. Doch am Ende des Tunnels ist Licht. Alte Gleise liegen im Tunnel…hoffentlich ist das Licht nicht die entgegenkommende Lok…
Nach 100 m Dunkelheit spuckt uns der Tunnel aus und wir stehen am Abgrund und schauen auf Weinberge, Sion und die Rhone. WOW! Was für ein Ausblick!
Aber wir sind noch nicht am Ziel. Einige steile Treppen, kurzer Fußmarsch zwischen den Weinreben durch und schließlich erreichen wir eine Art Terrasse in den Weinbergen, um- und überrankt von Weinreben und einer Pergola. Ein fantastischer Ort für ein leckeres Essen und guten Wein.
Alles Coronafreundlich unter freiem Himmel, der Wind sorgt für frische Luft und die Aussicht ist einfach fantastisch. Manfred, Hut ab, da hast echt einen Volltreffer gelandet was die Location angeht. Und wie sich später heraus stellt, sind auch Wein und Essen perfekt. Besser geht es nicht, es stimmt alles. Wetter top, Stimmung toll, Walliser Platte und Raclette mit Kartoffeln sehr lecker.
Manfred darf noch eine Ansprache halten die ich für euch im Hintergrund ein klein wenig kommentiere (sorry Manfred, das muss der Wein in mir gemacht haben). Rundum sehe ich fröhliche Gesichter und nette Menschen. Das macht auch mich glücklich.
Gegen 20 Uhr sind alle pappsatt und die Frage ist: wie kommen wir zurück. Manfred als Fahrer steht nicht mehr zur Verfügung. Es bleibt nur eins: den Berg runterrollen durch die Weinberge. Ein halbstündiger Fußmarsch mit Fotopausen bringt uns bei untergehender Sonne wieder zurück zu unserem Van Camp. Mittlerweile sind fast alle da. Heute stießen noch Christian, Julia & Timo, Christian & Nadine mit Antonia, Jeanette, und Ädu hinzu. Einzig ein Van mit 2 Personen Besatzung, ein Megamobil, ist nicht anwesend sondern schon dort, wo wir morgen hin wollen.
Und was machen wir nun mit dem angebrochenen Abend? Gerade mal 21 Uhr?
Wir bilden einen Stuhlkreis!!
Auf dem Parkplatz ist genug Platz und kein Betrieb. Somit Stühle und Getränke raus. Im Lauf des Abends verkleinert sich der Kreis immer mehr. Um 1 Uhr sitzen noch Timo, Christian &
Nadine, Nicole, Christian und ich um das „Lagerfeuer“. Wir nennen es so, doch eigentlich ist es nur eine Lichterkette die auf dem Boden liegt. Und so langsam schleicht sich Kollege Hunger an.
Als Christian dann von Thüringern anfängt und diese in Verbindung mit grillen bringt, wird ein Gasgrill aufgebaut und es gibt ein Late Midnight Breakfast…oder so. Um 3 Uhr sitzen wir noch
immer um das Lagerfeuer, jedoch weiter dezimiert, Christian & Nadine sind im Van verschwunden.
Erst gegen 4 Uhr finde ich den Weg in Zottl. Dort erwarten mich zwei mit großen Glasaugen und schauen mich fragend an. Na Jungs, alles klar bei euch? Nein, ich bin nicht betrunken, ich hielt
mich zurück, keine Lust auf Kater am heutigen Samstag. Unschwankend schnappe ich mir meine zwei Mitreisenden und lege sie ins Bett. Ich glaube, bereits im Prozess des Hinlegens sind sie
eingeschlafen.
Kurz darauf liege ich neben ihnen. Froh, dass heute alles gut geklappt hat, das Wetter mitgespielt hat und auch sonst alles super war.
Morgen geht es weiter, der ganze Tross zieht in die Pampa, in der Hoffnung, dass unser Freistehplatz für knapp 20 Fahrzeuge auch wirklich aufgeht.
Last but not least möchte ich mich an dieser Stelle noch herzlich bedanken bei:
- Manfred, der die Planung und Durchführung mit der Firma Maison Gilliard SA organisiert hat.
- Bei der Firma Maison Gilliard SA für die schöne Führung, den leckeren Wein, die tolle Location und die absolut reibungslose Durchführung.
- Bei allen Teilnehmern, die den weiten Weg ins Wallis auf sich genommen haben um an diesem schönen Event teilzunehmen. Danke, dass ihr dabei wart. Freut mich enorm!
Aber natürlich ist hier noch nicht Schluss, morgen reisen wir weiter... Jetzt aber gute Nacht und viele Grüsse von uns.
Kai
Koordinaten:
Oberaarsee: 46.547503, 8.276715 (seit Ende August scheint hier campen/übernachten nicht mehr erlaubt!)
Parktickes für Oberaarsee online kaufen: https://besucherdienst.kwo.ch/grimselwelt/
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