Hallo zusammen,
unruhige Nacht, um 7 Uhr bin ich wach! Hallo Körper, ich habe verdammt noch mal URLAUB. Du könntest Dich entspannt bis 9 Uhr ausruhen und nix tun. Aber nein…das Hirn springt um 7 Uhr an und dreht am Rad. Verdammter Reissack!
Um zu erfahren wie das Wetter ist, muss ich heute nicht rausschauen. Auch mal praktisch! Es ist weiterhin beschissen. Entschuldigt meine Wortwahl, aber anders kann ich das einfach nicht treffend beschreiben. Ich höre es auf Zottl regnen, schon die ganze Nacht mal mehr mal weniger.
Doch ich geb mir die volle Dröhnung und öffne die Verdunkelung bei Co-Pilot und Friedrich…grau, nass, Nebel, Wolken…grusig. Ich mache wieder zu. Bin genervt über das Wetter. Ich nehm es ja sonst immer mal mit Humor wenn mich der Regen begleitet. Aber jetzt….bin ich einfach nur genervt. Genau auf meine gestrige Abreise kam das Mistwetter und wird uns nun noch weiter begleiten. Heute und Morgen wahrscheinlich…
Schnell stehe ich kurz auf, drehe die Heizung auf 20°C und krieche wieder ins Bett. Kalt in Zottl. Vorher taste ich noch nach des Co-Piloten Nase…uh…ziemlich kalt…das mag er gar nicht. Nur gut, schläft er noch.
15 Minuten später ist es merklich wärmer. Also stehe ich mal auf. Draußen noch alles ruhig. Kein Wunder, wer geht bei so einem Wetter schon freiwillig vor die Tür. NIEMAND!
Naja, bis auf mich halt…ich ziehe mir was an und mache mich auf den Weg vor die Tür und schaue mal rum ob der Rest der Truppe noch lebt oder in den Regenmassen ertrunken ist. Als ich durchzähle erkenne ich: alle noch da.
Bei Uwe und Paula ist schon Leben im Van, bei Nicole ist noch Ruhe, Wolle öffnet mit Socken in der Hand die Tür. HW und Anke stehen am anderen Ende des Parkplatzes, der Motor läuft, sie leben also. Joachim ist auch noch da.
So richtig weiß niemand was mit dem Mistwetter anzufangen. Einstellige Temperatur, keine Markise draußen und leichter Regen. Ich bin ruckzuck nass.
Nach kurzen Absprachen und dem Wunsch von vielen noch zu Entsorgen, begebe ich mich wieder in Zottl. Erstmal trocken legen, hoffen dass es besser wird, und was essen. Frühstück um 09:30 Uhr…hm…da kann man schon mal Reisnudel-Spaghetti essen, oder? Das Zeug muss weg.
Somit Topf aufs Feuer und 20 Minuten später sitze ich in der Dinette, schaue dem Regen zu und esse meine Nudeln mit Stäbchen.
Im Anschluss an dieses Power Frühstück wird Zottl aufgeräumt und nochmal vor die Tür gegangen. Das nächste Paar Schuhe und Socken durchnässen. Und als das geschafft ist und ich ein paar Nebel Aufnahmen im Kasten habe, verabreden wir die Abfahrt für in Kürze. Nix wie weg hier, vielleicht ist es am neuen Ort ja besser…..haha…ja, wenn ich wüsste….
Gegen 11 Uhr brechen wir also im Konvoi auf. Joachim ist schon weg, der Rest folgt mir im Gänsemarsch. Und als wir an der Stelle des Zahlautomats vorbeikommen…steht er plötzlich dort. Als wäre er übernacht dort gewachsen. Gestern Abend war er definitiv noch nicht dort.
Wir ignorieren ihn und fahren weiter. Bergab. In Richtung Innertkirchen. Vorher aber noch ein Stopp: der Campingplatz Gadmen liegt auf unserem Weg. Evtl. können die anderen hier ihr Schwarzwasser loswerden.
Und tatsächlich, es geht. Wir fragen freundlich und dürfen Ver- und Entsorgen gegen 5 CHF pro Wagen. Da hier niemand außer mir Franken dabei hat. Schmeiss ich also mal ne Runde V&E für zwei Vans.
Die V&E ist immer zugänglich, liegt praktisch an der Durchgangsstraße von Gadmen und kann also immer genutzt werden. Unabhängig von der Öffnungszeit des Campingplatzes. Super! Hab ich auch wieder was gelernt.
Nachdem alle voll bzw. leer sind, meint Wolle: Kaffee wäre doch nett! Stimmt…Kuchen auch…also mal sehen ob wir noch an etwas parkbarem vorbei kommen.
Und tatsächlich, dank meine überragenden Ortskenntnisse, kommen wir an einem Resti vorbei mit großem Parkplatz. Kurz vor Innertkirchen kehren wir also ein, ich spiele noch mit einer Eisenbahn und anschließen gibt es Haselnusskuchen mit Sahne und Kaffee für mich. Ein Gedicht! Super lecker. Es ist trocken und wir können sogar draußen sitzen.
Erst gegen 14 Uhr fahren wir weiter, die letzten Meter runter ins Dorf, dort der nächste Stopp: Wolle brauch noch Petersilie. Nein, er hat nicht ein Kaninchen dabei, das noch Futter braucht. Er macht heute Abend für uns Spaghetti Ale et Olio. Da freuen wir uns drauf und warten gerne bis er seinen Einkauf abgeschlossen hat.
Im Anschluss juckeln wir dann den Grimselpass hoch. Das Wetter wird mit jedem Höhenmeter schlechter. Die Landschaft unsichtbarer. Irgendwann, auf Höhe der Stauseen, stecken wir völlig im
Nebel. Null Sicht! Keine herrliche Landschaft. Nur Nebel, Regen und ein vor mir her kriechendes Elektroauto aus einem westlichen Nachbarland das schier nicht den Hang hoch kommt. Aber wohl
eher aus Angst als aus Strommangel. Ich würde ihn sonst mit meinem Kuhfänger auch den Berg hoch schieben. Helfe ja wo ich kann!
Eine Temperaturanzeige hab ich leider derzeit nicht, mein AdBlue Stand ist schon wieder so tief, dass das Display alle Anzeigen eingestellt hat und nur noch sagt, ich solle verdammt nochmal
endlich wieder AdBlue tanken sonst könne ich in 400 km Zottl nicht mehr starten. Ja, ja, ja…ich weiß! Nerv net.
Nach zig Kilometern bergauf und ohne Sicht kommen wir auf dem Grimselpass an, fahren die erste rechts und müssen erstmal stoppen. Die weiterführende Panorama Straße zum Oberaarsee, unserem
heutigen Ziel, ist zeitlich einspurig getaktet. Wir haben unseren Slot gerade verpasst…also warten wir nun 40 Minuten. Aber wurscht…
Oh…schau mal Friedrich…da steht ein schicker silberner Campscout B…das ist Bobby mit Markus und Manuela. Gehen wir mal Hallo sagen…wie jetzt, du willst nicht mit Friedrich?! Ist doch tolles Wetter draußen. Ich glaube er schaut mich an und fragt sich wohl, ob ich noch alle Tassen im Schrank habe.
Tür auf. Raus. Uh….kalt….Nieselregen…und ziemlicher Wind…die Nebelfetzen fliegen über uns hinweg. Was für ein grausiges Wetter. Ich gehe schnell Hallo sagen, aus dem schnell werden 10 Minuten und als ich zurück in Zottl bin, schaut mich der Co-Pilot leicht vorwurfsvoll an… Jaaaa, jaaa…ich hätte besser einen Pullover und ne Jacke angezogen…nächstes mal kannst Du ja raus gehen, mit Deinem dicken Bauch…äh Pelz.
Einmal muss ich noch vor die Tür, denn mir fällt ein, ich sollte alle informieren, dass es hinten am Oberaarsee keinen/kaum Internet Empfang gibt via Handy. Leider vergesse ich irgendwie, auch Wolle darüber zu informieren. Sorry dafür, Wolle!
Als auch das erledigt ist, heißt es weiter warten. Und kurz bevor es kühl wird in Zottl, springt die rote Ampel auf grün und wir können los. Einspurig etwas bergauf und dann am Hang entlang. Links Fels, rechts (wahrscheinlich) Abgrund. Man sieht ihn nicht, der Nebel zu dicht. Eine echte Schande.
Etliche km geht es entlang des Berges durch Nebel und Wolken, Regen mit Wind. Herbst! Hatten wir nicht bis vorgestern noch Hochsommer mit über 30°C!??
Die Streckenführung macht einen leichten Linksbogen, leicht hügelig und dann sehen wir ihn, den Staudamm und den Oberaarsee. Der Nebel scheint hier noch nicht angekommen zu sein oder schon wieder weg oder was auch immer. Wurscht! Da ist er! Ich bin ziemlich aus dem Häuschen. Filme aus allen Kameras, mache Fotos…dem Co-Pilot wird schon ganz anders weil Zottl nur noch wenig gelenkt wird. Aber Zottl ist jetzt schon 2,5 Jahre alt, der kann das auch mal ohne mich schaffen. Wow, was für ein herrlicher Anblick. Und jetzt denken wir uns mal die Wolken weg und stellen uns Sonne vor…mit Gletscher im Hintergrund…doppel Wow!
5 Minuten später sind wir am See unten und haben alle geparkt. Erstmal etwas sortieren, ausruhen und dann mache ich mich parat für eine kleine eScooter Tour über den Staudamm. Nicole „nötige“ ich mitzukommen mit ihrem EMO Bike. Und 20 Minuten später jagen wir hier durch die neblige Landschaft. Noch ist das Wetter „gut“. Also der Nebel nicht soo tief.
Und siehe da, aber der Mitte des Staudamms gibt’s sogar nen Balken 4G. Gut hab ich meinen eScooter dabei. So kann ich hier immer mal hinfahren und Insta Posts verschicken und Kontakt zur
Außenwelt halten.
ACHTUNG:
Seit Ende August 2020 ist das Campen und Übernachten am Oberaarsee nicht mehr gestattet. Es wurde zu viel Müll, Fäkalien usw. hinterlassen, so dass es nun verboten ist. Danke an alle, die
mitgeholfen haben, diesen Spot zu vermüllen und zu verkoten. Ihr seid Vollpfosten!
Das Wichtigste beim Freistehen: NIX, aber auch gar nix hinterlassen! Maximal ein paar Fuß- oder Reifenabdrücke! Das Rumfäkalieren geht mal gar nicht, vor allem: es gibt hier WCs. Und Müll
in die Landschaft werfen ist ein absolutes No Go!
Wenn ihr keine Toilette an Bord habt, geht auf WC's wenn es schon welche gibt. Oder parkt nur an Orten wo es WCs gibt, so z.B. Stellplätze oder Campingplätze. Aber einfach überall in die
Botanik machen, vor allem bei der Masse an Campern mittlerweile, ist ne Sauerei! Schließlich sind die Alpen kein Klo! Und wenn ihr schon in die Botanik macht, dann nehmt die
Hinterlassenschaft wieder mit. Und vergesst das Klopapier nicht!
Gut...ich schweife ab...wo war ich...
Und wer auf der Mauer ist, kann auch runter und vor die Mauer. Geht gut den Berg runter, hoffentlich kommen wir da auch wieder hoch. Die Mauer ist nicht sooo hoch aber sehr breit. HW, Uwe und Paula kommen auch noch runter und so vergnügen wir uns vor der Mauer, machen Bilder und filmen.
Einiges später spüren wir kleine feine Tropfen. Zeit wieder zurück zu Zottl zu fahren. Der IO Hawk packt den Berg. Zwischendurch sitz ich auch mal auf dem EMO und stelle fest, bergauf echt anstrengend. Da lob ich mir den Exit-Cross.
Der weitere Abend wird deutlich weniger anstrengend. Zottl wird nochmals umgeparkt und als Windschutz missbraucht. HW’s Markise wird rausgedreht und mit Multi Ankern befestigt. Mittlerweile sind wir noch mehr geworden. Martin mit Frau, Thomas und Susanne, Ines und Karl-Heinz sind auch angekommen.
Einige kochen, Nudelauflauf, Spaghetti, Mini-Pizza, Gemüse. Andere filmen und bauen Tisch und Stuhl auf. Die Stimmung ist gut, das Wetter wird schlechter. Es beginnt stärker zu nieseln. Wer nicht unter der Markise sitzt, wird nass.
Nach dem Essen begebe ich mich nochmal in dickem Nebel auf den Staudamm und verschicke in Zeitlupe Insta Posts. Durch die dicke Suppe kommt das 4G Signal nur mühsam durch. Am Abend gibt es noch den ein oder anderen Schnaps aber das eigentliche Highlight sind….MOHRENKÖPFE von Dobler. Thomas hat eine Schachtel dabei. Die sehen zwar ramponiert aus, vertragen die Höhe nicht und sind aufgeplatzt. Aber schmecken tun sie auch so. Wenn ich zwischen Mohrenköpfen und M&Ms wählen müsste…ich würd die M-Köpfe wählen. So sehr liebe ich sie!
Ja, ich nenne die Dinger Mohrenköpfe, sie heißen nunmal so! Und mit Rassismus hat DAS sicher nichts zu tun!
Gegen Mitternacht sind alle durchgefroren und das Lager schließt für ein paar Stunden. Vielleicht haben wir ja morgen besseres Wetter… Hoffen darf man ja.
Auf jeden Fall mach ich drei Kreuze als ich endlich unter meiner warmen Federdecke liege und auf eine bessere Nacht hoffe als die Letzte…doch die Hoffnung ist vergebens…
Gute Nacht und viele Grüsse
Kai
Koordinaten:
Steingletscher 46.713186, 8.416040
Campingplatz Gadmen: 46.738293, 8.362409
Leckerer Kuchen: 46.708194, 8.242010
Oberaarsee: 46.547503, 8.276715
Parktickes für Oberaarsee online kaufen: https://besucherdienst.kwo.ch/grimselwelt/
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Joachim H. (Mittwoch, 02 September 2020 20:52)
Ich muss jetzt mal ganz spontan meine Empörung loswerden über die Idioten, deren Verhalten dazu geführt hat, dass an dem tollen Platz jetzt Campingverbot herrscht (und ich fürchte, dass das auch auf Dauer so bleiben wird). Wenn selbst die wirklich einwandfreien Toiletten dort manche Leute nicht davon abhalten können, in die Landschaft zu sch... ,dann weiß ich allerdings auch nicht weiter, und wundern muss man sich nicht. Sehr, sehr schade...
Toni L. (Sonntag, 03 September 2023 12:39)
Wir schreiben inzwischen 2023… leider hat die Camperszene derart überhand genommen, dass aufgrund Fehlverhalten einiger es immer mehr Übernachtungsverbote gibt. Sieht so aus, dass es so bleiben wird. By the way, wir sind mit Wohnwagen unterwegs…