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#158 Wallis, La Grande-Dixence Staumauer - Zweiter Versuch, ich rolle bergauf, weit und erleb ein bitteres Ende...

Guten Morgen zusammen,

 

8 Uhr ist es als sich zumindest meine Augen öffnen. Wow, selbst ohne Wecker bin ich genau zur richtigen Zeit wach. Wollte ja heute nicht bis in die Puppen schlafen sondern "früh" raus. Das klappt also wohl.

 

Co-Pilot und Friedrich schnarchen noch vor sich hin, also stehe ich leise auf, mache meine Bad-Runde, ziehe mich an, spare mir Kaffee und Frühstück und lege gleich mal los. Schnappe schnell noch Rucksack, Helm und Kameras, oh...Handy...und gehe vor die Tür. 

 

Dort begrüßt mich mein angeleinter eScooter den ich schnell aufklappe und los cruise. Von hier aus geht es erstmal nur bergauf. Ich rolle zur Talstation der Gondel...noch alles ruhig, die fährt erst ab 09:35 Uhr. Am Hotel vorbei, und jetzt den für Fußgänger wegen Steinschlag gesperrten Weg entlang. In vielen Serpentinen den Berg hoch. Der Exit-Cross bewerkstelligt die Strecke gut, es geht nicht zu steil den Berg hoch, der Motor hat keine Aussetzer und ich komme zügig voran. Muss jedoch immer wieder mal stoppen um zu filmen. Sei es die Landschaft oder mich beim fahren...oder beides. 

 

Die letzte Rampe zum Staudamm hoch, auf Betonboden, packt der Scooter nicht, auf einigen Metern muss ich also mit dem Fuß etwas nachhelfen. Das macht aber nix, so wirds mir wenigstens warm. Auf 2.300 m ist es, trotz blauem Himmel und Sonne, um 08:45 Uhr recht frisch. 

 

Das frühe Unterwegssein zahlt sich jedoch aus, als ich auf den Damm des Grand Dixence fahre, bin ich komplett alleine. Wow! Perfekt für das, was ich vorhabe. Ich rolle zur Mitte des Dammes, stoppe und packe die Drohne aus. Heute, Handy auch dabei, gibts noch einen schönen und hoffentlich problemlosen Flug hier oben. Das Wetter ist top. ALso, hoch mit dem Aufklärer, schnell noch ein paar Zeitlupenaufnahmen und dann weg und hoch. Achtung: hier darf man nur mit Ausnahmegenehmigung fliegen. Schutzzone!

Hoffe nur, es kommt kein tieffliegendes Sportflugzeug vorbei während ich hier fliege. Davon hatte ich gestern wie heute ab und eins hier rumfliegen sehen. 

 

Heut fliegt die DJI Mavic Pro ohne Probleme. Nachdem der erste Akku verballert ist, kommt der Zweite rein und als auch der zur Neige geht, wird sogar für ein paar Verfolgungsaufnahmen noch Akku drei angefressen. Das gibts selten bei mir. Normalerweise reicht ein Akku um alles in den Kasten zu bekommen. Doch aufgrund der Größe des Damms und des Sees, bedarf es diesmal langer Flüge.

 

Und als ich endlich fertig bin mit fliegen, läuft die Seilbahn und die ersten anderen Touristen kommen auf den Staudamm. Zeit, zu gehen. Jedoch nicht runter und zurück zu Zottl sondern weiter, den See entlang. Wie weit? Hm...soweit wie es fahrbar ist.

 

So biege ich also auf der westlichen Seite des Staudammes links ab und folge dem erst leicht ansteigenden und gut fahrbaren Weg. Was dann folgt...ist kühl...Tunnel...feucht, rutschiger Untergrund, dunkel und teils einige hundert Meter lang. Und nur ich hier...niemand sonst...ein wenig spooky. Doch der eScooter kennt keine Furcht und jagt durch alle Tunnel durch. 

 

                

Als wir alle hinter uns haben, liegt ein wunderschönes Panorama vor uns. Berge, türkisgrauer See, Wiesenflächen, weit hinten weisse Berge und Gletscherreste. Gewaltig! Und das Beste: der Weg breit und gut fahrbar. So fahre ich entspannt immer weiter ins Tal hinter.

Erschrecke Murmeltiere...und sie mich...durchquere Bachläufe mit Vollgas und jage durch Matsch. Dabei stelle ich wieder mal fest, dass der Scooter vor allem mit matschigen Passagen richtig gut zurecht kommt. Kein Steckenbleiben oder eingraben. Wir kommen überall durch. Einzige etwas mehr Dämpfung wünsche ich mir hier und da. 

 

Die Strecke zieht sich, sehr vereinzelt treffe ich Wandergruppen oder Biker die wohl auf irgendwelchen Hütten genächtigt haben und nun weiter ziehen. Sie schauen ein wenig überrascht als sie mich auf dem eScooter anrollen sehen. 

 

Und nach einer gefühlten Ewigkeit erreiche ich das Ende des Stausees. Hier entleert sich ein Druckstollen und sorgt für Getöse und einen Regenbogen der in der Gischt entstehen. Der Weg wird ab hier ein reiner Wanderweg. Somit ist hier Schluss für mich. Auch besser so, denn so langsam frage ich mich, ob der Akku reicht. Hier inten zeigt er noch halb voll an. 

 

Mit meinem verbleibenden dritten und letzten Akku mache ich noch kurz einen Drohnenflug über das brodelnde Wasser (Achtung, Ausnahmegenehmigung notwenidig wenn man hier legal fliegen will, Schutzzone), esse einen schweizer Apfel, filme, fotografiere, springe in die Luft und packe im Anschluss alles zusammen und mache mich auf den Rückweg.

 

Und nach einem Drittel der Rückfahrt merke ich deutlich, dass der Rolle an Kraft verliert. Ein Balken noch...oh je...ob das gut kommt? Ich muss ihn bei leichten Steigungen mit dem Fuß unterstützen und komme nur noch langsam voran. Nach 2/3 des Rückwegs ist es vorbei mit Kraft. Wir kommen so gerade noch durch die Bachfurten, die Anzahl Wanderer/Touristen nimmt zu und ich beginne, den eScooter dauerhaft mit dem Fuß zu unterstützen, bis die Batterie alle ist. Ich schiebe das knappe letzte Drittel bis zum Damm. Das nervt...aber bedingt durch meine Fahrt gestern, berghoch, und heute morgen das lange Stück hoch zum Damm, hat die Power des Akkus gelitten. Und irgendwann sind halt 15.4 AH verballert. 

 

Doch die gute Neuigkeit: ab dem Staudamm geht es nur noch bergab bis zu Zottl. Und so steige ich auf der Dammkrone wieder auf und rolle über Rampe, Schotter, Serpentinen wieder den Weg runter, ganz ohne schieben. Man merke sich: möglichst die Route so wählen, dass das letzte Stück bergab geht. Denn bergauf schieben ist eine Qual. Auf der Ebene geht es dagegen ziemlich gut und ohne großen Kraftaufwand. 

 

Und so rolle ich nach knapp 300 Höhenmetern bergab wieder auf Zottl zu. Der ist, eingerahmt von Autos, zum Glück noch da. Da so eine Scooter Fahrt inklusive schieben doch recht anstrengend ist, muss ich mich erstmal etwas ausruhen. Und wie ich gerade so alles in Zottl verräume, den Rucksack leere, Wasser in mich hinein schütte, kommt rasant ein Auto auf den Parkplatz geschossen.

Huch...der fährt aber zackig, denk ich als ich mich umdrehe. Was sehe ich? Ein dickes SUV das in unsere Richtung kommt...hm...ein Subaru...hm...hä...nee....doch...ich glaubs ja nicht...das ist Manfred!! Ich mache große Augen und als er vor Zottl zum Stehen kommt...und aussteigt...ja, ist er es wirklich! Ich bin platt! Die Überraschung ist ihm gelungen und ich mal kurz sprachlos. 

 

      

Er ist auf Erkundungstour auf dem Sanetschpass gewesen um unser WomoWeinWallis Freunde Treffen vorzubereiten und dachte sich, er schaut mal, ob ich noch an der Barrage de la Dixence stehe... Und das Timing hätte nicht besser sein können. Bin ich doch gerade seit 2 Minuten wieder zurück. 

Und um das alles noch zu toppen, bringt er noch nen Kuchen mit...Herrenkuchen...na das passt ja. 

 

So setzen wir uns in die Sonne vor Zottl. Gerade soviel Platz das Tisch und Stühle hinpassen, und genießen Kaffee und Herrenkuchen. Tolle Idee, Manfred! Genau das was ich nach so einer Tour brauche.

Und getopt wird das nur noch durch eine Flasche Wein die er mir kurz vor der Abfahrt überreicht. In Anspielung an unseren Event der nächste Woche im Wallis stattfindet. Er meint, ich solle schon mal üben....

Und so schnell wie er kam, ist er dann auch wieder weg mit seinem Subi. Wir bleiben zurück und fragen uns, was wir jetzt machen. Denn wie so häufig, zieht es mich nicht gen Heimat. So bleiben wir also noch eine gaaanze Weile hier stehen. Ich beschäfte ich mit Datensichern, Videos schneiden und vielen anderen Kleinigkeiten. Es wird nie langweilig im Van.

Gegen später werfe ich noch einen Happen Essen ein und vernichte vorher auch noch die Überbleibsel des Kuchens. Der ist ja morgen sicher nicht mehr lecker. 


Erst gegen 20 Uhr fahren wir ab. Lange frage ich mich: Autobahn via Genfer See oder das Goms hoch über den Furka nach Andermatt. Letztlich entscheide ich mich für die Strecke via Andermatt. Im Nachhinein kein Fehler. Die Straßen und den Pass habe ich so gut wie für mich alleine. Nix mehr los an einem Sonntag Abend. Über den Furka kommend, steh ich plötzlich in dichtem Nebel der aus dem Tal hoch schwappt. Wenig Sicht ist schon komisch wenn es rechts den Hang steil runter geht. Zudem wird es Dunkel...wieder mal bin ich froh, hab ich meine ORC Funzeln die mir den Weg ordentlich Leuchten.

 

Und so endet die Tour irgendwann gegen 23 Uhr zu Hause. Schnell noch ein paar Dinge ausladen und dann nix wie schlafen. Montag, Dienstag, Mittwoch Bergwerk und den Rest der Woche, genauer gesagt, sieben Tage am Stück, bin ich im Anschluss unterwegs. Erst mit einigen, dann mit vielen, dann mit gaaanz vielen und dann wieder alleine. Sogar bis in den Odenwald führt mich meine nächste Tour auf die ich mich schon seit Wochen/Monaten freue. Lange stand alles auf der Kippe wegen Corona, doch Behörden und Verordnungen geben grünes Licht...Mittwoch kann es losgehen.

 

Bis dann und gute Nacht.

 

Viele Grüsse
Kai 

 

 

GPS Koordinaten:

Stellplatz: 46.085406, 7.401165




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Kommentare: 1
  • #1

    Heiner Schumann (Donnerstag, 27 August 2020 04:50)

    Mahlzeit Kai
    Nachdem herrlichen Video, nun der Blog.
    Endlich weiß ich wie wie die Hoimfahrt ist wenn das Video aus ist. Kai sehr schön geschrieben Traumhafte Bilder danke!
    Schöne Grüße aus Ulm Heiner