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#129 Graubünden/TI - Monte Generoso....eine Wanderung!

Schönen guten Morgen,

 

8 Uhr, zumindest ich bin wach, der Rest der Truppe schnarcht noch vor sich hin. Ein echtes Konzert heute…man, man, man. Ich glaub, wir brauchen bald ein Zelt…wobei ich fürchte, ich bin der, der ausquartiert wird. Also schlag ich das dem Team wohl besser nicht vor.

 

Mein Hirn ist schon ziemlich aktiv heute. Nicht nur, denke ich über Zelte nach, auch über die anstehende Aktivität heute. Nachdem ich ja gestern zu faul war, müsste ich eigentlich heute in die Puschen kommen. Ich lasse das Wetter entscheiden: Verdunklung hoch…oh…verdammt…strahlend blauer Himmel, Sonne…sieht wohl so aus, als müsste ich heute wandern.

 

Doch bevor hier irgendjemand wandert, erstmal Frühstück und Kaffee. Im Anschluss daran, packe ich meinen Rucksack. Wasser, Akkus, Kameras, Objektiv…Essen? Ach, brauch ich nicht, sind ja nur 1 ¼ h bis auf den Berg hoch, da reicht das Frühstück.

 

Um 10:15 Uhr verlasse ich Zottl. Jedoch nicht zu Fuss. Ich schnappe mir meinen eScooter und begebe mich in Richtung Wanderweg und dann weiter zur Bahnstation Bellavista. Da war ich ja gestern schon mit dem IO Hawk. Somit sind die ersten zwei Kilometer recht easy. Erst etwas bergauf, dann durch den Wald und schon bin ich am Bahnhof. Die Sicht in die Alpen deutlich besser heute. Ich beglückwünsche mich schon zu der Entscheidung, die Wanderung auf heute verschoben zu haben. Gestern war das Wetter deutlich mieser.


Den Exit-Cross kette ich an ein Absperrgeländer, überquere die Schienen der Zahnradbahn und folge dem Wegweiser. Erstmal geht es entlang den Schienen auf unklarem Weg ziemlich bergauf. Viele Baumwurzeln liegen hier frei, enorm viel Laub und ich muss schauen wo ich hinlaufe. Und da es ziemlich bergauf geht, komme ich gut ins Schnaufen und kalt ist mir auch nicht. Bin eher zu warm angezogen.

Nach einigen Höhenmetern und einsamem wandern komme ich auf eine kleine Lichtung. Hier zeigt der Wegweiser nach links. Nach einem kurzen Filmstopp mit DJI und Canon, latsche ich weiter, als ich hinter mir jemanden rufen höre. Irgendwas auf Italienisch. Ich drehe mich um und jemand zeigt auf den Boden 10 Meter hinter mir…ich seh es erst gar nicht, doch dann erkenn ich es…da liegt meine DJI Osmo Action…oh verdammt. Die hatte ich in die Hosentasche gesteckt…und von dort hat sie sich wohl selbständig gemacht. Ich laufe zurück, bedanke mich bei dem aufmerksamen Mitmenschen und stopfe die Kamera wieder in die Tasche. Wäre ein herber Verlust gewesen wenn ich die hier verloren hätte. Glück gehabt!

Die nächste „Herausforderung“ ist die neuerliche Querung der Bahnschienen. Der Wanderweg führt hier drüber, keine Beschilderung, keine Vorsichtsmaßnahmen…so völlig untypisch für die Schweiz…Tessin halt J. Alles ein wenig anders. Natürlich wird die gefährliche Überquerung aus verschiedenen Perspektiven gefilmt. Könnte ja ein Zug…äh…Bagger kommen und mich über den Haufen mähen. Dann wärs wenigstens auf Video und ihr hättet noch was davon. Schneiden müsste es dann der Co-Pilot mit einer Bären-Maus.

                

Tja, aber ich muss euch leider enttäuschen…kein Bagger, kein Zug…ich sammel meine Kameras wieder lebendig ein und trolle mich. Quere einen breiten, baumfreien Hang auf gutem Schotterweg. Wenig bis nix los heute Morgen. Ich bin ziemlich alleine. Genieße die tolle Aussicht von hier oben, unten seh ich ein kleines italienisches Dorf, grüne Wälder, blauer Himmel, es ist warm und der Blick fantastisch.


Nach dem Hang kommt ein Stück Wald und als ich diesen wieder verlasse, sehe ich das Elend. Über einen weiteren freien Hang geht es jetzt lang und  ordentlich bergauf. In praller Sonne bis zur Bergstation der Zahnradbahn. Na dann, hilft ja nix…ich nehme die Querung in Angriff, die Aussicht auch hier nicht von schlechten Eltern. Allerdings hatte ich irgendwie gedacht, der Wanderweg verläuft auf der anderen Seite des Bergs…dann hätte man die ganze Zeit den tollen Blick gen Alpen. Da dem aber nicht so ist, schaue ich jetzt hauptsächlich Richtung Italien. Aber auch ganz nett.

Nach einigen Unterbrechung für Filmaufnahmen komme ich irgendwann oben an der Bergstation an. Ordentlicher Anstieg hier hoch. Rechts ginge es jetzt noch weiter bergauf, links zum Bahnhof und weiter zu einem Aussichtspunkt auf einem Felsen. Ich entscheide mich für links! Lauf in Richtung der vielen Funkantenne, biege aber vorher rechts ab, folge dem Weg an einem Abhang entlang, man sollte etwas schwindelfrei sein, und erreiche nach einigen großen Treppenstufen das kleine Plateau eines frei stehenden Felsens.  Wow!

 

Ein gewaltiger Ausblick bietet sich hier. Man sieht von links nach rechts die gesamten Alpen. Und da sich die gestrigen Wolken verabschiedet haben, ist die Sicht top. Matterhorn, Monte Rosa Massif, Jungfrau…und gaaaanz viel mehr ist zu sehen. Echt eindrücklich hier oben. Der Aufstieg hat sich auf jeden Fall gelohnt. Anfangs teile ich mir diesen wundervollen Ort mit einem Pärchen, die ziehen aber bald ab und so bin ich hier…ganz alleine! Filmen, fotografieren, faul auf der Bank in der Sonne sitzen, Aussicht genieß, fasst es wohl recht gut zusammen.

 

Und wie ich da so sitze, ringen Engel und Teufel Bär in mir. Es geht dahinten noch ganz hoch auf den Monte Genorso. 1701 m hoch. Sieht steil aus, aber wenn ich doch jetzt schon hier bin, sollte ich auch noch ganz hoch, meint Engeli Bär. Teufeli Bär hält dagegen: von da oben siehst du auch nicht viel mehr oder besser. Das lohnt nicht. Außerdem hast Du ja jetzt schon etwas Hunger und erinnere Dich: Du hast nix zu Essen dabei! Zu kaufen gibt’s hier nix. Alles zu. Und Du musst noch wieder runter zum Parkplatz laufen. Die Bahn fährt nicht. Du wirst elendig verhungern…

Engeli Bär ist erschüttert ob dieser Argumentation und versucht dagegen zu halten: geh auf den Berg, geh auf den Berg, geh auf den Berg…

Super, ihr Bären, denke ich, ihr seid mir echt eine Hilfe. Ich verschiebe die Entscheidung, laufe erstmal zurück zum Bergbahnhof.

 

Dort angekommen…weiss ich immer noch  nicht so recht. Teufeli Bär, der wirklich alles gibt, verliert letztlich allerdings. Denn das Argument von Engeli Bär, ich werde es bereuen nicht ganz hoch gelaufen zu sein, zieht und so laufe ich wieder bergauf. Steil! Aber mit Aussicht! Wiederum in voller Sonne kämpfe ich mich den Hang hoch und komme 30 Minuten später oben an. Schluss! Höher geht nicht! Leider nicht so alleine wie auf meiner ersten Aussichtsplattform. Aber der Blick ist noch einen Tacken cooler als drüben. Denn man kann nun auch über den ersten Berg hinweg schauen und sieht ein gewaltiges Panorama. Ich denke die Bilder zeigen besser als jegliche Worte, was ich meine.

      

Nach 30 Minuten genießen und verweilen, mit deutlich stärkerem Hunger…meint Teufeli Bär: auf jetzt! Zurück zu Zottl. Genug mit wandern! Du musst heut auch noch nach Hause!

Tja und manchmal muss man auch auf den Teufel hören,  ich mache mich an den Abstieg, bemitleide alle, die gerade noch im Aufstieg sind und stehe keine Stunde später wieder bei meinem eScooter. Ach was ist das schön, den letzten Kilometer rollend zurück zu legen. 5 Minuten später bin ich bei Zottl, Tür auf, Essen aus dem Kühler, rein in den Topf, aufwärmen, essen.

Den Rest des Nachmittags sichere ich Daten, esse einen Schweizer Apfel, erhole mich von der Tour und denke so ganz langsam an das Thema Heimfahrt. 2 Stunden sind es die vor mir legen. Gegen 17 Uhr packe ich zusammen und starte Zottl’s Motor. Schauen wir mal, ob wir hier wieder runter kommen.

 

Schnell stellt sich raus: mehr los als am Freitag. Einige Autos kommen uns entgegen, der ein oder andere muss ausweiche. Einer sogar 150 m rückwärtsfahren. Sorry!
Als nächstes Hindernis kommt noch eine enge Ortsdurchfahrt, dann noch ein Postbus von unten den ich durchlasse und dann, endlich….Autobahn…Tempomat rein und ab gen Gotthard.

 

Hinter Biasca plane ich zu entsorgen. Doch sehr zu meinem Frust, wird das nix. Der ganze Parkplatz ist gesperrt. Ich schimpfe wie ein Rohrspatz, bedeutet das doch einen enormen Umweg über Zug. Nix mehr mit 19 Uhr zu Hause sein. Es wird 20 Uhr werden. So ein Dreck!

Und als ich aus dem Gotthard Tunnel wieder ausgespuckt werde, tröpfelt es. Echt jetzt? Muss ich jetzt womöglich sogar bei Regen entsorgen??? Bei Luzern regnet es richtig und ich bekomme schon schier die Krise, doch je näher ich gen Zug komme, desto trockener wird’s. Bei der Entsorgung, da hab ich echt Glück, ist es trocken.

Warum ist Trockenheit so wichtig heute? Ich will die Entsorgung mal kurz mitfilmen. Hab ich schon lange nicht mehr gemacht.
Allerdings ist die Station belegt, ich muss kurz warten. Beschäftige mich solange mit Facebook und Instagram.

Während ich dann später mit der Entsorgung loslege, wartet auch schon der Nächste. Das hab ich bisher auch noch nicht erlebt. Rush Hour am Loch im Boden!

Und so endet die Tour hier, alle Tanks leer, alles im Kasten und wir fahren erleichtert nach Hause. Danke, dass ihr wieder mit uns unterwegs wart, wir sehen/hören/schreiben uns ziemlich sicher nächstes Wochenende wieder.

Viele Grüsse

Kai

 

GPS Koordinaten:

Parkplatz am Monte Generoso: 45.907448, 9.001319

 




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