Hallo zusammen,
es ist ein Tag am Ende des April 2020. Die Corona Lockerungen laufen, ein Reiseverbot gibt es weiterhin nicht in der Schweiz. Die Situation an den Spitälern entspannt sich deutlich. Schweizweit ist die Lage deutlich besser, die infizierten Zahlen stark gesunken.
Ergebnis der Analyse: Wir können weiterhin losziehen. Beobachten die Lage aber immer sehr genau und entscheiden von Wochenende zu Wochenende.
Aufgrund der entspannten Lage, darf Flauschy auch dieses Wochenende zu Hause bleiben. Da freut sie sich. Denn am liebsten ist sie dort und bei den anderen. Ja, es gibt noch mehr davon!
So packt also das standard Reiseteam sein Zeug. Co-Pilot, Friedrich, Zottl und Kai. Wobei Kai und Zottl sich die Arbeit teilen. Der Rest vom Team schaut zu, lässt sich durch die Gegend tragen und
dreht Tatzen. Also, alles wie immer!
Gegen 20 Uhr brechen wir erst auf. Sind spät dran. Das Bergwerk hielt uns auf. Somit ist schon mal klar: unser neues ORC LED Licht kommt heute wieder ausdauernd zum Einsatz. Juhu….dafür haben wir es ja!
Wir zottln los…aber wohin?
Hm...erstmal tanken! Diesel bei 1,41 CHF/Liter. Schön günstig! Dann weiter auf die Autobahn und gen Chur. Wir haben heute einen komischen Plan. Die ganze Tour wollen wir südlich des Alpenhauptkamms verbringen. Im Norden ist nämlich ziemlich mieses Wetter angekündigt. Im Süden zwar auch nicht super gut, aber immerhin weniger Regen vorhergesagt als für den Norden.
Heute Nacht…ja da wollen wir auf den San Bernadino Pass. Wobei da einige Dinge komisch sind:
Google Maps sagt, der Pass ist bis oben offen. Aber auf der Südseite noch geschlossen. Wir können also hoch, aber nicht drüber und auf der anderen Seite runter. Damit kann ich leben. Soweit
Google Maps!
Doch im Internet ist zu finden, dass der Pass erst am 3. Mai öffnen soll. Hm…vielleicht meinen sie ja die Überfahrt über den Pass….tja…komisch
Etwas planlos machen wir uns also auf den Weg und schauen uns die Lage vor Ort an. Klar, ich hätte auch irgendwo anrufen können und nachfragen…aber wo wäre denn da der „Nervenkitzel“?
So tuckern wir also mit 100 km/h und kaum Verkehr nach Chur, dran vorbei, bei Dunkelheit und einem mulmigen Gefühl.
Aufgrund des wenigen Verkehrs, fühlt man sich etwas einsam auf dem Highway. Am Walensee müssen wir von der Autobahn runter. Das Teil ist gesperrt aufgrund von Bauarbeiten. Toll! So juckeln wir bis Flums am Walensee entlang. Sehen aber nix, stockdunkel und Regen.
Von Flums bis Thusis eiern wir wieder auf der Autobahn vor uns hin. Bei Thusis dann die Überraschung…wir müssen wieder von der Autobahn runter. Gesperrt! Ja super, es ist schon spät, wir müde,
ich würde lieber schnell ankommen. Doch nein, wir eiern jetzt durch die Viamala Schlucht, verlieren Zeit, sehen nix, stockdunkel.
Bei Andeer geht es wieder auf die Autobahn drauf, weiter gen San Bernardino Pass. Kaum freu ich mich, dass wir jetzt endlich wieder vorankommen…müssen wir schon wieder runter von der Bahn. Ja da
lecks mi do am Oarsch! Das gibt’s doch net!!! Langsam werd ich sauer!
Wieder eiern wir über Landstraße. Entlang der Autobahn, sehen wie Bauarbeiter an Autobahnbrücken rumflexen. Wieder stockdunkel, wir sehen nix von der schönen Landschaft. Kurz vor dem San
Bernardino Nord Portal dürfen wir wieder auf die Autobahn. Außer uns ist keine Sau mehr unterwegs. Zwei Polizeifahrzeuge kamen uns entgegen, sonst NIEMAND. Wir fühlen uns ein wenig wie die
letzten Menschen auf diesem Planeten. Haben wir irgendwie was verpasst??? Echt schräg…
Nach diesen drei Autobahnsperrungen, Regen und Dunkelheit fahren wir endlich freiwillig die Autobahn ab. San Bernardino Pass steht auf dem Schild, wir folgen. Fahren einige Meter, um eine
langgezogene Linkskurve und dann erstarrt der müde Co-Pilot. Oh, oh…Husten…..wir haben ein Problem. Friedrich niest! Hä….?
Vor uns versperrt eine Schranke den Weg. Es stellt sich heraus: Google Maps hat einen Scheiss angezeigt. Hier ist nix offen. Wir kommen keinen Meter hoch gen Pass!
Jetzt heißt es drehen und….ja…und dann? Was nun? Gut ist Flauschy nicht dabei…ihre Unflauschigkeit könnte ich jetzt nicht gebrauchen.
Also, zurück auf die Autobahn, wir fahren durch den Berg und versuchen unser Glück auf der anderen Seite, in San Bernardino. Glücklicherweise hatte ich dort in der Region schon mal nach möglichen
Übernachtunsplätzen gesucht. Für den Fall, dass es mal ein Südstau Schneeereignis geben könnte im Winter.
Als wir aus dem Tunnel rausschießen, zünde ich sofort den Bremsschirm und biege rechts ab, fahre nach San Bernardino rein und halte erstmal auf einem Parkplatz. Muss kurz die Lage checken wie es jetzt genau weitergeht.
Dank Handy und 4G Empfang weiß ich kurz darauf: 2 km der Landstraße folgen. Erst kommt ein Parkplatz rechts, weiter hinten einer links.
Auf Höhe des Parkplatz rechts denken wir, hm…etwas nah an der Straße…fahren wir weiter. Parkplatz links ist etwas besser. Stück versetzt von der Straße und geschützter. Als Notplatz geht der gut.
Zuerst drehe ich noch eine Platzrunde um zu sehen wie der Untergrund aussieht, dann entscheide ich: wir bleiben hier und so parke ich rückwärts ein, Motor aus.
Es ist nach 23 Uhr, wir alle platt. Die Bären wollen zwar noch auf dem Tisch tanzen, ich aber nicht. So schnapp ich sie mir und werfe uns ins Heck. Will nur noch schlafen. Irgendwie kaputter als
sonst…ich werde alt!
Gute Nacht und bis morgen.
Kai
GPS Koordinaten:
Übernachtungsplatz San Bernardion: 46.447017, 9.201084
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