#1071 Finnland - Unterwegs mit Nout und seinen Kunden

07.012.2024 Im Auftrag der Pferde

Schönen guten Morgen, 

der Wecker klingelt, das Wetter ist grau, die Temperatur knapp unter Null. Wir stehen am Fluss Oulujoki. An einer Badestelle mit Komposttoilette und Eis auf dem Wasser.  

Aufstehen, Heizung, Laptop. Um 12 Uhr meldet sich Nout, er ist schon in der Nähe und kommt noch kurz bei mir am Schlafplatz vorbei. So können wir von hier gemeinsam weiter ziehen. 

Ich bin schon so gut wie fahrbereit, schnell noch Gebiss schrubben und schon fährt Nout auf den Hof. 

Heute Flauschy Samstag, sie sitzt schon mit Nikolausmütze bereit für die Abfahrt im Cockpit. So lob ich mir das. 

Nach kurzem Hallo mit Nout, machen wir uns auf den Weg zu seinem ersten Kunden, wo er die Hufe von drei Pferde trimmt. Eine Organic Farm mit auch über 100 Schafen. Ich hoffe natürlich, auch einen Blick auf diese werfen zu können. 

Im Konvoi düsen wir nun 20 Minuten zum Kunden. Die Farm liegt am Ende einer rumpeligen Straße, immerhin alles fest gefroren, bei ohne Frost und mit Wasser, könnte das hier ziemlich matschig werden. Wir parken neben dem Haus, vor dem Pferdestall. Dann gehts los. Hallo sagen bei der Eigentümerin, spricht super Englisch und so entsteht gleich eine nette Unterhaltung. An diese Stelle schon mal ein herzliches Danke an Salla, das ich bei ihr filmen darf!

Das erste Pferd wird aus der Box geführt, ein 28j-ähriges Finn Horse. Finnische Rasse, ein Arbeitspferd. Bekommt hier sein Gnadenbrot. Ist aber noch fit und Nout schaut sich heute die Hufe an und schneidet sie. Dabei erklärt er mir, einem völligen Pferdelaien, gleich mal noch so einiges über die Anatomie und warum Pferde eigentlich jedem den Mittelfinger zeigen. Wieder was gelernt heute! 

Das Pferd macht alles mit stoischer Ruhe mit, Nout kommt gut vorwärts, schneidet und feilt und analysiert die Hufe. Er ist ein Vollprofi was das angeht. 

Neben den Pferden und Schafen wohnen hier auch noch drei Hunde und zwei Katzen. Die Katzen lerne ich kurz darauf auch gleich kennen. Beide stromern durch den Stall.

Nout befasst sich nun mit dem zweiten Pferd. Auch hier werden die Hufe getrimmt. Eine schweisstreibende Arbeit und das Ganze geht nur so schnell, wie das Pferd es zulässt. Dieser Kunde auch ein wenig störrischer als der erste, jünger und noch etwas dynamischer. Legt dann auch mal seinen riesen Kopf auf Nout ab und kuschelt mit ihm ein wenig während er unter dem Pferd ist und die vorderen Hufe trimmt. Ein echter Knochenjob. Aber Nout liebt ihn, genauso wie er Pferde liebt. 

Nout selbst ist Niederländer, alle 4 Wochen hier oben unterwegs und trimmt die Hufe der Pferde seiner Kunden. Sein zukünftiger Weg soll ihn gen Portugal führen, wo er Camper, ein eigenes Pferd und Freunde hat und sich eine Existenz aufbauen möchte. 

Und nachdem Pferd zwei fertig ist, kommt Nummer drei. Als es auf 15 Uhr zugeht, sind alle Pferde fertig und wir bekommen noch einen Blick auf die Schafherde, die hier im Stall auf Heu auf das Ende des Winters wartet. Neugierig werden wir von zig Augenpaaren beäugt. Ein herrlicher Anblick! Hier könnte ich den ganzen Tag verbringen. Hängematte mitten in die Schafherde stellen, chillen und beobachten

Nach dem kurzen Besuch bei den Schafherde, dürfen wir noch  leckeren Kaffee und Kuchen genießen bevor wir uns dann sputen müssen. Denn Nout hat noch einen weiteren Kunden heute und wir sind schon etwas spät dran. 

So verabschieden wir uns, ich sage nochmal herzlichen Danke, dass ich filmen durfte und soll mich jederzeit melden, wenn ich mal hier in der Nähe bin. Salla, die Eigentümerin, ist selbst auch Camperin, allerdings mit Wohnwagen, warf aber auch noch einen interessierten Blick in den KaiWINplus. Gefiel ihr gut.

Jetzt aber volle Möhre zum. nächsten Kunden. Möglichst ohne von den rutschigen Straßen zu fliegen. 

20 Minuten später erreichen wir die neue Location. Stockdunkel mittlerweile. Die Besitzer und ein sehr kleines Pferd, man könnte auch Pony sagen, stehen schon bereit. Na das wäre doch ein Pferd für den Co-Pilot. Genau seine Größe. Hm...

Auch hier die Besitzer super freundliche Menschen. Ich darf alles filmen und alle sprechen gut Englisch. Neben dem Pony gibts auch noch ein großes Pferd und einen echtes Island Pony. Da kommen doch Erinnerungen hoch. Nout macht sich an die Arbeit, trimmt alle Hufe, wir bekommen zwischendurch noch einen Blick in den Stall und ich lerne, das die Tiere rein und raus können wie sie wollen. Kälte macht ihnen nichts aus. Die Tiere stehen auch gerne mal bei minus 30 Grad noch auf ihrer Koppel und genießen die Kälte. Schöne Tiere!

Als alle Pferde ihre Hufe gemacht bekommen haben, kommt das vorläufige Highlight des Tages. Der Co-Pilot darf auf dem kleinen schwarzen Pony Platz nehmen und mal etwas üben. Und er schafft es sogar, sich ganz alleine auf dem Pony zu halten. Naja....mit Hilfe der Nase irgendwie. Er ist aber mächtig stolz, dass er das durfte und geschafft hat. Das wird er im Team nun jedem lang und breit erzählen. 
Die Besitzer haben zum Glück auch einen gute Portion Humor und ebenfalls Spass am Co-Pilot und seinen Pferde-Sitz-Künsten. Wir hatten natürlich vorab gefragt, ob wir das machen dürfen. 

Und weil Nout vermutlich die besten Kunden der Welt hat, bekommen wir noch einen Tüte gutes Birkenholz, mit einer  Info, wo wir eine coole Grillstelle finden können. Vermutlich sogar mit Holz vor Ort. Da wir allerdings nicht die passenden Würstli haben, müssen wir kurz noch in einen Supermarkt.

So sagen wir Tschüss zu den Kunden und machen uns um 19 Uhr auf den Weg zu unserer Abendaktivität: Einkaufen! 10 Minuten fahren. 

Der Einkauf verläuft problemlos, Würstli, Milch, Eis, Senf werden beschafft. Danach 15 Minuten Fahrt und wir stehen irgendwo im Wald und sind irgendwie falsch! Leicht verschneiter Waldweg...und dann mal schön den Rückwärtsgang rein. Auch der nächste Anlauf endet in einer Rückwärtsfahrt, bis ich auf Maps den eigentlichen Parkplatz finde, wir dort auch hinfahren, parken, unsere Sachen packen und noch 500 m durch den Wald wandern bis zum Grillplatz. Natürlich merkt sich keiner so richtig, wie wir eigentlich hingelaufen sind. Beide haben wir Hunger und Durst wie Sau.

Stockdunkel im Wald, wir mit Stirnlampen unterwegs. Holz finden wir zur genüge, so kann der Grillabend beginnen. Frieren werden wir nicht. Die Birkenrinde brennt schnell und entfacht ein tolles Feuer, ruckzuck brennt eine große, wärmendes Flamme. Wir legen ordentlich was auf und warten auf Glut. Hunger....Prost...die letzten zwei Jever gehen heute Abend drauf. 

Das Birkenholz auf jeden Fall, trocken und brennt wie die Hölle. Nach knapp ner Stunde haben wir gute Glut, schaffen das Feuer etwas bei Seite und legen unsere Würstli aufs Grillrost. Die Hitze perfekt, die Würstli werden top. Und wir verputzen 8 Würstli. 4 Scharfe, 4 mit Käse. Lecker! Dazu noch ein finnisches Bier. Für einen Samstagabend also standesgemäß würde ich sagen. 

Gegen 22 Uhr lassen wir so langsam das Feuer ausgehen, leeren unsere Bierdosen und räumen zusammen. Müll bleibt keiner zurück, alles wird wieder mitgenommen. So laufen wir bergauf zurück zu den Vans. Verpassen allerdings irgendeine Abzweigung und kommen ganz woanders raus. Dort, wo wir vorhin zum zweiten mal rückwärts gefahren waren. Wir könnten jetzt den Weg entlang laufen, den wir vorhin fuhren...oder querfeldein durch den Wald gehen. Wir entscheiden uns natürlich für letztes. Is ja klar, oder? Und so stochern wir durch den stockdunklen Wald. Irgendwann versperrt uns ein Zaun den Weg, Waren wir gerade auf einem kleinen Trampelpfad, sind wir nun offroad unterwegs. Grob hoffentlich in die Richtung in die unserer Autos stehen. 

Naja, stellt sich raus, stimmte alles nicht so ganz. Wir kommen an der Hauptstraße raus von der wir vorhin in den Wald abgebogen waren. So laufen wir diese nun noch ein Stück entlang bis wir zum Parkplatz kommen wo zum Glück noch unsere Vans stehen. Puh...knapp überlebt den Rückweg. 

Und so heisst es nun Abschied nehmen. Nout fährt zurück nach Oulu, er muss morgen wieder früh raus und weitere Pferde und Besitzer glücklich machen.  Unser Team bleibt hier und nächtigen auf dem Parkplatz. Ruhige Straße, nix los. Morgen ziehen wir weiter gen Süden. Wir haben ein Boot zu kriegen...wissen aber noch nicht genau wann und welches.

Wir hatten zwei sehr coole gemeinsame Abende und irgendwann werden wir das hoffentlich in Portugal bei wärmeren Temperaturen wiederholen!  Alles Gute lieber Nout auf deinem Weg gen Süden! Freue mich sehr auf ein Wiedersehen im Süden.

Und so fährt er davon, ich sortiere mich und meine Sachen in den KaiWINplus und setze mich an den Rechner. Genieße noch eine heisse Schoggi zum Aufwärmen und gehe irgendwann gegen 1 Uhr ins Bett. Mit einem noch immer ziemlich aufgeregten Co-Piloten. Der nun beginnt, seine Geschichte etwas auszuschmücken. Irgendwie wird dabei vor allem das Pony immer größer und mutiert zum Mammut, von wildem Ritt und Sprüngen über Zäune ist die Rede. Flauschy und Frieder kriegen dabei immer größere Augen. Meine werden immer kleiner...Ohropax rein...der Co-Pilot der alte Hochstapler...man, man, man. 

Ich halt mich da auf jeden Fall raus und sage lieber nix. Will den Frieden nicht stören und für Friedrich ist auch ein Pony ein Mammut...von daher...alles gut. 

Dann mal gute Nacht und bis morgen. Ziel für morgen ist Vaasa. Über 300 km Landstraße. Schauen wir mal, ob der Plan aufgeht.

Viele Grüsse und schön, seid ihr mit uns unterwegs. 

Kai und Team

GPS Koordinaten:

morgens: siehe Blog von gestern

abends: diese Koordinaten teile ich diesmal nicht. Ist ein geheimer Spot der Locals. Das soll er auch erstmal bleiben. 

Unsere heutige Route: ca. 50 km