#1058 Finnland - NO CAMPING! Ich glaubs ja nicht....

23.03.2024 

        

Schönen guten Morgen, 

 

gestern Lagerfeuer und Party vor der Tür. Heute Katzenjammer? Naja, nee, so schlimm ist es nicht. Es ist eher wie immer. Aufstehen, Heizung, hinlegen, warten, endgültig aufstehen. 

 

Nach in der Dinette sitzen und anziehen, oder umgekehrt, so genau weiss ich das nicht mehr, bemerke ich: Verdammt, das Wasser steht noch immer im Waschbecken des Bades. Der Abfluss unterm Van ist ja gefroren. Darum muss ich mich dringend kümmern. Es braucht eine Lösung. Aber welche?

 

Zum Glück habe ich Erfahrung mit Winter und bin vorbereitet und hatte das Problem schon auf meiner ersten Winterreise nach Skandinavien mit Zottl. Daher...vor die Tür...Kellertür auf....tiiiiieeefffff reinkriechen...oh...da ist des Co-Piloten Adventskalender von 3Bears. Das darf ich am 1. Dezember nicht vergessen, sonst tut sich hier die Erde auf und verschluckt mich. Aber ich brauche eigentlich was anderes...das liegt gaaaaanz hinten...aber ich komme hin ohne den ganzen Keller ausräumen zu müssen. Für sowas wäre ein Schwerlastauszug manchmal schon ganz praktisch. Irgendwann....wenn ich mal große bin...besitze ich sowas vielleicht auch mal in einem Van. 

 

Gut, hier hab ich nun also das, was ich benötige. Ein Rohr. Von Truma. Rund 1,5 m lang, vielleicht auch etwas mehr. Das benötige ich, und die Truma Heizung selbst. Die hab ich gerade schon auf 30 grad gestellt. Die ballert also schon voll los. SO wird sie auch gleich mal wieder freigebrannt. Läut ja bei uns im Dauerbetrieb. Die Temperatur heut etwas unter Null, dazu ein eisiger Wind. 

 

 




Unter dem Van habe ich ein Grauwasserrohr. Das macht es einfacher. So muss ich nicht rausfinden, welches genau ich auftauen muss. Es kommt aus dem Boden des Vans an die frische Luft, knickt ab, folgt einer L Form und endet oben im Grauwassertank. Dann mal los.

 

Ein Ende des Schlauchs an den Kamin der Truma, den anderen unters Auto an das Grauwasserrohr. Genau dort hin, wo das Rohr aus dem Fahrzeugboden kommt und seinen Knick hat. Meine Position nicht wirklich bequem. Ich knie vor dem Van, ein Arm halb unter dem Auto, der andere am Kamin der Truma. Aufpassen, dass man den Luftstrom der Abgase nicht aus versehen abwürgt...zack passiert...die Truma hustet kurz und stellt ab. Fuck! 
Nicht aufgepasst.

Jetzt fährt sie erst runter, ich muss sie wieder starten..das dauert...ich Depp. 

 

Als sie wieder auf Volldampf läuft, bin ich vorsichtiger, halte den Schlauch so, dass die Abgase gut in den Verlängerungssschlauch kommen und nach unten, unters Auto geführt werden. Dort die warme Luft immer schön gegen das Grauwasserrohr. Irgendwann hol ich n Topf, stelle den unters Auto und lege das Truma Rohrende drauf zur Stabilisierung. Dann muss ich nur noch am Kamin festhalten. 10 Minuten bin ich zu gange. Dann wage ich, die Konstruktion mal kurz loszulassen. Alles fällt in sich zusammen..war ja klar. Ich laufe in den Van...und....wie schauts im Waschbecken des Bades? Wasser weg?

 

Nope...was steht da noch! Verdammt. Ich wieder raus, alles wieder gut hinhalten und warten. Der Wind kalt, bläst auch unterm Van. Sicherlich nicht hilfreich, dass die Wärme dort hin geht, wo sie hin soll. Nochmal 10 Minuten warte ich.

CO-PILOT...geh mal ins Bad und schau ob das Wasser noch im Waschbecken steht!!!!

Schweigen im Van. Nix passiert. Keiner rührt sich. CO-PILOT....BIIITTTEEEE!!!

Nix!

 

Man....also, Konstruktion wieder fallen lassen, in den Van...da liegt der Co-Pilot im Heck mit Marshmallows in den Ohren. Kein Wunder hört er mich nicht. Über alles andere wundere ich mich schon gar nicht mehr. Man stumpft ja ab mit der Zeit. Und dass meine Reisegenossen nicht alle Wattfäden im Schrank haben, ist ja wohl mittlerweile klar, oder? 

 

Und was macht das Waschbecken im Bad? Haa.......leer! Wasser weg! Geil. Ich alter McKaiver....das hat wieder geklappt. Wie damals. Nur damals bei minus 28 Grad ohne Wind. Geiler Scheiss. Ich bin schon ein Genie.

 

Diese Lobeshymne auf mich selbst hört der Co-Pilot natürlich und hebt sogleich seine Tatze....oh man...jaja, Eigenlob stinkt...aber sonst ist hier ja keiner der mich lobt. Jetzt hebt auch Friedrich die Tatze.... ACH, ihr könnt mich mal! Ich gehe wieder raus, lasse mit Absicht die Schiebetür sperrangelweit offen! Wir müssen noch lüften. Ausgiebig!

 

Kaum bin ich raus, höre ich von innen Gegrummel und Gemaule....mir egal. Ich räume draußen auf und bin ein klein wenig stolz auf mich. Grauwasser erstmal wieder frei. Vermutlich aber nicht für ewig. Das Rohr dünn, steht man in die falsche Richtung schräg, bleibt Wasser stehen. Und die falsche Richtung ist Schnauze tiefer als Heck, meine "Lieblingsstellung". 

 

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Den Topf hole ich unter dem Auto hervor, fülle ihn mit Schnee, stelle ihn auf den Herd. Feuer frei. Schnee auftauen, Wasser dann zum kochen bringen.

Und alter...wieviele Menschen sind eigentlich schon gestorben, während sie warteten, dass ein Liter kaltes Wasser auf einem Gasherd kocht? Das dauert ja gefühlt Jahrhunderte! Himmel, Gesäss und Faden...ich warte ewig!

 

Als es nach 30 Minuten endlich kocht, kurz warten und dann ab damit durch den Ausguss im Badwaschbecken. Freibrennen. Tötet auch gleich alles ab, was sich da sonst noch so entwickeln könnte. Wasser fliesst durch und verschwindet. Super! Jetzt aber schnell los. Das restliche Wasser muss aus dem Rohr geschüttelt werden während der Fahrt. Sonst friert hier wieder was fest. 

Schnell die letzten Dinge verräumen, Co-Pilot und Friedrich schnappen, hm...fühlen sich etwas kühl an die beiden, und nach vorne schleppen. Müssen gleich wohl die Heizung im Cockpit etwas höher stellen. Nicht dass einer von den beide noch einen Pfnüssel bekommt. 

 

So verlassen wir diesen ruhigen Spot, hatten ihn für uns. Am See gelegen mit Feuerholz und Ruhe. Schee wars. Und nun...aber durchs Outback zum nächsten Seeplatz. Und wir überqueren den Polarkreis!

 

Also los. Auf verschneiter Straße düsen wir auf Nebenstrecke durch die finnischen Wälder. Die Allwetterreifen Conti Vanco 4Season machen weiterhin einen guten Job. Und nein, das ist kein Sponsoring. Ich nenne den Namen nur, weil ich sonst 100 Emails bekomme mit der Frage: "Mit welchen Reifen warst du unterwegs?"

 

Kurz vor dem Polarkreis....nix. Kein Schild. Kein Gebäude. Kein Hinweis. Direkt auf dem Polarkreis...auch nix. Eine normale Straße. Keinerlei Hinweis, dass man den ehrwürdigen Polarkreis überquert. Die Arktis erreicht! Die Finnen...das ist mir schon ein Völkchen. Naja, okay, ist komplette Nebenstraße hier, kommt wohl selten ein Touri vorbei. Aber immerhin ein kleines Schildchen könnte man doch aufstellen....zack...sind wir drüber und in arktischen Regionen.

 

Sofort fällt die Temperatur um 10 Grad, ein eisiger Wind bläst, der Schnee fliegt um uns, die Sicht schlecht, der Wind wird zum Sturm, wir kommen fast von der Straße ab. Meterhohe Schneewehen auf der Straße durch die wir durchpflügen und plötzlich...steht der YETI vor uns. HIMMEL, ARSCH UND ZWIERN, CO-PILOT, GEH AUS MEINEM KOPF!!!!!

 

Wir rollen ohne jegliche Änderung auf der Straße entlang, leicht wellig, verschneit, schön. Und nach 15 km...rechts...oh...nee oder? Das glaub ich ja jetzt nicht! Ein Schild...hier...am gefühlten Ende von allem....NO CAMPING. Alter...was ist denn hier los. Da eiern wir hier ewig hin, und dann das? Ich bin kurz fassungslos. Das gibt's doch nicht. Dabei ein recht netter Spot. Am See, Feuerstelle, Holz finde ich später noch, echt nett. Aber...Camping Verboten! Steht da dick und fett. Somit können wir hier nicht bleiben. Auch wenn wir nur kurz ne Nacht parken wollen. Lagerfeuer Nr. 2 für heute also auch gestrichen. Wird nix. Große Enttäuschung beim Team. 

Kurz schaue mich mich um, setzte mich danach in den Van und überlege, was nun? Schild ignorieren? Wird schon wieder dunkel! Weiter ziehen? Aber wohin? Gibt keinen Plan B. 

 

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Park4Night findet die Lösung. 30 km von hier. Ein andere Platz. Weiter weg von der Straße, etwas nördliche von Rovaniemi. Versuchen wir es! Hoffentlich liegt nicht zu viel Schnee. Führt nur ein Waldweg hin. 2km. Der wird vermutlich nicht frei geschoben.

 

Motor an, weiter geht es durch frinnischen Forst, Bahnschinen queren wir noch und nach 10 km sind wir wieder auf Asphalt und nach weiteren 5 km auf einer E Straße. Dieser folgen wir in nördlicher Richtung einige Kilometer bis Google Maps anweist: links! 2 km Waldweg.

 

Mit gemischten Gefühlen biegen wir ab. Co-Pilot macht große Augen, Friedrich sieht mich wohl schon Ketten aufziehen, so wie er schaut. Doch nix da. Wer Weg gut, nur ein paar cm Schnee, zudem Fahrzeugspuren. Wir fahren die 2 km entsannt bis zum See und treffen dort auf niemanden. Kein Verbotsschild, keine anderen Menschen, einfach nix. Nur Wald, Schnee und See. Herrlich. Leider kein Feuerholz.

 

Mittlerweile die Dämmerung schon stark fortgeschritten, geht auf 15:30 Uhr zu. Schnell also noch ein paar Shots, der See komplett gefroren, zwei Schneemobile stehen hier abgedeckt im Wald, ein paar Boote und das wars auch. Es kommt auch niemand mehr. Wir bleiben den Abend hier komplett alleine. Der Platz auch definitiv schöner als jener mit dem No Camping Schild. Gut stand es dort! Hier wären wir sonst nie hergekommen. So haben manche Dinge auch ihr Gutes. 

 

Den restlichen Nachmittag sitze ich am Laptop und arbeite. Abends gestreckte Suppe mit Nudeln und ein Video von Mona, YouTube Kanal "Mega Mobil Campervans".  Dabei wundere ich mich, dass mir YouTube Werbung auf Französisch einspielt. Was soll denn der Scheiss? Die wissen doch, dass ich Deutsch spreche. Immerhin hören sie ja meine Videos ab! Und jetzt französische Werbung? Ich glaub, die haben ihre Algorithmen nicht im Griff. 

 

Abends hatte ich auf Polarlichter gehofft, doch was kam war etwas Schneefall. Äh...ja....auch ganz nett. Gegen 1 Uhr liegen Flauschy und ich dann endlich im Bett. Feierabend für heute. Morgen soll es sonnig werden und wir wollen irgendwann das Weihnachtsdorf bei Rovaniemi erreichen. Allerdings wohl erste gegen Nachmittag, Abend. 

 

Für heute gute Nacht und bis morgen. 

Viel Grüsse

Kai und Flauschy

 

 

 

GPS Koordinaten:

morgens:  siehe Blog gestern, abends

abends: 66.688273, 26.181430

 

Unsere heutige Route: ca. 220 km

 

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